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03.10.21: BG Alpen: Via dem Ostgrat auf den Hochkranz

Begonnen von geroldh, 04.10.2021, 19:48

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geroldh

Sowohl in Buchform (z.B. Felstouren im II. und III. Grad) als auch in Berichten (z.B. roBerge-Tour: Hochkranz) ist der Standardanstieg vielfach beschrieben. Heute wollen almrausch und ich diesen Berg auch einmal besuchen, jedoch soll unsere weite Anfahrt dadurch sinnvoller gemacht werden, indem wir unsere Tour mit dem attraktiven, aber anspruchsvollen Dießbachsteig aufwerten – und auch versuchen möchten, hier eine Rundtour zu kreieren. Somit parken wir auch nicht auf der Hochfläche Pürzlbach, von wo aus sich Hin- und Rückweg – hauptsächlich auf einer langweiligen Almstrasse – gleichen, sondern ca. 350 Hm tiefer an der B311 im Weiler Dießbach (710 m; ca. 8:45 Uhr). Hier ist das Zwischenziel, die Kallbrunnalm (Steig Nr. 32), mit 3 h angegeben – sowie dem Zusatz ,,Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" – und damit ganz nach unserem Geschmack.

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Mitten im Dießbachsteig: Hinter der unteren Dießbachwand lugt das Birnhorn hervor

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Und schon ist es wieder Herbst in den Bergen: Naturwald am Dießbachsteig

Der kleine Uhrzeiger deutet minutengenau ,,gen West" als wir an dem kleinen Pavillon zum Einstieg des Dießbachsteigs vorbei gehen. Vor wenigen Jahren hat hier wohl ein heftiger Föhnsturm mit den Bäumen Mikado gespielt, inzwischen ist der Steig aber wieder freigeschnitten und windet sich vergleichsweise steil empor. Die ersten Kletterer sichern bereits in ihrer ersten Seillänge in den teilweise senkrecht über uns aufragenden Felswänden. Auch wir dürfen im Steig zunehmend Hand anlegen, doch insbesondere im oberen, flacheren Drittel sind Trittstufen in den Felsen gehauen, was vermutlich auf einen alten Almsteig hindeutet. Zwei Stunden später betreten wir bei einem kleinen Stauweiher den unteren Teil des weitläufigen Almgebiets und suchen uns anfangs über die bereits verlassene Weidefläche unseren Weiterweg zu der verstreuten Hüttenansammlung der ,,Kallbrunn-Almen" (ca. 1450 m; 11:30 Uhr). Auch wenn die (beiden) bewirtschafteten Jausen-Stationen mit einer Einkehr locken, wir steigen weiter empor – die Aussicht verbessert sich, aber auch der föhnige Südwind wird stärker – und gelangen gegen 12:30 Uhr an den Einstieg des Ostgrats. Mehr oder weniger luftig geht es hier über griffigen Felsen kraxelnd (UIAA II) weiter dem Hochkranz-Gipfel (1953 m; 13:00 Uhr) entgegen, auf den letzten Metern wieder gemeinsam mit dem Normalweg.

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Almhütten im ,,Kallbrunn-Gebiet" – dahinter (Hoch)Kammerlinghorn, Alpelhorn und Prunnerkopf

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Noch hält sich der Blütensommer am Fenster... – Im Hintergrund der Große Hundstod

Dieser Berg wird recht häufig besucht, das Gipfelbuch ist nach drei Jahren fast voll, dennoch ist den ganzen Tag über ein lockeres Kommen und Gehen an diesem wunderbaren Aussichtsgipfel mit seiner kleinen Bank am hölzernen Gipfelkreuz von 1966 (lt. GB). Ein idealer Platz zum Pausieren, zum in die Ferne schauen, zum Fotos machen, zum weitere (Kraxel)Touren planen, den Grat in westlicher Richtung zu erkunden...

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In den Blaubeeren – dahinter Mitterhorn, Hochzint und Birnhorn (Leoganger Stoaberg)

(Fortsetzung folgt)

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Der Hochkranz von Osten – im Hintergrund ein Teil der Loferer Stoaberg (Großes Ochsenhorn)

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Im Ostgrat vom Hochkranz – dahinter das Steinerne Meer mit Finsterbachkopf und Praghorn

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Gipfelaussicht: (Hoch)Kammerlinghorn und Hocheisspitze, rechts daneben der Watzmann-Stock

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Gipfelparade der Reiter Alm: Großes Häuselhorn, Wagendrischelhorn, Stadelhorn, ...

Etwa um 14:15 Uhr treten wir den Abstieg an: almrausch nimmt hierfür den tw. seilversicherten Normalweg durch die Latschen, ich natürlich den kürzeren Ostgrat, um anschließend meine Wartezeit in einem kleinen Blaubeerfeld zu verbringen. Anfangs regulär dem Steig folgend, verlassen wir diesen mit dem Erreichen der Weideflächen und steigen nun direkt in südlicher Richtung den breiten Hang hinab, sämtliche Almhütten (und eine mögliche Einkehr) links liegend lassend. Nur für ein Foto suche ich gegen 15:15 Uhr noch einmal die Nähe einer Almhütte, da der blühende Geranienschmuck vor verwittertem, dunklen Holz in der Nachmittagssonne besonders hell leuchtet und hier der markante Felsaufbau des Gr. Hundstods zum letzten Mal zu sehen ist. Wenig später erreichen wir den alten Almweg und finden dort an einer Quelle auf Kopfhöhe nochmals gutes Trinkwasser. Dieser Weg ist unter bereits gelb verfärbtem Laub der Ahornbäume herrlich angenehm zu gehen, dennoch müssen wir bald den Prechlbach queren und den weiteren Abstieg auf der breiten Almstrasse fortsetzen, die bereits vor langer Zeit in einer schluchtartigen Engstelle den historischen Zugangsweg ,,gefressen", aber einen aussagekräftigen, geologischen Felsaufschluss freigelegt hat.

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Die Südwände des Hochkranz und die Südflanke des Kühkranz beim Abstieg

Nun sind wir dabei unsere Tour zu einer Runde auszubauen, wollen hierzu aber nicht via Pürzlbach/Weißbach in den Talboden absteigen, um auf dem Fuß-/Radweg neben der ,,Rennstrecke" zum Auto zurückzukehren.
Wenn sich das Gelände wieder öffnet, ist es anfangs noch zu steil, aber in der oberen Kehre – in der auch der Pfad zum Parkplatz abgeht – verlassen wir die Almstrasse und queren diagonal die Almfläche hinab, um im östlichen Hangbereich weiter hinab zu einem einzelnstehenden Gehöft zu gelangen, das auf etwa 1040 m inmitten einer großen Wiesenfläche steht (ca. 16:15 Uhr). Diese wird im gemähten Bereich in südl. Richtung durchquert, um zu einer Kehre/Bachüberführung einer Forststrasse zu gelangen, die uns etwa der 1100er Höhenmeterlinie folgend zurück in Richtung Dießbach bringen soll. In älteren Karten wird diese oberhalb der markanten Felskante gestrichelt fortgeführt und soll schließlich wieder in den Dießbachsteig einmünden. In der Tat existiert diese Möglichkeit als alter Wirtschaftsweg, der sich bald nach einem Jägerstand zu einem alten Almweg und dann nur noch zu einem Steig verschmälert. Der einzige ,,Schönheitsfehler" bei dieser völlig einsamen Variante besteht darin, dass wir hierdurch wieder einige zusätzliche Höhenmeter generieren. Etwa um 17:15 Uhr gelangen wir wieder auf dem Dießbachsteig, die Einmündung haben wir am Morgen komplett übersehen, und müssen noch einmal die volle Aufmerksamkeit und Konzentration hervorrufen, um den im mittleren Bereich steilen Steig ohne zu stolpern hinabzusteigen. Aber auch dies bewältigen wir noch aus unserer Reserve und stehen Punkt 18:00 Uhr wieder auf 710 m beim Pavillon im Talboden bzw. wenig später beim Auto.
Wir fahren nur wenige Kilometer bis kurz vor Weißbach zurück, um im Gasthof Frohnwies nun unsere Einkehr nachzuholen. Es hat dort (derzeit) eine wirklich hervorragende Küche zu normalen Preisen – jedenfalls solange man keinen Ketchup zu den Pommes hinzubestellt...

almrausch

Zu erwähnen wäre noch, dass  nur ab ca. 1500 m der Föhnwind kräftig geblasen hat. In Innsbruck, näher an der Wetterscheide des Alpenhauptkamms, hat wohl gestern auch im Tal der Föhnwind seine Kraft deutlich gezeigt. Sonst war es angenehm warm und nur ein mildes Lüftchen war zu spüren. Ein Traumtag mit umwerfendem Panorama, netter kurzer Klettereinlage, überraschender Rundtourmöglichkeit und tollen anspruchsvollen Steigen im Auf- und Abstieg.
Almrausch