Schinder & Schinderkar - Leichte Tour...?
 

   

Schinder & Schinderkar - Leichte Tour...?

Begonnen von Daniel R., 01.09.2008, 14:56

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Daniel R.

Liebe Bergfreunde.

Ich habe mich gestern nach dem Beitrag hier und auch im Klassiker "Münchner Hausberge" an die Schinder-Tour gewagt. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Einstufung "leicht" angemessen ist. Zum einen hat diese Tour im Vergleich zur auch "leichten" Tour "Roßkopf und Stümpfling" mit gut 1000 doppelt so viele Höhenmeter, und zum anderen ist der Abstieg durch das Kar alles andere als leicht.
Ich sehe mich selbst als konditionell ganz gut in Form, bin trittsicher und schwindelfrei, habe ich nichts gegen die eine oder andere Kraxelei, aber dieser Abstieg ist nicht wirklich Massentauglich - was eine "leichte" Tour erahnen lässt. Die Seile und Tritte sind in einem schlechten Zustand und einige Stellen sind auch mit den angebrachten Hilfen nur schwer zu überwinden - für Kinder und Ungeübte keinesfalls (!) zu empfehlen. Der Abstieg durch das Geröllfeld kann Spass machen ("Geröllsurfen" hat seine Reize...), hat gestern Nachmittag aber auch einer Reihe von regelmäßigen Berggehern extreme Schwierigkeiten bereitet und einige Pflaster unter die Leute gebracht.... 
Vom Aufstieg durchs Kar (wie "Peter aus Landshut" kommentiert hat) würde ich ebenfalls abraten... zwei Schritte rauf, einen mitsamt dem Geröll unter den Schuhen wieder zurück... 
Daher denke ich, dass - in Anbetracht des aktuellen Zustandes der Sicherungen/Seile/Tritte ein deutlicherer Hinweis darüber beim Abstieg durchs Kar vermerkt werden sollte als bisher. Ansonsten aber eine echt schöne Tour, zum Teil ziemlich genau auf der bayerisch-österreichischen Grenzline...

 

juedan

Hallo Daniel R.

Die Tour auf den Schinder kann meines Erachtens bis zum Schinder Tor als leicht eingestuft werden, da ein doch recht ordentlicher Weg hinaufführt (Wegbezeichnung SB10). Die Befestigungen der Seile im Tor selber sind als katastrophal einzustufen, das stimmt. Das war letztes Jahr schon so und eine Email an die zuständige Sektion blieb leider unbeantwortet. Der Abstieg durch das Kar ist weder schön noch ratsam, da er aufgrund des Gerölls im oberen Teil wirklich gefährlich ist.

Dafür gibt es aber eine viel schönere Abstiegsvariante. Vom Gipfel des österreichischen Schinders nach Süden und später nach Osten zur Trausnitz-Alm absteigen. So kann man noch einen sehr schönen Blick in Richtung Rotwand genießen. Der Weg endet an der Straße die von Rottach Egern kommend in die Valepp führt. In der Nähe ist auch eine Bushaltestelle oder am läuft auf der Strasse zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Da man die ganze Zeit an der weißen Valepp entlang läuft, ergibt sich bestimmt ein Plätzchen, wo man seine Füße in den Bach hängen kann.

Insgesamt kann ich Daniel R. zustimmen, daß es eine sehr schöne Tour ist, die sich vor allem für den Herbst anbietet.

Viele Grüße

JueDan

Berni Z

Die Tour bin ich letztes Jahr gegangen. Über die Trausnitzalm rauf und übers Kar wieder runter.
Die Seilsicherungen hab ich ebenfalls als Unsinn empfunden, weil sie so angebracht sind, dass man öfter drüberstolpert, als man sich dran festhalten muss. Muss aber trotz den Seilen und den Eisenstiften in der Höhle sagen, dass ich die Einstufung als leichte Tour richtig finde. Soviel haben ja die Höhenmeter auch nicht immer zu sagen, die meiste Zeits gehts ja auf leichten Bergpfaden entlang.
Ich bin da übrigens auch das erste Mal über ein Kar "abgefahren" und habs echt als ne Gaudi empfunden. Wer sichs nicht so schnell zutraut, der kann auch langsam und vorsichtig absteigen und wer danach ein Pflaster braucht, hat sich halt übernommen  >:D

ehemaliges Mitglied

Ich bin das Schinderkar schon eine ganze Weile nicht mehr gegangen, drum traue ich mir eine Bewertung der aktuellen Gegebenheiten nicht zu. Wenn ich aber lese, dass dieser Abstieg "einer Reihe von regelmäßigen Berggehern extreme Schwierigkeiten bereitet hat" (Zitat Daniel R.), dann kann man diese Route beim besten Willen nicht mehr als leicht einstufen.

@juedan:
Zitat
eine Email an die zuständige Sektion blieb leider unbeantwortet

Meines Wissens ist für die Erhaltung dieses Steiges durch das Schinderkar die AV-Sektion Bergbund Hausham zuständig. Hast Du Deine E-Mail an diese Sektion gerichtet? Falls ja, dann sollten vielleicht noch mehr Leute aus unserem Kreise diese Sektion auf den schlechten Zustand der Sicherungen hinweisen.

Berni Z

Also ich mit meinen paar Touren im Jahr zähl mich nicht einmal zu den regelmäßigen Berggehern und bin auch konditionell nicht unbedingt der Überflieger, aber als schwierig hab ich das wirklich nicht empfunden.
Ich geb Daniel zwar recht, dass der Abstieg nicht massentauglich ist (bei massentauglich denk ich da immer an Horden von turnschuhtragenden Sonntagstouristen), aber wie der Abstieg durchs Geröllfeld erfahrenen(!) Berggehern sogar extreme Schwierigkeiten bereiten kann, ist mir schlicht und einfach ein Rätsel.  ???

MANAL

Was heißt denn schon "leicht"?

Konditionell, technisch, psychisch, gefahrlos? Je nachdem was man bewertet ist die Tour leicht oder auch anspruchsvoller.

- Konditionell ist der Schinder in der "richtigen" Richtung (wie Berni Z) leicht, in der Gegenrichtung allerdings schon recht ein Schinder ;-)
- Technisch ist die Tour schon anspruchsvoller. Um gut durchzukommen sollte man einigermaßen trittsicher sein und schwindelfreiheit ist ganz angenehm. Der Abstieg sowohl durch die Drahtseilpassage oberhalb des Schindertors als auch durch das Schindertor durch erfordern schon eine gewisse Kraxelerfahrung. Ein Wanderberg ist das jedenfalls nicht. Das Abfahren durch das Schotterkar ist bei guter Technik die größte Gaudi, wenn man es nicht beherrscht schon eine sehr unangenehme Geschichte.

- Psychisch für alle die steile Geröllpassagen nicht mögen alles andere als leicht. Gerade der Einstieg ins Schindertor von oben ist da recht unangenehm.

- Gefahrlos solange man am Weg bleibt und sich an den Drahtseilen festhält.


Insgesamt würde ich sagen ist der Schinder eine leichte Bergtour, aber keine leichte Bergwanderung. Je nachdem wie man die Skala setzt muss man die Tour eingliedern. Ohne Maßstab ist ein "leicht" oder "schwer" kaum einschätzbar.


Bergfuzzi

Zitat von: MANAL am 01.09.2008, 22:43
Was heißt denn schon "leicht"?
auf der seidn http://www.tourentipp.de/inhalte/touren/detail.asp?id=215 schreims.....
unda Charakter/Schwierigkeit:
Kurze und interessanten Route, die unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert und sich über kurze Stellen im Ier-Fels-Gelände bewegt. Der bröselige, schuttbedeckte Felssteig im obersten Kar ist etwas unangenehm und mühsam zu gehen. Für geübte Bergsteiger stellt die Tour jedoch keinerlei Schwierigkeiten dar. Insgesamt eher einfache Bergtour; im Vergleich zu anderen Bayerischen Voralpen-Zielen (meist Wandergipfel) jedoch relativ anspruchsvoll.

Reinhard

Wir haben den Schwierigkeitsgrad auf "mittel" geändert, Daniel R. hatte schon recht.
Vielen Dank für den Hinweis!

Bernhard G.

Ich bin die Tour vor kurzem wieder mal gegangen. Der felsige Teil ist gegenüber früher deutlich entschärft worden. Im oberen Bereich zwischen Scharte und Felsentor gibt es deutlich mehr Weg, als früher. Der Abkletterfelsen am Ende des Tors ist mit vielen Eisenstiften als Tritte versehen worden, über die man gut abklettern kann, da war früher nur ein dünnes Drahtseil.

Für mich ist es problemloses Gehgelände, auch das Kar abfahren macht natürlich Spaß. Dennoch wird die Einstufung als leichte Bergwanderung der Tour nicht gerecht.  Ich habe auf der besagten Tour selber erlebt, wie eine Wanderergruppe (der Sprache nach aus Norddeutschland) sich da runtergequälten. Die hatten echt Angst. Wenn man so ein Gelände nicht gewöhnt ist, kann ich mir das gut vorstellen.  "Mittel" paßt schon.

eli

Habe den Schinder in bester Erinnerung und kann Bernhard und vor allem Bergfuzzi in ihrer Einstufung nur voll zustimmen.Auch M.Pause schätzt in seinem Standardwerk "Münchner Hausberge" (Tour 20) das Schinderkar als mittelschwer ein. Zitat: "Für die Wadln und die Nerven folgen jetzt die entscheidenden Meter..." Das ganzseitige Klassefoto verdeutlicht die Schlüsselstelle eindrucksvoll, und auf die kommt es an, wenn ich z.B. eine Familientour unternehmen will. Seit  fast 3 Monaten schon träume ich übrigens von so einer Abfahrt über die Schuttreiß`n, seit einer Aibleck-Schotterabfahrt ist mein Sprungelenk massivst dagegen. Osteochondrale Grüße, eli

Bergfuzzi

Servas Midananda
Warn ja gesdan auf da auerspitz und vo do hod ma ja a scheene aussicht aufan schinder g´hobd........ ;D ;D ;D

eli

Gipfelkreuz Auerspitz grüßt Schinder und Guffert und eli euch.