Die Klettersteig-Geschichte hat mich nicht losgelassen. Woher kommt’s, dass die "Steinernen Jäger" mit dem Etikett "Klettersteig" versehen wurden? Vermutlich ist es darauf zurückzuführen, dass die Autoren des lange vergriffenen AV-Führers „Chiemgauer Alpen“ in der 1988er Ausgabe auf Seite 46 zum Hochstaufenaufstieg über den Ostgrat folgendes schrieben:
Der sogenannte "Klettersteig" führt nun durch Schrofen in 1½ Std. gut bez. und für trittsichere Schrofengeher ohne Schwierigkeiten zum Reichenhaller Haus und zum Gipfel.Obwohl Marianne und Helmut Zebhauser durch Wortwahl und Anführungszeichen verdeutlichen, dass es sich eben nicht um einen klassischen Klettersteig handelt, hat sich die moderne Oberflächlichkeit offenbar durchgesetzt.
Eine Besonderheit von Klettersteigen ist die Möglichkeit zur Selbstsicherung mittels Klettersteigset. Aber genau diese Eigenschaft geht den "Steinernen Jägern" vollständig ab, es gibt an keiner Stelle Fixseile oder Stahlbügel zur Selbstsicherung. Die kurze Leiter mit Gitterplattform am Anfang und ein paar Stahlstifte im oberen Teil des Steigs ist alles, was an Eisenwerkstoffen zu finden ist, dazu gelegentliche neuere Bohrhaken zur Fremdsicherung. Die Falschetikettierung "leichter Klettersteig" spricht besonders unerfahrene Klettersteiganfänger an, die ohne die Möglichkeit der Selbstsicherung im schwierigen, alpinen Gelände ziemlich verloren sind.
Ich besuche den Hochstaufen wenigstens einmal im Jahr. Meistens steige ich über die "Steinernen Jäger" auf oder ab, heute auf. Kurz hinter der Padingeralm zeigt der Wegweiser, dass ich einen "schwarzen" Bergweg benutzen werde, also einen der Kategorie W4 oder schwieriger. Auf einen Klettersteig weist der AV-Wegweiser - völlig zu Recht - nicht hin.
Bis zur Jagdhütte unterhalb des Buchmahdsattels war der Steig schneefrei, danach mussten vermehrt Schneefelder gequert werden. Der bereits genannte Leiteraufstieg ist von einem umgestürzten Baum versperrt. Man kann das Stahlkonstrukt aber leicht rechts umgehen.
Im weiteren Verlauf wechseln sich lange apere Abschnitte mit kurzen Schneefeldquerungen ab, einige davon sind recht steil.
Der finale Aufstieg zum Reichenhaller Haus (Staufenhaus) findet überwiegend auf Schneehängen statt, eine gut sichtbare Spur zeigt aber, wo’s lang geht.
Auf der Hüttenterrasse war ein Frauen-Duo kurz vor mir eingetroffen. Die beiden waren über den Goldtropfsteig aufgestiegen. Später kam noch eine Dreiergruppe dazu, die den Bartlmahd-Aufstieg gewählt hatte. Das Gipfelkreuz nahm ich natürlich noch mit und freute mich über die großartige Aussicht auf die Berchtesgadener und die Steinberge.
Zurück ging's über Bartlmahd, bis runter auf etwa 1200 m fast durchgehend auf Schnee. Die Schnee-/Windbruchschäden dort sind grob beseitigt, zumindest ist der Wanderweg gut begehbar, soweit er nicht unter der Schneedecke liegt.