Das knapp „darüber“ liegende Gelände hat auf den Fotovergrößerungen (u.a. mit Seitenlicht) einigermaßen strukturiert ausgesehen, ist nun aber doch steiler als in Erwägung gezogen. Ein „Schlupf“ mit einem abdrängenden Felsvorsprung darüber ist technisch wohl nicht schwierig, aber aufgrund der Ausgesetztheit besser mit Seilsicherung zu probieren. So bleibt die Fortsetzung der Rinne nach rechts-oben der naheliegendste Ansatz – hier hinauf sahen wir bei einer Erkundungstour auch ein Rudel Gämsen flüchten (T5-6). Ohnehin wollte ich diese Richtung (zum Aiplpfeiler-Gipfel hin) soweit als möglich erkunden. Der Rinnenansatz wird bald auch zu einem breiten, nach außen hängenden „Band“ mit durchsetztem Baumbestand. Die bergseitige Geländstufe läßt sich an einer Stelle, an der oberhalb zwei komplett vertrocknete Fichten des umstürzens harren, relativ leicht verlassen (T5). Doch ich erkunde noch die „Kraxelsackgasse“ nach oben, steige wieder etwas ab und verlasse dieses „Band“ an einer grasigen Stelle (T4), um dahinter auf eine baumbestandene, hängende Ebene zu gelangen, über der sich ein größerer Felsaufbau aufrichtet.

Die Orientierung ist nun westwärts, um diesen massigen Felsriegel zu umgehen. Doch zuvor möchte eine grasige Geländerinne am oberen Ende gequert und ein Felsvorsprung linksseitig umgangen werden, so wie es auch die Gämsen hier machen. Danach gibt das Gelände den weiteren Aufstieg vor und es ist noch eine ca. 3m hohe botanische Kraxelei (T5-6) zu überwinden, um in der großen baumbestanden Südflanke der Salwand zu stehen.
Hier orientiere ich mich nach rechts/östl. aufwärts, tw. am Grat des Felsriegels entlang, um in den Bereich zu gelangen, an dem sich der Gratansatz vom Salwand-Gipfel herab zieht. Diesen erreicht und abwärts gefolgt stehe ich bald am bzw. auf dem „Aiplpfeiler-Gipfel“.
Auch hier ist äußerst vorsichtiges agieren angesagt, möchte man nicht auf direktem Wege zu seinem Einstiegspunkt hinabstürzen. Weiter abwärts steigend besuche ich noch den Ausstiegspunkt der Kletterroute „Sensation“ (UIAA VII+) und verlasse dann das Absturzgelände durch Wald aufsteigend zum Messpunkt der
Salwand (1435m).
Dem Ostgrat folgend wird meine eigentliche Gipfelpause dann am etwas tiefer gelegenen Nebengipfel sein, an dem ich auch endlich den Verschluß der Bierflasche ploppen lasse. Nach einem kleinen Arbeitseinsatz („Avatar“ gepflanzt) folge ich dem Gratverlauf weiter hinab, bis es an der Zeit ist mich südwärts zu orientieren, um den östlichen „Schlupf“ der Salwand vom
Bergautist zu erreichen. Dank elektronischer Navigation in Bezug auf einen Referenzpunkt der OSM-Karte gelingt mir dies ganz gut, ich kraxle vorsichtig die Felspassagen hinunter und quere am Wandfuß in Richtung dem Ausgangspunkt zurück.
Eine kurze Begutachtung des Einstiegs der Kletterer in die tw. überhängende Aiplpfeiler-Route lasse ich mir nicht nehmen, dann merke ich im weiteren Abstieg durch den steinigen Wald wie sich die mentale Erschöpfung durchsetzt, doch mein nächstes Tourenziel ist nun der kleine Aiplsee, in dessen ziemlich frischen Wasser ich mich kurz komplett versenke. Wenig später am HP Aipl tröpfelt es etwas, dann freue ich mich auf das leckere kalte Wasser der Quelle „Schwarzer Ursprung“, von dem ich mir noch für den Rückmarsch zum Brannenburger Bahnhof einiges abfülle. Ich bleibe auf dem Wirtschaftsweg und später auf den gekiesten Fußwegen, stets leicht abwärts führend, entlang des Kirchbaches, denn hier kann ich getrost das Hirn ausschalten ohne in größerem Maß zu verunglücken.
Durchaus locker abgesprochen war an diesem Tag mit einem späteren Zug auch
Bergautist wieder dort unterwegs (
Salwandumrundung am 9.6.2019), um dankenswerter Weise einen fotografischen Blick auf mich zu werfen (Bilder Nr. 4 & 8; rote Kringel).
Nun, nachdem mir diese Tour geglückt ist und sich Erleichterung breit macht, mache ich mir Gedanken, ob dort auf dem „Zick-Zack-Band“ (und dem weiteren Verlauf) vor mir bereits jemand unterwegs gewesen sein könnte. Hat sich vllt. mal ein Wilderer die Mühe dieses Aufstiegs gemacht – wohl kaum, ist die Salwand doch viel einfacher zu erreichen. Könnte dort einer der früheren Alpinisten sich an diesen „Wand-“Durchstieg versucht haben – kaum nachvollziehbar, denn z.B. eine „Rostgurke“ wie in manchen alten Kletterrouten konnte ich keine erkennen. Und alpinistisch betrachtet – bzgl. einer „Dokumentation“ – ist das Internet einfach zu jung...
Hmm, eine „Erstbegehung“ des „Zick-Zack-Bandes“ durch die westl. Salwand wäre durchaus im Bereich des möglichen – wäre dort selbst in der heutigen Zeit durchaus nicht ausgeschlossen...

– schließlich wurde die Südwand des Aiplpfeilers auch erst im Frühjahr 2007
„in mehreren Angriffen von unten, in ehrenhafter Weise bestiegen.“ Jetzt wo ich „den Weg“ mit seinen Eigenschaften kenne, kann ich mir eine Wiederholung mit leichtem Gepäck an temperierten Tagen gut vorstellen. („Steinewerfende“) Gämsen habe ich während des Durchstiegs keine gesehen, denen war es in der Südflanke wohl zu warm.
Anderen „Nachahmungstätern“ sei dringend geraten, dass sie im steilen Schrofengelände erprobt sicher unterwegs sein müssen und problemlos die Kletterschwierigkeit UIAA III kraxeln können sollten (damit sollte ihnen bewußt sein, worauf sie sich einlassen) – bei „richtiger“ Routenwahl bleiben die Schwierigkeiten darunter, aber das meist stark ausgesetzte Gelände verzeiht keine größeren Fehler!
Abschließender Hinweis: Dies ist ein Erlebnisbericht – und KEINE Tourenempfehlung!