"Kleine Ostwand" über das Wiederband
Die "Kleine Ostwand", oder auch "Gerade Ostwand " genannt, ist eine klassische leichte Kletterei, die gerne als Test und Vorbereitung für die berühmte Watzmann - Ostwand verwendet wird. Sie führt landschaftlich eindrucksvoll durch die berühmte Ostwand im Schwierigkeitsgrad III- direkt zur Mittelspitze. Das Band, das man hier begeht, wird "Wieder-Bandl" bzw. "Wiederband" genannt. Es ist das größte Schichtband der Mittelspitze-Ostwand und läßt sich ohne Klettern begehen.
Diese Tour kann man aufgrund seiner Schwierigkeit nur mit jemandem begehen, der die örtlichen Gegebenheiten bestens kennt.
Vor Alleingängen wird dringend gewarnt!
GPS-Wegpunkt:
N47 36.175 E12 56.799 zu Google Maps
Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Bahnverkehr bis Berchtesgaden, vom Hauptbahnhof zum Busbahnhof gehen (3 Min.), weiter mit dem Bus über Schönau nach Hinterschönau.
Mit dem Pkw:
aus dem Norden, Westen oder Osten über die Bundesautobahn A8 München-Salzburg, Ausfahrt Bad Reichenhall, dann die B20 bis zum Königssee. Von Süden über die Tauernautobahn, Ausfahrt Salzburg Süd, dann die B305 nach Berchtesgaden und weiter auf der Deutschen Alpenstraße nach Schönau / Hinterschönau.
Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
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Zum "Watzmanngletscher" - Alternative über Kühroint-Hütte: Vom Parkplatz aus wandert man angenehm in knapp zwei Stunden zur Kühroint-Hütte. Von dieser aus in Richtung Watzmannhaus gehen. Durch den Wald, wo bei einer Abzweigung links ein Schild zum Watzmannkar verweist.
Zum "Watzmanngletscher" - Alternative ohne Kühroint-Hütte: Der Weg vom Parkplatz Hammerstiel führt über Forst-/Bergstrassen ziemlich langweilig bis zum Querweg, welcher von der Kührointhütte kommt und zieht sich dann über schmale Bergpfade ins Watzmannkar - Gehzeit bis Watzmanngletscher ca. 3 Stunden
Wenn man das Kar erreicht hat,
geht es aufwärts bis zum Fuß der Watzmannjungfrau. Von dieser aus auf ein Schneefeld, das auch im Sommer vorhanden ist - man nennt es den Watzmanngletscher. Nun befindet man sich bereits unterhalb der Ostwand. Über den Altfirn des Watzmanngletschers weiter gehen bis zu einer auffälligen Steilrinne - hier befindet sich der Einstieg.
Aufstieg:
Durch die Einstiegsrinne bis zu ihrem Ende hinauf steigen - dabei rechts halten (70 m, UIAA II). An ihrem oberen Ende bildet die Rinne eine glatte Wand mit einer Höhe von ca. drei Meter (III-), an ihrem Ende ein Steinmandl. Nach ihr kurz waagrecht und dann rechts etwas bergab gehen. Anschließend ist man bereits am unteren Ende des Wieder-Bandes angelangt. Etwas mühsam das breite Wiederband auf einen Höhenunterschied von ca. 300 hinaufgehen. Am Ende des Wiederbandes angelangt, steht man bei einem markanten ca. fünf Meter hohen Turm. Es ist der sog. "Bandwächter"; nachdem sich dieser in etwa auf der Hälfte des Wandaufstiegs befindet, wird er auch als "Brotzeitfelsen" bezeichnet. Man umgeht ihn links in einer Steilrinne und in die Rinne aufsteigen. Gleich zu Beginn eine kleine Stelle III-. Danach hält man sich rechts, zum Teil auf schmalen Bändern, bis man links zwei weitere große Bänder sieht. Hier in das untere Band einsteigen, welches durch einen Steinmann gekennzeichnet ist und zu Beginn waagrecht verläuft. Auf diesem Band bleiben. Nach einer Unterbrechungsstelle überwindet man eine ca. sechs Meter hohe Wand und umgeht einen Felsblock links. Man bewegt sich hier fast halbkreisförmig um den darüber liegenden Gipfel. Nun kommen die Drahtseilsicherungen des Watzmanngrates in Sicht. In einer weiteren mit Geröll und Schutt bedeckten Rinne (III-) erreicht man den Gipfel der Mittelspitze.
Abstieg:
Von Gipfel aus gelangt man auf einem teils recht luftigen, aber gesichertern Grat zum Hocheck mit der kleinen Nothütte. Auf dem Grat bleiben und in Serpentinen Steig hinunter zum Watzmannhaus. Zeit: Von der Mittelspitze zum Hocheck ca. 40 Minuten und weiter zum Watzmannhaus ca. 2 bis 2,5 Stunden. Von diesem aus auf gutem Weg in ca. zwei Stunden über die Mitterkaseralm nach Hinterschönau.
Die Wiederroute
Im Jahr 1920 wurde der Durchstieg durch die "Kleine Ostwand" über dieses riesige Band von Hermann Lapuch und Kaspar Wieder eröffnet. Der Name "Wieder-Route" hat sich im Lauf der Zeit eingeprägt, obwohl eigentlich Lapuch diese Erstbesteigung zu verdanken ist.
Zitat von Elisabeth Dabelstein (Begehung mit Aschauer im Jahr 1949)
„Bis zu vierzig Meter breit, von einigen tief gekerbten, seltsam verästelten Kannelüren übersponnen, völlig glatt, steigt dieses Band ohne Unterbrechung durch die Wand empor. So wie ein edles Motiv durch alle Sätze einer Symphonie geht, so wie ein starker Wille sicher durch die Wirrsale des Lebens führt, so leitet dieses Band hinauf.“
Der Watzmanngletscher
Der Watzmanngletscher ist eigentlich kein richtiger Gletscher. Es gibt die sog. "Gletscherdefinition", wonach die Mindestgröße eines Gletschers 10 ha betragen muss. Das Altschneefeld unterhalb der Ostwand mit ca. 9 ha fällt deshalb nicht unter die Bezeichnung "Gletscher". Hinzu kommt, dass die sonst übliche Bewegung nicht erkennbar ist und sein Umriß sich von Jahr zu Jahr ändert.
Wenn man sich zum richtigen Zeitpunkt im Watzmannkar befindet (nach Regen), dann kann man Unmengen von Alpensalamandern antreffen.
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