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Unterberghorn von Süden am 29.10.23, ein "Herbstschmankerl"

Begonnen von MANAL, 30.10.2023, 14:28

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MANAL

Waldbuckel- und Kuhbergbergsteigen gehören ja nicht ganz zu meinen Vorlieben. Aber in den bunten Herbstwochen zieht es mich auch mal auf die Waldbuckel solange sie auch ausreichend Laubwald haben. Da sind die Chiemgauer Alpen immer ein schönes Ziel. Einen Großteil der Gipfel habe ich bereits besucht, aber das Unterberghorn hat mir noch gefehlt weil Seilbahnberge mich eher abschrecken. Aber nachdem die Seilbahn vor ein paar Tagen in die Revisionspause gegangen ist (https://skisport.com/Hochkoessen/de/Bergsommer-in-Koessen/Betriebszeiten-im-Sommer) war es zusammen mit der etwas verspäteten Herbstfärbung der ideale Zeitpunkt diesen fehlenden Berg zu besuchen.

Auch wenn mit der geschlossenen Seilbahn der langgezogene Nordanstieg wohl nicht so überlaufen ist haben wir uns dennoch für den längeren und anspruchsvolleren Südaufstieg entschieden. Start war damit am kostenfreien Parkplatz beim Gasthof Altmühle. Der Gasthof war geschlossen und die Parkplätze sind scheinbar für alle verfügbar, nicht nur für die Gasthofgäste. Zumindest gibt es kein Schild.

Bereits am Ausgangspunkt hat man einen tollen Blick auf den Felszahns des Lärchegg im Ostkaiser auf dem ich nur einige Wochen zuvor gestiegen bin. Von dieser Seite ist es fast nicht zu glauben, dass man als Nicht-Kletterer auf diesen Gipfel kommt.

Man startet dann auf guten Weg über herbstliche Waldhänge in den steilen Schnappengraben kommt auf die Weideflächen der Stubenalm.
Daran vorbei geht es über die steileren Weidehänge hoch zur Fahrstraße vorbei an der Unteren Schnappenalm. Die herbstliche Aussicht auf den Wilden Kaiser wurde immer besser. Man folgt der Fahrstraße noch ein Stück weiter bis man ums Eck auf die Nordostseite des Schnappen gelangt wo ein Wanderweg zur Lackalm abzweigt und sich erstmal das Gipfelziel zeigt. Der Wandeweg führt nun in wunderschönen und gemütlichen herbstlichen auf und ab an der Lackalm vorbei bis zum Fuß des wilden Gipfelaufbaus des Unterberghorns dahin. Hier verliert man etwas Höhe die man am Rückweg wieder ersteigen muss. Hier stößt auch der Aufstiegsweg von Kössen durch das Niederhausertal westlich vom Unterberghorn dazu und das Unterberghorn wird erstmal auf einem Wegweiser erwähnt. Dazu noch der Hinweis "Nur für Geübte".

An einem kleinen Tümpel endet die Almidylle und es geht in den bunten herbstlichen Mischwald aufwärts. Hier muss man den Markierungen folgen, da der nicht stark begangene Weg teilweise unter trockenen Laub verborgen liegt.
Eine erste kleine Felststufe bei der man mal die Hand aus der Hosentasche holen muss läutet dann den anspruchsvolleren Teil es Aufstiegs ein. Hier beginnt dann auch die Latschenzone weswegen sich dieser südseitige Aufstieg nicht für den Sommer eignet. Steil geht es nun in Serpentinen durch eine Latschengasse auf die Felswände des Unterberghorns zu. Man umgeht noch eine Schlucht zuerst westseitig bis man an deren oberen Ende an den schwierigste Teil des Aufstiegs gelangt, der Querung der Südflanke nach Osten.

Direkt oberhalb der Schlucht und unterhalb der Felswand geht es auf einem latschigen Band dahin. Die Ausgesetztheit der Passage kommt aber nur an wenigen Stellen zum Vorschein, die meiste Zeit ist direkt über dem Abgrund dichtes Latschengewächs. Die erste Schwierigkeit ist die Querung einer bröseligen Runse. Es hat hier zwar Metallstifte, aber das dazugehörige Drahtseil liegt aufgerollt an einem Ende. Mit entsprechender Vorsicht kann der geübte Wanderer die Stelle bewältigen. Dennoch sollte man aufpassen, ein Absturz wäre hier eher keine gute Idee. Man quert weiter auf einem schrofigen Band wo ein kurze Stufe über ein paar Meter unschwierig abgekraxelt werden muss. Auch hier fehlt wären Halterungen und die Sicherung vorhanden, das Drahtseil ist aber ebenfalls eingerollt am Ende. Einige Meter weiter dann aus meiner Sicht die Schlüsselstelle der Tour, bei ebenfalls das Drahtseil weggeräumt wurde. Es geht schrofig zwischen Latschen in einen Steilhang ein paar Meter runter und dann quert man schrofig wieder raus. Auch das lässt sich mit Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Übung bewältigen, dennoch sollte man hier keinen Fehler machen.

Nach dieser Stelle folgt nochmal eine Stufe wo die Hand aus der Hose muss und dann quert man in nicht mehr ganz so steilen Gelände etwas bröselige Hänge rein. Dort wurde auch an einer Stelle die Drahtseilsicherung abgebaut. Schließlich geht es über zwei Metalltreppen steil aufwärts und in die Gras-Latschenhänge rein. In denen geht es steil über wenige Serpentinen und vielen Stufen mit hohen Absätzen und manch leicht schrofige Stelle aufwärts. Am Ende steigt man praktisch direkt eine Grasrinne zwischen Latschen auf einer "Treppe" direkt auf. Die letzten Meter dann in Latschengassen über den Südwestgrat zum Gipfel. Kurz vorher trifft man auf den Aufstiegsweg der Seilbahngäste von Norden.

Oben dann eine herrliche Aussicht in allen Richtungen. 

Abstieg auf dem gleichen Weg, wobei wir statt des Wanderwegs durch den Schnappengraben die flachere Fahrstraße gewählt haben.

Da die Seilbahn nicht gefahren ist war es auch sehr ruhig und außer uns nur ein weiteres Pärchen mit Hund am Gipfel. Im Aufstieg ist und auch nur ein einziges Pärchen entgegengekommen. Auf dem Weg zum Schnappen war noch mehr los.

Oben am Gipfel war bei der Wegabzweigung der Hinweis "Absturzgefahr" weil die Sicherungen entfernt wurden. Keine Ahnung ob die regelmäßig im Winter entfernt wird oder ob man sie nur gerade erneuert/umbaut?
Für geübte, trittsichere und schwindelfreie Wanderer geht das auch ohne den Drahtseilen, verschärft aber die Absturzgefahr an den wenigen Stellen etwas. Bei Nässe, Vereisung und Schnee ist von der Tour abzuraten!

Gestamtstrecke: ca. 19km
Höhenmeter: ca. 1300m
Schwierigkeit: T4, I (mit den Sicherungen kann man auch eine T3+ noch geben, ohne ist das aus meiner Sicht eine T4)


Fazit:
Für geübte, trittsichere und schwindelfreie Wanderer eine lange und an ein paar Stellen anspruchsvolle, dafür relativ ruhige Aufstiegsvariante auf einen Seilbahnberg. Gerade im Herbst, wenn der Seilbahntourismus ruht und die Laubbäume sich von ihrer schönsten Seite zeigen eine wunderschöne Tour. An heißen Tagen ist wegen der südseitigen Lage und den vielen Latschen von diesem Aufstieg abzuraten. Ob und wann die Drahtseilsicherungen vorhanden sind kann ich nicht sagen.

MANAL

Noch ein paar Fotos...