Ich gehe auch ab und an in den Klettersteig und verfolge mitunter recht dramatische Szenen - da reicht ein C-Steig aber bereits völlig aus.
Am Sonntag waren wir im Schuasta Gangl - empfohlen in den Führern ab 14 Jahren, 8 - 9-jährige in Scharen ... Einige haben das erstaunlich gut gemeistert, vermutlich Kinder, die
schon in der Halle klettern, andere waren komplett überfordert, wollten umdrehen!
Bei den Erwachsenen sah es aber wirklich nicht besser aus.
Habe auch schon erlebt, dass panische Klettersteiggeher ganze Steinlawinen losgetreten haben, im Ellmauer Halt bei 30 Grad, in Shorts, ohne Getränke, ohne Ausrüstung, überhaupt ohne Rucksack. Das sind allerdings Situationen wie man sie auch ausserhalb der Steige finden kann ...
Ich frage mich schon seit langem, was einem dieses Erlebnis geben mag, wenn man derart angstverkrampt im Fels hängt. Ohne Ausrüstung noch dazu. Ich habe aber vielleicht auch eine andere Herangehensweise, und fange in der Regel mit allem "klein" an.
Ich persönlich glaube daher, mit D(-Stellen) und aufwärts sind die meisten komplett
überfordert, Steige in dieser Liga sind nur noch für eine kleine Gruppe geeignet, insbesondere Klettererfahrene, und gehen die nicht
ohnehin eher die richtigen Kletterrouten? Zusätzliches Training wie Klettern und je nach Länge auch ganz schön Schmackes in den Armen ist hier doch unabdingbar.
Anderenfalls wird die Bergwacht aufrüsten müssen, was Notrettung angeht ...
Trotzdem ziehen diese Steige magisch Unerfahrene an. Und solange solche Steige gebaut werden, wird sich das wohl auch nicht ändern. Die Gründe hierfür sind mE
vielfältig, von mal eben schnell den tollen Berg rauf, damit man was vom Urlaub erzählen kann, Leichtsinn, Selbstüberschätzung, Dummheit, Abenteuerlust usw.
Genaus müssig ist es die Frage zu stellen, warum sich jedes Jahr scharenweise Motorradfahrer derrennen und trotzdem in Sachen PS immer mehr aufgerüstet wird...
Und nicht zuletzt wird mit dem Klettersteigset vermeintliche Sicherheit verkauft. Am Schuastagangl zb, da waren wir uns einig, sollte man die teilweise endlosen Seile ohne Querstreben nicht herunterrauschen. Da nützt das Set auch nix mehr.
Was das Umweltthema angeht, sehe ich die wachsende Zahl der Klettersteige ebenso eher kritisch. Andererseits haben wir schon soviele Berge mit Bahnen, Aussichtsplattformen und sonstigem Unrat verschandelt, das halte ich für wesentlich dramatischer. Was sind 20 cm Stahlstab als Tritthilfe gegen 20 Meter hohe Führungsstempen . Auf "Massenbergen" wie Steinplatte macht es das
Kraut sicherlich auch nicht mehr fett drunterhalb der Bahn noch einen Steig dazu zulegen.
Und sich selbst den Berg hochzubewegen halte ich dann doch noch für die ehrlichere Art den Bergen zu begegnen, als mit Sandalen oben den Spazierweg entlang
zu spazieren. Ganz grundsätzlich finde ich es auch eine sehr schöne, elementare Erfahrung in den Fels zu fassen, und sich mit eigener Kraft hinaufzubegeben. Mit Flying Fox etc. lässt sich das sicher nicht vergleichen.
Der Klettersteig ist möglicherweise auch für einige dann der Einstieg in s klassische Klettern. Denn, Manal, da gebe ich dir recht, technisch besonders anspruchsvoll
ist das Klettersteiggehen sicher nicht, es verleitet mE zu unsauberem Gehen (Seil ist ja immer griffbereit) und ist in sich als abgeschlossene "Sportart" meines Erachtens auf Dauer auch kaum befriedigend.