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Skitouren



Egersgrinn am 20.04.15

Begonnen von Bernhard G., 25.04.2015, 17:54

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Bernhard G.

Die Schitour durchs Egersgrinn auf die Pyramidenspitze stand schon lange auf meiner Todo-Liste. Da es sich dabei nicht gerade um die einfachste Tour handelt und ich nicht der weltbeste Schifahrer bin, habe ich sie schon länger vor mir hergeschoben. Wahrscheinlich wär es auch heuer nix geworden, wenn nicht ein Bergspezl auf der Rückfahrt von einer gemeinsamen Schitour so fasziniert von dem Anblick des Steilkars gewesen wäre, daß er da unbedingt rauf wollte.  Als er dann auch noch ein top gemachtes youtube-Video zu der Tour ausgegraben hat, war klar, daß wir Egersgrinn bei der nächsten, passenden Gelegenheit angehen mußten.

Vergangenen Montag wars dann endlich so weit und wir sind am kleinen Parkplatz oberhalb des Gasthofs Köllenberg bei Kaiserwetter gestartet. Schnee lag da natürlich keiner mehr, aber das Gras war dennoch weiß vom Reif der klaren, kalten Nacht. Wir durften also auf beste Bedingungen im Kar hoffen.

Nach einem gut halbstündigen Fußmarsch auf bequemen Forststraßen standen wir dann vor dem Eingang zum Egersgrinn. Eine erste, felsige Steilstufe verwehrt den direkten Zutritt. Man muß sich auf der linken Seite über einen steilen Hang ins Kar mogln. Allerlei hinderliches Gesträuch und rumliegendes Totholz schienen sagen zu wollen, daß hier nicht jeder Zutritt hat. Aber die Steilstufe war dennoch bald überwunden und dann eröffnet sich einem der Blick auf die grandiose Felsszenerie des Egersgrinn. Der Kaiser, egal ob zahm oder wild, ist einfach ein tolles Gebirge!

Mit dem Eintritt in das Kar begann auch die geschlossene Schneedecke und endlich konnten wir anschnallen (Bild 01). Im Inntal und den Chimgauer Bergen ist bereits alles grün, wie der Blick zurück zeigt (Bild 02). Besagtes Bild zeigt noch ein weiteres: man sollte sich die Stelle gut merken. Hinter der Geländekante lauert eine Felswand - nicht daß man vor lauter Euphorie, den letzten Schnee ausnutzend, bei der Abfahrt übers Ziel hinausschießt!


Nach ein paar flachen Metern geht es gleich ordentlich zur Sache. Der erste Hang hat bereits 35° und übersteigt damit die Maximalsteigung vieler Schitouren. Da alles hart gefrohren war, war die Überwindung anstrengender als die reinen Höhenmeter vermuten lassen. Nach guten 200 Hm lehnt sich das Kar zurück und gibt den Blick auf die Schlüsselstelle frei (Bild 03). So ganz kann man aus dieser Position noch nicht abschätzen, was einem erwartet. Auf jedem Fall bieten die zunächst folgenden flacheren Meter eine willkommene Verschnaufpause.

Bernhard G.

Die flachen Meter finden bald ihr Ende und das Gelände wird kontinuierlich steiler. Und damit auch uns(?) wenig zarten Gemütern nicht langweilig wurde, beliebte der Berg uns mit Steine schmeißen zu unterhalten. Zu dem Zeitpunkt hab ich das ganze noch nicht ernst genommen, da ich mich in der Karmitte sicher fühlte, aber da kam noch was nach!

Wie weit man mit Schi ansteigt, ist Geschmackssache. Alte Lawinenkegel erschwerten das Gehen und beeinträchtigten die Wirkung der Harscheisen - man tritt hohl und ehe man sich versieht gehts  wieder bergab. Also haben wir bereits ein gutes Stück vor der Steilrinne die Steigeisen angezogen und sind die Schlüsselstelle zufuß angegangen (Bild 04).

Oberhalb der Schlüsselstelle wirds wieder flach und da konnte ich nicht anders, als mit der Sonne um die Wette strahlen (Bild 05). Jetzt sind alle Schwierigkeiten überwunden und über die Herausforderungen der Abfahrt wollen wir noch nicht nachdenken!

Nach ein paar weiteren Höhenmetern, diesmal wieder mit Schiern erreicht man das Vogelbad und damit die übliche Wanderroute zur Pyramidenspitze (Bild 06).


Bernhard G.

Der Weiterweg zur Pyramidenspitze ist unspektakulär, aber dennoch waren wir glücklich, als wir vor dem Gipfelkreuz standen (Bild 07).

Am Gipfel selber liegt nur mehr wenig Schnee, aber selbst in den Südhängen unterhalb war die Schneelage noch bestens (Bild 08). Was also tun mit dem noch jungen Tag? Am Gipfel die Zeit totschlagen, bis das schattige Egersgrinn endlich auffirnt?   Iwo! Die sonnenbeschienen Südhänge entwickelten gerade traumhaften Firn. Also haben wir uns nach einer Gipfelrast auf den Südhängen vergnügt und eine traumhafte Firnabfahrt genossen, bis die Latschengassen endeten.

Gegen 13 Uhr haben wir uns denn an die Abfahrt in Egersgrinn gewagt. Leider war die Steilstelle kein bisschen aufgefrint und blieb so eine Nervenprobe. Zwar war alles griffig, aber der Berg schien dennoch absolutes Sturzverbot ausgegeben zu haben. Wie man sieht, habe ich mich der Nervenprobe gestellt (Bild 09).

Unterhalb der Steilstufe hatte es prächtig aufgefirn und als Belohnung für die bestandene Nervenprobe gabs jetzt die reine Genußabfahrt (Bild 10).

Bernhard G.

War da noch was? Ja!

Glücklich und zufrieden sind wir den Steilhang am Kareingang hinuntermarschiert und haben uns über eine leibliche Belohnung in Form von Kaffee und Kuchen unterhalten. Plötzlich ein Poltern! Aus den Latschen prasseln mehrere faustgroße Steine herab und schlagen um uns herum im Hang ein. Ein noch größerer Brocken scheint sich uns als Ziel ausgesucht zu haben und verfehlt uns nur knapp. Trotz Schischuhe legen wir einen Sprint hin, der einem 100-Meterläufer zur Ehre gereicht hätte.

Etwas nachdenklich sind wir dann zum Auto marschiert. Das Bewusstsein, daß unser Leben soeben an einem seidenen Faden hing, dämpfte unsere Euphorie über die soeben absolvierte Schitour doch gewaltig.  

scheffauer

Danke für diesen Bericht und die tollen Bilder  :). Da Zeitreisen auch in die Zukunft meines Wissens noch nicht möglich sind, war wohl der 20.April und nicht der 20.Mai der Tour-Tag  ;).

Bernhard G.

Danke für den Hinweis, habs korrigiert. Da war wohl der Wunsch Vater des Geschriebenen. So prächtige Schneelage im Mai ist nicht sehr wahrscheinlich.