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Totenkichl (Führerweg) am 24.09.2013

Begonnen von ehemaliges Mitglied, 25.09.2013, 21:55

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ehemaliges Mitglied

Das Totenkirchl ist einer der drei bekanntesten Kletterberge im Wilden Kaiser. Kein Wanderweg führt auf dessen Gipfel. Dafür nahezu unendlich viele Kletterrouten.  Wie eine Festung thront er hoch über dem Stripsenjoch und bietet fast überall (wie man hört) besten Fels zum klettern. Das wollten wir heute mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Händen begreifen. Wir entschieden uns für den einfachsten Anstieg, den Führerweg, der mit UIAA III zwar nur moderate Schwierigkeiten bietet aber trotzdem wegen der Länge und alpinen Absicherung eine durchaus ernstzunehmende und  tagesfüllende Tour darstellt. Man muss sich den Gipfel schon erarbeiten was aber das Erlebnis nur steigern kann.

Start war um 7:45 an der Griesener Alm. Etwas verspätet aber das kümmert uns kaum. Es verspricht ein traumhafter Herbsttag zu werden. Nebel wabern noch um die Gipfel aber die Sonne und der blaue Himmel zeigen sich schon. Wir haben den ganzen Tag Zeit und zur Not auch unsere Stirnlampen dabei.
Der Aufstieg zum Stripsenjoch ist in einer Stunde erledigt und es ist erst mal Zeit für eine kurze Kaffeepause auf der Sonnenterrasse. Der Fokus liegt heute ganz klar auf Genuss und so lassen wir es auch geruhsam angehen. Die Pause nutzen wir auch um einen Blick ins Topo zu werfen und mit der Realität abzugleichen.

Der Zustieg zur Route ist gleich gefunden. Der kleine Steig beginnt direkt am Stripsenjochhaus und zieht südlich auf einem Latschenrücken entlang. Eine kurze Stelle ist abzuklettern und dann kommt man in eine geröllige Rinne die man linkshaltend bis unter die Führernadeln aufsteigt. Beeindruckende Kulisse bietet sich schon hier. Der Einstieg befindet sich etwas rechts der Nadeln und ist (wie auch der Rest der Route) mit roten Punkten markiert. Einstieg ca. 10 Uhr. Wir machen uns kletterfertig, begehen aber den unteren Teil über den Scheißhäuslkamin bis zum Führerwandl noch seilfrei.

FS folgt...

ehemaliges Mitglied

Hier beginnt der etwas ernstere Teil der Tour und wir seilen uns an. Der weitere Anstieg sieht abweisend aus, es ist schattig und kühl. Aber der Fels ist fest und die Orientierung  Dank der roten Punkte rel. einfach. Trotzdem ist ein waches Auge von Nöten. Eine andere Seilschaft (die einzige der wir an diesem Tag begegnen sollten) versteigt sich unterhalb der 2. Terrasse und bricht dann ab.
Der weitere Charakter bis zur 2. Terrasse wird von Kaminen und Rinnen geprägt durch die man sich spreizend und stemmend empor arbeitet. Mit Rucksack auf dem Rücken nicht immer ein einfaches Unterfangen aber es macht Spaß! Und es eröffnen sich immer wieder grandiose Tiefblicke auf das direkt unter einem liegende Stripsenjochhaus.
Das Erreichen der 2. Terrasse bedeutet für uns auch das Erreichen der Sonne und der Charakter ändert sich schlagartig von ernst auf heiter und genüsslich. Da heißt es erst mal Brotzeit machen und schauen.
Das Seil wird verstaut und weiter geht's im Gehgelände bis hin zum nächsten Aufschwung. Der ist abwechslungsreich mit tollen Felsformationen und einer Höhle. Nie wirklich schwierig und so gehen wir diesen Teil seilfrei bis auf die 3. Terrasse.
Hier öffnet sich ein fantastisches Panorama zum frisch verschneiten und weiß leuchtenden Hauptkamm und zur Ellmauer Halt samt Kopftörlgrat (auf dem auch einiges an Betrieb ist heute). Außerdem tritt der spektakulär aussehende Gipfelblock des Totenkirchls mit Kreuz erstmals ins Blickfeld. Linkshaltend steigen wir in eine nordseitige Scharte und klettern von dort die letzte Seillänge (wieder gesichert) zum Gipfel. Wir haben ihn ganz für uns allein. Es ist 14:45 Uhr. Puh! Ganz schön spät. Aber eine halbe Stunde muss Zeit sein. Zum Schauen und zum Staunen. Ich will nicht umsonst mein Fernglas hier heraufgeschleppt haben. Und die Ausblicke Richtung Norden ins Alpenvorland und zu den benachbarten Gipfeln lohnen sich wirklich. Beeindruckend im Osten die Fleischbank und der Predigtstuhl, im Westen der Haltstock. Vereinzelt sind auch auf den anderen Gipfeln und Graten noch Kletterer auszumachen. Hier würde man gerne noch länger verweilen aber die Zeit drängt nun doch ein wenig als wir um halb Vier den Abstieg über die selbe Route beginnen. Kurz bevor wir aufbrechen kommt auf einmal ein älterer Herr ums Eck (aus der anderen Richtung). Ohne Rucksack, ohne Helm. Im T-shirt und normalen Bergschuhen.

Etwas verwundert fragen wir wo er denn herkommt.
"Auch über den Führerweg. Aber eine kleine Variante am Schluss."
"Aha. Wie oft er denn schon herobn war", fragen wir noch.
"Er kann's nicht mehr zählen", sagt er und grinst.
Respekt!
Wir verabschieden uns und noch an der ersten Abseilstelle werden wir von besagtem Herrn ein- und überholt. Guten Abstieg! - und weg war er!

FS folgt...

ehemaliges Mitglied

Finale...

Wir bummeln hinunter. Genießen die nachmittägliche Herbstsonne die langsam immer mehr auch die Nordflanken sanft bestreicht und klettern bis zur 2. Terrasse wieder seilfrei hinab. Dann beginnt die Abseilpiste mit gut eingerichteten Ringhaken. 4 Mal Seil fädeln, werfen und abseilen; zwischendurch abklettern und wir stehen wieder unten am Einstieg. Von der Abendstimmung können wir uns allerdings nur schwer trennen. Wir verweilen noch eine Zeit lang bei den Führernadeln die jetzt orange in der Abendsonne leuchten. Auch das Bier im Stripsenjochhaus kann uns noch nicht ganz weglocken von diesem schönen Fleck. Aber irgendwann ist es dann Zeit zu gehen. Vorbei an einem Rudel Gämse sind wir pünktlich zum Sonnenuntergang wieder auf der Strips. Es ist halb Acht. Ein Bier und ein Schnaps (für die Verdauung) müssen trotzdem noch sein.
Schön wäre es jetzt einfach hier sitzen zu bleiben aber wir müssen ja doch hinunter. Also Stirnlampen auf und Abmarsch. Der Sternenhimmel begleitet uns.
Um 9 Uhr sind wir glücklich und müde wieder am Auto an der Griesener Alm.
Ein perfekter Herbsttag geht zu Ende.

StefanMuc

Servus RossiS,

hast du evtl. noch ein paar mehr Bilder zum Führerkamin, sprich dem steilen Anstieg mit den IIIer Stellen ? Das dürfte ja der ausgesetzteste Teil der Tour sein.


Danke,

Stefan

ehemaliges Mitglied

Servus Stefan,

Leider nein. Das Führerwandl ist aber im letzten Bild Post 1 eh ganz gut zu sehen. Vorher muss man noch ein paar Meter abklettern. Der untere Teil aus der Rinne raus ist somit verdeckt aber der obere Teil ist drauf. Man sieht sogar einen roten Punkt in der Route wenn man genau hinschaut.

Was hast denn vor wenn ich fragen darf?

StefanMuc

Servus,

ich habe mir mal die Übersichtskarte bzw. eine Perspektive angesehen, sieht ja gangbar aus. Kniffelig ist in meinen Augen halt der Kamin wegen Ausgesetztheit. Ansonsten ist's ja "nur" mit III- bewertet, was ja in meinen Augen seilfrei machbar ist.
Werde vielleicht mal im Sommer einen Blick drauf werfen, der Zustieg von der Strips bis dorthin sollte ja nicht allzu lange dauern.
Wie war's für dich im Aufstieg ? Runter habt ihr ja abgeseilt, von daher spare ich mir die Frage..


Stefan

ehemaliges Mitglied

Du meinst schon das FührerWANDL? Weil du immer von Kamin redest....
Es heißt zwar dass das die Schlüsselstelle ist aber vom Gefühl her waren schon noch so einige andere Stellen dabei die in der selben Kategorie waren vom Schwierigkeitsgrad her (bis zur 2. Terrasse und dann der Gipfelaufschwung). Ohne Seil hätte ich da nicht unbedingt unterwegs sein wollen und schon gar nicht wieder herunter. Aber natürlich würde es schon irgendwie gehen.
Im Aufstieg waren die Stellen gut machbar. Ist ja auch nie schwieriger als III+. Aber zupacken muss man schon und ausgesetzt ist es auch teilweise.

Anschauen kost nix. Ist nur ne halbe Stunde von der Strips bis zum Einstieg.

StefanMuc

Hi,

danke für die Infos. Wenn es passt, schaue ich es mir an.


Servus

Stefan