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Das roBerge-Forum => Alle roBerge-Boards => Bergtouren => Thema gestartet von: Brixentaler am 11.11.2007, 13:54

Titel: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 11.11.2007, 13:54
Hallo Robergler,

Während jeder jetzt entweder draußen im Schnee unterwegs ist oder drinnen sitzt beim Ofen, bin ich bereits Wandertouren fürs nächste Jahr beim Planen 8).

Meinen Cousins und mir war eingefallen, um in den nächsten Sommerferien mal eine Zwei- oder Dreitagestour zu machen und dabei in einem Zelt am Berg zu übernachten. Wir können uns ein Dreimannzelt ausleihen und Schlafsäcke haben wir auch. Dazu kommt genügend Proviant und die übliche Wanderausrüstung und Wechselkleidung und dann passt's - so meinen wir. Tipps über alles was es eventuell besonders Beachten gibt, sind aber willkommen.

Eine wichtige Frage hätt' ich aber. Ich lese manchmal (u.a. in diesem Forum), dass Bergsteiger am Berg übernachten. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Sonnigen Gruß ins verschneite Bergland,
Brixentaler
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: scrat am 11.11.2007, 15:16
In den Naturschutzgebieten ist es grundsätzlich verboten zu übernachten.

Allerdings gab es dieses Jahr den Winterraum an der Vorderkaiserfeldenhütte nicht. Da im Internet diesbezüglich nur widersprüchliche Angaben gemacht wurden, haben wir vorsorglich unser kleines Zelt mitgenommen.

Was man vermeiden sollte: mehrere Tage an gleicher Stelle das Zelt aufbauen (das würde dem campieren entsprechen und führt zu erheblichen Schäden an der Natur). Natürlich Lärm vermeiden, kein offenes Feuer (also alles, was die Tiere in unmittelbarer Umgebung stören könnte). Alle Abfälle wieder mitnehmen.

Wenn ihr also euren Platz nur über Nacht gebraucht und am frühen Morgen alles wieder abbaut und aufräumt, so dass niemand sieht, dass jemand da war, dann spricht in meinen Augen nichts dagegen. Leider sieht die Realität manchmal anders aus und machen Verbote nötig. Doch wie es so oft geschieht, an Verbote wird sich auch nicht gehalten.

Vermeidet halt Diskussionen mit dem Förster, wenn er darauf besteht, dass ihr den Platz zu räumen habt oder baut euer Nachtlager so spät wie möglich auf.

gruß
scrat
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Gamsei am 11.11.2007, 21:49
Hallo Brixentaler,

solche Touren sind sehr zu empfehlen. Ich finde nirgends findet man soviel Einklang mit der Natur, wie bei einer Nacht in den Bergen im Freien. Die Frage die Ihr Euch beantworten müsst, ob Ihr das ganze Gewicht tatsächlich schleppen wollt. ( Vom Können gehe ich mal aus). So ein Dreimannzelt ist ja nicht ohne. Als Alternative böten sich auch weniger bekannte Biwakschachteln an. Bei einer solchen Unterrnehmung bleibt ja  ohnehin den ganzen Abend vor dem Zelt und verkriecht sich nur zum Schlafen rein. Den selben Schutzeffekt hat auch eine Biwakschachtel. Es gibt da in den Bergen ganz nette, teilweise urige "Kleinsthütten".  Die sehen etwa so aus wie die Babenstuberhütte am Ellmauer Halt. Der Vorteil: Weniger zu schleppen, ein Tisch ist meistens auch da und wenn es dann doch mal Sauwetter ist, habt Ihr dort einen besseren Schutz und mehr Bewegungsfreiheit. Im Karwendel kenn ich auch noch so eine urige Schachtel. Der Berggipfel fällt mit gerade nicht ein, ist aber in der Nähe der Pfeisalm. Von der Nordkette her kommende geht man Berg rechts vorbei.
Vielleicht weiß ja jemand im Forum noch weitere solcher schnuckeligen Schutzbehausungen und kann Brixi helfen.

Hast ja noch Zeit zum Planen.

Gute Nacht
Dietmar
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Tom am 11.11.2007, 22:57
Servus Brixi,

in jedem Falle ist so eine "Übernachtung am Berg" ein ganz besonderes "Bergerlebnis".

Da ich davon ausgehe, dass ihr euch in Tirol herumtreiben werdet ::) ,  gibt es folgendes
zu sagen:

Das Kampieren außerhalb von Campingplätzen ist grundsätzlich nicht gestattet. Eine der
Ausnahmen: Das Biwakieren im hochalpinen Gelände.

siehe Gesetz vom 21. März 2001 über die Regelung des Campingwesens in Tirol
(Tiroler Campinggesetz 2001 (http://www.tirol.gv.at/themen/wirtschaft-und-tourismus/tourismus/tourismusabteilung/gesetze/))

Eine Definition für "hochalpines Gelände" in diesem Sinne habe ich noch nicht gefunden.
Ich selbst gehe davon aus, dass mit "hochalpinem Gelände" vermutlich "überhalb der
Baumgrenze" gemeint ist. Also ab einer Höhe von ca. 1.800m.


Da stellt sich dann schon die erste Frage. Ist das wirklich das, was ihr machen wollt?

Drei Mann - drei Tage - dreimal soviel Gepäck wie bei einer normalen Tour.
Wollt ihr wirklich ein Drei-Mann-Zelt mitschleppen?!  :o 

Wenn ich mit Paul alleine für nur eine Nacht unterwegs bin, und dann nur das notwendigste
an Proviant/Flüssigkeit, warme Kleidung, Schlafsack und Isomatte sowie die "Standard-
Ausrüstung" in und an meinen Rucksack packe, dann kommen gute 12kg zusammen.
(ok, mein Gaskocher ist da auch noch mit dabei - ohne warmen Tee in der früh geht nix  ;) )

Ihr wollt zwei bis drei Tage mit Sack und Pack durch die Berge ziehen. Glaube mir, da habt
ihr nicht halb soviel Spaß wie ihr es euch vorstellt.

An eurer Stelle würde ich es erst mit "Berg rauf - übernachten - Berg runter" versuchen.
Wenn ihr Spaß daran habt und es so war, wie ihr es euch vorgestellt habt, dann könnt
ihr das ganze beim nächsten mal ausdehnen und erweitern.

Es besteht auch noch die Möglichkeit in Hüttennähe das Zelt aufzuschlagen, wenn der Wirt
euch das erlaubt. Habe ich dieses Jahr mehrmals gesehen (z. B. Hinterbärenbad, Karwendel-
haus). Der Wirt erlaubt euch neben der Hütte zu Zelten und ihr bezieht Essen/Trinken von
der Hütte. Ihr habt euren Spaß und er macht so trotzdem sein Geschäft. Natürlich sollte man
das vorab telefonisch abklären.

Ach ja, und "KEIN MÜLL - KEIN LÄRM - KEIN OFFENES FEUER" versteht sich natürlich von
selbst, aber da brauche ich mir bei dir keine Sorgen zu machen.


Ich habe mir mal den "4-Seasons-Workshop : Biwakieren" bei Globetrotter (http://www.globetrotter.de/partner/partner.php?ident=15cd891e2f9888ca) gezogen,
vielleicht bringt er dir ja was. (Biwak_Top5.pdf im Anhang).

Nachtrag:
Hier noch ein Link zu einer guten Infobroschüre (http://www.sac-cas.ch/uploads/media/wildes_campieren_und_biwakieren.pdf) vom Schweizer Alpen Club (SAC) (http://www.sac-cas.ch/) mit Tipps
und Verhaltensregeln, die nicht nur für die Schweizer Berge gelten sollten.




Gruß. Tom.


Zitat von: Gamsei am 11.11.2007, 21:49
... die Babenstuberhütte am Ellmauer Halt. Der Vorteil: ... und mehr Bewegungsfreiheit.

@Gamsei:
Hast du in der Babenstuberhütte schon mal übernachtet?!
Ich kenne dich und das Hüttchen - ich glaube nicht, dass
du da drinnen ausgestreckt am Boden liegen kannst  ;D .

... und da willst du 3 Jungs hochschicken?  :D




Biwak-Impressionen
[Bild 1] : Biwakplatz am Scheffauer
[Bild 2] : Warten auf den Sonnenaufgang im Rofan
[Bild 3] : Panorama in der Fotoshow (http://www.roberge.de/fotoshow.php?showID=238)
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Gamsei am 12.11.2007, 08:01
@Tom:
auch wenn Du es nicht glauben magst, ja ich habe dort schon übernachtet. Mit einem Freund, der etwa auch so groß ist wie ich. Nur schleppte der ein paar Pfund weniger den Berg rauf  ;D. Das hat schon geklappt. Sicher ist mein Bett daheim deutlich bequemer. 
Aber war ein tolles Erlebnis. Sollte ich mal wieder so eine Übernachtung machen, werde dann mal Bilder machen, damit das auch belegt werden kann.  ;D ;D

Aber dennoch war mehr Platz als in einem kleinen Zelt.

Grüße
Dietmar
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: steff am 12.11.2007, 08:19
Servus Brixi,

zu dem Thema hab ich auch noch was gefunden (http://cms.jdav.de/download_file.php?id=34&showfile=1)

Oder Du wartst no a paar Jahr und gehst zur Bundeswehr bzw. Bundesheer. Da konnst dann biwaken, bist genug hast. Guter Tipp von mir: einfach mal zum Kompaniechef gehen: "Hallo Herr Hauptmann, ich möcht so gern einmal draußen im Wald oder in den Bergen schlafen..."  und schon bist Du der Freund der ganzen Kompanie  ;D

An scheenan Dog
Steff

Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 12.11.2007, 16:27
Danke für die vielen Infos :D

Zitat von: scrat am 11.11.2007, 15:16
...Was man vermeiden sollte: mehrere Tage an gleicher Stelle das Zelt aufbauen (das würde dem campieren entsprechen und führt zu erheblichen Schäden an der Natur). Natürlich Lärm vermeiden, kein offenes Feuer (also alles, was die Tiere in unmittelbarer Umgebung stören könnte). Alle Abfälle wieder mitnehmen...

Wir verbleiben wahrscheinlich nur eine Nacht im Gebirge - höchstens zwei Nächte und dann zwar an unterschiedlichen Stellen, denn wir wollen ja weiterkommen ;D.
Feuer brauchen wir nicht, denn wir wollten sowieso nichts kochen, und fürs Licht nehmen wir Taschenlampen mit (die wir nur wenig gebrauchen wegen der Batterieladung und wegen des Gesehenwerdens).
Abfälle nehm' ich immer mit, manchmal sogar auch noch den hinterlassenen Rummel von weniger naturfreundlichen Wanderern.

Zitat von: Gamsei am 11.11.2007, 21:49
...Die Frage die Ihr Euch beantworten müsst, ob Ihr das ganze Gewicht tatsächlich schleppen wollt. (Vom Können gehe ich mal aus). So ein Dreimannzelt ist ja nicht ohne...
Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...Drei Mann - drei Tage - dreimal soviel Gepäck wie bei einer normalen Tour.
Wollt ihr wirklich ein Drei-Mann-Zelt mitschleppen?!  :o  
(...)
Ihr wollt zwei bis drei Tage mit Sack und Pack durch die Berge ziehen. Glaube mir, da habt
ihr nicht halb soviel Spaß wie ihr es euch vorstellt...

Ein Dreimannzelt ist meiner Meinung nach immerhin noch Vorteilhafter als 3 Einzelzelte. Das Dreimannzelt kann einer von uns tragen, dann werden die restlichen Ausrüstungsgegenstände verteilt über die übrigen Zwei. Auf jeden Fall so, dass jeder gleich viel Gewicht zu tragen hat.

Zitat von: Gamsei am 11.11.2007, 21:49
...Als Alternative böten sich auch weniger bekannte Biwakschachteln an. Bei einer solchen Unterrnehmung bleibt ja  ohnehin den ganzen Abend vor dem Zelt und verkriecht sich nur zum Schlafen rein. Den selben Schutzeffekt hat auch eine Biwakschachtel. Es gibt da in den Bergen ganz nette, teilweise urige "Kleinsthütten"...
Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...Es besteht auch noch die Möglichkeit in Hüttennähe das Zelt aufzuschlagen, wenn der Wirt
euch das erlaubt. Habe ich dieses Jahr mehrmals gesehen (z. B. Hinterbärenbad, Karwendel-
haus). Der Wirt erlaubt euch neben der Hütte zu Zelten und ihr bezieht Essen/Trinken von
der Hütte. Ihr habt euren Spaß und er macht so trotzdem sein Geschäft. Natürlich sollte man
das vorab telefonisch abklären...

Wir möchten aber schon wirklich in einem Zelt schlafen und am liebsten irgendwo fern von Menschen. Einfach die Freiheit und die Stille rundum (und dabei selbst freilich keinen Lärm machen). Also wénn schon, dann nicht in oder neben einer Hütte...

Zitat von: Gamsei am 11.11.2007, 21:49
...Im Karwendel kenn ich auch noch so eine urige Schachtel...

Aber das Karwendel ist mir wirklich zu weit weg, außerdem bin ich in dem Gebiet absolut nicht bekannt :o. Wir werden in den Kitzbüheler Alpen bleiben.
Mir war die Idee eingefallen, um in 2 Tagen über den ganzen Kamm vom Brechhorn bis zur Geige zu wandern - so weit es geht. Eine Übernachtung wird im Bereich des Gerstinger Jochs stattfinden. Am Tanzkogel wärs eher am schönsten, aber ich bezweifle, ob wir an einem Tag so weit kommen können. Mal sehen... ::)

Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...Das Kampieren außerhalb von Campingplätzen ist grundsätzlich nicht gestattet. Eine der
Ausnahmen: Das Biwakieren im hochalpinen Gelände.
(...)
Eine Definition für "hochalpines Gelände" in diesem Sinne habe ich noch nicht gefunden.
Ich selbst gehe davon aus, dass mit "hochalpinem Gelände" vermutlich "überhalb der
Baumgrenze" gemeint ist. Also ab einer Höhe von ca. 1.800m...

Die niedrigste Stelle am Kamm ist die Hintenkarscharte (1826 m). Wenn also das die einzige Beschwerde wär', dann passt's... ;)

Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...Ach ja, und "KEIN MÜLL - KEIN LÄRM - KEIN OFFENES FEUER" versteht sich natürlich von selbst, aber da brauche ich mir bei dir keine Sorgen zu machen...

Aber klar, mach dir wegen Umweltverschmutzung/-verstörung von unserer Seite nur keine Sorgen!

All eure Links und PDF-Dokumente werd' ich ein Mal gut beobachten. Sieht bis soweit alles gut aus und ich möcht' mich derweil herzlichst bedanken!

#muassweg#

Zitat von: scrat am 11.11.2007, 15:16
gruß
scrat
Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
Gruß. Tom.
Zitat von: Gamsei am 12.11.2007, 08:01
Grüße
Dietmar
Zitat von: steff am 12.11.2007, 08:19
An scheenan Dog
Steff

Dank'schee und pfiat Gott beinand'r 8)
Brixentaler
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 13.11.2007, 16:01
So, jetzt hab' ich mir eure Links und Dokumente mal angeschaut.

Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...siehe Gesetz vom 21. März 2001 über die Regelung des Campingwesens in Tirol (Tiroler Campinggesetz 2001 (http://www.tirol.gv.at/themen/wirtschaft-und-tourismus/tourismus/tourismusabteilung/gesetze/))...

Dies war die einzige Infoquelle die ich nicht ganz gelesen habe. Im ersten Gesetz bin ich stecken geblieben :-\. So was kompliziertes... :-[;

Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...Ich habe mir mal den "4-Seasons-Workshop : Biwakieren" bei Globetrotter (http://www.globetrotter.de/partner/partner.php?ident=15cd891e2f9888ca) gezogen,
vielleicht bringt er dir ja was. (Biwak_Top5.pdf im Anhang)...

Das war interessant, so kleine Dinge die es zu beachten gibt;

Zitat von: Tom am 11.11.2007, 22:57
...Hier noch ein Link zu einer guten Infobroschüre (http://www.sac-cas.ch/uploads/media/wildes_campieren_und_biwakieren.pdf) vom Schweizer Alpen Club (SAC) (http://www.sac-cas.ch/) mit Tipps und Verhaltensregeln, die nicht nur für die Schweizer Berge gelten sollten...

Da stehen auch viele nützliche Tipps drin, die ich zur Kenntnis genommen habe. Jedoch liegt der Schwerpunkt auf die Schweizer Berge;

Zitat von: steff am 12.11.2007, 08:19
zu dem Thema hab ich auch noch was gefunden (http://cms.jdav.de/download_file.php?id=34&showfile=1)...

Da steht einmal etwas Offizielles kurz und übersichtlich aufgeschrieben. Damit ist für mich alles klar, danke!
Das wichtigste liste ich hier kurz auf:

Biwakieren: Übernachten für eine Nacht ohne Zelt, unter freiem Himmel oder in einem Iglu.
- Ein Notbiwak ist grundsätzlich überall erlaubt.
- Ein geplantes Biwak wird i. d. R. geduldet, außer es soll in einem Schutzgebiet stattfinden, in dem dies explizit verboten ist (in der Verwaltung des Schutzgebietes nachfragen).

Campieren: Übernachten für eine bis einige Nächte in einem Kleinzelt außerhalb von offiziellen Campingplätzen.
- In Schutzgebieten ist Campieren in der Regel verboten. Ausnahmen können in den Verwaltungen von Schutzgebieten bzw. Kreisen und Gemeinden nachgefragt werden.
Einen alpenweiten Überblick über Schutzgebiete bietet das Netzwerk Alpiner Schutzgebiete (www.alparc.org)
- Im Wald ist Campieren in Deutschland, Österreich, Italien und in der Schweiz ohne Erlaubnis des Grundbesitzers grundsätzlich verboten (bei der Gemeinde zu erfragen). In Deutschland und Italien gilt dies auch außerhalb des Waldes.
- Oberhalb der Waldgrenze und außerhalb von Schutzgebieten ist rücksichtsvolles Campieren in Österreich und in einigen Kantonen in der Schweiz erlaubt.


Da wir nicht in ein Schutzgebiet kommen und das Zeltbiwak oberhalb von 1800 m errichten wollen, erwarte ich keine Probleme. Nach dem Gesetz passt alles.

Herzlichen Dank an euch immer hilfsbereite RoBergler!
Brixentaler
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: roskin am 13.11.2007, 19:16
wo du fast überall  campieren darfst ist in Schweden und Norwegen. Da gilt nämlich das sogenannte "Jedermannsrecht"  :)

Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 14.11.2007, 16:40
Zitat von: roskin am 13.11.2007, 19:16
wo du fast überall  campieren darfst ist in Schweden und Norwegen. Da gilt nämlich das sogenannte "Jedermannsrecht"  :)

Gerne bleibe ich aber vorläufig noch in Österreich... ;)
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: steff am 15.11.2007, 10:32
Zitat von: roskin am 13.11.2007, 19:16
wo du fast überall  campieren darfst ist in Schweden und Norwegen. Da gilt nämlich das sogenannte "Jedermannsrecht"  :)

Bei Jedermannsrecht denk ich an § 127 Abs. 1 Strafprozessordnung (StPO) (,,Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtigt ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.")

Hat aber insoweit auch was mit dem Thema zu tun, weil damit  der Eigentümer des Grundstücks oder ,,jedermann" von Euch festnehmen und die Identität feststellen darf, wenn ihr zum Beispiel unerlaubt im Wald zeltet oder Feuer macht.

Diese Recht gibt's übrigens auch analog in Österreich.

Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Tom am 07.09.2008, 18:20
Zitat von: Brixentaler am 11.11.2007, 13:54
Mir und meinen Cousins war eingefallen, in den nächsten Sommerferien mal eine 2- oder 3-Tagestour zu machen und dabei in einem Zelt am Berg zu übernachten.

Und? Ist was draus geworden?

Wenn ja, erwarte ich einen vollständigen Erfahrungsbericht  ::)  ;D.



Gruß. Tom.
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 07.09.2008, 20:21
Daraus ist was geworden, jawohl ;D

Aufgrund von Zeitmangel geht das jetzt leider nicht so schnell, aber ich werde versuchen, irgendwann in der kommenden Woche einen kurzen Erfahrungsbericht zu schreiben.
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 24.09.2008, 19:35
Zitat von: Brixentaler am 07.09.2008, 20:21
...ich werde versuchen, irgendwann in der kommenden Woche einen kurzen Erfahrungsbericht zu schreiben.

Besser zu spät, als gar nicht mehr, sag' ich jetzt mal.
Auf Wunsch von Tom, hier ein Erfahrungsbericht von der Zweitagestour mit meinen Cousins.

Diese gemeinsame Tour war für mich ein wichtiges Ziel meiner Ferien, deshalb wollte ich das unbedingt so schnell wie möglich machen, auch weil meine Cousins nur zwei Wochen Ferien hatten.

Am Sonntag Nachmittag den 3. August erreichten wir gesund und ohne Unfälle Hopfgarten im Brixental. Laut Wetterbericht sollten voraussichtlich der Dienstag und Mittwoch bereits gute Wandertage werden, also planten wir gleich drauflos. Dienstag Morgen würde es noch kühl und vereinzelt etwas regnerisch sein, jedoch gegen Mittag sollte es im ganzen Unterland aufheitern und sonnig werden. Mittwoch sollte ebenfalls sonnig und warm werden, für Donnerstag war schwüles und unwetterträchtiges Wetter vorhergesagt. Unsere Wahl fiel deshalb auf Dienstag Nachmittag und den ganzen Mittwoch.

Tag 1:

Verabredet hatten wir am Dienstag um 12:00 Uhr in Hopfgarten, von wo wir gemeinsam zum Schrandlhof in der Oberwindau fahren würden. Am Dienstag hatte aber das Wetter schlechtere Laune als erwartet: den ganzen Morgen regnete es ununterbrochen und von "Aufheiterung" war gar nichts zu sehen. Per Telefon entschlossen wir uns, die Startzeit eine gute Stunde aufzuschieben und dann, ob regen oder nicht, die Wandertour einfach anzufangen. Wegen der Verspätung kam einer meiner Cousins auf die Idee, bei Bekannten einen Schlüssel für die Schranke beim Schrandlhof zu holen, damit wir mit dem Auto über den Forstweg weiter den Berg hinauffahren konnten.

Und so geschah. Der Regen hatte gegen 13:00 Uhr zum Glück so gut wie aufgehört und wir konnten mit dem Auto ganz bis zur Feldbergalm auf 1.750 m Höhe hinauffahren! Dies ersparte uns einen Anstieg von gut zwei Stunden mit unseren bis zu 12 kg schweren Rucksäcken.

Hier, am Ende der Zivilisation und in dichtem Nebel, starteten wir gegen 14:00 Uhr unsere Wanderung, die zuerst auf das Brechhorn führte. Total untrainiert, ohne Kondition und mit schwerer Bepackung, erreichten wir erst nach einer Stunde den 2032 m hohen Gipfel des Brechhorns. Nach einer Gipfeljause mit Apfelstrudel (;D) wanderten wir gleich weiter, denn Aussicht gab es heute (noch) nicht und es war recht kühl und windig am Gipfel...

Das Gehen über den schmalen Grat zwischen Brechhorn und Floch ist sehr schön, bei den nassen Verhältnissen mussten aber auch Obacht gegeben werden. Weniger als eine Stunde später standen wir auf dem Gipfel des Flochs, 2.057 m hoch. Die Witterungsverhältnisse hatten sich leider nicht gebessert.

Foto: Floch (http://www.brixentaler.eu/pictures/IMG_1910.JPG)

Vom Floch mussten wir absteigen in die Hintenkarscharte auf 1.829 m, danach wollten wir weiter zum Gerstinger Joch, in dessen Gipfelbereich wir unser Zelt geplant hatten aufzustellen. Wir stiegen also vom Floch über den markierten Wanderweg ab, bis zum Gassen Kogel (ca. 1.920 m), von wo der markierte Wanderweg plötzlich von der gewünschten Richtung abbog. Ein Abstieg in die Hintenkarscharte stand zwar nicht auf der Karte eingezeichnet, aber unserer Erfahrung gemäß gibt es auf fast jedem Bergkamm in den Kitzbüheler Alpen einen Steig oder Trampelpfad: wir erwarteten wenigstens einen schmalen "Schafsteig" in die Scharte. Aber leider: diese Erfahrung gilt für fast jeden Bergkamm, nur für diesen nicht.
Der Weglose Abstieg in die Scharte beträgt etwa 100 Höhenmeter, aber wegen des zunehmenden Nebels konnten wir uns kaum orientieren und wegen der zunehmenden Steilheit des Geländes mussten wir auch sehr vorsichtig absteigen. Dazu kamen fast undurchdringliche Latschen und, ganz ehrlich gesagt, nach einer Viertelstunde wussten wir wirklich nicht mehr, wo wir waren. Rutschend über nasse Grashänge, stolpernd durch/über Latschenbüschen und mehr oder weniger kletternd über kleine Felsabbrüche, erreichten wir mehr als eine Stunde nach dem Floch endlich die Hintenkarscharte.
Diese kurze Passage war unerwartet der schwerste Teil unserer Tour - ab jetzt hatten wir allerdings auch durchnässte Wanderschuhe... :-\

Von der Hintenkarscharte gingen wir zum Gerstinger Joch. Der Nachmittag ging schon dem Ende zu, der Nebel wurde wieder dichter und, ganz im Gegensatz zu den Wettervoraussichten, fing es wieder an zu regnen - Schei**! Wir waren durchnässt und bereits ziemlich müde: wir wollten gern so bald wie möglich unser Zelt aufstellen.

Unser Weiterweg führte bei zunehmendem Regenfall durch eine - bei heiterem Wetter ohne Zweifel sehr schöne - Berglandschaft, entlang verwunderter Kühe und verschiedene kleine Seen und Tümpel.
Nach einiger Zeit führte uns der Wanderweg auf einmal wieder hinunter. Da stimmte etwas nicht ganz, wir sahen nur, dass es immer weiter hinunter ging. Zum Glück fanden wir hier endlich einen guten Zeltstandort, nämlich eine bemooste Fläche von etwa 3x4 Meter, ohne Steine und fern von Kühen, die uns über Nacht und am Morgen nur stören würden.

Zelt aufstellen, die nassen Schuhe und Socken ausziehen und schnellstens in die trockene Geborgenheit des Zeltes - die Rucksäcke nahmen wir mit hinein. In der ersten halben Stunde sprachen oder unternahmen wir besonders wenig... :-[

Foto: Zelt (http://www.foehnwind.eu/pictures/IMG_1929.JPG)

Der regen prasselte leise, aber ununterbrochen auf unser Zeltdach. Durch diesen Regen sind wir gegangen :(. Wir nahmen eine willkommene Abendjause zu uns, tranken einen "wärmenden" Eistee von etwa Außentemperatur (10 Grad?), trotzdem wurde es in unserem trockenen und geräumigen Vier-Personen-Zelt warm und gemütlich. Wir hatten zusätzlich so eine glänzende Isolationsdecke auf dem Zeltboden ausgebreitet, damit von unten weniger Kälte hinaufzog: dies erwies sich als unentbehrlich! Eine gründliche Untersuchung der Wanderkarte brachte uns wenig Aufklärung über unsere Lage, wir wussten nur, dass wir in Gipfelnähe des Gerstinger Jochs waren, aber wo? Na gut, das war uns im moment aber auch unwichtig.

Gegen 20:00 Uhr hatte es endlich aufgehört zu regnen, es wurde heiter und wir konnten gerade noch rechtzeitig die letzten Strahlen der untergehenden Sonne genießen. Ich konnte endlich das Zelt und einige Impressionen von der Umgebung fotografieren.
Nun sahen wir auch wo wir uns befanden: Unser Zelt stand auf der Südwestseite des Gerstinger Jochs, neben dem Wanderweg in einer Höhe von ca. 1.980 m. Als wir in diesem Moment aus dem Zelt schauten, mussten wir wohl recht verwundert und komisch dreingeschaut haben. Wie "Aliens" bestaunten wir die frisch gewaschene Bergwelt rundum uns, nach einem schweren Tag mit lauter Nebel und Regen, wobei wir keinem Menschen begegnet waren.

Foto: Kleiner Tümpel hinter unserem Zelt (http://www.brixentaler.eu/pictures/IMG_1927.JPG)
Foto: Sonnenuntergang (http://www.brixentaler.eu/pictures/IMG_1934.JPG)


Die darauffolgende Nacht und Tag 2 folgen ein anderes Mal.

Nachtrag:
Mehr Fotos dieser Tour (und noch viele andere Fotos) sind in meinem Fotoalbum (http://www.brixentaler.eu/de/) zu betrachten.
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: mrs.t.m am 24.09.2008, 20:10
Zitat von: Brixentaler am 24.09.2008, 19:35
... wir konnten ganz bis zur Feldbergalm auf 1.750 m Höhe fahren! ...

... Völlig untrainiert, ohne Kondition und mit schwerer Bepackung, erreichten wir nach einer Stunde den 3032 m hohen Gipfel des Brechhorns.

...

Ihr sein also in 1 Std. 1.282 hm gegangen  ???
Also das find ich stark, vor allem ohne Training  ???

Schreibfehler oder gutes Doping?  ;D
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Hawkeye am 24.09.2008, 21:21
Na vor allem gibts jetzt an deutschen Dreitausender  ;D ;D

Also ist klar, wo es am Wochenend raufgeht, gell  ;)
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: MANAL am 24.09.2008, 22:28
Zitat von: Hawkeye am 24.09.2008, 21:21
Na vor allem gibts jetzt an deutschen Dreitausender  ;D ;D

Das Brechhorn steht aber auf österreichischen Boden...  ::)
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Tom am 24.09.2008, 23:01
... nachdem die anderen mal wieder nur meckern können  ::) ...


DANKE Brixi
... soviel Text habe ich nicht erwartet.

Ein paar Eckdaten der Tour hätten absolut gereicht - umso mehr habe ich mich natürlich über deinen ausführlichen Tourenbericht gefreut. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.




Gruß. Tom.
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Traudl am 25.09.2008, 08:33
Brixi, ich kann mich Tom nur anschließen: DANKE für Deinen Bericht.
Schön, daß es mit Eurer geplanten Zelttour nun geklappt hat, wenn auch das Wetter nicht ganz optimal war, aber gerade das macht es spannend... 8)
Dein neues Fotoalbum ist auch Klasse geworden.

Grüsse
Traudl
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 25.09.2008, 12:50
Zitat von: Tanja am 24.09.2008, 20:10
...
Ihr sein also in 1 Std. 1.282 hm gegangen  ???
Also das find ich stark, vor allem ohne Training  ???

Schreibfehler oder gutes Doping?  ;D

Da hab' ich daneben getippt :-[. Brechhorn ist freilich nur 2032 m hoch!
Hab's auch gleich angepasst, danke.
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: indian_summer am 25.09.2008, 13:35
Also wenn man das so liest, dann macht das doch irgendwie gleich Lust drauf, selber mal sowas zu machen. Auch wenn das Wetter bei euch nicht so gepasst hat, und mir bei solchen Verhältnissen die Freude daran wohl eher gleich wieder vergehn würde...

Schöner Bericht, wirklich schön zu lesen! Bin schon gespannt, wie es weitergeht  :)
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Vmagnat am 25.09.2008, 13:49
Zitat von: indian_summer am 25.09.2008, 13:35
Also wenn man das so liest, dann macht das doch irgendwie gleich Lust drauf, selber mal sowas zu machen. Auch wenn das Wetter bei euch nicht so gepasst hat, und mir bei solchen Verhältnissen die Freude daran wohl eher gleich wieder vergehn würde...

Schöner Bericht, wirklich schön zu lesen! Bin schon gespannt, wie es weitergeht  :)
Das Brechhorn ist eine tolle Tour, bin es vor Jahren mal über die Alpenrose - Hütte gegangen... War ein paar Tage auf der Alpenrosehütte,,, Halbpension 22 Euro... Abends gab es ein Wiener Schnitzel mit Pommes und frischem Salat... nur als Beispiel. Morgens ein Frühstücksbüffet.. Man stelle sich vor, für 22 Euro, vor vier Jahren. Am letzten Abend.. hat uns der Wirt noch eine Flasche Rotwein spendiert.
22 Euro.... wer bietet mehr?
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 25.09.2008, 18:31
Nacht:

Da kam die Nacht, für die meisten Menschen die Zeit zum schlafen. Beim Dunkelwerden, rund 21:30 Uhr, legten wir uns schon hin zum schlafen.
Der Boden unter uns war auszuhalten: Moos und Gras waren zwar schon längst zusammengedrückt, trotzdem war es weicher als irgendein Felsboden. Lästiger war es, dass wir in einer Art Höhlung im Boden lagen: die vertiefung hatten wir anfangs gar nicht bemerkt, wenn man aber stundenlang drin liegt, spürt man die ungewöhnliche Haltung umso mehr. Wenn man sich dann auf die Seite legte, weil die Knie schmerzen, vertrug die Schulter den härteren Boden wieder nicht so gut. Schwierig schwierig.
Das größte Problem jedoch war die Kälte. Mir wird jetzt schon wieder kalt, wenn ich daran zurückdenke :-[. Wir hatten alle eine kurze Hose (nass), eine lange Hose, ein T-Shirt, eine Jacke (auch nass) und Schlafsäcke (Komforttemperatur 14 Grad, Minimum 8.). Im Schlafsack hatten wir also nur eine ganz gewöhnliche lange Hose und ein T-Shirt an. Das ist im Sommer und in Talnähe freilich ausreichend. Aber nicht in einer sternenklaren Nacht in einer Höhe von 1.980 m! Die Außentemperatur sank bis auf 5 Grad, die Temperatur im Zelt betrug am Morgen 7 Grad (ich hatte einen Thermometer mit). Ziemlich "frisch", muss ich sagen... so haben wir alle drei also kaum ein Auge zugemacht. Gegen Sonnenaufgang waren wir derartig übermüdet, dass wir durch die nun wieder langsam steigende Temperatur doch noch kurz einschliefen.

Tag 2:

Kurz nach 07:00 Uhr sind wir mit schweren Augengliedern und dem heftigen Bedürfnis nach heißem und strarkem Kaffee, aufgestanden. Beim Frühstück mussten wir uns aber zufriedenstellen mit Schokolade, Brot und tiefgekühltem Erfrischungsgetränk - brrr :-\.

Da gelangten gegen 08:00 Uhr endlich die ersten Sonnenstrahlen um den Berg herum und beschienen unser Zelt. Die Sonne war schon vor etwa zwei Stunden aufgegangen, wir aber standen auf der Schattenseite (konnten wir am Vortag nicht ahnen).
Höchste Zeit um alles einzupacken, aufzuräumen und mit unseren trockenen Socken in die waschnasse (und fast erfroren) Bergshuhe hinein zu steigen. Direkt "schwimmen" die Füße wieder in den Bergschuhen - herrlich :(.

Zelt abbauen und bei schönstem Wetter zehn Minuten "Morgengymnastik" und dabei auf das 2.035 m hohe Gerstinger Joch steigen, denn nur knapp 50 Meter darunter hatten wir unser Zelt aufgestellt.

Vom Gerstinger Joch konnten wir gut die Weiterführung unserer Route einsehen; über den Kleinen Tanzkogel zum Großen Tanzkogel.

Foto: Der Große Tanzkogel vor uns (http://www.foehnwind.eu/pictures/IMG_1943.JPG)
Foto: Panorama vom Gerstinger Joch ri. N (http://www.brixentaler.eu/pictures/PANO_GERSTINGER_JOCH.JPG)

Wir entschlossen uns, auf dem Gerstinger Joch nicht lange halt zu machen, dafür aber auf dem flachen und breiten "Tanzboden" des Großen Tanzkogels länger zu rasten.
Wir stiegen gut 150 Hm ab und danach wieder hinauf, bis zum 2.097 m hohen Tanzkogel, den wir erst nach mehr als eineinhalb Stunden erreichten - habt ihr schon mal eine Bergtour gemacht nachdem ihr eine Nacht nicht geschlafen habt? Jede zehn Minuten mussten wir zwei Minuten halt machen, denn wir fühlten uns, als hätten wir Blei in den Schuhen und als trugen wir Marmorplatten in unseren Rucksäcken mit.

Foto: Bald am Gipfel des Gr. Tanzkogels (http://www.brixentaler.eu/pictures/IMG_1948.JPG)

Keine Wolke am Himmel und Aussicht bis weit in die Hohen Tauern und bis weit ins Karwendel: die Aussicht war überwältigend. Auf dem Gipfel des Großen Tanzkogels plumpsten wir nieder und blieben hier eine ganze Stunde. Wir zogen Schuhe und Socken aus und legten uns ins Gras, genossen das gewaltige Wetter. Wir hatten fast vergessen, dass eine Bergwanderung auch schön sein kann!

Foto: Blick auf den Großglockner, gesehen vom Tanzkogel (http://www.brixentaler.eu/pictures/IMG_1953.JPG)
Foto: Jungvieh am Gipfel des Tanzkogels (http://www.brixentaler.eu/pictures/IMG_1959.JPG)

Eine Stunde war vergangen, viele Fotos waren gemacht. Jetzt mussten wir überlegen. Die Schuhe waren freilich kaum getrocknet in der Stunde, also stand uns ein ermüdender Weiterweg mit nassen Schuhen bevor. Dies würde uns sicherlich keine Freude bereiten und in unserer müden Verfassung wär's sogar gefährlich gewesen: das Gamsbeil, der nächste Gipfel, ist verdammt steil. Deshalb wollten wir die erste Gelegenheit zum Abstieg benutzen. Dies müsste, laut Wanderkarte (MAYR), bereits zwischen Schwarzkarkogel und Westerachkopf sein und sollte uns zur Miesenbachalm führen. Ideal, oder?
Wir gingen also bis zur Scharte vor dem Westerachkopf, von wo aus ein Wanderweg hinabführen sollte. Aber nichts davon war zu erkennen in der Wirklichkeit: ein Steilhang mit Alpenrosen und feuchtem Gras hinunter bis zur Miesenbachalm - dies würde eine Wiederholung des weglosen Abstiegs vom Vortag werden, jetzt allerdings mussten wir fast 400 Hm bewältigen. Einzige Hilfe war, dass wir heute ein sichtbares Ziel vor Augen hatten.
Wir wollten unbedingt vor dem Gamsbeil absteigen, also fingen wir den Abstieg an. Es war rutschig und steil. Felsabbrüche sahen wir aber beim guten Wetter schon aus Entfernung und konnten wir daher umgehen, auch konnten wir uns nicht verirren. Trotzdem brauchten wir fast eineinhalb Stunden bis zur 1.680 m hoch gelegenen Miesenbachalm, wobei wir die letzte Viertelstunde durch Sumpf gehen mussten, so dass die Schuhe erneut frisch durchnässt wurden. Etwas unter dieser Alm entdeckten wir auch den ersten Menschen seit zweit Tagen: ein Radfahrer!

Von der Miesenbachalm folgten wir einem Forstweg bis etwa 1.500 m Höhe, wo der Wanderweg vom Forstweg abzweigte und über eine Brücke über den (Miesen)Bach zur Gamskogelhütte führte. Bei diesem Bach setzten wir uns noch einmal hin, stiegen ins Wasser und kühlten die Füße ab. Die Schuhe hatten wir noch ausgezogen, obwohl sie kaum nässer geworden wären, wenn wir sie anbehalten hätten.
Dann kam der mühsame "Talhatscher": Ein unangenehmer Waldwanderweg, worüber oftmals ein Bach floß, wodurch die großen Steinplatten sehr rutschig wurden. Nach wieder eineinhalb Stunden erreichten wir rund 15:00 Uhr total ermattet die Gamskogelhütte. Wir müssen einige Zentimeter kürzer geworden sein, denn unsere Knie und die Füße hatten ziemlich gelitten und die Rucksäcke waren auch nur wenig leichter geworden während der ganzen Tour.

Die Buttermilch und der 'Hollerpunsch' auf der Gamskogelhütte schmeckten uns bestens!


Trotz aller Schwierigkeiten hatten wir auch Spaß und vor allem haben wir einiges daraus gelernt. Vielleicht machen wir nächstes Jahr eine ähnliche Tour - wir schauen mal, ob sich das ausgeht. Jetzt wissen wir jedenfalls, was wir ein nächstes Mal besser machen können.

Und, wie schon gesagt, mehr Fotos von dieser Tour und von anderen Touren sind in meinem Fotoalbum (http://www.brixentaler.eu/de/) zu betrachten.

Pfiat Gott bei'nander 8)
Brixentaler
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: ehemaliges Mitglied am 26.09.2008, 13:32
Hallo Brixi,

vielen Dank für die anschauliche Beschreibung Eurer 2-Tages-Tour! Ich hätte Euch allerdings gerne besseres Wetter für den 1. Tag gewünscht.

Zitat von: Brixentaler am 25.09.2008, 18:31
das Gamsbeil, der nächste Gipfel, ist verdammt steil

Ja, das Gamsbeil ist einer der steilsten Gipfel in den Kitzbühelern überhaupt! Hier ein Bild mit dem Gamsbeil von Nordwesten aus gesehen, da kommt die Steilheit vielleicht noch besser zum Ausdruck (am linken Bildrand übrigens der Großglockner, am rechten der Tauernkogel):
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: Brixentaler am 26.09.2008, 18:32
Bergfritz, ist das Foto vom Steinbergstein aufgenommen?

Nach dem Kleinen und dem Großen Rettenstein wird dies schon eher der drittsteilste Berg der Kitzbüheler Alpen sein.
Wir wollten keine Risiken eingehen in unserer Müdigkeit, deshalb sind wir abgestiegen.

Doch will ich aber einmal auf das Gamsbeil, ich glaub' mit einem Anstieg vom Spertental aus und dann über die Geige.
Titel: Re: Übernachten am Berg
Beitrag von: ehemaliges Mitglied am 26.09.2008, 19:21
Hallo Christian,

Zitat von: Brixentaler am 26.09.2008, 18:32
Wir wollten keine Risiken eingehen in unserer Müdigkeit, deshalb sind wir abgestiegen.

Ich denke, das war unter den gegebenen Voraussetzungen tatsächlich die absolut richtige Entscheidung.

Zitat von: Brixentaler am 26.09.2008, 18:32
Bergfritz, ist das Foto vom Steinbergstein aufgenommen?

Nein, vom Lodron. Aber vom Steinbergstein aus habe ich ihn auch schon mal fotografiert (Bild 1).
Zwischen Großglockner und Tauernkogel hat sich jetzt der Frühmesser geschoben.

Zitat von: Brixentaler am 26.09.2008, 18:32
Doch will ich aber einmal auf das Gamsbeil, ich glaub' mit einem Anstieg vom Spertental aus und dann über die Geige.

Ja, von Süden geht ein markierter Steig auf den Gipfel, der am Schluss allerdings auch etwas steil und ausgesetzt ist (ostseitig steiler Abbruch, auf Bild 2 rechts nur zu erahnen).