Reichenspitzgruppe - Teil 1 von 3

Begonnen von Reinhard, 12.09.2012, 08:29

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Reinhard

Ich habe die letzten Tage vor dem Schlechtwettereinbruch genutzt und bin am Sonntag nochmal für drei Tage in den Zillergrund gefahren, um in der Reichenspitzgruppe umherzustreifen. Wollte mir einen Überblick über die östliche Seite dieser Berge verschaffen. Im Gegensatz zu dem Gebiet um den Schlegeisspeicher ist diese Region der Zillertaler Alpen erheblich weniger frequentiert. Das zeigte sich auch in den nächsten zwei Tagen.

Auf meiner Wanderung zum Heilig-Geist-Jöchl vor einigen Wochen war ich z.B. gänzlich allein.

Höchster Gipfel ist die namensgebende Reichenspitze (3303 m), die ich mangels Hochtourenerfahrung und fehlender Ausrüstung nicht besteigen konnte. Aber es gibt auch andere interessante Ziele ...

Vormittags um 10 Uhr in Rosenheim losgefahren, erfolgte dann mittags mein Aufstieg zur Plauener Hütte auf dem Normalweg. Dort die erste Übernachtung.

Fotos:
- Kurz vor der Plauener Hütte
- Reichenspitzgruppe von der Plauener Hütte aus
- Sonnenuntergangstimmung

Reinhard

Teil 2 von 3


Am nächsten Tag hatte ich eine zeitlich eher kürzere Tour vor. Von der Plauener Hütte ging es zuerst durch noch etwas Grün, dann durch Gestein und kleineres Blockwerk hinauf Richtung Kuchelmooskees, bevor dann der Steig zur Gamsscharte rechts abbiegt.

Wie mir der Hüttenwirt schon vorher mitteilte, kam für mich eine Gletscherquerung nicht mehr in Frage. Einerseits, da die Gletscherfläche um diese Jahreszeit erfahrungsgemäß ziemlich abgeschmolzen ist, hauptsächlich jedoch deshalb, da vor drei Jahren ein neuer, kleiner Klettersteig errichtet wurde. Dadurch ist die Querung des verbleibenden (sehr kleinen) Gletscherfeldes nicht mehr erforderlich.

Der Klettersteig selbst ist recht einfach (Schwierigkeit B, C-Stellen konnte ich, obwohl andere Quellen davon sprechen, nicht entdecken). Er besteht aus mehreren Leitern und vielen Steigbügeln. Ich hatte mein Klettersteigset dabei, für einen routinierten Bergsteigern ist es jedoch nicht erforderlich. Für den Klettersteig benötigt man ca. 15-20 Minuten. Mehrere Male ist er etwas ausgesetzt.

Oben auf der Gamsscharte sieht man dann schon das Rainbachkeeskar und in seiner Mitte das Tagesziel, die Richterhütte.

Doch zuerst galt es noch die Richterspitze (3052 m) zu erklimmen. Zuerst über etwas Blockwerk einige Meter nach oben, dann steigt man über eine sehr wackelige Strickleiter (siehe Foto). Weiter geht es, durch Geh- und A-Gelände, zum Gipfelkreuz. Teilweise ist es hier recht ausgesetzt. Bei der Scharte steht ein Schild mit einer Gehzeit von 20 Minuten, 15 Minuten sind jedoch ausreichend. Vom Gipfelkreuz dann ein schöner Blick in alle Richtungen. Besonders hervorstechend die benachbarte Nadel des Nördlichen Schwarzkopfes, und natürlich der Gipfel der Reichenspitze.

Wieder zurück zur Gamsscharte und weiter durch ein riesiges Geröllfeld hinunter zur Richterhütte.

Da ich noch Zeit hatte, nahm ich mir noch den Windbachtalkopf vor (2843 m, ca. 80 Minuten Aufstieg. Der Steig ist zwischendurch sehr schlecht oder gar nicht markiert, das machte das ganze etwas spannender, da es zum Gipfel hin immer mehr Blockgestein gab. Genau genommen ist der Windbachtalkopf kein Berg, sondern ein riesiger Steinhaufen  :-)
Am Gipfel angekommen, war die Sicht schon recht schlecht, da ein Gewitter nahte, das mich zum baldigen Rückweg zwang. Bis zur Hütte blieb ich aber trocken.

Entgegen anderer Meinungen, die ich schon gehört hatte, handelte es sich bei den Wirtsleuten der RIchterhütte um sehr nette Leute. Sie bewirtschaften die Hütte seit 6 Jahren.

Während der beiden Touren (Richterspitze und Windbachtalkopf) kam mir keine Menschenseele entgegen. Einsamkeit pur. In der Hütte waren außer mir nur noch vier weitere Gäste.

Das Wetter war warm, sonnig, windlos und trocken.
Mit zwei Brotzeitpausen und vielen Fotopausen ca. 9 Stunden unterwegs.

... Fortsetzung folgt ...


Foto 452: Gipfelkreuz der Richterspitze
Foto 472: Gamsscharte mit Strickleiter
Foto 614: Gipfelblick-Gerät bei der Richterhütte

Reinhard

Teil 3 von 3


Nach dem Frühstück auf der Richterhütte ging es früh kurz nach 7 Uhr los, denn ich hatte mit Eissee und Zillerplattenscharte ein großes Tagespensum vor mir. Die vier Leute, die ebenfalls in der Hütte übernachtet hatten, wollten meine Route vom Vortag gehen, also über die Richterspitze zur Plauener Hütte. Also war ich heute wieder vmtl gänzlich allein. Zur Windbachscharte, welche das Tal abgrenzt, ging es eine Stunde aufwärts. Die letzten Meter vor der Scharte sind drahtseilversichert, aber im Grunde problemlos. Oben dann der erste Blick auf die Hohen Tauern. Leider war das Wetter nach dem Gewitter vom Vortag etwas dunstig, sodass die Sicht nicht einwandfrei war. Nun ging es erst einmal in nördlicher Richtung (der Eissee liegt südlich) über einen schmalen Pfad an der Wand entlang langsam nach unten. Rechts von mir sehr ausgesetzt, deshalb ist der Weg stellenweise mit einem Drahtseil gesichert. Unten in einem Geröllfeld dann die Kehrtwende nach Süden.

Der Weg bis zur Gabelung unterhalb des Eissees dauert nun ca. 2,5 Stunden. Erst bei der Gabelung kam mir erstmals ein Bergsteiger von oben entgegen. Dieser teilte mir auch mit, dass ein Mann mit seinem Hund unterwegs zur Zillerplattenspitze sei. Der Weg ist zwar einfach, aber nicht markiert. Ich beschloss, diesen Gipfel heute evtl. noch mitzunehmen.

Von der Gabelung zum Eissee auf 2569 m ging ich ca. eine Viertelstunde. Überraschend, wie groß der See ist, ich hatte ihn mir wesentlich kleiner vorgestellt. Nach einer Fotopause weiter nach oben in Richtung Zillerplattenscharte. Es ging über viele Platten, der Weg ist aber sehr gut hergerichtet, viele Treppchen eingebaut und auch gut markiert. In der Mitte traf ich nochmals auf zwei Holländer, einer von ihnen trug eine riesige Fotoausrüstung vor sich her. Obwohl die Scharte nicht näher zu kommen schien, geht es zum Schluß hin recht schnell, wenn man die gelben Wegweiser und das riesige Steinmandl entdeckt. Die letzten Meter steigt man wieder auf einer kunstvoll errichteten Treppe aufwärts.

Jetzt nagte auch schon der Hunger, und da ich auf den Aufstieg zur Zillerplattenspitze aus Zeitgründen verzichtete, gab es erstmal eine Brotzeit. Gut, dass ab hier auch wieder der Mobilfunkempfang möglich war. So konnte ich daheim mittels Whatsapp Bescheid sagen, das alles ok ist.
#secret#

Für den Abstieg bis zu dem Weg, der zwischen Heilig-Geist-Jöchl und Plauener Hütte verläuft, brauchte ich gemütlich eine Stunde. Dort wandte ich mich allerdings nicht nach rechts zur Plauener Hütte, wie es wahrscheinlich die meisten tun, sondern ich ging ca. 80 Meter nach links auf dem Hannemannweg und bei der nächsten Wegegabelung nahm ich den Weg, der rechts hinunter in das Tal führt. Allerdings führte der Weg zwar schon nach unten, aber weit hinein in Richtung Talschluß (Heilig-Geist-Jöchl), weiter als ich geahnt hatte. Der Weg über die Plauener Hütte zurück zum Stausee wäre sicher kürzer gewesen.

Endlich im Talgrund angekommen, wandte ich mich nach rechts und folgte dem Weg, der neben dem kleinen gluckernden Bächlein verläuft, welches Ziller heißt. Laut Wegweiser waren es noch ca. 2 Stunden bis zur Staumauer. Nach 1 Stunde erreichte ich "Klein-Tibet", wie sich die Hohenaualm gerne nennt. Natürlich geschmückt mit tibetanischen Gebetsfahnen und einer echten Gebetsmühle. Passend dazu gab es zum Trinken einen Red Bull und eine wirklich schön hergerichtete Käseplatte. Die beiden Fenster der kleinen Alm sind mit Blumenkästen voller blühender Edelweiß geschmückt. Hier hielt ich es gut aus, und auch die Gespräche mit den beiden Bedienungen waren recht abwechslungsreich ....

Fast widerwillig musste ich mich doch noch auf den Weg machen, denn ich wollte noch rechtzeitig bei der Staumauerkrone sein. Meine Knien zuliebe verzichtete ich hier auf weitere 400 Meter Abstieg und stieg in den vorletzten Bus ein, der mich hinunter nach Bärenbad zum Auto brachte.

Alles in allem waren diese 2 1/2 Tage sehr ansprechend und abwechslunssreich. Auch mit dem Wetter hatte ich Glück (am nächsten Tag gab es hier schon einen ersten Wintereinbruch).

Interessant wäre auch, wie mir inzwischen Bergfuzzi  mitteilte, die geniale Variante: Mit dem Bike vo da andan seidn durchs Krimmler Achental. Hört sich interessant an!

Die Berge laufen nicht davon!


Bilder:

576: Blick vom  Windbachtalkopf (Vorabend) auf die Westliche Windbachscharte udn den weiteren Verlauf Richtung Eissee
714: Eissee
756: Blick von der Zillerplattenscharte Richtung Osten (Venediger ???)

Brixentaler

Danke für den Tourenbericht, Reinhard! Eine Mehrtagestour in diesem Gebiet steht schon seit einigen Jahren auf meiner "Wunschliste" und ich werde sie gewiß mal gehen.

Bergfuzzi

Servus Reinhard

merci füa den supa scheena berichd........... #dankeschön#

mechade a scho a zeidl geh, wiasd scho sogsd: "de beag laffan ned wegad"

ZitatInteressant wäre auch, wie mir inzwischen Bergfuzzi  mitteilte, die geniale Variante: Mit dem Bike vo da andan seidn durchs Krimmler Achental. Hört sich interessant an!

do gibds ja a wundascheene toua im Achental auf des Gamsspitzl.......... Touch Me

des mechade heia nu gern geh, aba momendan hods a wengal nei schnä gem. kund dan nu a bissl dauan...... #kopfhoch#



Gruß fuzzi

Reinhard

Diese Tour gibt es ab sofort auch in der roBerge-Datenbank.
Richterspitze und Zillerplattenscharte

Mir hat sie sehr gut gefallen, und vielleicht geh ich heuer wieder.