Bei immerhin trockenen Bedingungen wollte ich heute mal schauen, ob die Frauenschuh Orchideen am Scheibenkogel (vorgelagerter Gipfel des Zahmen Kaisers, Start in Schwendt bei Kössen) schon blühen. Die sind aber noch nicht soweit. Aber dafür hab ich was ganz anderes erlebt:
Beim Abstieg zwischen Kohlalm und Boaralm hab ich eine kleine Pause für eine Brotzeit gemacht. In einer Schlägerung hatte man ein Bankerl aufgebaut und das rief: Thomas halt an und iss was. Wie ich so mein Brot zerkaute, sah ich in ca. 200m Entfernung zum ersten Mal in meinem Leben einen Auerhahn. Der wanderte gemächlich von Baumstumpf zu Baumstumpf, nickte mit dem Kopf und rief nach seiner Henne. Ein wunderschöner Anblick, ein majestätisches Tier. Die Zeit verging der Hahn kam ganz langsam immer näher. Großartig, denn so kam ich sogar noch zu ein paar Fotos und einem kleinen Filmchen. Aus den ursprünglich 200 m wurden 100 m und dann 50 m. Super.
Ein Wahnsinnserlebnis bis dort hin, aber es kam noch besser. Als uns im Prinzip nur noch ca. 10 m und ein kleiner Abhang trennten, hörte ich wie der Hahn seine Rufe veränderte. Aus einem krächzenden Balzlaut wurde ein eher gurrender Ton. Jetzt war der Hahn schon wirklich sehr nah bei mir und ich dachte mir schon: "Na ja, jetzt is wohl Zeit für den Rückzug". Also hab ich ganz rasch die Brotzeit zusammengepackt und bin ein paar Schritte zurückgegangen. Währenddessen war der Hahn aber auch nicht untätig und ist mir nach.
Jetzt war mir schon klar, dass das nicht wirklich so laufen wird, wie ich mir das vorgestellt hatte. Also haben sich die automatischen Steinzeit-Gene in mir gemeldet und den Körper mit jeder Menge Adrenalin auf einen Kampf programmiert. Gut der Kampf war schon allein auf Grund des Körpergewichts der Gegner etwas unfair, aber das schien den Hahn nicht zu stören. Immer wieder kam er mit breit aufgestellten Schwanzfedern und geöffneten Schnabel auf mich zu gerannt. Zunächst bin ich zurück gewichen, aber schließlich musste ich die Taktik wechseln.
Mit überkreuzten Stöcken (gut wenn man sie mal dabei hat), habe ich die Angriffe des Hahns abgewehrt. Dabei wollte ich ihn natürlich nicht verletzen (was man umgekehrt nicht gerade behaupten kann). Also hab ich ihn bei seinen Attacken immer wieder mit den Stöcken aufgehoben und ein zwei Meter den Hang runter geschubst (eigentlich geworfen ...). Nach ca. 5 dieser Manöver hat dann auch der Hahn gecheckt, dass ich heute wohl der Stärkere auf dem Turnierplatz bin und ist davon gezogen.
Kurzum ein Super Erlebnis mit glücklichem Ausgang für uns beide. Wenn das Gelände steiler ist und man nicht gerade günstige "Abwehrwaffen" dabei hat, dann wird der Kampf deutlich fairer und der Sieger steht nicht wirklich von Anfang an fest. Mir war a bisserl unfair aber heute deutlich lieber ...
Servus,
Thomas