Bentlstein (Tuxer Alpen) am 17.05.17
 

        

Bentlstein (Tuxer Alpen) am 17.05.17

Begonnen von MANAL, 19.05.2017, 22:03

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MANAL

Nachdem das Wetter aktuell die Wochenenden versaut habe ich mir kurzfristig den Mittwoch freigenommen der bestes Bergwetter versprach. Da ich die vergangenen Wochen noch bis unter 2000m mit viel Schnee in den Bergen zu kämpfen hatte war nochmal eine Schneeschuhtour geplant.

Als Tourenziel habe ich mir den Bentlstein in den Tuxer Alpen ab Mauern oberhalb Steinach am Brenner ausgesucht mit 2436m eine recht gute Höhe. Die komplette Tour ist ziemlich unschwierig und auch ungefährlich was Naßschneerutsche angeht. Über die Tour selber finden sich im Internet nur sehr wenig an Informationen daher hier ein ausführlicher Tourenbericht.

Ich habe ab 2000m mit Schnee gerechnet und so die Schneeschuhe mitgenommen. Aber bereits bei der Anfahrt konnte ich sehen dass der große Gipfelrücken recht schneearm zu sein scheint.

Ausgangspunkt ist der Ort Mauern etwas östlich oberhalb von Steinach am Brenner auf ca. 1100m. Das schwierigste an der Tour ist die Suche nach einem Parkplatz. Einen Wanderparkplatz gibt es nicht und die Straßen sind alle recht schmal. Der einzige größere ausgezeichnete Parkplatz findet sich bei der Kirche oberhalb des Ortes, dort steht allerdings ein Schild dass der Parkplatz nur für Friedhofbesucher ist. Ich habe dann noch mitten im Ort seitlich einen von drei möglichen öffentlichen Stellflächen bekommen. Zwar hat mich eine Anwohnerin gleich angeschnauzt dass ich da nicht parken kann, aber auf meine Gegenfrage wo man denn dann parken darf hat sie dann gemeint dass ich dann da stehenbleiben kann. Sonderlich freundlich scheint man hier nicht Bergsteigern gegenüber nicht zu sein...

Nachdem die größte Hürde geschafft war ging es los. Es geht durch den Ort hoch zur Kirche die ein wunderbares Fotomotiv mit den blühenden Wiesen davor ist. Kurz davor zweigt rechts eine kleine Asphaltstraße ab wo auch ein Wegweiser angebracht ist der "Bentlstein 3h" verkündet. Nach ca. 100m zweigt man ein weiteres mal rechts auf einen Fahrweg ab und folgt am Waldrand bis ein Wegweiser auf ein Pfad nach rechts in den Wald ansteigend führt. Nur einige Meter später muss man das einzige Mal etwas aufpassen um die Abzweigung zum Bentlstein nicht zu verpassen. Der gut begangene Wanderweg führt rechts nahezu höhengleich weiter, während der Aufstieg in einer Kurve geradeaus durch Wald und Wiesen weitergeht. Da der Bentlstein recht wenig begangen ist sieht man den Weg kaum, ca. 10m dahinter sind aber rot-weiße Markierungen angebracht die den Wege markieren. Soviel ich mich erinnern kann war an dieser Stelle kein Wegweiser der auf den Bentlstein hingewiesen hat. Es war lediglich ein brauner Holzwegweiser nach rechts erkennbar auf dem "Wanderweg" oder so ähnlich gestanden hat.

Hat man diese Hürde überstanden ist der restliche Aufstieg ein Kinderspiel. Es geht fast permanent ordentlich ansteigend durch den Wald auf meisten gut erkennbarem Pfad nach oben. Markierungen sind recht viele angebracht, sollte man mal keine mehr finden am besten umdrehen und schauen wo die letzte war. Man überquert wiederholt eine Fahrstraße, aber man muss sie nie benutzen.
Bis auf ca. 1500m hat man keinen Ausblick da der Weg ausschließlich im Wald ist. Danach geht es immer wieder mal über kleine Wiesenlichtungen wo man dann auch ein bißchen die Berge gegenüber vom Wipptal  sehen kann.
Auf 1774m quert man dann das erste Mal auf eine größere Lichtung bei den Almflächen der Spörralm. Der Blick rüber zu den Stubaier Gipfel zwischen den schneebedeckten Serles, Habicht und den Tribulaunen ist wunderschön. Auf den Almflächen blüht auch schon überall der Enzian. Auf ca. 1900m quert man dann eine flachere Wiese mit einem größerem Kreuz und der Hang wird flacher. Es geht ein weiteres Mal über den Forstweg und man überschreitet auf einer Holztreppe einen Drahtzaun der wohl ein Waldstück vom Verbiß schützen soll. In diesem Waldstück stehen unzählige noch vergleichsweise junge Kiefern die sich wohl erst durch den Schutz entwickeln konnten. Ein sehr ungewöhnlicher Anblick in den Bergen. Auf ca. 2000m geht es an ein paar neue und verfallene Holzschuppen vorbei. Bis hierher geht die Fahrstraße auf der man wohl auch auf dem MTB eine Bike&Hike Tour machen könnte. Ob das Radfahren erlaubt ist weiß ich nicht.
Es geht schließlich wieder etwas steiler durch den jungen Kiefernwald nach oben wo die ersten kleineren Schneeflecken am Rand zu finden sind. Man erreicht schließlich einen Sattel nordwestlich unterhalb des Schröflkogel wo man dein eingezäunten Bereich über eine weitere Holztreppe verlässt. Diese etwas wacklige Konstruktion dürfte wohl die technisch "schwierigste" Stelle der gesamten Tour sein ;)

Es geht noch ein paar Meter flacher werdend dann zum kreuzlosen flachen Gipfel des Schröflkogel 2151m hoch. Etwas unterhalb vom Gipfel steht auch eine kleine Holzhütte. Von hier lässt sich auch der Schlußanstiegt über den breiten Rücken hoch zum Bentlstein einsehen. Schnee ist erst ab ca. 2200m ein Thema, drunter ist bis auf ein paar nordseitige Stellen Fehlanzeige.

Auf dem Schröflkogel mach ich erstmal eine Pause und genieße die tolle Aussicht. Im Süden zeigt sich der westliche Teil des Tuxer Hauptkamms mit dem Olperer. Gegenüber vom Wipptal stehen die Stubaier Größen. Im Norden sieht man Mieminger, Wetterstein und Karwendel. Richtung Nordost hat man einen Blick auf die benachbarten Tuxer Gipfel.

Nach einer Pause folgt der genußvoll aussichtsreiche leichte Aufstieg zum Bentlstein. Ich ziele dabei auf eine Markierungsstange am höchsten Punkt und ignoriere erstmal das Kreuz am Südgipfel. Bis kurz unter dem Gipfel kann man die Schneeflecken sehr gut ausweichen, erst die letzten ca. 30-50 Höhenmeter heißt es dann Schneestapfen. Da ich  bis zum Knie einbreche hole ich meine Schneeschuhe raus und gehe damit recht gemütlich die letzten Meter hoch zum Gipfel. So habe ich sie zumindest nicht ganz umsonst mitgenommen, aber nötig wären sie keineswegs.
Erst unmittelbar vor dem höchsten Punkt zeigt sich das kleine Metallgipfelkreuz des Bentlstein 2436m.

Zeigte sich der Berg bis kurz vor dem Gipfel als flacher und zahmer Grashaufen ändert sich das Bild hinter dem Gipfelkreuz schlagartig. Südöstlich bricht der breite Gipfelrücken mit steile Grashänge hunderte von Meter ab. Im Moment sollte man deshalb auch sehr vorsichtig sein und nicht an die schneebedeckte Kante gehen, dort sind teilweise enorme Wächten!!!

Nach Nordosten fällt der Gipfel ca. 20Meter etwas steiler ab bevor es auf eine weitere Fläche geht auf deren höchsten Punkt ein weiteres Gipfelkreuz steht. Um dorthin zu gelangen müsste man über den Ostgrat ein Stück weiter. Dort sehe ich in ca. 50 Meter Entfernung ein Materl und eine Bank. Da aber noch der Grat steil nach beiden Seiten abfällt und teils überwächtet ist lasse ich es bleiben und bleib oben am Hauptgipfel.

Die Aussicht ist beeindruckend und ich genieße bei angenehmen Temperaturen und kaum Wind (laut einem neuen hikr.org-Bericht soll dort der Wind wohl teilweise ekelhaft sein) die tolle Aussicht.

Anschließend gehe ich parallel zur Kante mit Wächte zum tieferen Südgipfel wo ein großes Gipfekreuz auf einem recht exponierten Vorsprung steht. Auch hier bricht der große und breite Rücken sehr steil ins Tal ab. Im Gegensatz zum Hauptgipfel finden sich hier schneefreie Grasflächen auf denen ich eine weitere Pause mache bevor ich dann über den gleichen Weg wieder ins Tal absteige.

Fazit:
- Unschwierige, aber dennoch durch die Steilheit und den Höhenmeter anstrengende, Tour auf einen schönen Aussichtsberg. Die untere Hälfte bietet allerdings recht wenig Ausblicke da durchgehend im Wald.
- Die Tour dürfte sich als Bike&Hike-Tour eignen da eine Forststraße bis auf ca. 2000m hochgeht.
- Auch bei Schneelage dürfte sich dieser Berg problemlos besteigen lassen, die Hänge dürften alle lawinenunkritisch sein. Aufpassen muss man nur oben dass man nicht zu nah an die Abbruchkante kommt da dort eine riesige Schneewächte ist.


Fotos:
- Ein schönes Fotomotiv: die Kirche von Mauern
- Typischer Anblick in der unteren Hälfte des Aufstiegs
- Holzstadel der Spörralm mit dem Serles im Hintergrund
- Auf über 2000m geht es durch diesen jungen Kiefernwald
- Wunderschöne Aussicht vom Schröflkogel. Gegenüber links die Stubaier mit Habicht (ganz links) und Serles (mitte), nach rechts geht das Wipptal raus bis nach Innsbruck.

MANAL

Weitere Fotos:
- Weiterweg und Schlußanstieg über den großen Wiesenrücken hoch zum Bentlstein. Im Vordergrund die kleine Holzhütte am Schröflkogel.
- Hauptgipfel Bentlstein mit dem kleinen Metallkreuz. Im Hintergrund der Tuxer Hauptkamm mit dem Olperer.
- Hinter dem Gipfelkreuz wird es steiler. Links etwas tiefer der bekreuzte Nordgipfel der über den noch schneebedeckten Grasgrat (rechts) erreicht werden kann. Rechts außen findet sich am Grat sowas wie ein Marterl und ein Holzbank.
- Blick über den Südgipfel Richtung Brenner. Mittig die stark überwächtete Geländekante.
- Abstand von der Kante halten!!!

MANAL

Und noch ein paar:
- Der niedrigere Südgipfel mit dem großen Kreuz. Auch wenn man es auf dem Foto nicht sieht, das Kreuz steht auf einem recht exponiertem Vorsprung.
- Auf diesem Foto vom Südgipfel nach unten kommt vielleicht heraus wie steil die Grashänge vom Bentlstein nach Südwesten abfallen.
- Der Kontrast  beim Blick über den sanften Westrücken der bis zum Schröflkogel runterzieht.
- Überall blüht es schon. Oben ist mir vereinzelt diese dicke Blume aufgefallen. Weiß jemand was das ist?
- Von der Brenner-Bundesstraße bietet sich dieser Blick auf den Bentlstein. Man steigt von rechts (ca. 1900m) den langen Rücken hoch bis zum höchsten Punkt. Der steile Teil runter ins Tal ist nicht sichtbar ;-) Man erkennt auch gut den Nordgipfel (links), den sichtbar höchsten Hauptgipfel und den tieferen Südgipfel (wo die gerade abfallende Kante endet). Der Schröflkogel ist ungefähr mittig.

thomas_kufstein

Bild Nr. 9, die Blume, ist eine Frühlings-Küchenschelle (Pulsatilla vernalis): https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChlings-Kuhschelle
Ziemlich selten ...

MANAL

Zitat von: thomas_kufstein am 21.05.2017, 22:17
Bild Nr. 9, die Blume, ist eine Frühlings-Küchenschelle (Pulsatilla vernalis): https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChlings-Kuhschelle
Ziemlich selten ...

Danke Dir, ist das auch geklärt. Habe da oben auf dem Gipfelrücken mindestens fünf direkt am Weg blühen sehen ohne dass ich die gesucht habe. Da dürfte es sicher noch einige mehr haben.