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Zu viele Retter bei Bergwachteinsatz (?)

Begonnen von Martl, 07.05.2019, 17:21

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Martl


bergfexklaus

Da muss man sich als "Piefke" einfach nur fremdschämen  ::)

Wie hier zu lesen ist, waren die Bergretter bei LWS 3 im dichten Schneetreiben ausgerückt. Sie sind also ein hohes Risiko eingegangen und werden zum "Dank" auch noch verklagt. Da verschlägts einem die Sprache.

efs

ich habe es eben auf Chiemgau24 gelesen und wollte es gerade posten. Da war Martl schneller.
Das ist ja sooooo peinlich! Statt denen das Doppelte nochmal als Spende zu geben und den Bergrettern zu danken, die EHRENAMTLICH im Einsatz sind, so etwas. Schliesse mich dem Fremdschämen BFklaus an.

geroldh

#nasowas#  Das Tal mit dem Hauptort Tannheim liegt auf ca. 1100m, der "Grasberg"(!) Schönkahler wird mit 1.688 Meter angegeben - und im Internet wird dieser Berg durchwegs als "einfaches" Schneeschuh- und Skitourenziel beworben... Inwieweit dort die "LWS 3" im Gelände tatsächlich "wirksam" war, vermag ich nicht zu beurteilen...
Es wird davon berichtet, dass die beiden "geschwächt und durchnässt" waren, was vermuten lässt, dass sie möglicherweise vom Schlechtwetter "überrascht" wurden und vmtl. auch "schlecht" ausgerüstet waren...
Sie sollen "Touristen" bzw. "Urlauber" gewesen sein... - und zu gerne hätte ich daher herausgefunden, was für "Nordlichter" die beiden waren, aber vom damaligen Hilfseinsatz selbst gibt es offenbar keine Meldung im Internet - oder diese wird nun vom aktuellen "Shitstorm" überdeckt...  :-[

Wie dem auch sei, den beiden - Alter unbekannt? - hatte mit Sicherheit eine gewisse (alpine) Erfahrung gefehlt, denn sonst wären sie möglicherweise nicht in diese Situation hinein geraten...
Haben sie eigentlich im nachhinein ihre Tour reflektiert - um ggfs. "den Schwachpunkt" zu erkennen - oder gehören sie der "Generation Vollkaskomentalität" an, die auch jetzt noch "probieren wollen was geht"?

Zitat von: BFklausDa muss man sich als "Piefke" einfach nur fremdschämen  ::)
...
Ich fand einen (qualifizierten) Kommentar im Anschluss vom Martl verknüpften Artikel recht interessant, der einerseits zeigt, dass es nicht nur im Gebirge, sondern auch im Nachbarland entsprechende "Vollpfosten" gibt:
Zitat von: scionescioUm mir als Jugendlicher den Eintritt ins Freibad zu sparen, war ich Rettungsschwimmer ...
... und habe einmal einen stark übergewichtigen Landsmann aus dem See gezogen. Eigentlich bekommt man beigebracht, dass man niemand retten soll, dessen Körpergewicht das eigene Gewicht übersteigt, um nicht selbst von einem in Panik geratenen Ertrinkenden unter Wasser gezogen zu werden.
Ich war dumm und mutig (gefährliche Kombination!), bin trotzdem hingeschwommen (er war sicher 40kg schwerer als ich) und habe ihm in einem günstigen Moment den kleinen Finger gebrochen (geht leicht und durch den Schock geben die meisten dann kurz Ruhe - wurde uns damals so beigebracht, um uns aus Umklammerungen befreien zu können) und ihn dann ins Seichte geschleppt.
Ich war der Held des Tages, seine Frau hat sich unter Tränen bedankt - und vier Wochen später bekam ich einen Anwaltsbrief mit einer Schmerzensgeldforderung und der Drohung einer Anzeige wegen Körperverletzung...
Es gibt gibt auch genug einheimische A...löcher!
Kommentar-Quelle

bergfexklaus

Zitat von: geroldh am 07.05.2019, 22:15
Ich fand einen (qualifizierten) Kommentar im Anschluss vom Martl verknüpften Artikel recht interessant, der einerseits zeigt, dass es nicht nur im Gebirge, sondern auch im Nachbarland entsprechende "Vollpfosten" gibt ...
... was nicht besonders überraschend ist, aber auch nicht wirklich beruhigend  ;)
Sollte man sich vorsorglich für alle "Vollpfosten" der Welt fremdschämen?   #gruebel#

Der klagende "Vollpfosten" hat sicher eine teure Rechtsschutzversicherung, die auch genutzt werden will.  #peinlich#
Auf eine preiswerte Bergunfallversicherung hat er ja offenbar verzichtet. Die kostet bei der Bergrettung Tirol 28 € pro Jahr. Mit den einmaligen Bergungskosten von 2.261 € hätte er sich 80 Jahre lang kostenlos retten lassen können.  :-[
Diesen tollen "Vollkaskoservice" nutzen ja bekanntlich immer mehr Berg-Touristen  #secret#

Franky

- Beitrag gelöscht -

Es war meine ehrlich Meinung. Da diese etwas zu heftig war habe ich meinen Beitrag entfernt.

almrausch

Ärgerlich, wie in allen Bereichen des Lebens kann man nur sagen
Herr lass Hirn vom Himmel fallen !
Gestern bei unserem winterlichen Aufstieg zur Hochries, sind wir übrigens einen jungen Pärchen in Jeans und Turnschuhen begegnet.  Die junge Frau kam auf dem Hang hoch zu den Seitenalm nur sehr langsam voran und sie waren dann erst sehr lange nach uns oben au dem Gipfel (wahrscheinlich mit Pitch-Nassen Schuhen) Jetzt kann man da ja mit der Bahn runterfahren und es sind auf dem Weg hoch auch immer wieder Leute unterwegs und potentiell Hilfe zu leisten.  Nochdazu war das Wetter auch hervorragend. Ein paar Meter weg vom Weg (wir waren auf dem Karkopf), sieht die Sache bei winterlichen Verhältnissen dann aber schon ganz anders aus und man ist vollkommen alleine.
Almrausch

torres

OT!
Kleine Anmerkung: es heisst die Hochries

almrausch

Ausgebessert  :) nun zur Hochries
Almrausch

steff

Ich sag nur "Willkommen in der Realität"
Es ist heutzutage ganz üblich, dass Einsatzkosten von Rettungsorganisationen auf Angemessenheit überprüft werden und bei Bedarf auch gekürzt werden..... in allererster Linie von den Versicherungen.

Ich kenne es von der Feuerwehr, wenn man nach einem Kleinbrand erklären muss, warum denn neben der 9 Mann Besatzung im Löschfahrzeug noch 5 Feuerwehrmänner mit dem Privatauto hinten nachgefahren sind. War denn das zwingend notwendig? Dabei ist es halt nun mal so, dass ich zum Beispiel von meinem Arbeitsplatz rd. 15 Minuten zum Feuerwehrhaus brauche. Da ist das Feuerwehrauto dann schon am Einsatzort. Jetzt stellen sich für mich folgende Fragen: Ist das Fahrzeug mit vollständiger Besatzung ausgerückt?? Bei einem Brand warten wir nicht, bis das Auto voll ist und sich der Kleinbrand zum Großbrand entwickelt? Sind genügend Atemschutzgeräteträger im Fahrzeug? Brauchen die Kameraden Unterstüzung? Die Fragen stellen sich natürlich nicht. Natürlich fahre ich zum Einsatzort und muss gegebenenfalls der Versicherung erklären, warum wir mit mehr Mann als notwendig angerückt sind. Genau diese Versicherung schreit aber dann am lautesten, warum der Brand nicht schneller und effektiver und möglichst ohne Wasserschaden gelöscht wurde.

Genauso wird überprüft, ob bei Ölspuren nicht zuviel Ölbindemittel verrechnet wird, oder ob bei einer Wohnungstüröffnung die Tür nicht schadensfreier zu Öffnen gewesen wäre.

War jetzt a bissl off-topic. Aber vom Prinzip her haben heutzutage wohl alle Rettungsorganisationen die gleichen Probleme. Insofern hat mich der Artikel gar nicht überrascht.

Martl

Servus Steff,
ich will das was du schreibst nicht in Frage stellen.
Du hast die Erfahrungen aus der Praxis.

Mich hat der Vorfall aber schon überrascht und sehr schockiert,
weil es ja hier um Menschenleben ging, die gerettet wurden.
Und genau diese Überlebenden sehen offensichtlich nicht ein, daß ihr eigenes (Über-)Leben zumindest je gut 1000 € Wert ist ??

Bei einer Versicherung kann ich es eher nachvollziehen, die "müssen" ja rechnen bzw. Kosten sparen ...


Gruß
Martl

geroldh

???  Tja, in Zukunft wird die Bergrettung/-wacht bzgl. ihrer "Entscheidungsfindung" wohl nachfragen, welchen Beruf der "Hilfesuchende" hat:
#pfeilrechts#  Anwälte müssen leider draußen bleiben...  #zitter

Zitat von: merkur.de/bayern... Zwei Schneeschuhwanderer aus Deutschland waren mittags vom Schattwald zu einer Tour auf den Grasberg Schönkahler aufgebrochen und hatten sich im dichten Schneetreiben verirrt.
...
Als einen der verirrten Wanderer die Rechnung für den Einsatz erreichte, die 2.261 Euro betrug, meldete er sich per Anwaltsschreiben bei den Bergrettern. Dieses hatte der zweite Deutsche, der Anfang Februar gerettet wurde, verfasst - er kommt aus Augsburg und ist Jurist.
...
Text/Quelle (Aktualisiert: 08.05.19 - 21:20)

Bericht (ca. 5 Min.) in der ORF-TVthek:
Geretteter Wanderer beeinsprucht Rechnung (Tirol heute v. Mi., 8.5.2019 19.00 Uhr -> 6 Tage verfügbar!)

Link zur Sendung:
Geretteter lehnt Bergrettungsrechnung ab  (08.05.2019 - 17:11)

Zitat von: all-in.de/kempten...
"Für uns ist das absolut kurios und nicht nachvollziehbar", so Roland Ampenberger von der Bergwacht Bayern. Er und seine Kollegen können nicht verstehen, wie man sich selbst in so eine Gefahr bringen kann und am Ende nicht dafür einsteht.
...
Bisher sei Roland Ampenberger in Bayern kein vergleichbarer Fall bekannt. Es gäbe immer mal wieder Fälle, bei denen es im Nachhinein noch Klärungsbedarf gibt. "Ich hoffe, dass dieser Fall nicht zur Verunsicherung führt und sich Rettungskräfte in Zukunft vor einem Einsatz überlegen müssen, ob der Notrufende zahlt oder nicht."
Text/Quelle (8. Mai 2019, 14:58 Uhr)

Bergautist

Sorry, aber mir fehlt auch jegliches Verständnis, und zwar für die Rechnung der Bergretter!

Nehmen wir einmal an, Anwälte nähmen Stundensätze zwischen 180 und 300 €, Quelle:

https://www.bayerischer-anwaltverband.de/fuer-buerger/kosten.html

Wenn wir das jetzt umrechnen auf den Stundensatz eines Bergretters, ist zunächst festzustellen, dass jeder mit entsprechendem Abiturdurchschnitt Jurist werden kann. Bei Bergrettern sind die Anforderungen jedoch ein klein wenig höher. Während es für viele Unis einen Numerus Clausus gibt (zu viele Anwärter), ein Abschluss aber wohl eher für Lau zu haben ist (zu deutsch: Ich hätte das geschafft!), dürfte die Bergrettung Probleme haben, genügend geeignet qualifizierte Bewerber zu finden (Ich wäre leider nicht dabei gewesen!). Also setze ich mal einen Stundensatz von zunächst 350 € an. Hinzu kommt, dass ein Bergretter regelmäßig sein eigenes Leben riskiert. Dafür setze ich einen Zuschlag von 100 € an, macht 450 € pro Stunde! Diesen Stundensatz sehe ich wie bei den Anwälten als kostendeckend an, also kein weiterer Zuschlag für Material/Ausrüstung, Räumlichkeiten und Sonstiges.

Zur Dauer des Einsatzes gehe ich mangels Angaben von 4 Stunden aus (hoffe, das reicht!). Macht pro Retter 1800 €. Unsere feinen Opfer waren der Meinung, 2 Bergretter hätten (warum erinnert mich das jetzt an die Fahrradkette?) gereicht. Also hätte die Gesamtrechnung nach Meinung der feinen Opfer 3600 € betragen müssen und nicht lächerliche 2261 €.

Jetzt traue ich Bergrettern doch eher zu, ihr eigenes Handwerk besser zu verstehen als ein Anwalt. Wenn sie also der Meinung sind, mit 15 Leuten ausrücken zu müssen, dann wird das seine Richtigkeit haben und ich komme auf gesunde 15 x 1800 € = 27000 €, also mehr als das 10fache! (Mir wäre das mein Leben allemal wert, zumal sich der Betrag ja auf zwei Personen aufteilt!)

Wenn man den Bergrettern also etwas vorwerfen kann, dann, dass sie entweder nicht rechnen können oder sich vollkommen unter Wert verkaufen! Deshalb meine Empfehlung: Jede Mannschaft stellt noch einen Kaufmann ein, der richtige Stundensätze ausrechnet. Das dürfte sich in Summe dann auf jeden Fall rechnen!



KACHBERO

Man könnte eine BE/AK einrichten. Eine "Bergerfahrungsauskunfts-Zentralregister" oder "Bergauffälligkeits-Zentralregister". Dann könnte die Bergwacht entscheiden, ob sie den zu Rettenden retten möchte.
1. Hat der zu Rettende genügend Bergerfahrung ?
2. Ist der zu Rettende schon mal gerichtlich auffällig geworden ?

Kann die Frage mit Ja beantwortet werden, dann können keine Kosten der Bergwacht in Rechnung gestellt werden bzw. auch keine Klagen eingereicht werden.

bergfexklaus

Das "Fremdschämen" hat eine neue Dimension erreicht:
ZitatIm Radiosender Bayern 1 hat sich am Mittwochmorgen spontan ein Hörer bereit erklärt, die Rechnung der Bergrettung zu übernehmen, weil er das Verhalten des geretteten Augsburger Anwalts so unverschämt findet.
Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Anwalt-ist-eigene-Rettung-zu-teuer-id54259851.html

geroldh

"Ente gut - Alles gut" ... :)
Zitat von: tirol.orf.atJurist begleicht doch Rechnung der Bergrettung
Jener deutsche Jurist, der im Februar mit einem Kollegen im Tannheimertal aus einer Notlage gerettet werden musste, hat die Rechnung der Bergrettung nun doch beglichen. ...
...
Doch der gerettete Jurist dürfte noch einmal in sich gegangen sein, vor allem nach einer Welle der Empörung, die ihm auch in Bayern entgegengeschlagen sein dürfte. Wie die Bergrettung Ortsstelle Tannheim am Donnerstag bekanntgab, sei die Rechnung jetzt bezahlt worden.
... Für die Bergrettung ist die Sache damit erledigt.
Text/Quelle  (09.05.2019 - 16:55)
#erledigt#


Ergänzung (11.05.2019) bzgl.
Entscheidung zur "Einsatzgröße" und Kostenerstattung durch Versicherung(en) (10.05.19)

bergfexklaus

Die "Augsburger Allgemeine" hat ihrem heimischen "Shitstorm-Opfer"  ;) auch noch einen abschließenden Artikel gewidmet:
https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Anwalt-zahlt-Bergrettung-doch-id54268826.html

bergfexklaus

Etwas spät, trotzdem lesenswert: Die Süddeutsche Zeitung mit "Retten, aber billig"

https://www.sueddeutsche.de/panorama/bergsteigen-bergrettung-kosten-oesterreich-1.4443090?reduced=true