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Tschigat / Cigot - 19.06.2015

Begonnen von StefanMuc, 23.06.2015, 00:19

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StefanMuc

Servus,

frisch aus Südtirol zurück gibt es hier ein paar Berichte.
Ich fange mit meiner Tour auf den Tschigat (2998m) an, einem markanten Berg im Süden der Texelgruppe. Von Meran und Umgebung ist der Klotz durch seine auffallende Form gut sichtbar und auch vom Quartier hatte ich einen Ausblick auf die Aufstiegsseite.

Log ging es vom Gasthof Oberplatzer (ca. 1300m), hoch über Algund. Hier nahm ich den Weg 26 (zuerst Fortpiste, dann Steig) hinauf Richtung Hochganghaus.
Es war schon in der Früh recht bewölkt, aber drüben zum Naturnser Hochwart konnte man schöne Blicke einfangen:



So ging es dahin, der Steig zieht kräftig bergwärts und dank der nächtlichen Regenfällen ist die Luftfeuchtigkeit unangenehm hoch.



Zu allem Überfluss setzt nach anfänglichem Nieseln auch bald Regen ein. So spurte ich dem Hochganghaus entgegen.



Dort angekommen mache ich erst einmal Rast und warte den Regen ab. Das Wetter ist sehr wechselhaft, bald kommt wieder etwas Sonne hervor. Ich blicke hinauf Richtung Gipfel und sehe nur dichte Wolken :-[
Also gönne ich mir einen Kaffee und lasse es entspannt angehen. Aber schon bald regnet es wieder. Nach einer weiteren Wartezeit riskiere ich nach dem Schauer den weiteren Aufstieg zur Hochgangscharte. Zur Not geht's dann halt wieder hinab.





Der Steig zur Hochgangscharte ist in vielen Serpentinen geschickt angelegt und zieht - im oberen Teil durch Ketten versichert - hinauf zu den Spronser Seen.





Unterwegs treffe ich Arbeiter, die in mühevoller Arbeit mit großen Platten den Steig gangbarer machen. Hier wird Stufe für Stufe in liebevoller Arbeit angelegt, was für eine Arbeit!





So gelange ich schnell aufwärts und tauche schon bald in die Wolken ein. Nur noch ein paar Kehren, dann stehe ich an der Hochgangscharte und bin an den herrlich gelegenen Spronser Seen in der Texelgruppe.



Am Langsee zeigt sich, dass hier oben doch eine Menge Schnee geschmolzen ist bzw. der Winter nicht so ergiebig war, wie im Jahr zuvor. Dort habe ich Anfang Juli noch deutlich mehr Schnee vorgefunden.
Für mich geht es von der Scharte nun weiter auf dem Weg 7 Richtung Milchsee, dazu läuft man westlich um den Langsee (der größte der Spronser Seen) und quert erst einmal nach Nordwesten.
Man quert so über Bockgestein, steigt über das ein oder andere Schneefeld.



Nach einer Verzweigung steigt man eine Stufe hoch, hier zeigt sich nun erstmals mein Tagesziel: der Tschigat.



Ich gelange zum Milchsee, hier ist auch noch alles schneebedeckt, so dass ich von nun an im Schnee laufen muss. Dank der Bewölkung ist es nicht so stark sumpfig, wie bei voller Sonne. Aber zum Teil muss ich meine Schuhe immer wieder von Schnee befreien.
Es geht entlang des Milchsee, der noch fast gänzlich schnee-/eisbedeckt ist.



An einem Felsen sehe ich die Aufschrift "Kamin", hier bin ich richtig.



Ich peile das schneedeckte Schuttfeld an, hier geht es dann hinauf.
Eine traumhafte Landschaft hier oben.



Nun kann ich auch einen Blick in den schneegefüllten Kamin werfen.



Von weitem sieht es noch gut gangbar aus, aber ich sollte bald anderer Meinung sein.
Inzwischen befinde ich mich auf einem großen Schneefeld noch ein gutes Stück unterhalb des Kamins. Es steilt nun immer mehr auf, aber dank des nicht harten Schnees komme ich einfach voran.
Kurz blitzt mir das Gipfelkreuz entgegen, bevor die Wolken es wieder verhüllen.



Ich steige weiter hinauf, ein Blick zurück zeigt mir, dass die Steilheit hier stetig zunimmt.



Steigeisen und Pickel wären hier vermutlich das Mittel der Wahl, ein skeptischer Blick in den Kamin zeigt mir, dass es noch deutlich steiler werden wird.
Ich entscheide mich für den Aufstieg links vom Schneefeld, hier gibt es eine steile, aber gutmütige Möglichkeit durch die Schrofen zu steigen.



Im unteren Teil gibt es nur wenige Stellen, wo man richtig zulangen muss. Das ändert sich allerdings mit zunehmender Höhe. Etwas ungewiss, ob diese Route sich überhaupt bis zum Gipfel verfolgen lässt, steige ich weiter.



Wo immer möglich, umgehe ich die Schneefelder, weiche rechts oder links aus.
Dann steigern sich die Schwierigkeiten, immer öfters muss man die einfachsten Stellen suchen, um weiterzukommen.



So kraxele ich stetig weiter nach oben. Hier und da muss ich leider doch ein Schneefeld queren, zum Teil ein ganz schönes Geeiere.
Plötzlich sehe ich wieder gut in den schneegefüllten Kamin. Hier wäre ich definitv nicht ohne Steigeisen weiter gekommen. Zum Ende hin steilt sich dieser mächtig auf, ein Ausrutscher wäre hier fatal.



Dann sehe ich auch endlich das Gipfelkreuz, noch ein Stück geht es kletternd weiter.



Ich mogele mich durch die riesen Granitklötze, die hier im Gipfelhang liegen. Zum Teil sind diese nicht wirklich bombenfest, was zusätzlich Achtsamkeit erfordert.
Der Rückblick zeigt schön das Aufstiegsgelände, ich hoffe insgeheim, auf dem Normalweg nordwestlich absteigen zu können.



Doch erst einmal nehme ich die letzten Meter in Angriff, nach ein paar Felsaufschwüngen stehe ich dann endlich am Gipfelkreuz.



Viel Platz hat's hier oben nicht. Nach der langen Wartepause im Hochganghaus stehe ich nun am Gipfel und raste. Für Nachmittag sind Gewitter bzw. stärkere Regenfälle angesagt, so dass sich meine Gipfelrast nicht all zu ausgedehnt gestaltet.
Leider zeigt mir der Blick in die Nordwestflanke, dass noch einiges an Schnee liegt. Bald gelangt auch ein Einheimischer auf den Gipfel. Dieser sagt mir, dass es besser ist, auf dem Weg zurück zu steigen. Auch er ist durch die Felsflanken gestiegen, bewertet den Aufstieg auf Nachfrage von mir mit Stellen II+/III.

Nach einer gemeinsamen Rast steigen wir gemeinsam ab. Er klettert so zügig hinab, wie er hinauf gekommen ist. Bei mir dauert es etwas länger. Auch umsteige ich immer wieder die Schneefelder, wo er munter weiter absteigt. Wir finden eine gute Linie und gelangen doch schnell wieder an das untere Schneefeld, welches dann abgefahren werden kann.
Wir steigen gemeinsam direkt ostwärts, umgehen den Milchsee in direkter Linie zum Hochgangschartl. Das bedeutet nochmals Höhenmeter mehr, aber man spart sich so Strecke.
Da ich noch Fotos schießen möchte, trennen sich vor dem Schartl unsere Wege.

Hier die Aufstiegsflanke in Zoom, linker Hand:


Lodner:


Aufstieg zum Guido Lammer Biwak:


Spronser Rötelspitz:


Dolomitenkette im Zoom:


Nach der Pause geht's weiter über die Scharte und den Steig zurück zum Hochganghaus. Natürlich ist's wie immer in der Woche, die Sonne kommt erst zum Nachmittag heraus  :(



Zügig geht es für mich hinab, vorbei an den fleißigen Steigbauern, und so gelange ich zum gut besuchten Hochganghaus. Hier weiden Haflinger, hoppeln Kaninchen im Gras und grasen Ziegen. Was für eine Idylle.
Ich freue mich schon auf ein Schnitzel und ein kühles Blondes, so biege ich gleich auf den Meraner Höhenweg Richtung Leiteralm ab und nehme das letzte Wegstück in Angriff.







Nach 35 Minuten laufe ich endlich in der Leiteralm ein. Das hat sich gelohnt, ein Schnitzel vom Allerfeinsten! Dazu habe ich eine traumhafte Aussicht über Meran in die Dolomiten, die nun sehr klar am Horizont zu erblicken sind. Bergsteigerherz, was willst du mehr!







Beim Abstieg habe ich noch einen schönen Blickwinkel auf den Tschigat mit meiner Aufstiegsroute, ein imposanter Berg!



Von der Alm ist's noch eine Viertelstunde, dann stehe ich glücklich und geschafft am Wagen und rolle heim.



Stefan