Am vergangenen Wochenende war ich zusammen mit einer kleinen Gruppe auf einer Durchquerung der Leoganger Steinberge dabei. Da man kaum über diese einsame Berggruppe erfährt ein paar Anmerkungen von mir zu dieser Tour.
Aufstieg zur Passauer Hütte
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Wir sind am Freitag vom Parkplatz bei Ullach (880m, nördlich von Leogang, in der AV-Karte eingezeichnet) aufgebrochen. Der Parkplatz ist kostenfrei und ohne Mautstraßen erreichbar. Über einen schmalen und schönen Steig geht es recht steil zuerst durch Almwiesen und lichten Wald aufwärts. Begleitet wird man anfangs von Hinweisschilder zur Flora und Fauna in dieser Region und hin und wieder aus Baumstämmen geschnitzte Kunstwerke. Unterwegs nimmt man noch bei einem Holzunterstand ein paar Holzscheite für die Hütte mit. Der Weg führt dann immer weiter steil in vielen Serpentinen nach oben über die Baum- und Latschengrenze. Danach kommen ein paar mit Drahtseil und betonierte Treppenstufen gesicherte Stellen bis man unterhalb der Mitterspitzen das Hochtor erreicht von dem man einen ersten Blick auf die kleine Passauer Hütte hat. An dieser Stelle zweigt auch der Zustieg zum Klettersteig "Leogang Süd" auf die Westl. Mitterspitze ab. Die letzten Meter zur Hütte gehen an einem recht steilen Abhang unterhalb der Fahnenköpfl Westwände vorbei. Aber auch hier Sicherungsseile und betonierte Stufen. Über die letzten Serpentinen erreicht man die auf 2051m Höhe gelegene Passauer Hütte.
Passauer Hütte
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Alle wichtigen Infos auf der Homepage der Hütte:
http://www.passauer-huette.at/Die Hütte ist verglichen mit vielen anderen hektischen und riesigen Abfütterungszentralen in den Alpen sehr beschaulich und klein geblieben. Der Umgang auf der Hütte ist sehr persönlich und man kommt sehr schnell mit den anderen Gästen in Gespräche. Die Wirtsleute Heidi und Hubert kümmern sich sehr um ihre Gäste. Gerade Hubert sorgt für sehr viel Stimmung mit seiner originalen Art. Das Essen ist sehr gut und man muss sich wundern was in der kleinen Küche alles gezaubert wird (der Schweinebraten mit Bratkartoffeln am Samstagabend war äußerst lecker!!!). Wenn man noch bedenkt, dass die Hütte nur wenige Male im Jahr über Hubschrauber versorgt wird und der Rest noch von den Wirtsleuten selber hochgetragen wird, dann wirklich Hut ab!!!
Ein paar weitere Infos:
- Die Halbpension ohne Übernachtung kostet 23 EUR. Enthalten darin das Frühstück und ein Abendessen mit Suppe, Salat, Hauptgang und Nachspeise.
- Sanitärbereich ist recht sauber und mit Trockenklos ausgestattet, Dusche habe ich keine gesehen.
- Mit Strom wird recht sparsam umgegangen (Generator!), in den Lagern waren keine Birnen in den Lampen eingebaut => Stirnlampe nicht vergessen!
Klettersteige an der Westlichen Mitterspitze
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Auf die westliche Mitterspitze führen zwei Klettersteige. Auf der Südseite der "Leogang Süd" mit dem offiziellen Schwierigkeitsgrad C-D und auf der Nordseite der "Leogang Nord" mit B-C. Am Samstag stand die Überschreitung der Westlichen Mitterspitze auf dem Programm. Leider hat das Wetter nicht ganz mitgespielt und während des Aufstiegs den Berg südseitig immer in Wolken gehalten und so uns jegliche spektakuläre Tiefblicke verhindert.
Leogang Süd:
- Topo und alle wichtigen Infos unter:
http://www.bergsteigen.at/de/touren.aspx?ID=709- Wird AUSSCHLIESSLICH im Aufstieg begangen
- Die Bewertung mit C-D ist aus meiner Sicht etwas untertrieben. Ich bin schon ein paar Klettersteige mit C-D gegangen und keiner war so heftig wie der "Leogang Süd". Da würde ich eher eine reine D vergeben. Definitiv kein "klassischer" Klettersteig mehr, sondern ein Sportklettersteig!
* Es sind recht viele ziemlich steile und teils leicht überhängende Passagen die ziemlich Kraft kosten dabei
* Gerade das letzte Drittel in dem langsam die Kräfte schwinden hat es in sich. Z-Quergang, der spektakuläre Bergführer-Quergang und der Ausstiegskamin haben es in sich. Da wurde beim Einbau von zusätzlichen Tritten und Griffe ordentlich gespart.
* Der Bergführer-Quergang ist wohl die bekannteste Passage, ohne zusätzliche Expressen oder Bandschlinge mit Karabiner eine SEHR anspruchsvolle Stelle an der es auch kaum mehr ein zurück gibt. Also vorher genau überlegen ob man da durch kommt.
* Der abschließende Ausstiegskamin hat trotz einer C-Bewertung nur sehr wenige gute Griffe und Tritte.
* Leider immer wieder Stellen mit Erde die in der Sohle bleibt und den Aufstieg erschwert
Leogang Nord:
Entweder als einzelne Tour im Auf- und Abstieg begangen oder als Abstiegsroute zum "Leogang Süd".
WICHTIG: Es gibt KEINE andere (einfachere) Abstiegsmöglichkeit von der Westlichen Mitterspitze. Den Leogang Nord muss man auch im Abstieg bewältigen können, ansonsten ist man definitiv falsch auf diesem Berg!
* Insgesamt ein recht anspruchsvoller B-C Klettersteig mit einigen interessanten Passagen.
Durchquerung der Leoganger Steinberge
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Am Sonntag stand die Durchquerung der Leoganger Steinberge von der Passauer Hütte über Kuchlnieder, dem Nördlichen Hundshörndl und der Grießener Rotschartl an. Eine recht anstrengende aber beeindruckende Tour in sehr einsamer und bizarrer Landschaft.
Passauer Hütte (2051m) -> Kuchlnieder (2437m):
Über Schneefelder und Stein und Schutt in Richtung Scharte. In dieser Höhe liegt im Augenblick noch sehr viel Schnee, der Weg und die Markierungen sind nur recht selten sichtbar, aber letztendlich muss man nur den Spuren in die Scharte folgen. Lediglich muss man immer wachsam sein nicht am Rand von Schneefelder durch von unten abgetaute Ränder durchzubrechen. Die Schneedicke variiert sehr unterschiedlich bis zu mehrere Meter Dicke. Die Konsistenz war aber so gut, dass man ohne tief einzusinken darauf gehen konnte oder dass man Steigeisen an den Steilhängen gebraucht hat.
Der "Weg" führt einem immer unterhalb der Birnhorn-Nordwand zu der höchsten Stelle des Schneefeldes in der Scharte hoch. Unterhalb zweigen auch Spuren zur Südwand am Kuchlhorn ab an der wir auch Drahtseilsicherungen gesehen haben. Wohin diese geführt haben war nicht erkennbar und sind auch nicht auf der AV-Karte eingezeichnet (weiß da jemand was?). Der Weg zum Kuchelnieder führt jedenfalls am Ende des steilen Schneefelds das man geradeaus nach oben aufgestiegen ist rechts raus auf den Fels wo man Seilsicherungen erkennen kann. Die Randkluft ist im Moment ohne Probleme überwindbar, wie es da in einigen Wochen aussieht ist schwer zu beurteilen. Nach ein paar Serpentinen heißt es rechts vom Schneefeld einige Meter direkt nach oben zu kraxeln (I-II) da ein Stück des Weges tief unter dem Schnee versunken ist. Der weitere Weg bis zum Kuchelnieder dann ohne weitere Schwierigkeiten.
Am Kuchelnieder hat man dann einen wunderbaren Blick auf das große Ebersbergkar und einen letzten Blick Richtung Hocheisspitze-Watzmann-Hundstod und Hochkönig.
Kuchelnieder (2437m) ->Ritzenkarscharte->Reisensandscharte->Nördl. Hundshörndl (2481m)
Dieser Weg ist recht unschwierig und einigermaßen klar erkennbar. Westlich unterhalb des Birnhorns quert man (im Moment) schneebedeckte Hänge bis zur Ritzenkarscharte wo eine Abstiegsmöglichkeit Richtung Hütten/Leogang besteht. Nach der Abzweigung zum Birnhorn nimmt die Bergsteigerdichte auf praktisch Null ab. Es waren jedenfall keine Spuren im Schnee vor uns erkennbar, während sich auf dem Birnhorn die Bergsteiger wohl schon gegenseitig auf den Füßen gestanden sind. Die Durchquerung des Ebersbergkar ist unproblematisch und da im Moment alles durch Schnee geebnet ist auch recht einfach zu begehen. Man muss lediglich immer schauen wo die nächste rote Markierung oder ein Stoamandl zu sehen ist. Aufpassen muss man auf das eine oder andere Loch in dieser Kalklandschaft. Das größte das wir gesehen haben war recht nah am Weg und hatte einen Durchmesser von geschätzt 5m und eine Tiefe von mindestens 10m. Dort reinzufallen dürfte kein gutes Ende nehmen...
Daher auch hier immer aufpassen wo man im Schnee hintritt, grundsätzlich an den Rändern zwischen Schneefeld und Stein vorsichtig sein!
Von der Ritzenkarscharte geht es weiter zur Reisensandscharte die unterhalb der Felsmauer liegt die das Ebersbergkar nach Westen abschließt. Man wundert sich eigentlich die ganze Zeit wo da ein Weg rauf führt. Erst sehr spät kann man rote Markierungen erkennen und sehen dass der Weg relativ direkt im Zickzack nach oben zum Gipfel des Hundshörndl führt. Bei einigen Schneefeldern muss man überlegen wie der Weg weiterführen könnte, denn einige Teile des Wegs sind nach wie vor tief unter den Schneemassen begraben.
wegen der maximalen Zeichenzahl folgt der zweite Teil oben...