Es gibt Berghütten, die man fast zwangsweise zur Nahrungsaufnahme und Nächtigung benutzen muß, möchte man einen bekannten Berg in deren Nähe besteigen. Dazu könnte man meinen, diese Hütten(Wirte) wüßten von dieser „Zwangslage“ des Alpinisten und könnten, weil sie sowieso laufend mit neuen Gästen „überrannt“ werden, deswegen eine flache Qualität bzw. ein moderates Preis-Leistungsverhältnis anbieten. Doch ich meine damit keinesfalls die (tägliche) Duschmöglichkeit des postmodernen Wanderers (eigentlich ein Unding, aber wenn die Sonne das überflüssige Wasser erwärmt...), sondern ganz essenziell das Essen. Auf der Kürsinger Hütte (mit Materialliftversorgung) im benachbarten Obersulzbachtal hatte ich vor vier Wochen ein „Bergsteigeressen“ bestellt und bekam eine „handvoll“ Spiralnudeln – mit einem Hütchen aufgewärmter Tomatenstückchen aus der Dose obenauf – auf den Tisch gestellt, die noch ziemlich bißfest waren und nur wenige weitere Minuten für ein „al dente“ gebraucht hätten. Da kann man schon fast von „Glück“ sprechen, wenn das Bier bereits (fertig) aus dem Fassl kommt...
Dagegen hatte ich tags darauf auf der Warnsdorfer Hütte ein bekömmlicheres Essenserlebnis: Hier bestand das „Bergsteigeressen“ aus einer vernünftigen Portion Spaghetti Bolognese (=Kartengericht) – und der Möglichkeit, sich mit einem Tellerchen am kleinen Salatbuffet zu bedienen. Dass diese Salatauswahl einen „alpinen Kompromiss“ darstellt ist natürlich klar, aber diese individuelle Beilagenmöglichkeit hat der Gast dort bei jedem Essen – und dies ist eine wirklich schöne Wertschätzung. Erfreulich war dann auch, dass zusätzlich zum „normalen“ Fassl-Bier einer größeren Brauerei zwei Sorten einer lokalen Brauerei in Krimml angeboten wurden. Dass ich dort dann erstmalig in meinem Leben den leckeren Zirbenschnaps getrunken hatte, ging jedoch ganz zu meinen Lasten... So umfangreich das Abendessen, so vielfältig ist auf dieser Berghütte dann auch das Frühstück: Ein Buffetangebot das normal keine Wünsche offenlassen sollte...
Die
Warnsdorferhütte somit als Tages- oder Übernachtungsziel zu empfehlen, kann ich guten Gewissens vertreten – und war nun auch mit ein Grund für diese kurze Wandertour.
Das Wetter am Sonntagmorgen war dann so perfekt wie am Vortag: Tiefblauer wolkenloser Himmel und eine klare Luft wie wohl seltenst in diesem Jahr... Der Abstieg auf dem Hüttensteig war zwar schattig, aber wirklich angenehm, die Sonne grüßte uns am Talboden nach den ersten Metern auf der Fahrstrasse. An der Äußeren Keesalm wurde kurz Halt gemacht, um sich für den Winter zu verabschieden und ein Stück Bergkäse einzukaufen. Bis zum Krimmler Tauernhaus, das gerade zu einem „Wellnesshotel“ umgebaut wird, waren wir noch relativ allein unterwegs, doch dort, einem Fahrtziel für das Tälertaxi, war es dann mit der sonntäglichen Ruhe vorbei: Die Sonntagsausflügler schwärmten aus...
Je weiter wir nach vorne zum Taleingang wanderten, umso belebter wurde das Tal - „Spaziergänger“ und „E-Biker“. Den komfortablen Weg direkt an den Krimmler Wasserfällen vorbei ließen wir sprichwörtlich links liegen und steuerten für den Abstieg den Alten Tauernweg an, der kurz vor dem Fahrwegstunnel abzweigt. Hier läßt der Steig bzw. Weg noch „echte Stolperer“ zu und ist wohl mitunter dadurch wenig begangen. Doch ganz konnten wir uns dem Touri-Trubel nicht entziehen, kurz nach Mittag mußten wir noch auf dem quirligen Zugangsweg zu den Wasserfällen ans exklusiv geparkte Auto gelangen.
Bild 6: Die Warnsdorfer Hütte (ÖAV) am Steig zum Gamsspitzl und zur Schlieferspitz
Bild 7: „Butterfassldreher“ an der Kaserei Äußeren Keesalm
Bild 8: Alter Zirbenbaum mit „Nachwuchs“ im oberen Krimmler Achental
Bild 9: Hier reift der Schinken in der warmen Herbstsonne...
Bild 10: Alles nur eine Sache der Definition... (an der Holzlahneralm)