Auf der Antenne-Bayern-Seite wird irgendwie suggeriert, daß man zum Funtensee rauflaufen muß und schon kommt man in den Genuß von -45 Grad. Ich habe schon durchdachtere PR-Aktionen gesehen. Es kann sich doch jeder denken, daß die derzeitige Wetterlage nicht mal annähernd tiefe Temperaturen zuläßt, abgesehen davon sind bei bewölktem Wetter solche Mulden kaum kälter als die Umgebung. Und woher wissen Leikermoser, Kachelmann und Konsorten, daß der Funtensee der kälteste Ort Deutschlands ist? Haben die auf jedem Quadratmeter der Landesfläche ein Thermometer stehen?
Nur kurz zur Info: während des Baus des Sylvenstein-Stausees wurden im alten Ort Fall im Februar 1956 auch -45 Grad gemessen, und das war nicht in einer Doline o.ä. Im Januar 1985 hatte ich in einer Mulde in den Bayerischen Alpen (nein, es war NICHT der Funtensee) am späten Abend -50 Grad gemessen, wobei ich gar nicht an der vermeintlich kältesten Stelle stand und zudem wenig Schnee lag, so daß der Bodenwärmestrom sich zumindest etwas bemerkbar machen konnte. Im Februar 1956 lag dagegen sehr viel Schnee (der Garmischer Schneehöhenrekord datiert von diesem Monat) und ich gehe davon aus, daß in dieser Mulde zumindest oberflächennah -60 Grad drin waren. Daß in den Alpen Temperaturen unter -50 Grad möglich sind, ist eine Tatsache, die eigentlich ein alter Hut ist. Das ist nämlich seit 80 Jahren schon bekannt, dank der Messungen in der Doline Gstettner Alm. Zwischen 1928 und 1942 wurde diese Schwelle 8mal unterschritten und der niedrigste Wert betrug -52,6 Grad (wurde erreicht im Winter 1932, der sonst nicht als besonders kalt in Erscheinung trat); im Februar 1956 dürfte es dank der Höhenkaltluft noch kälter gewesen sein.
Kurzum: die Meldungen über die vermeintlichen sensationellen Temperaturen am Funtensee sind nur Effekthascherei und die Aktion von Antenne Bayern erst recht. Noch ein Grund mehr für mich, dieses Programm nicht einzuschalten...