Geruhsamer Naturspaziergang am Flussufer
Alpenschwemmlinge, Orchideen und Moore br>
Sie lieben Alpenblumen, können oder wollen aber keine mühsamen Bergtouren machen? Dann lassen Sie sich die Alpenblumen doch einfach von der Loisach mitbringen! Auf ihrem Weg von der Quelle unterhalb des Fernpasses bis zur Einmündung in die Isar bei Wolfratshausen transportiert sie (und ihre Zuflüsse) besonders zur Schneeschmelze jedes Jahr Samen und abgerissene Teile von Gebirgspflanzen (sogenannte Alpenschwemmlinge) ins Flachland. Allerdings landen nur die wenigsten der »mitgereisten« Samen oder Pflänzchen auf geeignetem, nämlich naturbelassenem und ungedüngtem Boden. Wer in den Loisachfilzen abgeladen wurde, hatte Glück und deshalb kann man dort im Frühling große Bestände von Mehl-Primeln und Großblütigem Enzian bewundern. Ergänzt werden die Alpenschwemmlinge durch sehenswerte Moor- und Uferpflanzen: So sorgen im Frühsommer zum Beispiel Tausende von Sibirischen Schwertlilien für leuchtend blaue Flussböschungen. Insgesamt eine wenig anstrengende Wanderung für Naturliebhaber, die es gerne ruhig und beschaulich mögen.
Das Wort Filz – Bestandteil vieler Orts- und Flurnamen – bezeichnet übrigens im Bayerischen ein Hochmoor, also ein ausschließlich aus Niederschlägen gespeistes Moor, ein Niedermoor wird dagegen als Moos bezeichnet.
GPS-Wegpunkt:
N47 44.461 E11 24.408 zu Google Maps
Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Bus 9613 ab Penzberg Bahnhof oder Kochel Bahnhof, Bus 9591 ab Penzberg Bahnhof oder Bad Tölz Bahnhof, Haltestelle Schönmühl (nur Montag bis Freitag).
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist ist, kann ab der Loisachbrücke am gegenüberliegenden Ufer auf breitem Weg nach Bichl wandern. An einem Sackgassenschild biegt man rechts ab, an der Einmündung in den Hauptweg hingegen links. Nach Überquerung der B 472 spaziert man rechts zum Bichler Bahnhof (etwa 1.15 Std. ab Loisachbrücke).
Mit dem Pkw:
Auf der A 95 bis Ausfahrt Penzberg, auf der St 2063 durch den Ort und noch ca. 1,5 km bis zum Abzweig Schönmühl; Parkplätze hinter der Kapelle und rechts vom ehemaligen Gasthaus (Navi: Kapelle Schönmühl, 82377 Penzberg; N47° 44.461' E11° 24.408').
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Vom ehemaligen Gasthof in Schönmühl nehmen wir den rechts neben dem stattlichen Gebäude wegführenden Feldweg mit Fahrverbotsschild und Schranke, allerdings ohne Wegweiser. Er führt zunächst an einem mit entzückenden Wald-Goldsternchen (Gagea lutea) bestückten Nebenarm der Loisach entlang, bevor nach wenigen Minuten der Hauptfluss dazukommt. Dieser gibt nun für einen Großteil der Wanderung die Route vor. Nach einer Bahnunterführung tun sich rechter Hand allmählich naturbelassene, stellenweise sumpfige Wiesen auf, die man genauer in Augenschein nehmen sollte (natürlich vom Weg aus). Im Frühling findet man in nassen Senken die zartrosa, ungemein schönen Blüten des Fieberklees (Menyanthes trifoliata, s. Steckbrief Buch S. 113), die rosafarbenen Blüten der Mehl-Primel (Primula farinosa) mit dem charakteristischen gelben Schlund und kräftig orangegelbe Sumpf-Dotterblumen (Caltha palustris). An trockenen Stellen wächst das zarte Gewöhnliche Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) in Blau-Weiß-Optik.
Der bisher breite Weg verjüngt sich nach einem Bachzulauf zu einem Trampelpfad, der zunächst etwas undeutlich erscheint. Man hält sich aber einfach weiterhin parallel zum Flussufer und schon bald ist der Pfad wieder gut ausgeprägt. Dort, wo sich der Weg ausnahmsweise mal ein paar Meter vom Ufer entfernt, bevölkert im Frühling der Großblütige Enzian (Gentiana clusii) ganze Hügel, unterbrochen von Mehl-Primeln und einer besonders schönen Orchidee, dem Helm-Knabenkraut (Orchis militaris). Kelchblätter und die beiden oberen Kronblätter sind nach vorne gewölbt und bilden so zusammen einen fast weißen Helm, während die auffällig lange, dreiteilige Lippe mit dem gespaltenen Mittellappen intensiv pink-weiß gesprenkelt ist. Das Helm-Knabenkraut zählt zu den besonders früh blühenden heimischen Orchideen und kann oft schon Anfang Mai bewundert werden. Nach einem weiteren Bachlauf fällt uns im Frühjahr ein strahlend gelber Korbblütler auf: die Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), deren Stängel im Jungstadium filzigweiß überzogen ist.
Wer hier im Frühsommer unterwegs ist, wird zwar keine Enziane mehr finden, muss aber auf satte Blautöne keinesfalls verzichten. Dann sind beide Ufer der Loisach gesäumt von Tausenden Sibirischer Schwertlilien (Iris sibirica) mit spektakulärer weißblauer Aderung auf den Hängeblättern. Sie schätzen nasse Standorte, besonders die periodischen Überschwemmungen, wie sie die Loisachfilze bieten. Für die sonnengelben Korbblüten sorgt dann der prächtige Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) und die Orchideen werden vom Breitblättrigen Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, s. Steckbrief S. 88), von der schlanken Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea, s. Steckbrief S. 222) und dem eher unauffällig grünen Großen Zweiblatt (Neottia ovata) mehr als würdig vertreten. Statt des winzigen Gewöhnlichen Kreuzblümchens tritt nun das deutlich größere, rotviolette Schopf-Kreuzblümchen (Polygala comosa) auf, dessen Blütenstand von unten nach oben kegelförmig aufblüht. Besonders erwähnenswert ist die mit dem Gewöhnlichen Hornklee verwandte hellgelbe Spargelschote (Lotus maritimus), ein typischer Schmetterlingsblütler. Sie ist in Deutschland – außer im Alpenvorland – nur noch selten zu finden und entsprechend als gefährdet eingestuft. Ebenfalls im Frühsommer zeigt sich an nassen Stellen das straff aufrechte, bis zu 40 cm hohe Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris, s. Steckbrief S. 124) mit lockerem, pinkfarbenem Blütenstand. Wer ab Ende Mai an den Übergängen von nassen zu trockeneren Wiesen das Strohgelbe Knabenkraut (Dactylorhiza ochroleuca) findet, darf sich mit Fug und Recht botanisches Glückskind nennen: Die ausgesprochen prachtvolle Orchidee verfügt über einen stattlichen Blütenstand aus bis zu 80 pastellgelben Einzelblüten ohne Schleifenzeichnung, aber mit intensiv gelb gefärbtem Zentrum. Sie ist ein spezialisierter Bewohner der eiszeitlichen Moore und entsprechend in ihrem Lebensraum stark gefährdet.
Schließlich kehrt unser Weg wieder in den unmittelbaren Uferbereich zurück (Vorsicht bei hohem Wasserstand oder Unterspülung) und mündet letztlich in einen nach rechts zum Riederner Weiher führenden Spazierweg ein. Wir gehen aber geradeaus weiter und treffen wenig später auf die Unterführung der B 472 und die Loisachbrücke. Wer auf den Moorlehrpfad verzichten will, hat hier bereits den Wendepunkt der Tour erreicht und kann entweder auf dem Hinweg oder am gegenüberliegenden Ufer (siehe Variante) zurückwandern. Eine breite Rampe führt uns auf die Loisachbrücke hinauf und am anderen Ufer wieder hinunter. Wir halten uns links (Wegweiser »Benediktbeuern «) und folgen dem breiten Waldweg am Fluss entlang zum Loisachstadl, einer Selbstversorgerhütte des Zentrums für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK). Geradeaus weiter erreichen wir schließlich eine Kreuzung mit großer geschnitzter Christusfigur, die an die Straf- und Kriegsgefangenen erinnert, die in früherer Zeit bei der Arbeit im Moor ihr Leben verloren. Hier biegen wir links ab (Wegweiser »Moosrundweg 1«) und bleiben noch etwa 300 m auf dem von Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) gesäumten Hauptweg, bis linker Hand der beschilderte und mit Infotafeln versehene Moorlehrpfad abzweigt. Moorlehrpfade gibt es ja viele, aber was sich das ZUK hier ausgedacht hat, ist schon besonders nett: auf Stegen, Baumstamm-Wippen und Balancestrecken kann man, ohne Schäden zu verursachen, eine kleine Runde durch das Moor drehen. Absoluter Höhepunkt ist aber ein Holzfloß mit dem etwas großspurigen Namen Santa Maria II, mit dem man sich anhand eines Stahlseils über einen Moortümpel hangeln kann. Eingerahmt von leuchtend gelben Sumpf-Schwertlilien (Iris pseudacorus) hat man so die seltene Gelegenheit, das Pflanzen- und Tierleben in einem Moorweiher direkt von der Oberfläche aus zu beobachten. Bitte die Santa Maria II wieder ordentlich einparken, bevor man sich zurück zur Loisachbrücke begibt und von dort auf dem bekannten Weg nach Schönmühl zurückwandert bzw. sich auf der anderen Loisachseite zum Bahnhof in Bichl begibt (Variante).
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Ich habe die obigen Download-Bedingungen genau gelesen und akzeptiere sie.
Beste Jahreszeit: April bis Juni.
Variante: Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist ist, kann ab der Loisachbrücke am gegenüberliegenden Ufer auf breitem Weg nach Bichl wandern. An einem Sackgassenschild biegt man rechts ab, an der Einmündung in den Hauptweg hingegen links. Nach Überquerung der B 472 spaziert man rechts zum Bichler Bahnhof (etwa 1.15 Std. ab Loisachbrücke).
Hinweis: Der Abschnitt jenseits der Loisachbrücke lohnt sich hauptsächlich für diejenigen, die auf dem Moorlehrpfad den Lebensraum Moor erkunden möchten.
Mehl-Primeln, Großblütiger Enzian, Sibirische Schwertlilie, Helm-Knabenkraut, Schopf-Kreuzblümchen, Wald-Goldsternchen, Fieberklee, Sumpf-Dotterblume, Gewöhnliche Kreuzblümchen, Niedrige Schwarzwurzel, Wiesen-Bocksbart, Breitblättriges Knabenkraut, Großes Zweiblatt, Spargelschote, Sumpf-Läusekraut, Bach-Nelkenwurz, Sumpf-Schwertlilie
Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris)
Familie: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
Standort: Moore, Feuchtwiesen, Uferbereiche; bis 1700 m
Blütezeit: Juni bis Juli
Charakteristik: Bis 40 cm hoch, straff aufrecht, wenige, nach oben gerichtete Seitentriebe. Stängel kahl und hohl. Laubblätter gegenständig, filigran gefiedert, oft rötlich-braun überlaufen. Blüten rosafarben, locker in Blatt- oder Triebachseln angeordnet. Blütenoberlippe mit nur kurzem Schnabel und seitlichen Zähnchen; Unterlippe dreiteilig, meist heller gefärbt. Nur kräftige Insekten (meist Hummeln) können den Eingang zur Kronröhre aufdrücken und an den Nektar gelangen (schwächere Insekten behelfen sich ab und zu durch Aufbeißen der Blüte von außen).
Status: Stark gefährdet und nach BNatSchG besonders geschützt. Nach T-NV ungeschützt.
Verwandtschaft: Mehrere, vornehmlich auf Bergwiesen anzutreffende Läusekraut-Arten (z. B. die braunrot bis pink blühenden Arten Kopfiges Läusekraut, Quirlblättriges Läusekraut und Gestutztes Läusekraut sowie das gelbe Reichblättrige Läusekraut), Karlszepter.
Wissenswertes: Das Sumpf-Läusekraut ist – wie alle Läusekraut-Arten – ein Halbschmarotzer und bedient sich über Saugorgane bei seinen Wirtspflanzen (Gräser, Seggen) mit Wasser und Nährstoffen.
Blumenwanderungen Bayerische Alpen
mit Alpenvorland und angrenzendem Tirol
von Margit Hiller
Infos: Blumenwanderführer