Seite drucken - Spielberghorn am 06.07.19

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Das roBerge-Forum => Alle roBerge-Boards => Bergtouren => Thema gestartet von: MANAL am 07.07.2019, 13:14

Titel: Spielberghorn am 06.07.19
Beitrag von: MANAL am 07.07.2019, 13:14
Nach einigen Touren in die Zentralalpen war gestern eine kleinere Runde mit kürzerer Anfahrt angesagt. Das am Nachmittag von Westen nahende instabile Wetter erlaubte sowieso nicht mehr. Um das schöne Wetter möglichst lang genießen zu können sollte es nach Osten gehen. Das relativ isoliert stehende Spielberghorn in den nordöstlichen Kitzbühler Alpen sollte das Ziel werden.

Interessanterweise finden sich vergleichsweise wenig Tourenberichte über das Spielberghorn, vor allem wenn es um eine Überschreitung geht. Bei Tourentipp wurde ich fündig:
https://www.tourentipp.com/de/touren/Spielberghorn-Bergtour-Fieberbrunn_237.html

Ich ergänze hier um meine eigenen Eindrücke und Gedanken, die Bewertung der Tour finde ich bei Tourentipp etwas zu harmlos. Gerade der Südaufstieg vom Spielbergtörl ist steil, zwar technisch unschwierig, aber teilweise etwas ausgesetzt.

- Der Startpunkt ist die auf 1256m gelegene Burgeralm. Diese lässt sich von Fieberbrunn (in Fahrtrichtung Hochfilzen eine Abzweigung nach den Bergbahnen, Burgeralm auf den Schildern angeschrieben) über eine teilweise steile und kurvige Schotterstraße legal mit dem Auto erreichen. Parkplätze an der Alm nur für Gäste. Auf Nachfrage durften wir dort parken, sind danach natürlich noch eingekehrt. Auf der Speisekarte gibt es übrigens einen "Burgeralm Burger", keine Ahnugn wie gut der ist. #hihi#

- Wir haben unsere Rundtour mit einer Besteigung des 1757m hohen Kleberkopfs, einen westlichen Nachbargipfel des Spielberghorns gestartet. Der Aufstieg ist sehr einfach (T2) und die Aussicht bereits respektabel. Bei Tourentipp wird der Kleberkopf auch als Ergänzung der erwähnt, allerdings würde ich ihn nicht an das Ende der Tour hängen. Wer bereits am Spielberghorn war wird von der Aussicht logischerweise eher enttäuscht. Ihn am Anfang zu machen ist dagegen eine gute Sache, man kann oben eine erste Zwischenrast einlegen und die Aussicht steigert sich.

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Aufstieg zum Kleberkopf

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Aussicht vom Kleberkopf nach Nordwesten zum Wilden Kaiser und den Loferer Steinbergen

- Vom Kleberkopf geht es auf einem bequemen Höhenweg unter den steilen Westabstürzen des Spielberghorns zum Spielbergtörl (1671m).

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Das Spielberghorn vom Kleberkopf aus. Rechts unten die Aufstiegswege von der Burgeralm. Wir queren anschließend unter den Felswänden rechts der Mitte zum Spielbergtörl. Der Höhenweg befindet sich knapp oberhalb der Schattengrenze.

- Ab dem Spielbergtörl geht es dann ordentlich steil zur Sache (auf Trittsicherheit wird am Wegweiser zurecht hingewiesen). Über steile Wiesenhänge schlängelt sich der Weg nach oben und quert im Schrofengelände seilgesichert eine steile und leicht luftige Passage (T3) bevor es in den latschenbewachsenen Bereich geht. In den Latschen immer wieder kleinere Felsstufen bei denen man die Hände aus der Hosentasche holen sollte. Zuerst wird der Vorgipfel erreicht bevor es über den wieder sanfteren grasbewachsenen Rücken, der nach Süden sehr steil abfällt, zum Hauptgipfel hochgeht. Mit Umweg über den Kleberkopf waren wir nach 2,5 Stunden oben.

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Die luftigste Stelle der Tour in ihrer ganzen Länge, eine drahtseilgesicherte Querung. Links geht es recht steil über Grashänge abwärts. Hinten an den Latschen wird es wieder einfacher.

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Blick vom Vorgipfel zum Hauptgipfel. Es geht über einen sanften Grasrücken der rechts (südseitig) ziemlich steil abbricht.
Titel: Re.: Spielberghorn am 06.07.19
Beitrag von: MANAL am 07.07.2019, 13:20
- Die Aussicht ist in allen Richtungen hervorragend. Nach Nordosten dominieren die Loferer und Leoganger Steinberge, dahinter Reiteralm und die Berchtesgadener Alpen vom Hundstod bis zum Hochkönig. Im Süden die schneebedeckten Zacken der Hohen Tauern, im Nordwesten der Wilde Kaiser. Dazwischen die vielen grünen Kuppen der Kitzbühler Alpen.
Einzig trübten unbeholfene Flugversuche und Landungen unzähliger dicker Käfer und andere Insekten die Gipfelruhe, aber so ist halt Hochsommer auf einen Grasgipfel...

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Schöne Aussicht über die Kitzbühler Grasberge in die Tauern.

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Im Nordosten die beeindruckenden Leoganger Steinberge, dahinter die Berchtesgadener Alpen vom Hundstod bis zum Hochkönig. Der Weiterweg nach Osten und die nördliche Umrundung des benachbarten Mitterhörndl ist gut erkennbar.


- Wir sind anschließend die Rundtour angegangen und nach Osten abgestiegen. Gleich nach dem Gipfel muss ein einzelne längere Schneewächte überquert werden. Stöcke und feste Schuhe sind daher momentan notwendig für die Rundtour. Im Aufstieg von Westen gibt es keinen Schneekontakt mehr. Man umrundet anschließend nordseitig den Nachbargipfel des Mitterhörndl. Auf dessen Nordostseite ist der Rest einer weiteren zwar kleinen, aber mitten am Weg liegenden Schneewächte. Ein Überqueren ist aufgrund derer Höhe und Steilheit keine gute Idee, aber man kann sie auf beiden Seiten in steileren Grasflanken und Schrofen umgehen. Allerdings erfordert das Umgehen Bergerfahrung und Trittsicherheit, da ein Ausrutschen keine gute Idee ist. Ein weitere Schneefeld kann gerade unterhalb im Schutt gequert werden, das sollte sich aber in einigen Tagen erledigt haben.

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Freude über den blumenreichen Sommer?

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Schöne nordseitige Umrundung des Mitterhörndl.

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Dieser kleine Rest einer Wächte ist die größte Hürde auf der Ostseite. Man kann sie nur rechts oder links im steileren Gras und Schrofen umgehen. Die wird wohl auch noch einige Wochen stören.
Titel: Re.: Spielberghorn am 06.07.19
Beitrag von: MANAL am 07.07.2019, 13:26
- An der Scharte zwischen Mitterhörndl und Kuhfeldhörndl (das man nach Wunsch auch noch weiter überschreiten kann) sind wir durch ein mit Felswänden flankiertes Tal mit ordentlichen Lawinenresten abgestiegen. Der Weg ist anfangs zwar recht steil (hier gibt es übrigens eine gut sprudelnde Quelle direkt am Weg) und im Schotter etwas rutschig, aber er dürfte bequemer sein als wenn man den deutlich steileren Aufstiegsweg absteigen müsste.



Abstiegstälchen. Anfangs steil, später flacher unterhalb der Felswände auf der rechten Seite.


- Am Ende des Tälchens biegt man an einer Abzweigung nach rechts (Spielbergalmen, Lindlalm) und quert steilere Grasflächen oberhalb der Lindlalm. Der Weg ist hier zwar frisch begehbar gemacht worden, aber teilweise etwas undeutlich und schmal. Über die Almflächen geht es runter zur Lindlalm. Alternativ könnte man mit einem kleinen Umweg über die Scheltaualm diese Passage umgehen.



Querung steilerer Grasflächen auf schmalen und undeutlichen Pfad oberhalb der Lindlalm.



Gruppenkuscheln der Kühe an der Lindlalm.


- Direkt an der Lindlalm geht es nach Westen in das Kar unterhalb des Spielbergtörls wo sich der Weg hochwindet und man nochmal ca. 170 Höhenmeter rauf muss. Eine schneegefüllte Lawinenrinne kann man wenige Meter unterhalb des Wegs schneefrei umgehen.



Aufstiegsweg zum Spielbergtörl. Der Lawinenrest in der Mitte kann problemlos umgangen werden.

- Vom Spielbergtörl geht es auf dem direkten Weg wieder runter zur Burgeralm.



Bequemer Abstieg über die Spielbergalmen runter zum Ausgangspunkt.


Fazit: Schöne tagfüllende und nicht langweilige Rundtour mit wunderbarer Aussicht. Unbedingt bei guter Fernsicht gehen!