Spontan einen Schönwettertag

im etwas regen-/schneelaunischen April

nutzend, hatten wir - u.a. angeregt durch diese Anfrage - dieses auch für uns etwas abgelegene Tourenziel ausgesucht.
Vom großen P am Holzknechtmuseum bei Laubau starteten wir auf der geteerten Fahrstrasse in südl. Richtung, konnten diese aber nach wenigen Hundertmetern (unbeschildert) geradeaus verlassen, um auf einem angenehmen Waldweg zur „Furt“ des Fischbaches zu gelangen. Weiterhin „keine Lust auf Forststrasse“ verliessen wir diese bald wieder, um entlang der Böschung von der Schwarzachen in südöstlicher Richtung an den Fuss des Berges zu wandern.
Dort wählten wir die südlichere, in OSM mit „Adlerkopf Überschreitung“ bezeichnete Aufstiegsvariante und erstiegen auf einem kleinen Steiglein den Nördl. bzw. Vorderen Adlerkopf. Der Blick ins Gipfelbuch verriet, dass das Kasterl am liebevoll gestalteten Gipfelkreuz (vgl. Verlinkung unten) erst vor einem Monat ersetzt wurde. Zum mittleren Adlerkopf-Hauptgipfel (ähnlich gestaltetes Gipfelkreuz und Gipfelbuchkasterl) und dann zum Südl. bzw. Hinteren Adlerkopf (mit noch altem Balkenkreuz und alter Gipfelbuchdose) war es nicht weit - der Blick hinunter ins Fischbachtal, hinüber zum Saurüsselkopf und auf die weiteren nördl. gelegenen Berge schön - und für uns unbekannt.
Nach Süden blickend sah ich einen mit einigen Felsaufschwüngen besetzten und ausladenden Latschenfeldern bedeckten grünen Gratverlauf, der etappenweise anstieg und etwas unterhalb des Fischbachkopfs mit dieser Gratbarriere verschmolz. Jetzt im April lag dort oben, und den weiteren Nordflanken des sich östlich anschliessenden Reifelbergs, Vorderlahnerkopfs und dem Sonntagshorn noch reichlich Schnee.
„Hmm, wir haben hierher auf die Adlerköpfe noch nicht so viele Höhenmeter gemacht und eigentlich wäre es schon noch interessant wie die Aussicht nach Süden in Richtung Alpenhauptkamm aussehen würde. Sollten einen ähnlichen Gedanken auch andere lokale Bergler haben und es doch eine Möglichkeit geben, dorthin zu gelangen? Wenn nicht, wäre es sicherlich ein interessantes „Projekt“ eine solche zu suchen, ggfs. zu schaffen (=Latschen schneiden), aber dies ist einfach nicht unser Revier!“ – so sinnierte ich bei der Gipfelrast.
... Saurüsselkopf ... der Blick oft rüber zu den Adlerkopfgipfeln sowie eben Fischbachkopf/Reifelberg. Und natürlich auf den Rücken der Adlerköpfe, der Richtung Süden weiterzieht bis an den Fischbachkopf und der dort eigentlich so aussieht, als würd man da "raufqueren" können. Allerdings gibt es vorher zwei Stellen (einmal eine "Felsnadel" und einmal einen aufgeschichteten Fels-Schiffsbug) die zumindest von der Westseite aus nicht wirklich gut querbar ausschauen. Aber nachdem solche Eindrücke ja oftmals täuschen können bzw. auch die östliche "Rückseite" noch existiert, aber es für auf gut Glück schon ein gutes Stück zu fahren ist, die Frage in die Runde: Hat das schonmal jemand ausprobiert?
Grüße! F.
Da ich mir dies – aktuell vor Ort – auf alle Fälle angeschaut hätte, wäre meine Antwort
vor einem Jahr wohl folgendermaßen ausgefallen:
Hallo Flo, ja es gibt tatsächlich Steigspuren, die sich entweder in ziemlich direkter Linie durch die Latschen zwängen (auch mit alten vergrauten Schnittstellen) oder überwiegend die einzelnen Felshöcker, z.B. den „Höllenotterkopf“, überklettern (s. Foto unten von
AbseitsAufwärts), da dort der „Latschenkampf“ begrenzt ist. Da die östliche "Rückseite" ziemlich schroff abbricht („Dunkle Kammer“) wird die nicht überkletterbare "Felsnadel" westseitig umgangen, aber es ist ein ziemlich mühsames Fortkommen, warm und „durstig trocken“ – und der Gratverlauf ist dann auch um einiges länger als es zuerst aussieht...
Wir sind also vom südlichsten Adlerkopf-Gipfel in Richtung der Diensthütte abgestiegen, wobei ich nach den o.g. „Steigspuren“ Ausschau gehalten habe, denn ein bisschen „Berg-Abenteuer“ wollte ich heute schon noch erleben. Erst weiter unten sahen wir dann den Abzweiger: Ein relativ frisch hergerichteter Pfad von etwa einem Fuß Breite, der in südl. Richtung leicht anstieg. „Na super, dann wollen wir diesem doch mal folgen und sehen wie lange er wohin führt, denn (bis dato) gab es hierzu vmtl. keine Veröffentlichung.“ Bis auf die Wärme der Mittagssonne - puh es hat Windstille - ist dieser Pfad sehr gut zu gehen, die Latschen beiderseits sind großzügig zurückgestutzt, in die Wegführung sind Kehren eingearbeitet um eine überwiegend gleichmäßige Steigung zu realisieren und an steileren Abschnitten sind Stufen angedeutet. Je weiter wir nach Süden an Höhe gewinnen, desto schroffer wird das Gelände und der Pfad wird immer öfter und länger zu einem Steig, der auf jeden Fall
Trittsicherheit erfordert. Schließlich beginnt auch noch der Schnee (wir sind dieses Jahr wohl die ersten hier oben) und in diesem nach eigenem Ermessen spurend steigen wir final eine kleine Rinne hoch – und stehen tatsächlich auf dem
Fischbachkopf. Wow, die Aussicht hinunter ins Heutal, die dahinter liegenden Loferer Steinberge und all die Berge rechts und links davon ist überraschend. Dieser Grat-Gipfel liegt genau auf der Landesgrenze, wir finden einen Grenzstein, aber sonst gibt es hier (noch?) keinen Gipfelbucheintrag.
Mit diesem Höhe(n)punkt hatte ich heute mit meinen Leichtbergschuhen nicht gerechnet, und dennoch überlegen wir uns nun den weiteren Tourenverlauf: Sollten wir unsere Wanderung zu einer Tour über den Reifelberg und den Vorderlahnerkopf ausdehnen, um dann durch den „Großen Sand“ abzusteigen? In der Nähe des Gipfel-Grenzsteines erkennen wir zwischen den Latschen „Steigspuren“ von Südwesten heraufkommen, dem Kammverlauf kurz nach Osten folgend finden wir ein paar alte abgeschnittene Latschenstumpen, die darauf hindeuten, dass hier vor langer, langer Zeit mal eine „Latschengasse“ gewesen sein könnte, so wie sich diese unter dem Grenzverlauf in der Karte des BayernViewers andeutet. Heute jedoch liegt noch einiges an weichem Schnee, der auch noch die Latschenäste herunterdrückt. Unsere Einschätzung aber ist: Hier am West-Ausläufer des Vorderlahnerkopfs (den Ost-Ausläufer via Hirscheck kennen wir nicht...) war schon lange niemand mehr „freischneidend“ aktiv, ein Weitergehen ist wohl auch im Sommer die von Flo bezeichnete „Latschenschlacht“, die wir uns heute mangelhaft ausgerüstet gewiß nicht antun werden – den zweiten Teil der Frage im Titel muß nun jemand anders beantworten... Für unseren Rückweg zitiere ich damit
Bergfuzzi: „obe wia aufe...“
Nun oberhalb der Adlerkopf-Diensthütte mit unserem letzten Trinkwasser rastend, ist uns klar:
Wer-auch-immer im Vorjahr (=Interpretation aus dem Beitrag von
AbseitsAufwärts unten bzw. den frischen Sägespuren) den Enthusiasmus für das Herrichten dieses Steiges aufgebracht und dabei sicher tagelang ganze Bäche an Schweiß dort oben vergossen hat, wir sind schwer beeindruckt und haben vor dieser Leistung wirklich ganz, ganz großen
Respekt! Vielen Dank für diese (ehrenamtliche?) Arbeit und der uns heute gegebenen Möglichkeit für diese sehr schöne Bergtour!
Auch wenn wir nun unsere ungeplante Zusatzleistung hatten, steigen wir nicht über die in OSM als „Adlerkopf Normalweg“ bezeichnete Möglichkeit ab, sondern wählen wie angedacht ab der Diensthütte den anspruchsvollen Steig (=
Trittsicherheit!) das Vordere Kraxenbachtal hinaus. Einen (historischen) Abzweiger verpassend stehen wir am Spätnachmittag auf bzw. vor der geschlossenen Schwarzachenalm - wunderschön gelegen, aber leider ohne flüssige Tourenbelohnung in Form eines isotonischen Kaltgetränks (=Weißbier). Am „geöffneten“ Brunnen gibt es wenigstens den Grundbestandteil, das frische Quell-Wasser - dann halt ohne die „alkoholischen“ Zusätze in Form von Hopfen, Malz und Hefe. Ein Blick in die Karte bringt nun die ernüchternde Erkenntnis, dass dieser tolle Bergtag am Schluss noch mit einem ziemlich lätschertem Forststrassenhatscher entlang der Schwarzachen zu Ende gehen wird (die Füße sind in den durchnässten Schuhen gequollen...) – aber schließlich wartet mit dem Erreichen des Parkplatzes die ersehnte „flüssige Tourenbelohnung“ auf uns...
Bild 1: Adlerkopf-Hauptgipfel vor Vorderlahnerkopf und Reifelberg; rechts der Grat hinauf zum Fischbachkopf
Bild 2: Adlerkopf-Hauptgipfel vor der Hörndlwand; zwischendrin der Saurüsselkopf
Bild 3: Auf halben Weg der Blick zurück auf die Adlerköpfe, dahinter der Rauschberg
Bild 4: Heutal – Loferer Alm – Loferer Steinberge (links noch etwas von den Leogangern)
Bild 5: Schwarzachenalm; dahinter der
Kailash, äh sorry, natürlich das Sonntagshorn
