Für den Freitag war der Wechsel zur Heidelberger Hütte angesagt. Eigentlich wollten wir den mit der Besteigung der Schnapfenspitze verbinden - laut verbreiteter Meinung der schönste Skiberg der Silvretta. Allerdings hat uns der Hüttenwirt aufgrund der heiklen Lawinenlage dringend davon abgeraten. Daher haben wir uns für folgende, gerade noch vertretbare Alternative entschieden:
Über das Kronenjoch ins Fimberbachtal wechseln, ein Stück abfahren und dann zum Piz Taschna aufsteigen und auf der üblichen Abfahrt zur Heidelberger Hütte. Mit den 13kg schweren Rucksäcken - neben dem Kram für eine Wochentour hatten wir außer Steigeisen und Pickel die komplette Skihochtourenausrüstung dabei - eine anstrengende Runde.
Die Wettervorhersage war gut, nur harmlose Wolkenfelder, aber einen starken Föhnwind mit bis zu 80km/h sollte es geben. Und der hat uns gleich in der Früh, als wir vor die Hütte traten, ins Gesicht geblasen. Er blieb den ganzen Tag lang ein unangenehmer Begleiter. Leider waren daher alle Spuren vom Vortag verwischt. Wenigstens war von uns war eine Gruppe Schweizer gestartet, die und auf den ersten Metern die Spurarbeit abnahm.

Der Blick zurück in Richtung Jamtal: die Gipfel auf der westlichen Talseite (Haagspitze, Totenfeldnadel und -kopf, Hennebergspitzen) erstrahlen bereits im Licht der Morgensonne. Traumhafte Stimmung, allerdings unterschlägt das Bild den schneidenden Wind, der im Laufe des Tages immer schlimmer wurde.

So ganz hatte ich die Hoffnung auf die Schnapfenspitze noch nicht aufgegeben. Ich baute auf die schneidigen Schweizer. Wenn die vorgehen und durchkommen, dann .... Doch die Truppe hatte ein anderes Ziel. Hier wäre es den steilen Hang Richtung Bildmitte zur Schnapfenspitze rauf gegangen.
Also weiter das lange Tal, gegen den Wind ankämpfend, Richtung Kronenjoch hatschen. Das Gelände ist recht langweilig, flach, flach und nochmals flach, aber es gab den beeindruckenden Hängegletscher des Augstenbergs (Vadret da Futschöl) zu bestaunen. Sicher sah der vor ein paar Jahrzehnten noch toller aus, aber schön ist er immer noch.

Eigentlich kann man sich da laut Karte nicht verlaufen, doch wir haben dann doch das falsche Ziel angesteuert. Zum Kronenjoch hätten wir uns gleich hinter der Bischofsspitze etwas links halten sollen. Wir haben aber geradewegs auf den Grenzeckkopf zugehalten. Merke: ein GPS-Gerät ist gut, aber man sollte seine Lesebrille aufsetzen ....

Bis wir es gemerkt hatten, waren wir schon fast am Grenzeckkopf angelangt. Nun gut, nehmen wir also diesen Gipfel noch mit und überlegen dort oben, wie es weiter gehen soll.