Rund um den Hochkalter am 16.10.2017
 

        

Rund um den Hochkalter am 16.10.2017

Begonnen von bergfexklaus, 17.10.2017, 15:29

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bergfexklaus

Von der kompletten Runde Hintersee – Wimbachtal – Kaunrad – Sittersbachscharte – Sittersbachtal – Hintersee erledigte ich die Strecke Hintersee – Wimbachbrücke bequem mit dem Bus. Dann musste ich zu Fuß weiter, durch das jetzt ziemlich einsame Wimbachtal, am (noch) offenen Wimbachschloss vorbei, bis zum Ende des Wanderwegs, wo sich der Griesstrom in zwei Arme teilt. Man geht weglos den rechten Arm entlang, Richtung Seilergraben. Mit etwas Geduld entdeckte ich den auf einem Felsblock thronenden Steinmann (Foto 01), der den Einstieg ins Kaunrad markiert.
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Durch Latschengassen geht's steil aufwärts. Es folgen ebenso steile Grashänge, an deren Ende das Risiko sich zu verhauen wegen fehlender Markierungen recht hoch ist. Mir ist genau das passiert, im AV-Führer ist diese Stelle sehr missverständlich formuliert. Zwei nachkommende Bergsteiger kannten sich aus. Ich folgte weglos über die Rinne (Foto 02, unten) bis hoch zum ,,Erdigen Sattel".
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Ab da stieg ich wieder solo weiter, weil mir noch nicht nach Pause war. In leichter (I-II), aber teils ausgesetzter Kletterei ging es über brüchigen Fels bergan, auf einen Grashang direkt unterhalb des Hinterbergkopfs (Foto 03). Am Fuß des Hinterbergkopfs befindet sich das Kaunrad-Wandbuch von 2010, das vielleicht fünf beschriebene Seiten hat, heute waren allerdings bereits drei Bergsteiger vor mir da gewesen.
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(Filesize: 340.17 KB, Dimensions: 1200x803, Views: 1973)


Eine glitschige Felsplatte überwand ich mit Hilfe von Stahlseilen und querte dann diagonal, mehr oder weniger weglos, zum Gratrücken, der vom Hinterbergkopf zur Sittersbachscharte herab zieht. Bei einem großen Steinmann oberhalb der Sittersbachscharte machte ich Pause und genoss die beeindruckende Aussicht auf Watzmann, Teufelshörner, Hinterberghorn und natürlich das obere Sittersbachtal mit der Reiteralpe im Hintergrund. Den Besuch des nahen Hinterbergkopfs verkniff ich mir. Ich wollte den Hintersee unbedingt noch bei Tageslicht erreichen.

Beim Abstieg durchs Sittersbachtal stand ich plötzlich einem Gamsbock gegenüber, höchstens 15 m Luftlinie entfernt, aber durch eine tief eingeschnittene Wasserrinne getrennt. Wir schauten uns minutenlang an. Ich glaubte an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen, dass er ganz genau wusste, wie sicher er vor mir war.
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Bereits auf dem Forstweg angekommen, brachte die schon sehr tief stehende Sonne das Herbstlaub noch einmal zum Glühen, zusammen mit dem strahlend blauen Himmel und der Kuppe des Predigstuhls (Reiteralpe!) ein tolles finales Bild (Foto 05), das zu dieser wunderbaren, einsamen, anstrengenden Tour passte.
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schneerose

Zitat von: BFklaus am 17.10.2017, 15:29
Am Fuß des Hinterbergkopfs befindet sich das Kaunrad-Wandbuch von 2010, das vielleicht fünf beschriebene Seiten hat, heute waren allerdings bereits drei Bergsteiger vor mir da gewesen.

Hat man Töne  ;D

Bin da bisher 2x hoch, aber das Wandbuch hab ich nie gesehen  #gruebel#
Trau mir fast behaupten, daß das mehr Leuten so geht?
Weil soo wenig begangen scheint mir die Tour gar nicht zu sein. Bei mir waren´s heuer 2 Leute vor mir und 2 Leute nach mir.

Bei dem Herbstwetter natürlich ein Traum  #sonne4#, wenn auch ein sehr mühsamer  #hihi#

roskin

Zitat von: schneerose am 17.10.2017, 16:18
Trau mir fast behaupten, daß das mehr Leuten so geht?

Kann mich auch an kein Buch erinnern   ;D aber vllt. hab ich's auch vergessen ::)

roskin

Zitat von: BFklaus am 17.10.2017, 15:29
im AV-Führer ist diese Stelle sehr missverständlich formuliert.

Also ich find's super beschrieben.  8) Allerdings könnte es sein, dass mein etwas älterer AV-Führer eine andere Beschreibung enthält.

bergfexklaus

@schneerose: Das Wandbuch befindet sich unmittelbar vor den Stahlseilen unter einem kleinen Überhang. Könnte sein, dass die Kassette manchmal von Steinen mehr oder weniger verdeckt ist.

@AbseitsAufwärts: In meiner Ausgabe von 2011 steht ".... hier pfadlos die Grashänge so weit gerade empor, bis man unschwierig in die sich links (südl.) öffnende begrünte Mulde mit auffallenden Schieferablagerungen hinüberqueren kann ...".
Wenn man aber die Grashänge mittig oder eher am linken Rand "gerade" hochgeht, sieht man die "begrünte Mulde" gar nicht. Die sieht man nur, wenn man am rechten (nördlichen) Rand hoch geht. Außerdem "öffnet" sich die Mulde nicht nach Süden, oder ich verstehe nicht, was "öffnen" heißt.
Ich besitze noch eine Ausgabe von 1951. Dort steht exakt der gleiche Text. Vermutlich gab es damals die breite, tiefe Rinne am westlichen Rand der "begrünten Mulde" noch gar nicht. Erst der begrünte Kamm westlich der Rinne öffnet den Weg zum "Erdigen Sattel" nach Süden. Und genau dort steht auch ein Steinmännchen, das man aber vom Grashang aus nur mit Adleraugen sehen kann.
PS: Wenn man bis zum Ende der Grashänge geht, wie ich, hat man drei Mögichkeiten: Links eine steile Felsrinne hoch (wenig empfehlenswert), geradeaus die sehr steile Schotter-Rinne runter (auch nicht schlau) oder am nordseitigen Rand zurück absteigen, bis sich ein gangbarer Weg durch die Schotter-Rinne ergibt. So betrachtet ist die Stelle im AV-Führer "super beschrieben".

MuM.Koeppl

Wandbuch

Bergautist

Diesmal war es eine Vierergruppe, bestehend aus 3 roBerglern (geroldh, almrausch, Bergautist) und 3 Aiblingern (Stichwort: Mengenlehre #hihi#), die sich aufmachten, BFklaus' Tour zu wiederholen. Die Aufgabenteilung war einfach. Einer hatte die Idee zu dieser Tour, einer sorgte dafür, dass wir im T5-Gelände die optimale Route fanden, einer bemühte sich erfolgreich, die Runde nicht vor Sonnenuntergang enden zu lassen (wer wohl? ;)) und der Vierte genoss einfach nur die großartigen Fern- und Nahblicke. Ganz so schön bunt wie im Oktober 2017 war es allerdings noch nicht. Trotzdem lohnt es sich, noch einige Bilder beizutragen.

Nicht ohne Erwähnung soll bleiben, dass diese Tour nichts für den einfachen Bergwanderer ist. Als Anforderungen sind zu nennen: Wegfindigkeit, Ausdauer (ca. 20 km, >1600 Hm), Schwindelfreiheit im Absturzgelände, Kletterfähigkeiten bei optimaler Route bis UIAA II in Bröckelschrofen. Die Route ist oft weglos und höchstens mit Steinmännern oder verblassenden Farbtupfern markiert.

Bild 1: Hintersee mit Hochkalter und Begrüßungswolke. Start mit dem ersten RVO-Bus 846 bis zur Wimbachbrücke.

Bild 2: Wimbachtal. Rechts ist bereits der Gipfel des Hinterbergkopfs (2247 m) zu erkennen (der mit der rechten Rampe).

Bild 3: Kaunrad, der meist steile alte Treibersteig durch die Latschen. Der Latschenkampf beschränkte sich auf gelegentliches Bücken. Und manchmal gab's eine kühle Brise in der heute zum Glück trockenen Hitze.

Bild 4: Die Latschenzone ist überstanden und nun das Bildzentrum anzusteuern. Dort hinter einem Wasserfall (solange noch Schnee da ist?) geht es auf der begrünten Rippe zum Erdigen Sattel.

Bild 5: Im Bildzentrum erahnt man den Wasserfall. Am Aufnahmestandort ist der dazugehörige Graben nach rechts zu überqueren und die Grünfläche oberhalb des Wasserfalls anzusteuern.

Fortsetzung folgt!

#danke1# Unser aller Dank an BFklaus für ergänzende Tipps! #danke1#

Bergautist

Bild 6: Hier sind wir bereits oberhalb des Wasserfalls und müssen den zugehörigen Graben wieder nach links überqueren. Das ist sicher weiter unten möglich, aber da wir schon mal so weit oben waren, nutzten wir das Schneefeld mit seiner weichen Oberfläche. Auf der Grünfläche geht es dann bis zum Erdigen Sattel und von dort weiter den hier schon sichtbaren Grat hoch.

Bild 7: Erdiger Sattel vom Gratfuß mit Watzmann und Felsturm. Der folgende Gratanstieg zum Grünen Sattel ist der heikelste der Runde (bei optimaler Routenwahl durchaus UIAA II und teilweise stärker ausgesetzt, weiter oben UIAA I)!

Bild 8: Der Grüne Sattel ist erreicht, rechts geht es am Wandbuch vorbei querend weiter hoch bis zum Hinterbergkopfgrat Richtung Sittersbachscharte. Weiter hinten war noch ein kleines Schneefeld zu queren.

Bild 9: Der Hinterbergkopfgrat ist erreicht und bietet einen ersten Einblick in das Sittersbachtal. Vorher geht es aber noch links hoch zum Gipfel, der ohne Absturzgefahr erreichbar ist.

Bild 10: Hinterbergkopf (2247 m). Statt einem großen Kreuz zwei kleine!

Fortsetzung folgt!

Bergautist

Bild 11: Am Watzmann, dem langweiligsten Berg der heutigen Runde, waren heute wieder mindestens zwei Hubschrauber unterwegs. :(

Bild 12: Der Sittersbach lädt zwar zum Plantschen ein, aber dafür war es bei 15° C Lufttemperatur dann doch zu frisch! Weiter unten, wo es wieder wärmer wurde, hat er sich dann komplett aus dem Staub gemacht. #sonicht#