Hallo zusammen,
Im Ostkaiser habe ich am Sonntag das Lärcheck (2122) als sehr lohnende Tour entdeckt. Es ist der nordöstlichste Gipfel im Wilden Kaiser und für den Nicht-Kletterer vom Kleinen Griesener Törl zu erreichen.
Der direkte Zustieg dorthin liegt etwas versteckt auf dem Wanderweg Griesenau <-> Griesener Alm auf der rechten Seite (Fließrichtung) des Kaisertalbachs. Entweder man überquert bei der Latschenölbrennerei den Bach auf einer kleinen Holzbrücke und geht dann auf diesem Weg etwa 50 Meter Richtung Griesener Alm oder – falls man dort das Auto geparkt hat – von der Alm rund 10 Minuten talauswärts.
Der Wegbeginn ist durch einen Wegweiser markiert, der gerade noch zwischen den Bäumchen herausschaut, also genau hinschauen. Ab dann ist der Weg durchweg gut markiert. Es geht nur kurz recht flach durch die Bäume und dann wird es mit einem Mal sehr steil und das wird auch bis zum Griesener Törl in über 1600 m Höhe kaum anders. Der „Weg“ ist vor allem am ersten Steilaufschwung immer wieder mit Seilsicherungen versehen, führt häufig gerade nach oben und auch die (nur gelegentlich vorhandenen) Serpentinen sind so steil, dass man praktisch während des ganzen Aufstiegs bis zum Törl kaum zum Verschnaufen kommt, man bewegt sich hier im Grunde in einer Wildnis, wo der "Weg" zwar markiert ist, aber in keinster Weise die natürlichen Gegebenheiten für den Begeher - außer durch die Seile im untersten Teil - abmildert oder erleichtert.
Am Törl nach etwa 90 min. steht man dann direkt vor dem Geröllkar, das nach einer flachen Mulde immer schmaler werdend südwärts in die Scharte zwischen Lärcheck und Gamsfluchten führt. Der „Weg“ ist manchmal recht gut, manchmal nur schwer in dem unterschiedlich groben Geröll zu erkennen. Zwar ist das Ziel nicht zu verfehlen, aber man spart sich einiges an Kraftreserven, die durch den vorausgegangenen Anstieg in der Regel schon ordentlich in Anspruch genommen worden sind, wenn man sich möglichst an die Trasse hält, die bei genauerem Hinschauen doch erkennbar ist.
Der Einstieg in die Felsen liegt auf etwas über 1900 m. Von links zieht eine Rinne ins Kar herab, die oben am Nordostrücken beginnt und in Platten im Kar ausläuft. Man steigt im Kar noch weiter an diesen Platten vorbei: etwa 40 m höher setzt der Steig an. Gerade hier ist kaum noch ein Wegverlauf erkennbar, der aus dem Kar führt, deshalb sollte man schon vorher in den Schrofen den Steig suchen, der ist nämlich auf den ersten Metern noch ganz gut sichtbar.
Der Weg durch die Felsen ist zunächst überwiegend Gehgelände mit leichten Klettereinlagen.
Etwa 50 – 80 m über dem Einstieg berührt der Steig direkt die besagte Rinne, zunächst hilft ein Drahtseil über eine plattige Verschneidung hinweg und man steht direkt unter einem großen Klemmblock, an dem man links fast senkrecht gut 2 – 3 m ungesichert, aber über gute Tritte und Griffe vorbeiklettert. Dies ist die „Schlüsselstelle“ der ganzen Kletterei. Danach ist man bald an der Scharte, unter der unmittelbar die Ostwand abstürzt. Von da geht es noch mal gerade 5 Minuten in den Fels und man ist oben (1 1/4 Std. vom Törl).
Bei guter Sicht (die ich nicht hatte) hat man das gesamte Kitzbüheler Becken, die Kitzbüheler Alpen bis zu den Tauern im Süden vor sich. Nach Westen und Norden sieht man Maukspitze, Ackerlspitze und die Zacken über dem Griesener Kar sowie weiter draußen den Zahmen Kaiser und die Vorberge Richtung Chiemgau.
Zum Abstieg ist es im übrigen durchaus empfehlenswert, die gut 200 m Anstieg bis zur Fritz-Pflaum-Hütte in Kauf zu nehmen, um dann durch das Griesener Kar abzusteigen, denn das dürfte alles in allem angenehmer sein, als der Rückweg vom Kleinen Griesener Törl aus.