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Straubinger Haus


Wandern durch eine karstige Landschaft

Bei dieser Tour werden wir zu Grenzgängern im doppelten Sinn. Geologisch gesehen bewegen wir uns nahe des bergangsbereiches zwischen der Bayerisch-Nordtiroler und der Berchtesgadener Fazies. Die unterschiedlichen Gesteine wie Hauptdolomit, Platten- und Dachsteinkalk bildeten sich bei unterschiedlichen Umweltbedingungen in verschiedenen Teilen des gleichen marinen Ablagerungsraumes in der Obertrias ca. 235-201 Millionen Jahre vor heute. Politisch gesehen führt die erste Hälfte der Wanderung vorbei an einem Geotop über die Grenze nach Österreich hinauf zum Straubinger Haus, das nahe der deutschen Grenze liegt. Auf diesem Tourabschnitt begegnen wir nur wenigen Wanderern. Das verwundert, denn die Landschaft mit seinen Ausblicken ist herrlich und abwechslungsreich. Auch die verschiedenen Karsterscheinungen am Wegrand sind eindrucksvoll. Ins Auge stechen vor allem die gebankten Kalke, die auf dem Weg zur Neualm schräg einfallend die Topografie bestimmen. Sie wirken wie eine Schichtstufenlandschaft in Kleinformat. Auch Blumenliebhaber kommen hier vor allem im späten Frühjahr, nach der Schneeschmelze, auf ihre Kosten.
Vom Straubinger Haus, das in Österreich liegt, hat man einen wunderbaren Panoramablick auf das Kaisergebirge und die Chiemgauer Berge. Danach geht es durch ein eiszeitlich überprägtes Trockental über den Sulzner Kaser und die Hindenburghütte zurück. Hierbei entdecken wir noch weitere morphologische Besonderheiten.


Die idyllisch im Klausenbachtal gelegene Klausenbergalm (privat)

Die idyllisch im Klausenbachtal gelegene Klausenbergalm (privat)


Rinnenkarren am Wegrand

Rinnenkarren am Wegrand



Kurzinfo:


Region:
Chiemgauer Alpen
Tourenart:
Bergtour
Dauer:
6 Std. 30 Min.
Einkehrmöglichkeiten:
Touristinfo:
Reit-im-Winkl

Anforderung:


Höhenunterschied:
980 hm
Streckenlänge:
17,3 km
Schwierigkeit:
mittel (mehr Info)
Gutes Schuhwerk und Kondition sind erforderlich

Start:


Parkplatz der Hindenburghütte (Blindau) 725 m


GPS-Wegpunkt:
N47 39.648 E12 28.753 zu Google Maps


Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit dem Regionalexepress bis nach Prien, von dort mit dem RVO-Bus nach Reit im Winkl. Aussteigen dann bei der Haltestelle „Touristinfo“. Von dort fährt der Shuttle-Bus der Hindenburghütte direkt bis zum Wanderparkplatz und weiter hinauf zur Hütte. Die Hindenburghütte ist auch zu Fuß direkt vom Parkplatz Blindau über einen Waldweg zu erreichen, Gehzeit 1,5 Stunden.


Mit dem Pkw:
Autobahn A8 Ausfahrt Bernau/Prien, von dort weiter auf der Deutschen Alpenstraße über Grassau, Marquartstein und Unterwössen nach Reit in Winkl. Gleich nach dem Ortsanfang links Richtung Winklmoos in die Entfelder Straße, danach rechts in die Weitseestraße.
Vorsicht: Ein alternativer Waldweg beginnt, vom Ort aus gesehen, links neben den Sprungschanzen, hier gibt es ebenfalls Wegweiser zur Hindenburghütte. Der Wanderparkplatz befindet sich jedoch vom Ort aus gesehen rechts neben den Sprungschanzen.

  • Ab Rosenheim: 50 Km / 1:00 Std
  • Ab München: 110 Km / 1:25 Std
  • Ab Bad Tölz: 95 Km / 1:22 Std
  • Ab Salzburg: 70 Km / 1:00 Std


Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
hier klicken


Zum Zoomen der Karte bitte STRG und Mausrad benutzen.

Tourenbeschreibung:


Rechts von den Infotafeln am Wanderparkplatz Blindau, 723 m, weist uns die gelbe Beschilderung "Klausenbachklamm Straubinger Haus" den Weg. Er führt über Stufen leicht bergan. Entlang des Waldrandes können wir den Blick über Blindau und Reit im Winkl in die Chiemgauer Alpen schweifen lassen. Bald schon stoßen wir auf einen Forstweg, der nach links stetig bergan leitet, bis zum Schild Klausenbachklamm. Es ist nur ein kleiner Abstecher von ca. 4 Minuten hinab zum Fuß des Geotops Klausenbachklamm, 751 m. Danach geht es wieder zurück und nach rechts weiter auf dem Forstweg, der von den durch Sperren gesicherten Klausenbach begleitet wird. An der nächsten Weggabelung, 784 m, geht es geradeaus, vorbei an der Klausenbergalm durch das liebliche Tal in Richtung Straubinger Haus. Im Hintergrund ist das Unterberghorn zu erkennen. Bald darauf passieren wir die "Grüne Grenze" nach Österreich und wandern rechts an der Klausenalm, 800 m, vorbei. Kurz dahinter führt ein beschilderter Wiesenpfad bergan. Der Weg ist rot-weiß-rot markiert, sodass man die Fuß- und Forstwege nicht verfehlen kann. Man sollte jedoch stets ein waches Auge auf die Markierungen haben. Ab der Abzweigung, 1011 m, gehen wir nach links eine längere Zeit auf einem schönen Pfad durch Wald und offene Landschaften mit wunderbaren Ausblicken. Nachdem wir die Weißensteinalm, 1080 m, und ein lichtes Waldstück passiert haben, führt der Wiesenpfad mit bekannter Markierung links hinauf in den Wald. Noch bevor wir zur Neualm kommen, sehen wir links vom Weg ausgeprägte Kleinformen des Karstes, Rinnenkarren. Nach einem Anstieg von ca. 340 m erreichen wir die unbewirtschaftete etwas morbid wirkende Neualm, 1418 m, die zwischen den schräg einfallenden Gesteinspaketen des Plattenkalks liegt. Noch im Juni kann man hier Primeln und Krokusse blühen sehen. Weiter geht es durch lichten Wald. An einigen Stellen sind ganze Waldflächen verschwunden. Vielleicht haben auch hier die Borkenkäfer und/oder Stürme ihr Werk getan. Auf dem weiteren bergauf und bergab führenden Pfad sehen wir immer wieder Rinnenkarren und schüsselförmige Vertiefungen (Dolinen) - sehr beeindruckend. Auf 1494 m stoßen wir auf einen Wirtschaftsweg, in Richtung Straubinger Haus, 1551 m. Dieses liegt auf der Eggenalm, ein Hochalmgebiet zwischen 1500 und 1700 m mit einigen privaten Almhütten. Nach einer Stärkung auf der Terrasse bei herrlichem Blick auf den Zahmen und Wilden Kaiser geht es auf einem Premiumweg hinab in das Rührhübeltal bis zur Weggabelung, 1451 m. Hier wandern wir geradeaus in Richtung "Hindenburghütte über Sulzner Kaser". Kurz darauf fallen uns in diesem idyllischen Tal am Wegrand Kluftkarren auf. Bevor wir wieder einen Forstweg erreichen, geht es teils auf Bretterstegen durch vermoorte Bereiche. Hier beginnt das FFH-Gebiet, zu dem auch die Umgebung der bewirtschafteten Sulzner Kaser, 1240 m, gehört. Danach folgen wir dem Wirtschaftsweg, von dem aus man rechter Hand die leicht ondulierten Wiesen, Buckelwiesen genannt, sehen kann. An der nächsten Gabelung geht es nach links weiter auf einem Asphaltsträßchen leicht bergan. Links sind noch Moore mit Überresen eines Latschenhochmoors zu erkennen. Nach einem etwas flacheren Wegabschnitt geht es abwärts bis zur nächsten Kreuzung und danach rechts an dem Gasthof Hindenburghütte, 1202 m, vorbei bis zum Abzweig eines schmalen Weges nach links, 1193 m. Meist führt nun der Weg durch Wald hinab zu den drei Sprungschanzen, 717 m, die große Franz-Haslberger-Schanze (benannt nach dem ehemaliger Skispringer aus Reit im Winkl) sowie die mit Matten belegten Steinbachschanzen. Von dort folgen wir dem Hinweisschild "Parkplatz", wobei wir den Auslauf der Schanzen umrunden und danach einen Wiesenpfad nehmen. Beim nächsten Schild ist schon der Ausgangspunkt der Tour, der Wanderparkplatz Blindau angegeben.


GPS-Daten:


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Auf der Karte lässt sich rechts oben in die Kartengrundlage OpenTopomap umschalten (OpenTopoMap ist nicht immer sofort verfügbar).
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2. Die GPS-Daten wurden mit größter Sorgfalt aufbereitet. Trotzdem kann keine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten gegeben werden. Sie können deshalb nur als Unterstützung bei der Wegfindung dienen. Wir weisen deshalb ausdrücklich darauf hin, dass die Wegfindung nur aufgrund offizieller Karten erfolgen darf. Die Tracks dürfen nie ohne betreffendes Kartenmaterial für das dazugehörige Gebiet verwendet werden.
3. Die Benutzung privater Straßen und das Betreten privater Grundstücke kann gesetzlichen Beschränkungen unterliegen.
4. Bitte jede Tour gut vorbereiten, nur passende Bergausrüstung verwenden und das eigene Können nicht überschätzen. Touren, die nicht als leicht gekennzeichnet sind, sind nur für Profis geeignet. Die Nutzung erfolgt auf eigene Verantwortung.


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Webcams:


Aktuelle Bilder von Webcams im Umkreis von 30km vom Ausgangspunkt.
  weitere Webcams findest du hier



Reit im Winkl - Skipiste
© https://www.panomax.com

Winklmoosalm
© https://www.terra-hd.de

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Geologische Hinweise:


Klausenbachklamm
Wahrscheinlich war es die rein optische Unterscheidung zwischen den massig-dickbankigen und den plattig-dünnbankigen Gesteinen, die dazu führte, dass man an dieser Linie ursprünglich den Übergang vom Hauptdolomit zu Plattenkalk vermutete. Neuere geologische Kartierungen haben jedoch ergeben, dass die gesamte Klammstrecke im Plattenkalk liegt.

Karren (Rillen-, Rinnen- und Kluftkarren)
Karren bilden sich auf vegetationslosen geneigten Kalksteinoberflächen, indem abfließendes Regen- und Schneeschmelzwasser den Kalk herauslöst und abtransportiert. Rillenkarren sind meist 1-3 cm breit und tief und laufen nach unten flach aus. Rinnenkarren sind nicht so regelmäßig ausgebildet, ihre Breite und Tiefe nimmt hangabwärts zu. Diese sind zu unterscheiden von den Kluft- und Schichtfugenkarren, welche an Kluftsysteme und Schichtengrenzen im Kalkgestein gebunden sind. So können durch Lösungsprozesse aus kaum sichtbaren Haarrissen klaffende Spalten mit mehreren Metern Tiefe entstehen. In welchem Zeitraum sich solche Karren bilden, ist am besten dort zu ermitteln, wo sich auf eiszeitlich überprägten glatten Felsoberflächen Karren herausgebildet haben. In diesem Fall sind sie erst im Postglazial entstanden. Tiefe Kluftkarren können auch präglazial sein.

Buckelwiesen, eine geomorphologische Besonderheit
Über die Entstehung solcher Grashügel von bis zu ca. 100 cm Höhe gibt es verschiedene Theorien. Festzustellen ist, dass sie sich auf kalkreichen Moränen und Schotterablagerungen gebildet haben. Das heißt, dass sie postglazial entstanden sein müssen, meist sind sie jedoch vom Menschen für die Grünlandnutzung größtenteils eingeebnet worden. Eine Theorie geht beispielsweise davon aus, dass unter früher vorhandenen Bäumen weniger Niederschlag ankam als zwischen ihnen und dadurch unterschiedlich rasch und viel Kalk gelöst und abgeführt wurde. Die größten Restbestände im Alpinen Raum findet man noch bei Mittenwald.


Literatur:


Wanderführer

Geowandern Chiemgau und Berchtesgadener Land
mit Hügelland Inn-Chiemsee-Salzach
von Reinhold Lehmann, Claudia Hanke
Infos: Wanderführer

Geowandern Chiemgau und Berchtesgadener Land

Karte

Alpenvereinskarte BY18
Chiemgauer Alpen Mitte: Hochgern, Hochfelln
von Alpenverein
Infos: Karte

Alpenvereinskarte BY18

Galerie:



Weitere Bilder:

Sprungschanzen u.a. die Franz-Haslberger-Schanze und die Steinbachschanzen

Gipfelpanorama bei PeakFinder:

zu Peakfinder auf roBerge.de


Autor/en:


Reinhold Lehmann und Claudia Hanke  
Mit freundlicher Genehmigung des Bergverlags Rother aus dem Rother Wanderführer "Geowandern Chiemgau und Berchtesgadener Land"  


  • Openstreetmap Darstellung von J.Dankoweit