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Das roBerge-Forum => Alle roBerge-Boards => Bergtouren => Thema gestartet von: bergfexklaus am 15.11.2015, 11:43

Titel: Edelweißlahnerkopf am 13.11.2015
Beitrag von: bergfexklaus am 15.11.2015, 11:43
Ich wählte die Eisbergscharte für den Aufstieg und den Edelweißlahnersteig als Abstiegsweg - es geht natürlich auch anders rum. In jedem Fall ist es eine wunderbar abwechslungsreiche Rundtour.

Kurz hinter dem (gebührenfreien) Wanderparkplatz Triebenbachlehen folgte ich einem steilen Forstweg den Fernsebener Berg hoch. Der Forstweg geht dann in einen sparsam markierten Jagersteig über, der sich im lichten Bergwald angenehm laufen lässt. Schließlich erreicht man eine Felswand, unter der es westwärts entlang geht, bis der Aufstiegspunkt erreicht wird. Hier hat man zwei Möglichkeiten, links über das "Leiterl" oder rechts über die "Platte". Ich entschied mich fürs "Leiterl" (Foto 01). Dieser Steig ist in allen steileren Abschnitten mit meist ganz neuen Stahlseilen versichert und zudem ausreichend markiert.

Beim Erreichen der Eisbergscharte schaffte es die Sonne gerade, den bis dahin schattigen Hintersee mit originellen Lichtmustern aufzuhellen (Foto 02).

Auf einem schwach markierten, mit Raureif überzogenen Steiglein wanderte ich nun auf die Nordseite des Edelweißlahner, wo man noch Überbleibsel der ehemaligen Eisbergalm sieht. Eine sonnenbeschienene Jagdhütte am Fuße des Eisbergs verführte mich zu einem kleinen Umweg mit Trink- und Bananenpause auf dem "Balkon". Von hier überblickt man sehr schön den Nordanstieg zum Edelweißlahnerkopf (Foto 03).

In knapp eineinhalb Stunden war dann der Aufstieg zum Gipfelkreuz über den gut markierten Steig gemütlich geschafft. Inzwischen hatte sich die Sonne etwas hinter einer stimmungsvollen Wolkenformation versteckt (Foto 04). Es kühlte deutlich ab, trotzdem war es wunderbar da zu sitzen und zu schauen und zu schauen und zu brotzeiteln und zu fotografieren.

Beim Abstieg über den südseitigen Edelweißlahnersteig runter in den Antonigraben zeigte sich die Sonne wieder öfter. Das macht den Blick auf den Hintersee mit Watzmann und Hochkalter dahinter einfach freundlicher (Foto 05).

Anmerkung: Der Edelweißlahnersteig hat durch zwei tödliche Unfälle eine traurige Bekanntheit erlangt. 2013 stürzte ein 8-jähriges Mädchen vor den Augen der Eltern und Geschwister ab. 2014 verstarb dort der "Lindenstraßen"-Schauspieler Philipp Brammer. Der Steig ist zwar nicht offiziell ausgeschildert, wird aber in zahlreichen alpinen Publikationen beschrieben. Im AV-Führer (Ausgabe 2011, Randzahl 433) wird er unter "Bedeutende .... Gipfelanstiege" mit der Schwierigkeitsbewertung W4 (schwierige / schwarze Bergwege) klassifiziert. Das entspricht exakt der Einstufung von Rinnkendlsteig und Böslsteig, die natürlich sehr viel häufiger begangen werden. Die technische Schwierigkeit mag durchaus vergleichbar sein, denoch halte ich den Edelweißlahnersteig für erheblich absturzgefährdeter als den Rinnkendl- oder Böslsteig, besonders im Abstieg. Aus der Perspektive der Absturzgefahr würde ich daher die oben beschrieben Tour in Gegenrichtung empfehlen, also Aufstieg über den (wenig versicherten) Edelweißlahnersteig (W4), Abstieg nach Norden zur Eisbergscharte (W5) und übers sehr gut versicherte "Leiterl" (W4) runter.
Titel: Edelweißlahnerkopf am 14.12.2015
Beitrag von: bergfexklaus am 15.12.2015, 14:04
Es war schon drei viertel elf, als ich gestern bei traumhaftem Bergwetter vom Parkplatz Triebenbachlehen zum Edelweißlahnerkopf aufbrach, gerade mal einen Monat nach meinem letzten Besuch. Die Aussicht von dort oben ist halt gar so schön! Wegen des späten Aufbruchs machte ich mir keinen Kopf, ich habe immer eine Stirnlampe im Rucksack – glaubte ich.

Der stahlseilversicherte Einstieg des Edelweißlahnersteigs wurde von der Mittagssonne angenehm temperiert, während der Hintersee immer noch im Schatten lag (Foto 01). Im Hintergrund sind Göll, Hohes Brett, Jenner und Schneibstein zu erkennen.

Von unten schien die Aufstiegsroute nahezu schneefrei zu sein. Tatsächlich musste ich jedoch in der oberen Hälfte zahlreiche Schneefelder queren und schneegefüllte Rinnen durchsteigen. Ein Vorgänger hatte aber bereits ordentliche Spurarbeit geleistet. Mein Aufstieg wurde interessiert von mehreren ausgewiesenen Kletterexperten verfolgt. Einen davon erwischte ich mit der Kamera in etwa 20m Abstand (Foto 02).

Vom Fuß des Ostgrats aus war dann das Gipfelkreuz schon zu sehen (Foto 03). Der Aufstieg über den schneeverwehten Grat war trotz Spur recht mühsam, weil die Harschdecke mal hielt und mal brach. Belohnt wurde die Anstrengung immer wieder durch grandiose Tiefblicke auf den – jetzt sonnigen – Hintersee mit Watzmann und Hochkalter dahinter (Foto 04).

Am Gipfel war ich natürlich alleine (Foto 05). Der letzte Gipfelbucheintrag war vor sechs Tagen. In aller Ruhe verzehrte ich meine Brotzeit. Der heiße Tee dazu war jetzt ein Gedicht, die Fernsicht fantastisch. Gerne hätte ich den Sonnenuntergang noch mitgenommen, aber der Abstieg über den steilen Steig mit Schneebelag und vereinzelten Eiseinlagen war mir im Dunkeln doch zu riskant.

Im letzten Tageslicht stand ich schließlich wieder am Einstieg. Jetzt musste ich nur noch den Antonigraben runter auf den Wanderweg, der von der Halsalm kommt. Schnell die Stirnlampe rausholen. Ich durchwühlte mehrfach meinen Rucksack, bis ich voller Entsetzen erkennen musste: die Lampe liegt im Auto. Statt eines flotten Abstiegs übte ich nun Schneckenrennen im stockdunklen Wald.