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Skitouren



Kopfkraxen (Wilder Kaiser) am 18.03.15

Begonnen von Bernhard G., 21.03.2015, 18:41

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Bernhard G.

Lange Zeit hab ich mich hier in Forum nicht blicken lassen, da ich im letzten Jahr wegen gesundheitlicher Probleme, wenig Berichtenswertes in den Bergen unternommen habe. Heuer lief es besser, so daß ich mal wieder von eine schönen Schitour berichten möchte.

Vergangenen Mittwoch habe ich das Kaiserwetter ausgenutzt und folglich im Wilden Kaiser eine Schitour unternommen. Bei der Wetterlage durfte man südseitig auf besten Firn hoffen und so habe ich mir mit den Kopfkraxen einen Firnklassiker ausgesucht. Gehörig Respekt hatte ich vor der Tour schon #zitter, da man im Internet von Hängen enormer Steilheit liest, die keinen Ausrutscher verzeihen, weil sie in Absturzgelände enden. Und wenn Markus Stadler was von "Skitechnische Schwierigkeit: hoch" schreibt, ist es bestimmt kein Maulwurfshügel! Aber wer schon mal im Winter den Kaiser von Süden gesehen hat, wird mir beipflichten: diese Traumhänge kann man nicht ungenutzt lassen!

Los geht die Tour beim Jagerwirt, der einsam ca. 2 km oberhalb Scheffau im Wald liegt. Der hat um die Jahreszeit zu, doch offensichtlich denkt man in Tirol sehr praktisch und hat einen Getränkeautomaten aufgestellt, der auch in Betrieb war.



Bernhard G.

Nach einem kurzen Fußmarsch durch den Wald erreicht man die Wegscheid Niederalm. Die wurde vor einigen Jahren von einer Lawine zerstört und der Neubau präsentiert sich als bunkerartiger, in den Hang eingegrabener Flachbau, der nicht viel Almromantik verströmt. Die traurigen Schneereste auf den umliegenden Wiesen ließen die Szenerie zudem nicht gerade erfreulicher erscheinen.


Bernhard G.

Aber schon ein paar hundert Meter weiter, auf den Boden der Kaiseralm war eine durchgehende Schneedecke in Sicht, so daß ich endlich die Schi anschnalllen konnte. Die Kaiseralm läßt man im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und kämpft sich durch einen Latschen- und Staudenverhau über einen Hang mit ansehnlicher Steilheit nach oben Richtung Sonnenstein.


Bernhard G.

Der Hang unterhalb der Kaiserhochalm war der unangenehmste Teil der Tour, wohl auch, weil heuer die Schneeauflage nicht gerade üppig ist. Zum Glück war die unterhalb des Sonnensteins gelegene Kaiserhochalm bald erreicht. Von da geht es links um den Sonnenstein rum.

Bernhard G.

Nach dem Durchschreiten des Sonnensteinkars kommt man auf einen Absatz und hat einen Blick auf das reichlich kurios wirkende Gipfelplateau des Sonnensteins. Für gemütliche Skitourengeher wäre das sicher ein schönes Gipfelziel.
 

Bernhard G.

Für alle, die es anspruchsvoller wollen, beginnt jetzt der interessantere Teil der Tour. Nach der Überwindung einen mit Latschen bewachsenen Steilstufe gelangt man an den Fuß eines Megahangs, der zum Kamm zwischen Wiesberg und Kopfkraxen führt. Der Hang ist schon ordentlich steil, aber letztendlich war er mühelos zu überwinden. Alle war nach der klaren Nacht zwar fest gefrohren, doch der Hang war schön griffig und eine wirklich perfekt angelegte Aufstiegsspur ließ die Steilheit des Hangs vergessen. Vielen Dank an dieser Stelle an die unbekannten Erbauer der Spur!

So konnte ich den Blick auf die umliegenden Berge genießen und ausgiebig das benachbarte Schneekar bewundern, das ich auch noch auf meiner Tourenliste habe. Eine Aufstiegsspur führte bis zur Treffauer Lucke hinauf.


Bernhard G.

Von dem Absturzgelände erahnt man im Hang stehend wenig. Im Hang selber ist es auch nicht so kritisch, wie im Internet getan wird. Wenn man sich eher westlich hält, bewegt man sich in relativ sicherem Gelände. Der wirklich absturzgefährdete Teil beginn am Kamm mit einer längeren Querung. Hier ist das Gelände aber zum Glück recht flach. Aber Absturzmöglichkeiten gibt es genügend. Dem einen oder anderen war das Gelände wohl nicht ganz geheuer, wie Trampelspuren zeigten.


Bernhard G.

Am kleinen, unspektakulären Gipfelplateau angekommen, hieß es erst mal abwarten, bis es optimal aufgefirnt hatte. Derweil kam eine Dreiergruppe nach, die es nicht bei den Kopfkraxen belassen wollten, sondern mit Steigeisen zum benachbarten Sonneck weitermarschierten und eine Spezialabfahrt auf dessen Nordseite planten. Die Drei brauchten recht lang zum Gipfel und wo sie abgefahren sind, konnte ich nicht beobachten, da es langsam höchste Eisenbahn für die Abfahrt wurde.


Bernhard G.

Die Abfahrt war ein Traum! Perfekter Firn auf dem nahezu unzerfurchten Megahang machten den Steilhang zu einer Genußabfahrt, wie man sie nur selten hat! Und der Harschdeckel trug bis weit unterhalb die Kaiserhochalm. Erst in dem schon beim Aufstieg ekelhaften Hang mit dem Staudenverhau war Ackern angesagt. Da haben meine Schi auch einiges abbekommen, weil ich auf Felsen durchgebrochen bin.

Länger hätte ich für die Abfahrt nicht warten dürfen. Um so unverständlicher war es mir, daß ich auf der Höhe des Sonnensteins noch Leute beim Aufstieg gesehen hatte. Die hatten sicher keine Genußabfahrt mehr, abgesehen davon daß ein Schneerutsch in dem Steilhang einen durchaus über die Felsen katapultieren könnte.

Die Tour wird mir sicher noch lange als Highlight in Erinnerung bleiben. Es ist klar, daß die in jeder Hinsicht optimalen Bedingungen dazu beigetragen haben. Bei ungünstigen Bedingungen ist das Gelände alles andere als ein Kindergeburtstag. Es ist schon richtig, daß die Beschreibungen im Internet die Tour nicht verharmlosen.