In Ermangelung interessanter Klettertouren diesen Sommer werde ich immer mal wieder Touren aus den letzten Jahren hervorholen und hier vorstellen.
Der schöne und trockene Sommer/Herbst letztes Jahr wollte einfach nicht enden. Ein Prachttag reihte sich an den nächsten. So kam es dass wir Mitte November noch einmal zu einer Kaisertour ausrückten. Die Vordere Karlspitze über den SO-Grat sollte es sein. Mit 15 Seillängen eigentlich schon etwas lang für die Jahreszeit aber mit viel leichtem Gelände dazwischen sollte es sich schon noch ausgehen. Die Stirnlampen kamen natürlich trotzdem mit.
Start war an der Wochenbrunner Alm. Ungewohnt ruhig ist es um diese Jahreszeit hier. Wir packen unser Geraffel und wandern vorbei an der noch verschlafenen Gaudi-Hüttn und weiter Richtung Ellmauer Tor. Die Gipfel erglühen schon in der Morgensonne und versprechen einen grandiosen Bergtag. Nach dem Abzweig Jubiläumssteig und den letzten Seilversicherungen queren wir nach links auf Steigspuren zum Einstieg. Zuletzt geht es in leichter Kletterei eine kurze Rinne hinauf. Bis hierher ca 1,5 h. Zu unserer Verwunderung macht sich hier gerade eine weitere Seilschaft bereit für den Einstieg. So ein Glück aber auch! Keine Menschenseele weit und breit und genau in "unserer" Route müssen wir "anstehen".

Aber die sind so fix weg und unterwegs dass wir sie die Tour über eh nicht mehr groß sehen.
In schönem IIIer Gelände geht es los bis auf eine grasige Flanke die wir seilfrei überwinden. Dann wieder einige Seillängen schöne Kletterei in festem Fels bis wir auf die große Rampe kommen die sich oben hinter dem 1. Gratturm zur Rinne verengt. Hier muss bei vorsteigenden Seilschaften auf Steinschlag geachtet werden. Aber wir kommen gut und ohne Zwischenfälle hinauf.
Jetzt wartet eine der Schlüsselstellen auf uns. Eine kurze Querung, eine steile Verschneidung und dann der enge Spalt durch den wir uns nur mit Mühe quetschen können. Mit Rucksack geht da gar nix. Am Ende des Spaltes wartet ein imposanter Tiefblick in die Westabstürze. Ein kalter Wind weht herauf und so bleiben wir nicht lang. Das herauswurschteln aus dem Spalt nach oben mit Stemmen und Klemmen ist etwas mühsam aber nicht wirklich schwierig. Beim Gefluche des Nachsteigers mit Rucksack einfach mal kurz weghören.
Der 3. Gratturm wird an der Nordseite umgangen. Lustig geht es auf und ab. Scharte...Turm....Scharte...Turm. Aber es zieht sich. Wir kommen zwar gut voran aber die Schatten werden doch schon länger. Endlich ist das Ende der Schwierigkeiten erreicht. Wir seilen aus und nehmen die restlichen Höhenmeter zum Gipfel unter die Hufe. Nach ca 5 h Kletterzeit sind wir um 14 Uhr oben. Ganz allein. Außer der anderen Seilschaft die sich gerade an den Abstieg gemacht hat scheinen wir die einzigen Menschen weit und breit. Grandiose Aus- und Einblicke! Um diese Jahreszeit ist es immer besonders schwer sich vom Gipfel loszureißen. Aber es hilft ja nichts....
Der Abstieg ins Ellmauer Tor ist auch nicht ganz einfach und der Weg hinunter noch lang. Trotzdem bummeln wir solange wir noch in der Sonne sind um die Stimmung aufzusaugen. Am Tor angekommen sehen wir dass an der Gaudeamushütte noch Sonne ist und das Rennen beginnt. Wir springen die Schotterreissen hinab dass es nur so staubt. Die Aussicht auf ein Bier in der Sonne spornt uns an. Aber leider zu spät. Pünktlich zum Sonnenuntergang stehen wir auf der Terrasse. Das Bier gibt's trotzdem.
Für die letzten Meter zum Auto packen wir dann tatsächlich noch die Stirnlampen aus. Gut dass wir sie mitgenommen haben!
Sonne getankt - der Winter kann kommen!
Gute Beschreibung und Topo gibt's bei bergsteigen.com
http://www.bergsteigen.com/klettern/tirol/kaiser-gebirge/vordere-karlspitze-suedostgratBild 1: Ellmauer Halt erglüht im Morgenlicht
Bild 2: Da geht's auffi
Bild 3: Immer locker bleiben
Bild 4: In der großen Rinne
Bild 5: Vordere Goinger Halt umrahmt