Durch die grünen Täler von Traun und Weißer Traun fuhr ich mit meinem Stromradl zum größten Wintersportspektakel im Chiemgau, dem Biathlon-Weltcup 2020 in Ruhpolding. 16.500 Zuschauer waren gekommen, die für eine Tageskarte im Vorverkauf zwischen 55 € (Sitzplatz Sonnentribüne) und 26 € (Strecke) löhnten. So viel Geld waren mir die modernen Gladiatorenkämpfe

nicht wert. Von der Raffneralm stieg ich auf teils eisglatten Wegen zur Unternbergschneid auf und weglos zu den Gschoßwänden ab, wo ich mir eine passende Gratis-Aussichtsloge

suchte.
Von meinem sonnigen Sitzplatz schaute ich hinab auf die schattige Arena, die von starken Scheinwerfern etwas aufgehellt wurde.
Es war 13:50 Uhr, der Wettkampf hatte noch nicht begonnen. Trotzdem war die Lärmkulisse gewaltig. Schlager- und Blasmusik, gemischt mit Lautsprecherdurchsagen, vielfach reflektiert an den Steilhängen des engen Tals, erzeugten einen schwer erträglichen Schallbrei. In mir wuchs die Sorge, dass sich die Restpopulation heimischer Gämsen in Panik von den Felsen stürzen könnte: lärminduzierter Suizid sozusagen

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Im Ernst, die Arena grenzt unmittelbar an das Naturschutzgebiet „Östliche Chiemgauer Alpen“ und ist dort ein hässlicher, störender Fremdkörper. Die ohnehin stark angeschlagene Natur eine Woche lang mit höllisch lautem Partylärm zu malträtieren und einem immensen Verkehrsaufkommen auszusetzen, fällt zunehmend schwerer zu verstehen.
Während mir solche Gedanken durch den Kopf schwirrten, hatte der Wettkampf bereits begonnen. Das auseinandergezogene Feld fing ich fotografisch gerade noch kurz hinter der Brücke ein (Bildmitte). Leider reichte die Tele-Brennweite nicht aus, um die Nationen zu unterscheiden, von Weitem sind halt alle gleich

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Trotz tief stehender, blendender Sonne war der Blick nach Süd-Westen unvergleichlich schöner als zur tristen Arena im Süden. Das blaue Auge des Förchensees blitzt zwischen Seekopf (links) und Schlösselschneid (rechts) hervor. Unverkennbar ist das Hörndl (rechts oben).
Schön anzuschauen war auch ein Gleitschirm im Tandemflug, der sich auf den Saurüsselkopf zu bewegte.
Den Ausgang des Rennens erfuhr ich abends aus den TV-Nachrichten, weil ich es vorgezogen hatte, auf einen Kaffee mit Apfelstrudel in Vanillesoße zur Unternbergalm aufzusteigen

. Dort fasziniert mich der Blick auf Watzmann und Hochkalter, eingerahmt von Aibleck und Hochgern, immer wieder aufs Neue.