Sterntaler& Nicklheimer Fuiz`n
Wer hat sie noch nicht gesehen, die relativ kargen Flächen mitten im Wald zwischen Bad Feilnbach, Rosenheim und Raubling? Was ist das also? Der Einheimische weiß natürlich sofort: Das ist die Fuiz´n (Filze), ein Moorgebiet, welches bis vor kurzem noch wirtschaftlich genutzt wurde, indem Torf abgebaut wurde. Und wer sich etwas näher damit befassen will, der muss weit zurückgehen, so etwa 10 000 Jahre und noch mehr! Denn zu dieser Zeit war diese Fläche, in etwa viermal so groß wie der Chiemsee, noch mit Wasser befüllt, dem sogenannten Rosenheimer Becken. Dieses Wasser stammte aus dem Schmelzwasser des Inngletschers. Nachdem der See langsam trocken wurde, hinterließ er einen tonreichen Boden, welcher dann im Laufe der Jahrtausende zu einem der größten und bedeutendsten voralpinen Moorgebiet wuchs. Unsere Rosenheimer Stammbeckenmoore! EIn wertvolles Gebiet für Fauna und Flora, welches sich aber der Mensch langsam zu Eigen machte und dadurch große Eingriffe in diese Landschaft erfolgten. In den Kriegsjahren 1940- 1945 diente diese Fläche sogar als Übungsplatz für Flugzeugangriffe. Verwendet wurden aber "nur" Übungsbomben aus Beton, welche sich aber auch metertief in den Untergrund bohrten. Nach dieser Zeit wurde wieder weiter Torf abgebaut, bis zuletzt 2006 auch diese Ära endete. Spätestens seit dieser Zeit erobert sich die Natur wieder Stück für Stück die Flächen zurück. Verschiedene Projekte haben es sich zum Ziel gesetzt, die Moore wieder zu renaturieren, und hoffen auf eine Rückkehr von selten gewordenen Pflanzen und Tieren.
GPS-Wegpunkt:
N47 47.507 E12 04.229 zu Google Maps
Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit der Bahn fährt man bis zum Bahnhof in Raubling, von dort weiter mit dem Bus bis nach Nicklheim.
Mit dem Pkw:
Autobahn A8 München-Salzburg Ausfahrt Rosenheim, von hier über Pfraundorf nach Raubling, in Raubling nach Nicklheim bis zu der Gabelung am nördlichen Ende von Nicklheim.
Von Rosenheim über Raubling nach Nicklheim (Abzweig beschildert), oder über Pang via Westerndorf (Abzweig in Westerndorf hinter der Kirche nicht beschildert). Von Süden kommend über Großholzhausen (nicht beschildert)
Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
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Eine generelle Tourenbeschreibung ist hier nicht nötig, jeder Einzelne kann sich nach Lust und Laune zu dem verschiedenen Stationen vorarbeiten:
Kurzbeschreibung Nicklheimer Moorstation: Am jeweiligen Parkplatz steht eine große Infotafel, welche die einzelnen Wege und Pfade beschreibt. Hier besonders erwähnenswert die Moorbahn, welche von einem eigens gegründeten Verein wieder nach und nach zum Leben erweckt wird. Auf den Wegen durch die Filze kreuzt man immer wieder die Gleise.
Sterntaler Filze: Zu Beginn steht eine Hütte mit einer Mooreiche drin, von hier aus geht es in verschiedene Richtungen zu den einzelnen Stationen jeweils auf Holzstegen. Mit ganz vielen geschnitzten Holzgesichtern an den Wegen. Insgesamt schon sehr kindlich angelegt.
Über Sinn oder Unsinn solcher Naturlehrpfade kann man geteilter Meinung sein. Solche Anlagen sprießen derzeit wie die Pilze aus dem Boden. Wahrscheinlich ist der Bedarf auch hier, viele Menschen haben den Bezug zur Natur verloren, spätestens seitdem die Kuh lila ist.
Aufgebaut sind die Pfade meist nach demselben Schema: Interaktive Stationen, an denen man die Natur sehen und auch fühlen kann. Meist ist alles so beschrieben und erklärt, dass es bereits für relativ kleine Kinder schon verständlich ist...
Aber dadurch sollten sich auch Erwachsene nicht abschrecken lassen, zur geeigneten Tageszeit lassen sich wunderbare Beobachtungen machen!
Wer schonmal querfeldein durch die Filze gegangen ist, der hat es schon selbst gespürt und gesehen. Der Boden ist äußerst flexibel, und von einem Schritt zum nächsten kann man plötzlich nasse Füsse bekommen. Was also ist das Moor? Von einem Moor sprechen wir, wenn die Torfschicht mindestens 30 cm dick ist. Moore bestehen aus Torfmoosen, welche nach und nach absterben und so den Torf bilden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Niedermoor und Hochmoor. Bei den Niedermooren liegen die Torfschichten noch im Grundwasserbereich, daher sind diese Moore üppiger, weil besser versorgt. Bei den Hochmooren dagegen haben die oberen Torfschichten den Kontakt zum Grundwasser verloren und werden nur noch mit Regenwasser versorgt, was das Wachstum wesentlich karger ausfallen lässt. Die Rosenheimer Hochmoore waren teilweise bis zu 10 Meter hoch. Bei einem Wachstumszuwachs von einem Millimeter pro Jahr kann man sich ausrechnen, wie lange diese Moore gebraucht haben!
Die Bedeutung für den Menschen war zunächst in erster Linie, um Heizmaterial zu gewinnen, dafür wurden die Moore nach und nach entwässert. In letzter Zeit wurde das Moor hauptsächlich nur noch zur Gewinnung von Torf (Blumenerde) abgebaut. Aber auch für heilsame Zwecke wurde und wird Moor eingesetzt. Ein Bad im warmen Moorschlamm regt den ganzen Stoffwechsel positiv an.
Weitere Moorlehrpfade/ Museen in der Region um Rosenheim sind:
- Torfbahnhof Rottau (https://www.museum-torfbahnhof.de/)
- Brunnhausanlage Grassau (Kendlmühlfilze)
- Naturschutzpavillion Übersee
- Staudach- Egerndach
- Burghamer Filz (eiszeitseen.de)
- Burger Moos/ Hofstätter See
Nähere Informationen sind zu finden bei life-rostam.de.
Besonders zu erwähnen sind hier die Kreuzottern! Aber auch zahlreiche Libellen fühlen sich hier wohl. Auch Wasservögel wie der Eisvogel, Kiebitz, Bekassine, Waserralle oder Flussregenpfeifer sollen sich wieder wohlfühlen können
Zahlreiche Sumpfpflanzen wie der Sonnentau, Wollgras, verschiedene Heidearten und sogar die Drachenwurz sind hier zuhause. Baumarten, denen "nasse Füsse" ... nichts ausmachen wie Birke, Erle, Kiefer...