Über Alpeiner- und Friesenbergscharte
Rund um den höchsten Berg am Tuxer Hauptkamm!
Umrundungen bestimmter hoher Berge sind eine interessante Sache, bekommt man doch im Verlauf die verschiedenen Gesichter und überhaupt sehr viel Abwechslung geboten. Manchmal sind solche Routenkreationen auf eine Woche und mehr ausgelegt und schweifen dann auch meist ein gutes Stück vom namengebenden Objekt ab. Der Rundkurs um den Olperer, seines Zeichens einer der Zillertaler Paradeberge, ist enger gefasst und lässt sich perfekt binnen drei Tagen erwandern. Geschmackssache, wo man startet – touristisch betrachtet ist wohl der Hintertuxer Talschluss die erste Adresse. Vielleicht möchte man aber auch dem Gletscherskigebiet dort nicht zu sehr huldigen oder hat anfahrtsbedingt eine andere Idee. Jedenfalls liegt eine Handvoll Scharten an der Olperer-Randonnée, deren – nicht von mir erdachten – französischen Namensbezug ich übrigens nicht so ganz nachvollziehen kann, denn in Tirol würde man normalerweise wohl schlicht von »Runde« sprechen … Kaserer Schartl, Kleegrubenscharte und Steinernes Lamm geben sich am ersten Tag relativ hindernisarm. Wir steuern damit die Geraer Hütte auf der Westseite des Olperer an und mühen uns tags darauf über die Alpeiner Scharte hinweg. Dieser Weg gebärdet sich zentralalpentypisch steinreich, ist aber im Grunde gut angelegt und wurde schon im Zuge früherer Bergbauaktivitäten genutzt. Wirklich schwierig wird er nur bei Schnee und Eis. Einen Logenplatz hoch über dem Schlegeis-Stausee offeriert uns die moderne Olpererhütte. Fantastisch die Kulisse um Möseler und Hochfeiler, speziell im Abendlicht! Die Hürde am letzten Tag heißt Friesenbergscharte und enthält auf den obersten Metern die wohl exponiertesten Passagen der Tour. Jenseits schließt sich der Kreis wieder Richtung Skigebiet und zeigt uns die wohl unerfreulichste Facette am Olperer, die so nah an den geschützten Bereichen einen harten Gegensatz liefert. Zweifelhaft, ob man wirklich 365 Tage im Jahr »Skigaudi« anbieten muss ...
GPS-Wegpunkt:
N47 06.474 E11 40.483 zu Google Maps
Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Bahn bis Mayrhofen, danach Bus bis Hintertux.
Mit dem Pkw:
Inntalautobahn Ausfahrt Zillertal, im Zillertal bis nach Mayrhofen, von dort durch das Tuxer Tal bis an dessen Talschluß nach Hintertux.
Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
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Information:
Das Tuxer Tal und insbesondere Hintertux war lange Zeit ein unbekannter, verschlafener Ort. Das änderte sich erst, als man in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts damit begann, das Gletschergebiet touristisch auszunutzen. Seitdem hat sich Hintertux zu einem bedeutenden Skisport-Ort entwickelt, sowohl im Winter als auch im Sommer. An gut besuchten Tagen kann man im Gletschergebiet - von der Zahl der Besucher her - eine ganze Kleinstadt antreffen.
1. Tag: Nach der Bergfahrt zur Sommerbergalm, 2028 m, folgen wir dem breiten, kurvigen Wirtschaftsweg über die Melkböden hinauf zum Tuxer-Joch-Haus (2), 2313 m. Von dort über die Nordabdachung gegen die Frauenwand, 2541 m, hinan, wobei man wahlweise das vorgeschobene Kreuz respektive den höchsten Punkt aufsuchen kann. Von der Kammhöhe bald etwas nach links abrückend, wechseln wir am Kaserer Schartl, 2446 m, die Seite, queren schräg absteigend einen Kartrichter, kreuzen eine Rinne und gelangen nach einigem Zickzack tiefer um eine Geländenase herum in die Tote Grube, ca. 2140 m. Hier kommt der Zugang aus dem Kaserer Winkl dazu. Nun im Bogen auf die gegenüberliegende Seite und im Angesicht der markanten Schöberspitzen über eine Geländeschwelle hinweg, weiter am linken Hang mit ein paar Kehren und schräg bergauf bis in die Kleegrubenscharte, 2499 m. Durch ein InterregProjekt konnte unlängst eine optimierte Wegführung quer durch den folgenden Hang, um die Vordere Höllwand herum (Drahtseil) und dann durch die Moränenfelder der »Hölle« angelegt werden. Sie erspart uns größeren Zwischenabstieg. Gleichwohl schlagen einige Aufwärtsmeter zu Buche, ehe wir uns dem weitläufigen Sattel beim Steinernen Lamm, ca. 2510 m, nähern. Gemeinsam mit der WildlahnerRoute geht es jetzt auf schönem Steinplattenweg sachte abwärts. Vor einem tiefen Graben deutlicher bergab und auf neuer Stahlbrücke hinüber zur Geraer Hütte, 2326 m.
2. Tag: WilhelmScheithauerWeg heißt die Route hinauf zur Alpeiner Scharte, die in der ausgedehnten, steinigen Karbucht zunächst einmal recht angenehm und nur mäßig steil beginnt. Dem Gelände gut angepasst allmählich mehr nach rechts hinüber und über typischen Block schutt auf einen Absatz mit BergbauRelikten. Wir orientieren uns zum Wandsockel des Fußstein (linker Hand die berühmte Westkante!) und arbeiten uns in gröberem Terrain zunehmend beschwerlich, aber meist noch steigartig, bis in die Alpeiner Scharte, 2959 m, empor. Jenseits erwarten uns ebenfalls steile Passagen in Schutt und Blockwerk, bei anfangs wechselnder Qualität des Steiges. An einer Gratrippe wird dieser erst einmal besser. Danach diagonal durch die Halde auf die rechte Seite, hinter einem Grabenansatz unter eine Wand und nach kurzer Bändertraverse im allgegenwärtigen Blockschutt weiter abwärts. Zwischen Gerinnen windet sich die Route tiefer – wobei speziell ein Graben vermurt sein und dann eine etwas heikle Stelle hervorrufen kann –, um schließlich flach ins Unterschrammachkar auszulaufen. Dort an den Seen vorbei zur Gabelung, ca. 2300 m, und über den
Bach hinweg. Gemeinsam mit der Neumarkter Runde geht es nun diagonal bergauf (mit Steinplatten gut stabilisiert), um die Vorsprünge des Schramerkopfes herum und geringfügig auf und ab allmählich ins Riepenkar hinein. Nachdem dieses ausgegangen ist, empfängt uns die Olpererhütte), 2388 m.
3. Tag: Über die Hängebrücke nehmen wir die Verbindung zum Friesenberghaus – die übrigens auch zum berühmten Berliner Höhenweg gehört – auf und durchqueren die Hänge weithin auf einem Steinplattenweg oder phasenweise durch Blockschuttgelände. Die Route steigt sukzessive leicht an, zieht um mehrere Ecken und kreuzt später auch diverse Gräben, teils wasserführend und eventuell leicht vermurt. Vorsicht, falls der Steig etwas abgerutscht ist! Nach gut anderthalb Stunden wird das Friesenberghaus mit steilem Bergab ausgewiesen, ca. 2615 m. Wir können allerdings gleich die Höhe halten, queren damit also weiter durch die Blockschuttflanken sowie über einzelne Gerinne und kommen nordwärts zur Vereinigung mit der Route vom Petersköpfl her (diese wird vorzugsweise von Besuchern des Friesenberghauses gewählt). Kehren leiten jetzt kräftig empor in immer steileres Gelände. Im oberen Teil folgt unser Steig kleinen Gesimsen im Geschröf und ist aufgrund der Ausgesetztheit mit Sicherungen versehen. In geschickter Routenführung gewinnt man die Friesenbergscharte, 2910 m, links neben einem auffälligen Zacken. Jenseits nach rechts ausholend und weithin über Blockwerk und Schotter bergab, bis in den Sommer hinein eventuell auch noch über ausgedehnte Schneefelder. Die Neigung ist auf dieser Seite aber meist deutlich gemäßigter. Aus einem Geländeeinschnitt quert man dann nochmals leicht aufwärts und erreicht über eine massive Bachbrücke hinweg das verwaiste Spannagelhaus, 2531 m, das mitten im Gletscherskigebiet seine einstige Funktion verloren hat. Etwas oberhalb befindet sich das TuxerFernerHaus mit Seilbahnstation, doch ziehen wir es vor, weiter bergab zu wandern, zunächst auf Steig unter der Seilbahntrasse, dann auf Fahrweg bis zu einer großen Rechtskurve und schließlich auf dem dort abzweigenden Hangweg zurück zur Sommerbergalm.
Varianten:
1. Es kommen auch andere Ausgangspunkte infrage, z.B. Kasern, 1620 m, im inneren Schmirntal mit Zugang in den Kaserer Winkl oder der Speicher Schlegeis (1782 m, Mautstraße aus dem Zillertal), von wo man zur Olpererhütte oder zum Friesenberghaus aufsteigen kann.
2. Von der Sommerbergalm etwas direkter durch die Ramsen zum Kaserer Schartl.
3. Die 2. Etappe ließe sich bis zum Friesenberghaus ausdehnen, um dort zu übernachten. Oder am 3. Tag Zwischenabstieg dorthin und auf der anderen Kesselseite im Bogen bis unter die Friesenbergscharte (etwa 30 Min. Mehraufwand)
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Alpenvereinskarte 35/1
Zillertaler Alpen West
von Alpenverein