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Hinterberghorn am 08.08.2014

Begonnen von ehemaliges Mitglied, 11.08.2014, 21:18

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ehemaliges Mitglied

Nachdem wir vor fast genau einem Jahr uns den einen Teil der Hocheisumrahmung (Hocheisspitze bis Kammerlinghorn) angesehen haben wollten wir nun auch den anderen Teil unter die Füsse nehmen. Vom Vorderberghörnl über das Hocheishörnl und Hinterbergkopf zur Hocheisspitze. Das ist sich zwar nicht ganz ausgegangen aber es war trotzdem eine super Tour in absoluter Einsamkeit in grandioser und urspünglicher Landschaft.

Los ging es am Hintersee mit den Bikes hinauf zur Bindalm. Dann auf Schusters Rappen weiter über Mittereis- und Hocheisalmen zu den Totenlöchern. Hier beschließen wir das Vorderberghörnl auszulassen und steigen weglos auf der rechten Seite über Blockwerk in die Scharte zwischen Vorderberghörnl und Hocheishörnl. Ab hier weisen Steindauben den Weg über den Grat der durchwegs recht einfach zu gehen ist. Über schöne Matten und kurze Felsstufen geht es zügig hinauf zum schönen Gipfelkreuz auf 2252m. Hier machen wir erst mal ausgiebig Brotzeit und studieren die weitere Route die von hier aus ganz gut einsehbar ist. Schaut wild aus aber es soll ja nicht schwerer als III sein und der Fels schaut auch gut und fest aus. Also zusammenpacken und Aufbruch.
Doch was höre ich da? Ein seltsames Zischen das aus meinem Rucksack zu kommen scheint. Klingt als ob ein Fahrradreifen geplatzt wäre. Ist es die Höhe oder ich weiß es nicht aber irgendwie kann ich mir keinen Reim darauf machen bis....ja bis es zu tropfen beginnt. Neiiin! Das Gipfelbier! Um Gewicht zu sparen habe ich schlauerweise diesmal zu Dosenbier gegriffen und das war nicht gut. Es sprudelt wie aus einer Fontäne. Ich bin am Boden zerstört.  :'( Aber das leben muss ja weitergehen. Also die Sauerei halbwegs beseitigt und erst mal einen Schluck auf den Schreck.  ;D Weil wegschütten wär ja auch schad.

FS folgt...

Bild 1: Reiter Alm
Bild 2: Leoganger und Loferer Steinberge
Bild 3: Eislhörnl Sittersbachtal Steintalhörnl
Bild 4: Im Aufstieg zum Hocheishörnl
Bild 5: Alpenmohn


Ameranger

Servus RossiS,

Na, das kommt davon wenn man als Bayer so einen Frevel begeht und das heilige Getränk so verunglimpft und aus Dosen trinkt !!! ;D ;D ;D.

Aber zumindest hast ja noch etwas "aufgefangen", wenn auch zur falschen Zeit....
Und die Moral von der Geschicht - trinke Bier niemals aus Dosen nicht !!! :D :D :D

Nichtsdestotrotz bin ich sehr sehr neugierig wie dein Bericht weitergeht  ??? ;)

VG Ameranger

ehemaliges Mitglied

Also frisch gestärkt geht es dann nach der kurzen Verzögerung doch los und die ersten knackigeren Stellen kommen sogleich. Zuerst klettern wir etwas ausgesetzt in eine Scharte ab um dann durch einen kleinen Kamin die atemberaubend scharfe Gratschneide zu erklettern. Aber wunderbarer Fels. Da wackelt nix! Weiter geht es auf und abkletternd in die nächste Scharte von der aus man die nächste Graterhebung nördl. auf Bändern umgeht. Steindauben weisen an den wichtigen Stellen den Weg.
Über das nächste Köpfl geht es ausgesetzt direkt drüber und schon stehen wir vor dem letzten Aufschwung zum Hinterbergkopf bzw. dessen Vorgipfel. Das sah aus der Ferne ziemlich happig aus erweist sich aber als gutmütiger IIer. Es liegt zwar einiges an Schotter rum aber die Felssubstanz ist immer noch gut.  Vom Vorgipfel ist es nur noch ein kurzer Weg und wir stehen glücklich am Gipfel des Hinterberghorn. Dieser ist zwar wenig schön, ohne Kreuz dafür mit einer Klimamessstation, aber die Aussicht entschädigt für dieses kleine Manko. Auch das kleine Gipfelbuch entzückt - ist es doch von 1955 und gerade mal Halb voll. Traut man der Inschrift auf Seite 1 waren wohl schon die alten Griechen da. Aber das scheint mir dann doch etwas unwahrscheinlich.  #cheesy# Wer den Text (siehe Foto) übersetzten kann bitte melden. Auf den Bergen und in den Tälern ringsum ist keine Menschenseele auszumachen. Einsamkeit pur. Nur auf dem Kammerlinghorn haben wir früher am Tag einige Leute gesehen.

Im guten Glauben die größeren Schwierigkeiten schon gemeistert zu haben lassen wir die Gipfelrast gemütlich angehen. Ich trauere in Gedanken noch etwas meinem verlorenen Gipfelbier hinterher und wir schauen in die Runde.
Doch das dicke Ende sollte noch folgen. Aber dazu später...

Bild 6: Blick Richtung Hinterbeghorn
Bild 7: Aus der 1. Scharte zurück zum Hocheishörnl
Bild 8: Schlüsselstelle hinauf zum scharfen Grat
Bild 9: Kraxelei am Grat; im Hintergrund das Kammerlinghorn
Bild 10: Gipfelbuch Hinterberghorn

eli

Servus RossiS,

wirklich eine beeindruckende Tour mit großartigen Bildern!

Die ist mir ein paar Nummern zu groß, bei mir hat es letztes Jahr grad zum Vorderberghörndl gereicht. Meine Kenntnisse im Griechischen sind auch etwas veraltet, aber die Rede ist im Gipfelbuch  intensiv vom

Willen Gottes , der hier oben waltet .

Da haben wir aber bestimmt einen in unserer roBerge - Mitte, der das viel genauer erklärt.

Hawedere

eli

ehemaliges Mitglied

Servus eli,

hab ich's doch gewusst. Wenn einer das kann dann unser Universal-Genie der eli!
Dank Dir schön!
Ich war schon ganz stolz auf mich dass ich überhaupt erkannt hab dass das Griechisch ist.  :)

@Ameranger: Lektion gelernt! I werds nimma macha. Das schwöre ich auf das bayerische Reinheitsgebot!  ;D

ehemaliges Mitglied

Ein Blick auf die Uhr mahnt uns aber dann doch bald zum Aufbruch und so geht es lustig den Grat hinunter. Schönes Gelände im IIer Bereich. In einer Scharte nach ca. 20 Minuten aber wechselt der Fels abrupt von Dachsteinkalk zu Ramsauer Dolomit. Wer schon mal in der Gegend unterwegs war weiß was das bedeutet. Fels der schon beim Anschauen in seine Bestandteile zerfällt. Laut Beschreibung quert man in die Südflanke absteigend bis ins geröllige Kar hinunter (wenig schwierig, brüchig). Aha.  Nur wo genau?  ??? Sieht alles etwas ungemütlich aus.  :-\  Und das Seil hilft hier auch wenig. Ich erkunde noch einige Meter den Grat aber da geht's nicht weiter. Hilft also nix und wir müssen gleich in die Flanke. Es sind nur wenige Hundert Meter bis ins rettende Kar aber das zieht sich und zerrt an den Nerven. Gefühlte eine Stunde später verschwenden wir keinen Gedanken an einen weiteren Aufstieg zur Hocheisspitze. Stattdessen genießen wir 400 hm feinsten "Champagner-Schotter" der uns Knie- und Energie schonend bis ins untere Hocheiskar bringt. Das haben wir uns verdient!
Der weitere Abstieg über Hocheisalm zur Bindalm ist dann auch schnell erledigt und hinaus sausen wir auf unseren Rädern.

Insgesamt eine beeindruckende Runde in hochalpiner Landschaft. Nur der letzte Teil hätte nicht unbedingt sein müssen.
Meinen Respekt an alle die die gesamte Hocheisumrahmung in einem Rutsch durchziehen. Da kommt schon einiges zusammen...

Gruß
Rossi

Bild 11: Watzmann
Bild 12: Da geht's nit weiter. Im Hintergrund die Hocheisspitze mit ihrem Westgrat
Bild 13: Querung im Bruch. Sieht eigentlich auf dem Foto gar nicht so wild aus
Bild 14: Champagner- Schotter
Bild 15: Ein letzter Blick zurück

Brixentaler

Servus RossiS,

Ich hab' mich an die Arbeit gemacht und gerade den griechischen Satz entziffert.... da sehe ich jetzt erst, dass eli bereits eine Übersetzung gegeben hat

:-\

Zitat von: eli am 12.08.2014, 19:34
...
Willen Gottes , der hier oben waltet .
...

Aber meine Übersetzung war doch ein bisschen anders ;) Sie lautet nämlich:

"(und) so wurde der Wille Gottes erfüllt"

Dios d'eteleieto boule

- Dios bedeutet "Zeus", oder allgemein "Gott";
- d' ist eine verkürzte Form von de und bedeutet (u.a.) "und", "aber", "also";
- eteleieto ist der passiv Imperfekt von teleio, was (u.a) "erfüllen", "vollenden", "fertigbringen" bedeutet;
- boule (Nominativ) bedeutet (u.a.) "Wille", "Plan".

Der Satz stammt aus der Ilias, das Epos von Homeros über den Trojanischen Krieg.

Den wiederholten (leicht unterschiedlichen) Versuchen nach zu urteilen, handelt es sich aber möglicherweise nicht um einen gebürtigen Griechen, der das geschrieben hat. Oder vielleicht doch, denn das geschriebene ist Altgriechisch und für einen "modernen Griechen" ist das eigentlich auch eine Fremdsprache. Jedenfalls scheint mir, dass er/sie sich bei der Sache nicht ganz sicher war.

ehemaliges Mitglied

Servus Brixentaler,

danke für die Mühen! Sehr interessant!

Grüße nach Holland,
RossiS