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Das roBerge-Forum => Alle roBerge-Boards => Menschen => Thema gestartet von: Infothek am 09.01.2016, 23:10

Titel: Much Wieser (Alpinist)
Beitrag von: Infothek am 09.01.2016, 23:10
Much Wieser - Der Koasamuch

Der ,,Wilde-Kaiser-Steig" lässt in Verbindung mit dem Jubiläumssteig gut zu einer Rundtour über das Baumgartenköpfl verknüpfen. Dadurch ergibt sich eine der schönsten, anspruchsvolleren Wanderungen auf der Sonnenseite des  Wilden Kaisers.
Das Bergsteigergrab auf dem Baumgartenköpfl , manchmal auch "Lehrergrab" genannt, ist auf dieser Route ein beliebtes Bergwanderziel. Es liegt für Bergwanderer auf einer eher unscheinbarem Erhebung, die dem Kleinen Törl südlich vorgelagert ist. Die Erhebung heißt Brennender Palven, ist aber auch unter der Bezeichnung Brennender Pölven (früher: Bölven) bekannt. An seiner höchsten Stelle befindet sich das Grab, wo der Koasamuch  seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Der Much Wieser, wie er sich nannte (eigentlich: Michael Wieser), war ein bedeutender Ostkaiser-Erschließer der 1920er-Jahre. Alljährlich wird hier im Herbst zum Gedenken an die im Kaiser verunglückten Bergsteiger die Kaisermesse abgehalten.

(https://www.roberge.de/touren/archiv/0094/fotos/t0094_foto_01.jpg)
Das Bergsteigergrab auf dem Brennenden Palven, dahinter Tuxeck und Treffauer.
Zum Vergrößern das Bild anklicken.


Much Wieser wurde 1888 in Scheffau geboren. Schon früh erkannte er seine Liebe zu den Bergen. 1923 baute er in der Nähe des Baumgartenköpfls ein kleines Häuschen, die Freiberg-Hütte. Hier verbrachte er jede freie Stunde und nach seiner Pensionierung im Jahr 1945 die ganze schneefreie Zeit. Er kümmerte sich darum, dass auf allen Kaisergipfeln Gipfelbücher auflagen. Auf Gipfeln, welche seltener besucht werden, gab es bis weit in das späte 20. Jahrhundert noch die Originalbücher. Hauptberuflich war er Schuldirektor in Kitzbühel. Das hinderte ihn jedoch nicht, hin und wieder mal zugunsten einer Klettertour heimlich seine Schule zu schwänzen ...

Zu seinen weiteren herausragenden Diensten gehörten unter anderem:






Fritz Schmitt, der berühmte Kenner des Kaisergebirges, schrieb in seinem "Buch vom Wilden Kaiser":

Am 17. Oktober 1952 senkten wir hier oben Much Wieser, einen der Getreuesten in der Gilde der Kaiserfreunde, in ein Felsengrab. Da standen trauernd die großen, alt gewordenen Bergsteiger Franz Nieberl und Josef Klammer, Peter Hofer, der Mann der schwersten Wände, Ursula Perterer, die bergtüchtige Regalp-Sennerein, und viele junge Kletterer und Bergrettungskameraden. Und einige traten vor und hielten Zwiesprache mit Much. Alle empfanden, dass er zu beneiden sie um seine Ruhestätte, die schönste. die ich mir für einen Bergsteiger denken kann. Als der Hügel gewölbt war, verschleierte sich der Himmel und Regentropfen fielen knisternd auf die Schleifen der Laschenkränze. Und einer, der oft in Muchs Stube gesessen, spielte ihm ein letztes Lied: "Tirol, du Heimat der Berge ..."
Beim Absteigen dachte ich nach über das Abschiednehmen von der Erde. Ja, wir Bergsteiger wissen vielleicht mehr als die anderen, die sich leichter bescheiden, dass das Leben nur ein Darlehen der Natur sei, das wir eines Tages unwiderruflich zurückzahlen müssen.



Tourentipps:

Brennender Palven / Wildererkanzel - Am Grab des Koasamuch (https://www.roberge.de/tour.php?id=95) (ab Wochenbrunner Alm)
Baumgartenköpfl  - Es muss nicht immer ein Gipfel sein (https://www.roberge.de/tour.php?id=94) (ab Going)
Kleines Törl / Gildensteig - Die Edelweißgilde gab ihm den Namen (https://www.roberge.de/tour.php?tbID=90)


Quellen:

Historisches Alpenarchiv (http://www.historisches-alpenarchiv.org/data/dokumente/main/32/00131331_m.pdf)
(mit Schriftwechsel zwischen Much Wieser und Fritz Schmidt sowie einige Zeitungsartikel)
Fritz Schmitt - Das Buch vom Wilden Kaiser (Bergverlag Rother, 1982, vergriffen)