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Traumtage an der Kampenwand am 06.06.-08.06. 2014

Begonnen von ehemaliges Mitglied, 11.06.2014, 22:25

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ehemaliges Mitglied

Ein lang gehegter Wunsch von mir einmal auf der Kampenwand zu biwakieren und dort oben ohne Stress herum zu klettern ist über Pfingsten in Erfüllung gegangen. Ich hatte es mir schon immer schön vorgestellt aber das was wir an diesem Wochenende an Erlebnissen und Stimmungen dort oben erleben durften war wirklich kaum zu toppen. Das Wetter war stabil und der großen Hitze sollten wir ganz nebenbei auch noch entgehen.
Doch der Reihe nach...

Freitag Nachmittag Abfahrt Richtung Aschau und vollbepackt mit Kletterzeug, Schlafsack, Isomatte, Fressalien und Flüssignahrung ging es schnurstracks in die Kabinenbahn. So waren die ersten 800 hm schnell vernichtet. Wie praktisch! #cheesy# Weiter gings südlich unter der Kampenwand durch und zu unserem lauschigen Biwakplatz unterhalb vom Kreuzgipfel. Nah am Geschehen aber doch abseits vom Trubel. Perfekt! Es ist 5 Uhr und wir sind natürlich noch voller Tatendrang. Also Klettersachen gepackt und los. Ziel war der östl. Nordgipfel über die Zeller Nordwand (2 SL, V-). Der Einstieg war schnell gefunden und die ersten Haken blinkten schon verlockend in der Abendsonne die jetzt so spät am Tag auch in die Nordwände scheint. Gut so - denn es war noch ordentlich frisch. Noch nix zu spüren von der angekündigten Hitzewelle. Die Kletterei ist schön und der Fels noch herrlich rau. Kein Vergleich zu den bekannten Südwandrouten oder der Überschreitung. Am Gipfel blüht der Enzian und der Chiemsee liegt uns zu Füssen. Weit und breit herrscht Ruhe. So muss es sein!
Ein kleiner Hunger macht sich aber schon bald bemerkbar und so seilen wir ab in die Kaisersäle und richten unser Lager bevor wir uns einen schönen Platz fürs Abendbrot suchen. Mit Blick ins Land und in den Sonnenuntergang. Unbeschreiblich schöne Stimmung!
Mit einbrechender Dunkelheit wandern wir zurück ins Camp und hinein in die Schlafsäcke. Die Sterne funkeln über uns.

FS folgt...

ehemaliges Mitglied

Der zweite Tag bricht an. Wir merken deutlich dass es wärmer wird. Aber wir sind früh dran und so machen wir uns nach einem Frühstück auf in Richtung Hauptgipfel Südwand. Die Gretschmann/Kadner (4SL, V) soll es sein. So früh am Tag ist die Wand noch teilweise im Schatten - und das ist gut so. Landschaftlich ist die Tour sehr schön und auch sehr abwechslungsreich. Von Wandletterei über Verschneidung, Hangelschuppen und Kriechband ist alles geboten. Nur der Fels ist schon arg glatt poliert an den entsprechenden Stellen. So hilft alles nix und an der Schlüsselstelle wird herzhaft in die Haken gegriffen, was gottseidank recht gut funktioniert. Das Kriechband ist vielleicht nicht jedermanns Sache aber mir hat's gefallen. Etwas abenteuerlich ist's aber schon. Um ca. 11 Uhr sind wir oben und waren ganz allein in der Wand. Bei der Hitze wird wahrscheinlich auch nach uns niemand mehr eingestiegen sein.
Punkt Zwei auf der Tagesordnung sind ein kühles Getränk und ein leckerer Kuchen auf der Steinlingalm. Hier ist mächtig was los aber das stört uns wenig. Nach Überwindung des Mittagstiefs schlendern wir hinunter zum Klettergarten an der Steinlingwand. Nachmittags kommt auch da die Sonne rum. Der Fels ist noch ein wenig nass aber dermaßen rau und scharf dass das nicht weiter stört. Hier klettern wir gemütlich ein paar Routen bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Prozedere wie am letzten Tag. Abendessen, Sonnenuntergang und Schlafsack....Gute Nacht!

Bild 2: Ende vom Kriechband

FS folgt...

ehemaliges Mitglied

Letzter Tag und Abstieg. Die Hitze dreht jetzt richtig auf. Schon gefühlt über 20 Grad selbst hier heroben und früh am Morgen. Es muss definitiv was schattiges her. Die Westkante vom westl. Nordgipfel bietet sich an. Wir packen unser Glump zam und verabschieden uns von unserem Biwakplatz Richtung Kaisersäle. Dort deponieren wir unser großes Gepäck und die letzte Flasche Bier versenken wir im nahe gelegenen Altschneefeld. Sehr praktisch!  ;D Dann geht's los in die 2SL, IV+ Tour. Schöne Kletterei, der Fels ist noch schön rau und die Temperaturen sind auch noch angenehm. Nur vereinzelt kommen schon Leute herauf die um 6 Uhr unten los sind. Ein schöner Abseiler bringt uns wieder hinunter in die Kaisersäle. Vorsicht beim Seilauswurf auf Passanten!
Es ist noch früh und wir überlegen kurz was wir noch machen sollen. ein paar Meter links der Westkante führt eine weitere Route auf den Gipfel. Wir wissen zwar nichts näheres aber es schaut machbar aus und so steigen wir mal ein. Dank RoBerge weiß ich jetzt dass es sich dabei um die Mechanikerkante (2SL, V+) handelte (Danke Tom und Stoamandl).
Klettertechnisch fast das Highlight der Tage. Toller Fels und homogene Schwierigkeiten bis auf die letzten paar Meter im Schrofengelände. Für uns durchaus fordernd aber noch gut machbar. Da nun doch schon mehr Betrieb ist unten ist das Abseilen zum günstigen Zeitpunkt die letzte Herausforderung. Wir entschließen uns schließlich das Seil nicht zu werfen sondern langsam hinunter zu lassen. Der Besucherstrom will einfach nicht abreißen. Das Bergen und der Genuss des Biers aus dem "Eisfach" wird zelebriert was uns einige neidische Blicke beschert.  >:D Aber verdient ist verdient!  ;D Ein letzter kurzer Einkehrschwung auf der Steinling und dann wackeln wir gemütlich ins Tal. Die Hitze steigt mit jedem Meter und bringt uns ganz schön zum Schwitzen. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen nach so einem wunderschönen Wochenende.

Fazit: Die Kampenwand ist einfach ein toller Berg. Vor allem wenn man es versteht den Touristenmassen auszuweichen ..