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Als der Bär ans Zelt anklopfte


Mit dem Fahrrad auf Hochzeitsreise um die Welt

Autor / Autoren:


»Florian Prüller und Klara Prinz-Prüller«

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Beschreibung:


Frisch verheiratet erfüllen sich Flo und Klara einen lang gehegten Traum: Mit zwei Fahrrädern und einem Herzen voller Abenteuerlust begeben sie sich ein Jahr lang auf Hochzeitsreise, um sich und die Welt zu entdecken. Locker, humorvoll und einnehmend offen erzählen die beiden aus ihrer jeweils persönlichen Sicht von den emotionalen Höhen und Tiefen der Reise und der Begegnung mit fremden Kulturen. 21250 Radkilometer führen sie durch Island, quer durch die USA, nach Zentralamerika, Patagonien, Südostasien und Ostafrika.

Dabei werden sie von einem Bär am Zelt geweckt, finden sich in Afrika inmitten einer Elefantenherde wieder und feiern insgesamt dreimal Neujahr. Sie finden Unterschlupf in amerikanischen Feuerwehrzentralen, in kenianischen Schulhöfen und laotischen Tempelanlagen. Sie zelten in der winddurchtosten argentinischen Pampa, in der tierreichen Savanne Ostafrikas und im südostasiatischen Dschungel. Die beiden lernen in den unterschiedlichsten Sprachen zu grüßen und bei kambodschanischen Popliedern mitzuträllern. Jung, weltoffen und unbekümmert erleben sie sich als Teil einer großen Gemeinschaft auf diesem wunderbaren Planeten, in der die Menschen mehr verbindet als trennt. Eindrucksstarke Bilder, abwechselnde Erzählperspektiven und Tagebucheinträge lassen den Leser diese abenteuerliche Hochzeitsreise hautnah miterleben.



Inhaltsverzeichnis:


Wir zwei
Wie alles begann
Ein Traum wird wahr
Island: Der Beginn einer unvergesslichen Reise
USA: Mit schwerem Ballast in die Vereinigten Staaten
Zentralamerika: Mexiko, Belize und Guatemala und wieder einmal Chaos
Patagonien: Das Wetter hat immer das letzte Wort
Südostasien: Mit gemischten Gefühlen durch Thailand, Laos und Vietnam
Ostafrika: Ruanda, Uganda, Kenia und Tansania – und dem Leben ganz nah



Aus dem Inhalt:



Unterwegs auf der berühmt-berüchtigten Ruta 40

Unterwegs auf der berühmt-berüchtigten Ruta 40


Zeltplatz mit Aussicht. Der Torres del Paine Nationalpark hat es uns angetan

Zeltplatz mit Aussicht. Der Torres del Paine Nationalpark hat es uns angetan

Leseprobe: Patagonien

Endlich Flaute!
Flo: Wir teilen das Schicksal vieler Radfahrer auf der Strecke. Jeder hat die
letzten Kilometer schlimm mit Gegenwind zu kämpfen, um es bis zum Campingplatz
in El Calafate, der einzigen Ortschaft im Umkreis von einigen hundert
Kilometern, zu schaffen. Dazu verlässt man die Nord-Süd-Verbindung
Ruta 40, zweigt in die 30 Kilometer lange Sackgasse entlang des Lago Argentino
gen Westen ab und liegt damit voll im Wind! Für die 30 Kilometer bis
nach El Calafate braucht man im Schnitt fünf Stunden. Wir finden das Ganze
schon wieder lustig, denn obwohl wir uns voll verausgaben, will einfach
nichts weitergehen. Trotz der flachen Strecke brauchen wir teilweise den
kleinsten Gang, um überhaupt vorwärts zu kommen. Wie in Zeitlupe stemmen
wir uns gegen die Naturgewalt. Der ohrenbetäubende Lärm des Sturmes
macht jedes Gespräch unmöglich und tut in den Ohren weh. Klara reicht es:
Sie dröhnt sich die Ohren mit Musik voll. Uns motiviert, dass es den Tag der
Revanche geben wird – schließlich müssen wir den gleichen Weg wieder zurück
und die Windrichtung ist meist stabil. Dann würde es für uns heißen:
Rückenwind deluxe!
Zugegebenermaßen sind wir trotzdem heilfroh, den sicheren Hafen zu erreichen.
Der Campingplatz in El Calafate ist windgeschützt (!) und ein Supermarkt
gleich um die Ecke. Andi und Matze, einem deutschen Radlerpärchen,
ging es bei der Anreise ähnlich. Sie sind nun schon einige Tage hier und verschieben
die Abreise immer wieder. Auf unserem Weg hierher berichteten
uns bereits andere Radler von den Germans. Sehr gesellig sollen sie sein, hieß
es. Kaum angekommen, sitzen wir schon an ihrem Tisch und halten ein Bier
in der Hand. So bleiben auch wir ein, zwei Tage länger als geplant. Gemeinsam
mit rund einem Dutzend anderer Radler, die hier alle Pause machen, philosophieren
wir über Erlebtes. Die Motorradfahrer tun es den Fahrradfahrern
gleich, die zwei Gruppen vermischen sich aber kaum.
Obwohl der Campingplatz allein schon ein Highlight ist, ist die eigentliche
Attraktion von El Calafate der berühmte Perito-Moreno-Gletscher im Nationalpark
Los Glaciares. Auch wir fahren die 80 Kilometer zum Gletscher, aber
nicht mit dem Fahrrad, sondern wir gönnen uns den Luxus eines Busses.
Schließlich haben wir ja frei.
Angekommen im Besucherzentrum, fühlen wir uns, als könnten wir die rund
70 Meter hohe Kalbungsfront des Gletschers angreifen, die sich am Ende der
langen Gletscherzunge im Lago Argentino auftut. So nahe bringen einen die
angelegten Holzstege an den Koloss heran. Mit einem Ausmaß von fünf mal
30 Kilometern ist das Ding einfach gigantisch. Im Licht der Sonnenstrahlen
leuchtet das dicht komprimierte Eis in den unterschiedlichsten Türkistönen.
Durch den Druck des nachrückenden Eises sind bizarre Formationen entstanden.
„Kraaaach!!!!“ macht es immer wieder und alle Besucher blicken suchend
über den Gletscher, um den Ursprung des lauten Polterns auszumachen. Vor
allem in den wärmeren Nachmittagsstunden sind riesige, in das Wasser stürzende
Eisbrocken zu beobachten. Ein umwerfendes Naturschauspiel und ein
Muss für jeden Patagonienbesucher!
De r schönste Platz der Welt
Klara: Wir haben uns verliebt. Und zwar in diese Landschaft hier. Flo und ich
sitzen auf unserem Campingplatz im Nationalpark Torres del Paine und starren
einfach stundenlang auf das Felsmassiv der Cuernos (Hörner) del Paine.
Dort passiert es. Wir sind der Magie dieses Ortes vollständig erlegen.
Flo: In Cerro Castillo reisten wir, von Argentinien kommend, wieder nach
Chile ein. In dem netten Örtchen trafen wir Juán vom Tourismusbüro. Er
organisierte
uns vom kommunalen Bauhof aus ein Sortiment neuer Kabelbinder.
Somit waren wir für unseren Ausflug durch den Park gerüstet. Am
Weg Richtung Nordeingang hatten wir mit starken Winden zu kämpfen und
mussten mehrmals stoppen. Radfahren ging nicht mehr und wir waren kurz
davor, uns in den Straßengraben zu legen, um nicht davon gepustet zu werden.
Mehrmals hielten Autos und fragten, ob alles klar wäre. Wir winkten
aber stolz und mutig ab! „Uns kann nicht mehr geholfen werden“, dachten
wir und konnten aufgrund der bizarren Situation kaum noch aufhören zu
lachen.
Wir suchten Schutz in einer vermeintlichen Estáncia (eine Art Rinder- oder
Schafranch). Die stellte sich als Unterkunft für die Angestellten eines Nobelhotels
des Nationalparks heraus – wäre der Wind nicht so stark gewesen, wären
wir sicher noch weitergefahren und hätten in eben diesem Hotel genächtigt
J. Kostet dort eine Nacht doch nur zweitausendfünfhundert Euro! So
durften wir immerhin an einem windgeschützten Platz unterhalb des Kantinenfensters
unser Zelt aufbauen. Jorge, der Chefkoch, versorgte uns mit allen
möglichen Leckereien (es darf an dieser Stelle nicht gesagt werden, aber wir
aßen auch ein Nandu-Ei, dabei erfuhren wir später, dass der große Vogel
doch eigentlich geschützt ist!).
„Flo! Wach auf, der Wind ist nicht mehr so stark! Und streck deine Hand heraus,
Flo!“, so wurden wir kurz vor Sonnenaufgang von Jorge geweckt und
bekamen einen frischen Laib Brot in unser Zelt gesteckt. Im zarten Licht der
ersten Sonnenstrahlen näherten wir uns den Torres del Paine, drei nadelförmigen
Granitbergen. Diese werden in der Sprache der Tehuelche-Indianer
als Türme des blauen Himmels bezeichnet und sind das Wahrzeichen des
Parks. Gepaart mit der reichhaltigen Tierwelt, bestehend aus Guanakos,
Darwin-Nandus und Andenkondoren, sah die Szenerie schon fast kitschig
aus. Nur die teils sehr steilen Anstiege und die heftigen Windböen trübten
die Idylle.
In der Mitte des Parks bezogen wir Quartier am Campingplatz des Lago Pehoe,
da Wildzelten nicht erlaubt ist. Außerdem wollten wir nicht in die Fußstapfen
einiger unglücklicher Touristen treten, die in den vergangenen Jahren
immer wieder mal große Flächen des Parks mit ihren Campingkochern
abgefackelt hatten.
Wir verweilen drei Tage im Park (viel zu wenig!) und machen kleinere Wanderungen
oder sitzen einfach nur da und nehmen die majestätische Atmosphäre
in uns auf. Wir spüren die Kraft der einzigartigen Natur und fühlen
uns in diesen Tagen so lebendig wie selten zuvor.
Irgendwann müssen wir Abschied nehmen und weiterreisen. Beim Verlassen
des Parks halten wir nochmals inne. Sprachlos von den Eindrücken der letzten
Tage radeln wir andächtig weiter. Für uns beide ist klar: Hierher wollen
wir nochmals kommen!



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