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Modetour unmodisch: Zwiselbacher Roßkogl (3082m) über Walfeskar am 15.04.15

Begonnen von Bernhard G., 15.04.2015, 18:33

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Bernhard G.

Der Zwiselbacher Roßkogl ist eines der beliebtesten Ziele im Sellrain. An schönen Wochenenden herrscht da Massenauftrieb und auch unter der Woche ist man erst ab Mai weitgehend alleine unterwegs. Doch das gilt nur für den Nordanstieg von Haggen. Die wenigsten wissen, daß vier Routen zum Gipfel führen. Neben der beliebten Haggen-Route gibt es den Weg durch die Rotgrube, das Walfeskar und das Fidaskar. Alle drei letztgenannten sind südseitig, sehr steil und vergleichsweise wenig begangen.  Die geringe Frequentierung liegt am recht langen Zustieg und dem frühen Aufbruch, der im Frühjahr bei Südanstiegen Pflicht ist. Bei Firnbedingungen versprechen die Südrouten aber höchsten Schigenuß, wogegen auf der Haggenroute an solchen Tagen mit Qualitätsbruchharsch gerechnet werden muß.

Heute war so ein Tag: die lange Schönwetterperiode und die klare Nacht versprachen ideale Firnbedingungen. Also bin ich zu recht unchristlicher Zeit Richtung Sellrain aufgebrochen. Als ich hinter Innsbruck bei Kematen von der Autobahn verlassen hatte, gab es eine unschöne Überraschung: Da tauchte eine Straßensperre im Scheinwerferlicht auf! Wegen eines Hangrutsches war die Kühtaistraße gesperrt. Einen Augenblick glaubte ich schon an das Ende meiner Schitour, aber zum Glück gab es eine Umleitung über schmalste Bergsträßen. Und so konnte ich dann gegen 6:30 in Sankt Sigmund Richtung Neue Pforzheimer Hütte losmaschieren.

Nach einem langen Marsch  durch das flache Gleirschtal - es waren so an die 7km -  tauchte dann die Neue Pforzheimer Hütte im Morgenlicht auf (Bild 01). Da oben herrschte bereits reger Betrieb, ich konnte eine große Gruppe den Hüttenhang abfahren sehen. Die hatten wohl die Vordere Grubenwand zum Ziel. Ich hingegen hatten die Hütte als mein nächstes Zwischenziel.

Von der Hütten geht man noch ein Stück Richtung Westen und dann biegt man nach rechts ins zunächst flache Walfeskar ab (Bild 02). Man folgt dem flachen Kar, bis man einen großen Kessel erreicht (Bild 03). Wie man an den zahlreichen Lawinenkegeln sieht, erfordert der Weiterweg absolut stabile Schneeverhältnisse. Nun biegt man nach rechts in einen Seitenarm des Kars ab. Die beiden Tourengeher dem Bild beginnen gerade mit dem Anstieg.


Bernhard G.

Nun folgt ein Mega-Steilhang, der beinhart gefrohren  und dessen Bezwingung daher recht mühsam war. Auf dem Bild 04 sieht man, wie der Hang kontinuierlich steiler wird. Die beiden Tourengeher habe ich trotz meiner total abgewetzten Felle bald überholt. Die Dame hatte bei den Spitzkehren ziemlich Bammel und irgendwann die Schi ausgezogen. Die Sorge war nicht ganz unberechtigt, denn bei einem Ausrutscher hätte man sich wohl im Nu am Hangfuß wiedergefunden.

Nach dem mühsamen Aufstieg trifft man dann in ca. 2950m Höhe auf die über den Kraspesferner führende Haggen-Route  (Bild 05). Von da ist es nur noch ein Katzensprung zum Gipfel. Der Gipfelhang war reichlich zerfahren, wie man aufBild 06 sieht.


Bernhard G.

Am Gipfel angekommen, hieß es erst mal warten, bis es auffirnt. Der Gipfel selber war bereits von einigen Haggen-Route-Aufsteigern besetzt. Doch ein paar Meter unterhalb des Gipfels hatte sich jemand eine Loge in den Schnee gegraben - diesen verwaisten Sitzplatz habe ich doch gerne besetzt und die Blicke in die Ferne schweifen lassen (Bild 07). Derweil konnte ich beobachten, wie weitere Tourengeher von Haggen heraufpilgerten (Bild 08).

Um ca. 10:30 habe ich mich dann kurz nach zwei anderen Tourengehern an die Abfahrt gemacht. Die beiden sind sofort in den Steilhang eingefahren. Da hat es bei der Abfahrt ordentlich gerattert. Nix Traumfirn. Zu früh! Also habe ich noch eine dreiviertel Stunde gewartet und dann gab es perfekten Butterfirn. Und zwar bis zum Parkplatz auf tragendem Harschdeckel! Wie war der Spruch: wer zu früh kommt, den bestraft das Leben?!

Von den Schneeverhältnissen her, war das sicher die beste Tour des ganzen Winters!