Sarntaler Hufeisentour

Begonnen von Kalapatar, 16.08.2021, 18:24

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Kalapatar

Tag 1: Von Bozen zum Penser Joch

Mit zwei weiteren RoBerglern ging es dieses Mal nach Südtirol. Die Sarntaler Hufeisentour stand auf dem Programm.
Das Auto blieb auf einem PP in Bozen (79.-€ für eine Woche) und mit dem Bus ging es bis zum kleinen Weiler Asten im Val di Penne. Jetzt heißt es Rucksäcke schultern und in der heißen Nachmittagssonne ging es die 700Hm hoch zum Penser Joch. Vorbei an den ,,Asten Mühlen" (Molini) und an der Kuhbergalm (von Kühen war nichts zu sehen, nur zwei schicke Haflinger tranken sich satt). Dann unter der Joch Straße durch, einige Einheimische sammelten eifrig die Blaubeeren ab, mit den bekannten ,,Rechen".
Nun, am Penser Joch (P. di Pennes, 2211m) ist man nicht alleine. Vor allem von Sterzing (nur 16km entfernt) mühte sich mancher mit dem Bike hoch, aber die Mehrzahl waren wohl PS starke Motorrad Fahrer, die diese Pass Straße genossen.
Wir stillten erst einmal unseren Durst und bezogen Quartier im Gasthof Alpenrose. Ein Windrad wird hier zur Stromerzeugung genutzt, was bei dem Wind Sinn macht, allerdings sollte man mal etwas Caramba zur Schmierung verwenden (Quietsch!!)
Bei einer gemütlichen Brotzeit ließen wir diesen ersten Tag ausklingen.

Tag 2: Vom Penser Joch zur Flaggerscharten Hütte

Der zweite Tag! Gegen 8:30h zogen wir los auf dem Astener Höhenweg. Manchmal ein wenig ausgesetzt, aber im großen und ganzen leicht. Immer wieder trifft man auf kleine Bäche, aus denen ich auch meinen Durst stillen konnte (mancher traut sich das ja nicht!). Im Distelsee spiegelten sich die fernen Bergspitzen, und wieder trifft man auf hübsche Haflinger. Dann noch ein schuttiger Hang und steil aufsteigend zur Scharte bei der Hörtlahner Spitze (P. Lavina), das letzte Stück ist mit einem Seil gesichert. Und kurze Zeit später tauchte weiter unten die Flaggerscharten Hütte (auch Marburg-Siegener Hütte genannt, Rif. Forc. Vallaga, 2481m) auf. Neben dem Flaggersee liegt sie schön eingebettet in einem kleinen Kessel. Und die blau weißen Fensterläden deuteten so überhaupt nicht auf den Südtiroler Adler hin. War da der bayerische König mal zuständig???
Auch hier erst einmal den Durst stillen; eine recht gemütliche kleine Hütte, die per Heli versorgt wird. Naja, da kann ich die Preise für ein WB verstehen.
Nun, mit Duschen war heute nichts, deshalb gingen ein paar jüngere Mädels einer Garmischer Gruppe direkt in den kleinen See, nein, das wäre mir jetzt echt zu kalt! Keine Frage: Warmduscher!!!

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Tag 3: Von der Flaggerscharten Hütte zur Schutzhütte Latzfonser Kreuz

Heute ging es auf dem Durnholzer Höhenweg weiter. Teils recht felsiges Blockgelände (Pflaster waren gefragt) wechselte sich mit frischen Grasmatten ab. Wieder trafen wir auf einige Haflinger. Einen Großteil des Weges konnte man schon früh vom Tellerjoch aus erkennen:
,,Was? Da müssen wir noch hin?" dann trifft man auf die MTB Strecke die von Durnholz über die Großalmhütten hochkommt. Endlich sind wir in der Fortschellscharte (Forc. di S. Cassiano) wo uns ein kleines Wegkreuz begrüßte. Noch etwa eine Stunde, dann waren wir am Latzfonser Kreuz (Rif. S. Croce di Lazfons, 2311m), der beliebtesten Schutzhütte Südtorols 2020 (deutlich an einer Tafel zu erkennen). Natürlich musste ich den ,,Schwarzen Herrgott" besuchen:

Um 1700 sollen fürchterliche Gewitter getobt haben. Flut und Hagel, ein Chaos. Nichts half. Da schlug ein Pfarrer vor nach einem Kruzifix zu suchen, dem man noch keine Ehre erwiesen hatte, also das noch nicht irgendeinem Heiligen etc, geweiht war. Unter vielem Gerümpel in einer Totengruft fand man einen schwarzen Herrgott. Man trug das Kreuz Richtung Kassianspitze, 3x wollte man es abstellen, aber eine Stimme rief: ,,Nein, da nicht!" Erst ab 2.300m war die Stimme still. 1743 wurde die erste Kapelle errichtet. Lange fragte man sich woher die schwarze Farbe kommt. Heute weiß man, dass es ein Schutzanstrich aus Baumwollharz und Ochsenblut ist.

Etwas neben der Hütte findet man den Markstein der Mitte Tirols, ein Denkmal für die am 10.10.1920 erfolgte, ungerechte Teilung Tirols und als Wegweiser für eine Europäische Perspektive. Südtirol und die Zugehörigkeit zu einem Land, ein schlimmes/ewiges Thema.
Nun, weniger national geprägt ließen wir den Tag gemütlich bei einem hopfigen Getränk und einer gemütlichen Brotzeit ausklingen. Im Übrigen hat man von dort schon einen sehr schönen Blick in die Dolomiten, Langkofel, Rosengarten et al. grüßten! Das ist aber auch eine Besonderheit dieses Weges, man bekommt zusehends einen super Blick auf das Dolomiten Panorama. Was könnte man da alles erzählen?

4.Tag: Vom Latzfonser Kreuz zum Rittner Horn

Auf dem E10 ging es heute weiter um den Jocherer Berg (M. del Passo) rum zum Kesselbild mit seinem schönen Feldkreuz (2342m). Über die Jocherer Alm führte der Pfad zur Stöfflhütte. Hier, die einzige Unterbrechung während des Tages auf der ganzen Runde, also her mit einem kühlenden Getränk. Denn das braucht man, denn den Weiterweg kann man gut einsehen (Puuuh!).
Über die Rafuschger Alm ging es weiter, teilweise auf Bohlen, denn es war recht sumpfig. Entgegenkommende Kinder hatten die Schuhe ausgezogen und waren bis über das Knie hoch sumpfig und verschmutzt, also aufpassen. Dann weiter und in der sengenden Sonne hoch zum Gasteiger Sattel (Sella dei Sentieri, 2058m). Am Sattelberg entlang, wieder eine kleine Herde Haflinger (tolle Tiere!), eine letzte Rast und dann der Anstieg zum Rittner Horn (Rif. Corno di Renon, 2260m).
Wieder ein sehr nette Unterkunft, ein kalter Wind blies, und ein ganz toller Blick in die Dolomiten, staunend, was kann man alles identifizieren (von links): Peitlerkofel, Heiligkreuzkofel, Fanes, Tofana, Sella, Langkofel, Marmolata, Seiseralm/Schlern, Rosengarten, Latemar.... Zu jedem dieser ,,Gebirge" gäbe es sicher viel zu berichten, aber das lassen wir für heute.
Nach dem Abendessen setzte sich der Hüttenwirt noch an unseren Tisch und es wurde ein gemütlicher Abend.

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5.Tag: Abschied vom Sarntal

Heute hieß es Abschied nehmen. Früh Morgens ging mystisch die Sonne auf, die Dolomitenberge waren nicht zu erkennen, macht nichts, aber diese Stimmung. Wir wanderten etwa eine Stunde zum Gasthof Unterhorn und weiter zur Schwarzseespitze. Von hier ging es mit der Gondel runter nach Pemmern. Und weiter mit dem Bus nach Bozen. Das Auto stand noch da, Schuhe wechseln, Rosenheim, wir kommen!
Auch die Rückfahrt war recht angenehm, nur ein kleiner Stau bei der Einreise nach D, wir wurden nicht kontrolliert und mussten nur am 2.Tag unseren Impfnachweis auf der Hütte vorzeigen.

Noch ein paar Bemerkungen:
Normalerweise geht man diese Runde anders rum, aber auch unsere Variante kann ich nur empfehlen (sehr wenig Leute).
Alle Hütte sind sauber und können gut mit noch mehr Gästen umgehen.
Schwierigkeit:
Leicht, manchmal etwas abschüssiges Gelände, da sollte man nicht ausrutschen.
Drahtseil war zwar für die Nerven, aber hätte man besser an anderer Stelle gebraucht. Aber da gibt es unterschiedliche Ansichten.
Wetter:
Wir hatten echt Glück, jetzt donnert es zuhause und schüttet aus Eimern.
Wege:
Gut beschrieben, kein Problem, man findet sich zurecht.
Beschreibungen:
Achtung! Manche Beschreibungen sind echt auf Bergläufer ausgelegt: Bsp: wenn da 3,5h angegeben sind, wir aber 6h brauchten, liegt das nicht an den eingelegten Pausen oder den ,,RoBerge-Oldies", das sollte einfach korrigiert werden.
Corona:
Wir wurden nur auf einer Hütte um einen Impfnachweis gebeten, Masken in Italien im Innenraum werden wohl nur von Fremden getragen, in den Lagern waren wenige Leute, also  Abstand kein Thema, wir hatten normale Schlafsäcke (keine Hüttenschlafsäcke) dabei, aber viele legten sich einfach so in die Decken.
Preise:
Man muss mit allem (Essen, Übernachtung, Getränke) etwa mit 75€ pro Tag rechnen, ohne Anfahrt

Zusammenfassung:

Eine sehr nette Runde, die noch über die Meraner Hütte verlängert werden kann. Auch ohne Auto gut machbar, da der Busbahnhof in Bozen direkt neben dem Bahnhof ist.
Es hat Spaß gemacht, vielen Dank an den Reinhard und seinen Kumpel, es waren nette und super Tage mit Euch!

Reinhard

Vielen Dank an Kalapatar für die ausführliche Beschreibung unserer Tour! Ich hätte sie nicht so gut hinbekommen.
Anbei noch ein paar Ergänzungen von mir:

Die Karte unserer Tour:

sarntaler.jpg
* sarntaler.jpg
(Filesize: 125.32 KB, Dimensions: 522x976, Views: 410)


Auch ich habe einige Fotos gemacht, die sich meist mit Kalapatars Bildern überschneiden. Sie befinden sich in diesem Google-Fotoalbum: 
klick

Der Tourenvorschlag stammt aus dem Rother Wanderführer "Bozen-Kaltern" von Gerhard Hirtlreiter / Helmut Dumler / Eugen E. Hüsler. Wir haben ihn nahezu voll übernommen, mit Ausnahme der ersten Etappe: Wir fuhren nicht mit dem Hüttentaxi von Sarntheim zum Penser Joch, sondern stiegen ab Asten auf. Und in der vorletzten Etappe machten wir einen kleinen Abstecher zur Stöfflhütte.