...ich werde versuchen, irgendwann in der kommenden Woche einen kurzen Erfahrungsbericht zu schreiben.
Besser zu spät, als gar nicht mehr, sag' ich jetzt mal.
Auf Wunsch von Tom, hier ein Erfahrungsbericht von der Zweitagestour mit meinen Cousins.
Diese gemeinsame Tour war für mich ein wichtiges Ziel meiner Ferien, deshalb wollte ich das unbedingt so schnell wie möglich machen, auch weil meine Cousins nur zwei Wochen Ferien hatten.
Am Sonntag Nachmittag den 3. August erreichten wir gesund und ohne Unfälle Hopfgarten im Brixental. Laut Wetterbericht sollten voraussichtlich der Dienstag und Mittwoch bereits gute Wandertage werden, also planten wir gleich drauflos. Dienstag Morgen würde es noch kühl und vereinzelt etwas regnerisch sein, jedoch gegen Mittag sollte es im ganzen Unterland aufheitern und sonnig werden. Mittwoch sollte ebenfalls sonnig und warm werden, für Donnerstag war schwüles und unwetterträchtiges Wetter vorhergesagt. Unsere Wahl fiel deshalb auf Dienstag Nachmittag und den ganzen Mittwoch.
Tag 1:Verabredet hatten wir am Dienstag um 12:00 Uhr in Hopfgarten, von wo wir gemeinsam zum Schrandlhof in der Oberwindau fahren würden. Am Dienstag hatte aber das Wetter schlechtere Laune als erwartet: den ganzen Morgen regnete es ununterbrochen und von "Aufheiterung" war gar nichts zu sehen. Per Telefon entschlossen wir uns, die Startzeit eine gute Stunde aufzuschieben und dann, ob regen oder nicht, die Wandertour einfach anzufangen. Wegen der Verspätung kam einer meiner Cousins auf die Idee, bei Bekannten einen Schlüssel für die Schranke beim Schrandlhof zu holen, damit wir mit dem Auto über den Forstweg weiter den Berg hinauffahren konnten.
Und so geschah. Der Regen hatte gegen 13:00 Uhr zum Glück so gut wie aufgehört und wir konnten mit dem Auto ganz bis zur Feldbergalm auf 1.750 m Höhe hinauffahren! Dies ersparte uns einen Anstieg von gut zwei Stunden mit unseren bis zu 12 kg schweren Rucksäcken.
Hier, am Ende der Zivilisation und in dichtem Nebel, starteten wir gegen 14:00 Uhr unsere Wanderung, die zuerst auf das Brechhorn führte. Total untrainiert, ohne Kondition und mit schwerer Bepackung, erreichten wir erst nach einer Stunde den 2032 m hohen Gipfel des Brechhorns. Nach einer Gipfeljause mit Apfelstrudel (

) wanderten wir gleich weiter, denn Aussicht gab es heute (noch) nicht und es war recht kühl und windig am Gipfel...
Das Gehen über den schmalen Grat zwischen Brechhorn und Floch ist sehr schön, bei den nassen Verhältnissen mussten aber auch Obacht gegeben werden. Weniger als eine Stunde später standen wir auf dem Gipfel des Flochs, 2.057 m hoch. Die Witterungsverhältnisse hatten sich leider nicht gebessert.
Foto: FlochVom Floch mussten wir absteigen in die Hintenkarscharte auf 1.829 m, danach wollten wir weiter zum Gerstinger Joch, in dessen Gipfelbereich wir unser Zelt geplant hatten aufzustellen. Wir stiegen also vom Floch über den markierten Wanderweg ab, bis zum Gassen Kogel (ca. 1.920 m), von wo der markierte Wanderweg plötzlich von der gewünschten Richtung abbog. Ein Abstieg in die Hintenkarscharte stand zwar nicht auf der Karte eingezeichnet, aber unserer Erfahrung gemäß gibt es auf fast jedem Bergkamm in den Kitzbüheler Alpen einen Steig oder Trampelpfad: wir erwarteten wenigstens einen schmalen "Schafsteig" in die Scharte. Aber leider: diese Erfahrung gilt für
fast jeden Bergkamm, nur für diesen nicht.
Der Weglose Abstieg in die Scharte beträgt etwa 100 Höhenmeter, aber wegen des zunehmenden Nebels konnten wir uns kaum orientieren und wegen der zunehmenden Steilheit des Geländes mussten wir auch sehr vorsichtig absteigen. Dazu kamen fast undurchdringliche Latschen und, ganz ehrlich gesagt, nach einer Viertelstunde wussten wir wirklich nicht mehr, wo wir waren. Rutschend über nasse Grashänge, stolpernd durch/über Latschenbüschen und mehr oder weniger kletternd über kleine Felsabbrüche, erreichten wir mehr als eine Stunde nach dem Floch endlich die Hintenkarscharte.
Diese kurze Passage war unerwartet der schwerste Teil unserer Tour - ab jetzt hatten wir allerdings auch durchnässte Wanderschuhe...

Von der Hintenkarscharte gingen wir zum Gerstinger Joch. Der Nachmittag ging schon dem Ende zu, der Nebel wurde wieder dichter und, ganz im Gegensatz zu den Wettervoraussichten, fing es wieder an zu regnen - Schei**! Wir waren durchnässt und bereits ziemlich müde: wir wollten gern so bald wie möglich unser Zelt aufstellen.
Unser Weiterweg führte bei zunehmendem Regenfall durch eine - bei heiterem Wetter ohne Zweifel sehr schöne - Berglandschaft, entlang verwunderter Kühe und verschiedene kleine Seen und Tümpel.
Nach einiger Zeit führte uns der Wanderweg auf einmal wieder hinunter. Da stimmte etwas nicht ganz, wir sahen nur, dass es immer weiter hinunter ging. Zum Glück fanden wir hier endlich einen guten Zeltstandort, nämlich eine bemooste Fläche von etwa 3x4 Meter, ohne Steine und fern von Kühen, die uns über Nacht und am Morgen nur stören würden.
Zelt aufstellen, die nassen Schuhe und Socken ausziehen und schnellstens in die trockene Geborgenheit des Zeltes - die Rucksäcke nahmen wir mit hinein. In der ersten halben Stunde sprachen oder unternahmen wir besonders wenig...
Foto: ZeltDer regen prasselte leise, aber ununterbrochen auf unser Zeltdach. Durch diesen Regen sind wir gegangen

. Wir nahmen eine willkommene Abendjause zu uns, tranken einen "wärmenden" Eistee von etwa Außentemperatur (10 Grad?), trotzdem wurde es in unserem trockenen und geräumigen Vier-Personen-Zelt warm und gemütlich. Wir hatten zusätzlich so eine glänzende Isolationsdecke auf dem Zeltboden ausgebreitet, damit von unten weniger Kälte hinaufzog: dies erwies sich als unentbehrlich! Eine gründliche Untersuchung der Wanderkarte brachte uns wenig Aufklärung über unsere Lage, wir wussten nur, dass wir in Gipfelnähe des Gerstinger Jochs waren, aber wo? Na gut, das war uns im moment aber auch unwichtig.
Gegen 20:00 Uhr hatte es endlich aufgehört zu regnen, es wurde heiter und wir konnten gerade noch rechtzeitig die letzten Strahlen der untergehenden Sonne genießen. Ich konnte endlich das Zelt und einige Impressionen von der Umgebung fotografieren.
Nun sahen wir auch wo wir uns befanden: Unser Zelt stand auf der Südwestseite des Gerstinger Jochs, neben dem Wanderweg in einer Höhe von ca. 1.980 m. Als wir in diesem Moment aus dem Zelt schauten, mussten wir wohl recht verwundert und komisch dreingeschaut haben. Wie "Aliens" bestaunten wir die frisch gewaschene Bergwelt rundum uns, nach einem schweren Tag mit lauter Nebel und Regen, wobei wir keinem Menschen begegnet waren.
Foto: Kleiner Tümpel hinter unserem ZeltFoto: SonnenuntergangDie darauffolgende Nacht und Tag 2 folgen ein anderes Mal.
Nachtrag:
Mehr Fotos dieser Tour (und noch viele andere Fotos) sind in meinem Fotoalbum zu betrachten.