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Über den Mittenwalder Höhenweg nach Scharnitz


Gratklassiker mit sieben Gipfeln

Den Mittenwalder Höhenweg als „Klettersteig“ zu bezeichnen, mag aus Sicht der echten „Ferraristi“ ein wenig übertrieben klingen – denn nach den wenigen ausgesetzten, gut gesicherten Kletterpassagen folgt immer wieder längeres Gehgelände. Doch wer bei der Überbrückung von senkrechten Leitern oder von mit Steigbügeln, Eisenklammern und Holzbrettern gesicherten Felswänden Schwindelgefühle empfindet, der wird den Höhenweg allenfalls mit Anwendung eines Klettersteigsets genussreich absolvieren können. In jedem Fall zählt der über fünf Gipfel führende Gratklassiker – beim Abstieg kommen zwei weitere hinzu – zu den atemberaubendsten Bergerlebnissen, die Otto-Normalwanderer in den bayerischen Alpen erleben können.

Die geniale Gratwanderung hat jedoch ein Beliebtheitsproblem. Denn sobald das Wetter in Richtung Hochdruck tendiert, kommen viele Wanderfreunde auf die Idee, mit der Karwendelbahn die 1300 Höhenmeter vom Mittenwalder Talboden bis zur Bergstation zu überwinden. Das kann bei Öffnung der Bahn bereits zu Wartezeiten führen, und auch im Verlauf der Wanderung sind „Staupassagen“ an Schlüsselstellen nicht ausgeschlossen. Gerade an stabilen Hochsommertagen mit der spät einsetzenden Dunkelheit ist es daher eine lohnende Option, die Tour erst am frühen Mittag zu beginnen. Aussichtsreich, luftig und bestens gesichert Nach Ankunft an der Bergstation zieht es viele Schaulustige erstmal zur Aussichtsplattform mit Tiefblick auf Mittenwald sowie Fernblick in Richtung Wetterstein- und Estergebirge. Es ist bereits ein guter Vorgeschmack auf die herausragenden Panoramablicke, die uns bei der Überschreitung der drei Linderspitzen, der Sulzleklammspitze und des Kirchspitz noch vergönnt sein werden. Andere Protagonisten sind gipfelsüchtig und visieren als etwa halbstündige Zugabe die Westliche Karwendelspitze an. Die meisten Wanderer marschieren jedoch zielstrebig zur sogenannten Anseilstelle am Einstieg in den Klettersteig, der auf 2295 m Höhe erfolgt.


Die lange Leiter beim Anstieg zur Mittleren Linderspitze
ist eine der Schlüsselstellen des Mittenwalder Höhenwegs

Die lange Leiter beim Anstieg zur Mittleren Linderspitze ist eine der Schlüsselstellen des Mittenwalder Höhenwegs



Kurzinfo:


Region:
Karwendel
Tourenart:
Bergtour
Erreichte Gipfel:
Westliche Linderspitze, Mittlere Linderspitze, Südliche Linderspitze, Sulzleklammspitze, Brunnensteinspitze
Dauer:
6 Std. 30 Min.
Touristinfo:
Mittenwald
Scharnitz

Anforderung:


Höhenunterschied:
450 hm bergauf, 1730 hm bergab
Streckenlänge:
10 km
Schwierigkeit:
schwer (mehr Info)
Hochalpiner Höhenweg über mehrere Gipfel mit partiellem Klettersteigcharakter (max. Schwierigkeit B) und eindrucksvollen Aus- und Tiefblicken! Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt vonnöten, Ungeübte sollten mit Klettersteigset gehen. Helm gegen Steinschlag sinnvoll. Kein Wasser an der Strecke, daher ausreichend zu trinken mitnehmen.
Perfekte Orientierung auf dem Grat des Mittenwalder Höhenwegs, der zudem bestens markiert ist. Auch der Abstieg von der Brunnensteinspitze nach Scharnitz ist nicht zu verfehlen.

Start:


PP der Karwendelbahn Mittenwald 924 m


GPS-Wegpunkt:
N47 26.288 E11 16.237 zu Google Maps


Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit der Bahn bis Mittenwald (von München und Innsbruck ohne Umsteigen), von dort zu Fuß oder per Wanderbus in ca. zehn Minuten zur Talstation der Karwendelbahn.


Mit dem Pkw:
Von München über die A95 nach Garmisch-Partenkirchen, dann auf der B2 über Klais nach Mittenwald. Ausfahrt „Karwendelbahn”. Die Seilbahntrasse unterqueren, rechts auf den großen Parkplatz.
Von Innsbruck über Seefeld nach Scharnitz auf der Bundesstraße Richtung Garmisch-Partenkirchen fahren. Achtung, nicht in den Ort selbst einbiegen: Etwa drei Kilometer nach der Ausfahrt Mittenwald folgt die Abzweigung zur Karwendelbahn.

  • Ab Rosenheim: 115 Km / 1:50 Std
  • Ab München: 110 Km / 1:50 Std
  • Ab Bad Tölz: 60 Km / 1:00 Std


Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
hier klicken


Zum Zoomen der Karte bitte STRG und Mausrad benutzen.

Tourenbeschreibung:


Ein DAV-Schild mit der Aufschrift „Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“ erinnert uns daran, dass wir es nicht mit einem herkömmlichen Wanderweg zu tun haben.
Der höchste Punkt der Tour, die Westliche Linderspitze, ist über zwei Leitern und wenige Drahtseilpassagen rasch erreicht. Es folgt der Abstieg in das sogenannte Gatterl; wer sich bislang unwohl fühlte, kann rechterhand auf dem Heinrich-Noe-Steig direkt zur Brunnsteinhütte absteigen. Was schade wäre, denn der weitere Verlauf durch die wilde Felslandschaft verspricht viel Spannung und Genuss. Es folgt eine sehr lange Leiter, auf der wir die Mittlere Linderspitze erklimmen und in Gratnähe mit herrlicher Aussicht zur Südlichen Linderspitze queren. Dabei weichen wir in die abschüssige Westseite aus. Unter den quer über dem Abgrund verankerten Brettern ist viel Luft unter den Füßen; viele trauen sich nicht ohne Klettersteigset über diese Passage. Herrlich von hier der Tiefblick in das Isartal mit Mittenwald!
„Nicht stehen bleiben – Steinschlaggefahr!“ warnt uns ein Schild am Quergang zum Felskamin in Richtung Sulzleklammspitze. Was an manchen Tagen aufgrund des Rückstaus an Leuten nicht ganz einfach ist. Mit Helm fühlt man sich in dieser Passage deutlich sicherer. Der Kamin bietet stabile Felsgriffe und somit hohen Klettergenuss. Die Route weicht in die Ostflanke des Grates aus und führt über eine weitere, über 50 Sprossen zählende Leiter zum Kirchspitz empor. Mit Blickrichtung Süden stellen wir fest, dass das Gelände in Gratnähe deutlich grüner wird und zunehmend abflacht. Auf diese Weise kann man den herausragenden Blick in das Karwendelgebirge entspannt genießen. Dem Kammverlauf folgend, erspähen wir bei klarer Sicht etwas rechts vom Großen Solstein den imposanten Habicht, König der Stubaier Alpen.

Über die Brunnensteinspitze nach Scharnitz
Am Brunnsteinanger zweigen die meisten Höhenweg-Bezwinger, um nach Mittenwald zurückzukehren, nach rechts zur Brunnsteinhütte ab. Wir aber nehmen einen kurzen Gegenanstieg zur Rotwandlspitze in Kauf und steigen von dort wenige Höhenmeter zur Brunnensteinspitze ab. Der weitere Abstieg nach Scharnitz ist durchgehend steil und alles andere als ein Genuss für Kniegeschädigte. Zudem ist die Sonneneinstrahlung in der südwestlich ausgerichteten Bergflanke des Pürzlgrates recht intensiv. Die letzte Graterhebung, ein jäh abstürzender, kahler Felskegel, wird rechts umgangen, bevor der Steig über den Brunnensteinkopf steil in den bewaldeten Kamm hinabführt. Im Wald lohnt der kurze Abstecher zur Adlerkanzel, die sich erhaben über den Dächern von Scharnitz aufbaut.

Die Route:
Bergstation Karwendelbahn – Linderspitzen – Sulzleklammspitze – Brunnensteinspitze – Scharnitz.
Von der Bergstation am Aussichtspunkt der Karwendelgrube vorbei zur Anseilstelle am Fuß der Linderspitzen > auf dem gesicherten Steig zur Nördlichen Linderspitze (2374 m) empor > Abstieg in das sog. Gatterl und über einen exponierten Felskopf (lange Eisenleiter!) zur Mittleren Linderspitze (2289 m) hinauf > die Südliche Linderspitze (2306 m) überschreiten > Abstieg über einen Schrofenhang in das Gamsangerl und zum Notunterstand > über ein steinschlaggefährdetes Felsband in einen Felskamin und steil zur Sulzleklammspitze (2323 m) empor > Übergang auf teils etwas ausgesetztem Grat zum Kirchlspitz (2303 m) > Abstieg auf nun weniger abschüssigem Gelände zum Brunnsteinanger (2095 m) > oberhalb der Tiroler Hütte über flache Wiesen zur Rotwandlspitze (2192 m) und wenige Meter zur Brunnensteinspitze (2180 m) absteigen > dem Steig auf dem Südgrat über eine leicht ausgesetzte Schrofenstelle in die Latschenfelder folgen (Schild „Über Pürzlgrat nach Scharnitz“) > teils steil zwischen den Latschen hindurch abwärts in den Wald > an der Weggabelung Abstecher zur Adlerkanzel > in Scharnitz rechts in die Inrainstraße und an der Isarbrücke rechts zum Bahnhof.

ÖPNV:
Erste Anfahrt RB 6 von München HBF (6.23 Uhr) nach Garmisch, S 6 nach Mittenwald (Ankunft 8.23 Uhr), vom Bahnhof zu Fuß zur Karwendelbahn (1 km); Abfahrt 1. Gondel 8.30 Uhr zur Bergstation
Letzte Rückfahrt RB 6 von Scharnitz (21.18 Uhr) nach München

Einkehr:
Nur zu Beginn der Tour in der Berggaststätte Karwendelbahn, karwendelbahn.de/berggaststaette, Tel. 08823-9376760


GPS-Daten:


GPX-Tracks sind oft ungenau. Die angezeigten Daten können (insbesondere zur Höhe und Steigung) falsch sein.
Auf der Karte lässt sich rechts oben in die Kartengrundlage OpenTopomap umschalten (OpenTopoMap ist nicht immer sofort verfügbar).
Zum Zoomen der Karte bitte STRG und Mausrad benutzen.



Webcams:


Aktuelle Bilder von Webcams im Umkreis von 30km vom Ausgangspunkt.
  weitere Webcams findest du hier



Literatur:


Karte

Alpenvereinskarte 5/1
Karwendel West
von Alpenverein
Infos: Karte

Alpenvereinskarte 5/1

Karte

Alpenvereinskarte BY10
Karwendelgebirge Nordwest, Soierngruppe
von Alpenverein
Infos: Karte

Alpenvereinskarte BY10

Wanderführer

Die schönsten Streckenwanderungen mit dem ÖPNV
Klimaneutral unterwegs in den bayerischen Hausbergen
von Michael Reimer
Infos: Wanderführer

Die schönsten Streckenwanderungen mit dem ÖPNV

Galerie:




Gipfelpanorama bei PeakFinder:

zu Peakfinder auf roBerge.de


Autor/en:




  • Openstreetmap Darstellung von J.Dankoweit