Bildinfo siehe Aktuelle Informationen


         

14./15.09.14 - Zweitageswanderung in den Ötztalern

Begonnen von MANAL, 16.09.2014, 23:41

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

MANAL

Ein guter Freund aus Hamburg wollte mal wieder in die Berge. Ich habe deshalb eine Zweitagestour in den Ötztaler Alpen rausgesucht wo gutes Wetter zu erwarten war.

Sonntagmorgen, in München strömender Regen... Hauptsache weg aus dem grausigen Wetter. Richtung Garmisch wurde es dann besser und vom Fernpaß zeigte sich die Zugspitze. Im Ötztal wurde es dann immer schöner bis wir bei strahlendem Sonnenschein in Rofen hinter Vent unsere Tour gestartet haben.

Wir gingen das wunderschöne Rofental rein, die ersten Kilometer noch ein Fahrweg bis zur Materialseilbahn der Vernagthütte. Ab dann ein guter Pfad der oberhalb der Rofenschlucht teils seilversichert verläuft. Schwierig ist der Weg allerdings nie, meistens T2-Gelände, höchstens einzelne Stellen kommen in den T3 Bereich. Durchgehend leicht ansteigend verliert man nur am Anfang der Schlucht ein paar Höhenmeter. Nach 1,5 Stunden haben wir die 6,5 km und 400 Höhenmeter zum Hochjoch-Hospiz (2412m) der Sektion Berlin hinter uns gebracht. Aufgrund des Endes von Ferien und Wochenende war naturgemäß nicht viel los und so bekamen wir ein gemütliches kleines 2er-Zimmer.

Da wir schneller als erwartet auf der Hütte waren und das Wetter noch durchgehalten hat entschieden wir uns dem "Hausberg" der Hütte, der Guslarspitze einen Besuch abzustatten. Man geht dazu zuerst auf dem Deloretteweg Richtung Brandenburger Haus bis auf ca. 2800m und zweigt dann Richtung Guslarspitzen ab. Über Grasmatten und später dem üblichen Schutt und Blockwerk geht's teilweise recht steil aber einfach (T2) auf die kreuzgeschmückte Mittlere Guslarspitze (3128m).
Die Aussicht auf die Umgebung wurde zwar etwas von den Quellwolken behindert, dennoch bieten sich wunderschöne Blicke im Südwesten auf den Hintereisferner der bis zur Weißkugel zieht, im Westen dem Kesselwandferner der sich hoch zum Hochplateau des Gepatschferners verläuft, im Norden auf das große Becken des Vernagtferners und im Osten runter nach Vent und weiter bis in die Stubaier Alpen. Die Wildspitze hat sich leider in Wolken gehüllt. Da die Wolken auch über uns die Sonnen verdeckten war es recht frisch und wir sind bald wieder abgestiegen. Die Gipfel von der näheren, höheren und einfach (T3) zu erreichenden Hinteren Guslarspitze und die deutlich schwierigere (mind. T4) und niedrigere Vordere Guslarspitze haben wir uns gespart. Für Gipfelsammler aber eine recht einfache Möglichkeit ein paar weitere  zu erreichen ;)

Das Hochjoch-Hospiz ist eine Hütte mit netten Wirtsleuten. Die Sanitäranlagen wurden dieses Jahr sarniert und man kommt in den Genuß von warmen Wasser. Wer will kann gegen Geld auch Duschen. Für die Dauer-Online-Fraktion kann man sogar WLAN-Zugang gegen Geld erwerben. Da ich aber in den Bergen meine Ruhe vor der Außenwelt haben will habe ich es natürlich nicht genutzt ;-)

Der nächste Morgen bot in der früh Traumbergwetter, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein! Wir sind wieder ein paar Meter dem Deloretteweg aufgestiegen, aber auf ca. 2600m auf den Weg zur Vernagthütte geflogt. Der geht als Höhenweg wunderbar aussichtsreich und sonnenbeschienen das Rofental Richtung Vent hinaus. Die diversen Seitentäler muss man natürlich mehr oder weniger weit ausgehen. Nach 1 3/4 Stunden quert man etwas unterhalb der Vernagthütte das weite Vernagtkar. Mit etwas Anstieg geht man auf dem Seuffertweg zur Breslauer Hütte wieder raus und kommt auf eine Schulter mit Wiesenflächen und einem kleinen See in dem sich die schneebedeckten Kette zwischen Nieder- und Rofental wunderbar gespiegelt haben. Der Weg geht weiter im leichten auf und ab immer in den Hängen auf 2600-2800 Meter und geht das kleine Platteikar und das größere Mitterkar aus. Hinter dem Platteikar quert der Weg etwas wildere Hänge, der Weg selber ist aber überall leicht begehbar (T2), eine einzige Stelle hat dort kurzes Stück ein Drahtseil (T3). Nach 3,5 Stunden und 11 Wegkilometer ist die Breslauer Hütte (2844m) erreicht.

Nach einer kurzen Pause entschieden wir uns noch als Tageshöhepunkt das Wilde Mannle zu ersteigen. Dazu geht man hinter der Hütte weiter und verliert ca. 70-80m um zu einer der alten Seitenmoränen des Rofenkarferner abzusteigen. Über diese geht es dann wieder steil ein Stück rauf bis man zu einem See unterhalb des Gletschers quert. Vom Gletscher selber sieht man nur noch oben ein Stück aus der rostroten und zerklüfteten Felswand rausragen. Für den Aufstieg zum Wilden Mannle wählten wir den Rofenkarsteig. Über eine Seitenmoräne geht es steil bis zu den blockigen Wänden des Wilden Mannle. Ein Felsriegel wird dabei über eine kurze drahtseilgesicherte Rinne überwunden. Ohne Drahtseil wäre es eine II, so ist es eine I. Hat man die Felswand überwunden kommt man auf den breiten blockigen Grat über den man dann zum Gipfel (3023m) steigen kann.

Von hier hat man nun einen wunderschönen Blick auf die bisher zurückgelegte Strecke aus dem Rofental raus, im Norden zeigt sich sogar kurz die Wildspitze zwischen den Nebelschwaden wie sie über dem Rofenkarferner thront. Man sieht die tiefverschneiten Spitzen von Ramolkogel, Schalfkogel bis zur Hinteren Schwärze und dazwischen die ganzen Gipfel zwischen Nieder- und Rofental. Ein toller Ausblick auf einem Aussichtsbalkon hoch über Vent.

Nachdem wir uns sattgesehen und gebrotzeitet haben geht's über den Normalweg des Wilden Mannle runter bis auf Höhe des obersten Skilifts. Dort querten wir auf Pfadspuren rüber zum Rofenbach den wir etwas unterhalb der Brücke an geeigneter Stelle überquert haben um wieder auf den Normalweg von der Breslauer Hütte nach Rofen zu kommen. Diesen steilen und serpentinenreichen Weg sind wir dann nach Rofen abgestiegen. Gerade rechtzeitig, da langsam die Quellwolken dicht geworden und die ersten Regentropfen heruntergekommen sind.

Fazit:
Eine wunderschöne Runde in den Ötztaler Alpen die sich danke vieler weiterer Hütten noch beliebig erweitern lässt. Ob weiter zur schönen Aussicht, über den Saykogel zur Martin-Busch-Hütte oder weiter zur Similaunhütte, mit Einkehr auf Vernagt- oder Breslauerhütte oder als Hochtour rauf zum Brandenburger Haus, Möglichkeiten gibt es unzählige. Solange das Wetter wie bei unst stimmt hat man beeindruckende Ausblicke garantiert.

Insgesamt haben wir an den zwei Tagen 31 Wegkilometer und 2000 Höhenmeter zurückgelegt und dabei zwei Dreitausender bestiegen.

Fotos:
1 - Das schöne Rofental
2 - Hochjoch-Hospiz
3 - Kesselwandferner, im Hintergrund kann man das Brandenburger Haus am Fuß der Dahmanspitze erkennen
4 - Blick von der Mittleren Guslarspitze nach Norden zum Hinteren Brochkogel
5 - Hintereisferner, im Hintergrund sieht man Teile der Weißkugel

MANAL

Noch ein paar Fotos:

6 - Der schöne und aussichtsreiche Höhenweg der sich hier an den sonnenbeschienenen Hängen entlang des Rofentals dahinzieht
7 - Das Kar des Vernagtferners wird ausgegangen
8 - Ein kleiner See unterwegs bietet ein tolles Panorama auf die Berge zwischen Nieder- und Rofental. Von der Talleitspitze links über die Kreuzspitze (einer der höchsten Wanderberge!) bis zur Finailspitze
9 - Der immer gute Weg führt unterwegs auch mal direkt auf den Schalfkogel
10 - Der Gipfel der Wildspitze zeigt sich zwischen den Wolken über den Rofenkarferner