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Vogelkarspitze am 29.08.15 - was für Liebhaber weglosen Bersteigens

Begonnen von Bernhard G., 31.08.2015, 00:50

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Bernhard G.

Die Vogelkarspitze hatte ich mir letzte Woche schon vom Nachbarberg aus, der Östlichen Karwendelspitze, angeschaut. Sehr steile Grashänge im Wechsel mit Schrofengelände, da braucht es trockene Bedingungen, sonst wirds eine Zitterpartie. Warum also nicht die derzeit dafür idealen Bedingungen nutzen?

Der Ausgangspunkt der Tour ist der Hochalmsattel gegenüber des Karwendelhauses. Leider habe ich mit dem vergangenen Samstag einen ungünstigen Termin gewählt: Ich bin Mitten in den "Karwendelmarsch 2015" (http://karwendelmarsch.info/) geraten und Horden von entgegenkommenden Wanderern mit orangen T-Shirts und Startnummern machten ein Vorankommen schwierig. Zum Glück war es nur die Nachhut, die Schnellgeher waren bereits durch.

Am Hochalmsattel bin ich noch ein Stück auf dem Maximilianssteig geradelt (die überfahrenen Kuhfladen rächten sich dann bei der Rückfahrt) und dann gings gegenüber des Karwendelhauses los (Bild 01). Zunächst führt ein schwach ausgeprägter, sporadisch mit Steinmandln markierter Steig unterhalb der Östlichen Karwendelspitze zum Fuße des Vogelkars (Bild 02). Der Felssockel unterhalb des Kars sieht absolut kurios aus: er ist mit Wasserrillen durchzogen, die die Felsen fast wie ein riesiges Gehirn aussehen lassen (Bild 03).

Nach der Querung des "Beggehirns" muß man etwas aufpassen, um nicht die wenigen Steinmandln und Trittspuren zu verlieren. Der Übergang zum grasigen Bergrücken ist die einzige heikle Stelle der Tour. Der richtige Durchschlupf erlaubt den Zutritt über reines Gehgelände, ansonsten wäre leichte Kletterei angesagt. Beim nun folgenden Aufstieg hat man die imposante Westflanke der Östlichen Karwendelspitze stets im Blick (Bild 04).

Laut AV-Karte und Tourenbeschreibungen im Netz sollte ich nun von einer Steinmandlparade zum Gipfel geleitet werden. Doch da war nichts. Keine Trittspuren, kein einziges Steinmandl. Ok, weiter schlimm war das nicht, verlaufen kann man sich auf dem beidseitig begrenzten Bergrücken nicht. Das Motto lautete: der Falllinie entlang dem Gipfel entgegen (Bild 05)!


Bernhard G.

Anstrengend war das #sonne1+! Nicht nur, daß die Sonne den Südhang in einen Glutofen verwandelte, nein, sich weglos in der Falllinie nach oben quälen zehrt an den Kräften! Der Blick zurück ließ einem den Höhengewinn nicht wirklich richtig einschätzen (Bild 06). Auf dem Bild sieht das alles recht flach aus. Aber glaubt mir: es war verdammt steil!

Ganz plötzlich stand ich dann vor dem kleinen Gipfelkreuz (Bild 07). Der Gipfel ist eigentlich ein langer Kamm (Bild 08), wobei das Kreuz nicht an der höchsten Stelle steht - es wurde offensichtlich so plaziert, daß man es vom Karwendelhaus gut sieht.

Der Gipfel ist eine absolute Aussichtsloge. Man hat beste Ausblicke auf den Karwendelhauptkamm (Bild 09) und nach Norden, z.B. auf die Soierngruppe (Bild 10).

Fazit: eine sehr schöne Tour für Einsamkeitsliebhaber. Hier rauf scheinen sich jedes Jahr nur eine Hand voll Leute zu verirren. Und eigentlich müßte die Vogelkarspitze auch eine super Skitour abgeben. Eine Latschengasse zieht sich runter bis zum Talboden und mit etwas Gespür sollte man einen Slalom zwischen den Felsabbrüchen hinlegen können. Bei gutem Firn müßte der Megahang ein Traum sein. Mal sehen!


Hawkeye

Auch wenns schon wieder Jahre her ist - da hats unten nur einige Steinmandl und ich habe auch nichts anderes geschrieben  :P
Den Durchschlupf finden und dann eher links bleiben, die Spuren erkennen...