Das ist tatsächlich das Lungenkraut = Hänsel und Gretel = Brüderchen und Schwesterchen.
Die Pflanze hat ne ganz lustige Geschichte.
Erstens stammt der Name Lungenkraut aus der sog. Signaturen-Lehre des Mittelalters, wo die Leute glaubten, dass Pflanzen, die so aussehen wie ein bestimmtes Organ, dieses auch heilen könnten. Da die weiß gesprenkelten Blätter des Lungenkrauts wie ein Lungenflügel samt Lungenbläschen aussehen, wurde das Pflänzlein tatsächlich bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Tatsächlich enthält es bestimmte Substanzen, die gegen Husten helfen.
Die Signaturenlehre war im Mittelalter weit verbreitet. Ein anderes beispiel ist die Knabenkraut-Orchidee, dessen unterirdische Sprosse wie Hoden aussehen. Früher glaubte man, dass die kleingehackten "Hoden"-Sprosse an Frauen "verfüttert" dazu führen, dass diese eher einen Jungen als ein Mädchen gebären ... .
Eine zweite Geschichte betrifft die Blütenfarbe. Man sieht an einer Pflanze sowohl rosafarbene als auch blaue Blüten (daher brüderchen und schwesterchen ...). Das freut jetzt wieder den Chemie-Lehrer, denn der Blütenfarbstoff ist ein und derselbe. Das Molekül wirkt als Säure-base-Indikator, d. h. wenn sich der pH-Wert im innern der Zelle ändert, verändert die Blüte ihre Farbe. Was hat jetzt die Pflanze davon? Je älter die Blüte wird, desto saurer ist der zellsaft, d. h. die Blüte erscheint blau. Wichtigste Bestäuber sind Hautflügler wie z.B. Bienen und Hummeln. Bienen und Hummeln können wiederum kein Tot sehen, d. h. sie erkennen die jungen, roten Lungenkraut-Blüten nicht. Dies ist in sofern praktisch, weil die jungen Blüten noch keine reifen Pollen enthalten, also zur Bestäubung nicht geeignet sind. Dieser Farbwechsel ist also eine Art Service-Leistung für die Bestäuber, damit die sehen, wann "die Kantine geöffnet hat".
Servus,
Thomas