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Einsame Kampenwandrunde am 18.11.2015

Begonnen von bergfexklaus, 19.11.2015, 22:38

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bergfexklaus

Bergeinsamkeit und Kampenwand schließen sich eigentlich aus, es sei denn, man ist extrem früh unterwegs (da rebelliert mein Biorythmus), oder sehr spät (ist mir zu dunkel), oder bei ,,Schietwetter" (dafür bin ich zu wenig hanseatisch veranlagt).  Das alles gilt für die touristisch übererschlossene Nordseite. Auf der steileren, wilderen, ursprünglicheren  Südseite hat man zu allen Jahreszeiten gute Chancen ungestört zu bleiben.

Gleich hinter dem gebührenfreien Wanderparkplatz Mühlau gefiel mir eine Bilderbuchgumpe (Foto 01) so sehr, dass ich mich im steilen Graben minutenlang (erfolglos) um noch bessere Aufnahmepositionen abmühte. Auf dem Weiterweg war die Abzweigung zur Steinbergalm wegen Baumfällarbeiten gesperrt, die Umgehung kostete mich eine halbe Stunde Zeit und eine ordentliche Portion Schweiß. Ein klitzekleiner Aushang am Parkplatz über die gesperrten Abschnitte hätte eine frühzeitige Umorientierung ermöglicht, ist aber wohl zu viel verlangt.

Hinter der Steinbergalm bog ich in Sichtweite der Sonnenalm rechts Richtung Piesenhausener Hochalm ab, um dann bei günstiger Gelegenheit weglos zum Südwandsteig hoch zu kraxeln. Ich gebe zu, dass ich dafür einen ebenso kurzen wie intensiven Latschenkampf führen musste. Bald war die ,,Schlechinger Scharte" (Foto 02) in Sicht, die man in leichter Kletterei erreicht.
Von der Scharte stieg ich dann auf den Vorgipfel des Kampenwandhauptgipfels, in Foto 02 links (Westen), klettertechnisch irgendwo zwischen I und II.  Die Ruhe auf dem Gipfel wurde nur gelegentlich durch laut keuchende Ostgipfelbesucher gestört  #hihi#.  Alleine wegen des sensationellen Chiemsee-Panoramas lohnt der Aufstieg. Foto 03 zeigt den Ostgipfel mit dem Chiemsee links im Hintergrund. In der Bildmitte erkennt man die Gedererwand.

Den Ostgipfel  (Foto 04) besuchte ich auch noch kurz (Foto 04). Heute war der Gipfel zwar nicht überlaufen, aber mit etwa 10 Personen im Auf- und Abstieg auch nicht wirklich einsam.

Vom Ostgipfel stieg ich über den perfekt versicherten Steig nach Osten ab, auch die früher sehr engen Latschengassen sind freigeschnitten.  Über die Piesenhausener Hochalm wanderte ich zur Oberauerbrunstalm. Leider hatte sich der lange Schatten des Geigelstein bereits über das Almgelände gelegt. Die Kampenwand wurde aber noch voll von der Spätnachmittagssonne bestrahlt (Foto 05).

bergfexklaus

Heute bin ich die Runde von letzter Woche noch einmal gelaufen. Nur anders rum, bei Schnee und ohne Vorgipfel / Schlechinger Scharte.

Von der Oberauerbrunstalm ist die verschneite Kampenwand erstmals zu sehen (Foto 06). Im steilen Aufstieg Richtung Hochplatte hat man eine wunderbare Aussicht über die Alm und das Achental bis zum Kaiser (Foto 07).

Der Übergang zur Piesenhausener Hochalm war zwar nicht gespurt, der Steig war aber gut zu finden und zu gehen. Im Almbereich waren schon einige knietiefe Verwehungen zu überwinden, ab hier kann man durchaus von Winterlandschaft sprechen (Foto 08).

Mit zunehmender Höhe wuchs auch die Schneehöhe, das Spuren wurde anstrengender. Auf halber Strecke zwischen Alm und Ostgipfel kamen mir vier Wanderer entgegen. Ich war heilfroh, ab jetzt in einer gut ausgetretenen Spur laufen zu können. Der ostseitige versicherte Steig zum Ostgipfel war allerdings nicht gespurt. Die freigeschnittenen Latschengassen von letzter Woche hatten sich durch die Schneelast in enge Tunnel verwandelt. Dort durch zu kriechen wurde ein feuchter Spaß. Die stahlseilversicherten Steilpassagen waren zugeschneit und vereist. Mangels Steigeisen blieb mir nur die Möglichkeit, mich mit roher Kraft an den Fixseilen hoch zu ziehen. Hilfreich sind dabei gut durchblutete Hände oder Handschuhe mit hohem Reibungswert.

Auch heute war der Chiemseeblick wieder ein Erlebnis (Foto 09). Die Gipfelpause fiel recht kurz aus, weil ein unangenehm kalter Wind aufkam.

Ich stieg den gut gespurten Normalweg zur Steinlingalm ab. Man muss sich schon sehr konzentrieren und auf vereiste Stellen achten. Im Abstieg präsentierte sich der Ostgipfel noch einmal in voller Schönheit Foto 10).

Über die Sonnenalm stieg ich dann (ungespurt) zur Steinbergalm ab und von dort zum Parkplatz Mühlau zurück.