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Schellenberg (2048m/Kitzbühler Alpen) am 16.02.19

Begonnen von MANAL, 17.02.2019, 14:01

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MANAL

Perfekte Wetterbedingungen über mehrere Tag und das auch noch über das Wochenende. Da rufen nicht nur die Berge, sondern sie schreien...   #sonne6#

Wie immer war ich wieder auf der Suche nach einer schönen Schneeschuhtour ohne Lawinengefahr, mit guter Aussicht und möglichst viel Ruhe (schwierige Kombination bei der ich aber keine Kompromisse eingehen will). Bei der Suche sind mir die recht flachen Hänge in den Kitzbühler Alpen östlich vom Pass Thurn im Gebiet vom Geisstein aufgefallen. Im Netz finden sich fast keine Informationen drüber, also Planung anhand von Karten, Openslopemap (das 2,5m Neigungskarten-Layer ist dafür super geeignet!) und den dort auch anzeigbaren Basemap-Orthofotos. Anhand dessen konnte ich erkennen, dass der 2048m hohe Schellenberg ein sehr gutes Schneeschuhziel sein muss.


Anfahrt:
Die Anfahrt war die größte Anstrengung an diesem Tag. Perfektes Wetter, Skifahrermassen und Bettenwechsler... Da ich selber kein Skifahrer bin war mir nie bewusst was für ein Wahnsinn das ist und welcher Massentourismus hier auf Achse ist. Der Sommertourismus in den Berge ist dagegen ja gar nix. Ein weiterer Grund den Irrsinn der Skitourismusindustrie möglichst weit aus dem Weg zu gehen und nicht zu unterstützen.

Geplant war direkt am Pass Thurn zu starten (entweder über den Rankenkopf (1496m) drüber oder südöstlich drumrum). Nachdem wir eh schon durch endlose Stauungen mit 1,5 Stunden Verspätung angekommen sind war alles vom Skizirkus zugeparkt. Etwas genervt sind wir auf Plan B ausgewichen und über den Pass rübergefahren und haben versucht einen möglichst guten Startplatz auf der Südseite des Schellenbergs zu finden. Schließlich sind wir bei dem schön gelegenen Weiler Vorderegg (ca. 1180m) gelandet wo zum Glück nichts mehr vom Skiwahnsinn zu sehen war und wo man uns auf Nachfrage netterwerter Weise parken ließ.


Tourenbeschreibung:

(bei den Zeitangaben bedenken, dass wir durch viele Touren im Winter vergleichsweise schnell unterwegs sind, weniger Geübten empfiehlt es sich ausreichend Zeitreserven einzuplanen)

Von Vorderegg geht es bequem auf einem geräumten Weg rüber zu einem Wanderweg neben einer Langlaufloipe. Auf diesem Weg ein paar hundert Meter nach Osten bis die Loipe quert und nach Norden abbiegt. Ab hier mit Schneeschuhen auf der Loipe (für Wanderer logischerweise gesperrt, als Schneeschuhgeher am Rand gehen um die Langläufer nicht zu behindern!) sanft ansteigend in den Wald und ein enges winterliches Tälchen rein. Nach ca. 1km verlassen wir bei einer Loipenkreuzung die Loipe geradeaus und folgen einer Spur weiter ansteigend. Ca. 800m weiter biegen wir auf einen Forstweg ein, den wir nach links folgen (Wegweiser Pass Thurn). Auf 1330m, nach einer kleinen Serpentine im Weg wieder eine Abzweigung. Geradeaus/links würde es weiter zum Pass Thurn gehen, wir gehen nach rechts und queren die Waldhänge ansteigend nach Osten. Auf ca. 1420m eine Wegeinmündung, hier kommt der Forstweg von Mayrhofen/Klucken hoch wo ein Schneemobil eine sehr komfortable Spur gefahren hat. Aber wir genießen den Komfort dieser Spur nur wenige 100m, denn wir biegen auf ca. 1440m auf einen Pfad links in den Wald ab (auf Karten teilweise als gestrichelter Weg eingezeichnet). Man könnte dem Forstweg (und der Schneemobilspur) auch folgen, weiter oben kommt alles wieder zusammen, nur geht man etwas länger. Der kleine Pfad ist deutlich schöner und zieht steiler durch den Wald nach oben. Er quert hier auch etwas steilere Hänge, aber aufgrund des dichten Waldes ist hier keine Lawinengefahr zu erwarten. Auf ca. 1650m erreichen wir schließlich die Almflächen unterhalb der Schellenbergalm. Hier kommen wir in den lawinengefährdesten Teil der Tour. Direkt unter der Alm sind recht steile Grashänge auf denen bereit einige Gleitschneerutsche abgegangen sind und auch noch welche drohen.

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Wir sind den Forstweg (auf dem wir hier wieder stoßen) ein paar Meter wieder nach rechts abwärts gegangen und rechts von den steilen Grashängen im flacheren Wald aufgestiegen. Je größer die Lawinengefahr, desto weiter rechts empfiehlt es sich eine Spur zu suchen. Am sichersten ist es unten auf dem Forstweg zu bleiben und den Hang über dessen südöstlichsten Rücken zu besteigen. Wer sich in Openslopemap die Basemap-Orthofotos anschaut erkennt dort einen Wanderweg der durch eine schmale Schneisse im Wald diesen Rücken an der flachsten Stelle hochzieht. Dieser Weg dürfte komplett lawinensicher sein. Wir erreichen über diesen Rücken die wieder flacheren Hänge der Schellenbergalm (1759m). Wir queren rüber zu der Alm die teilweise fast komplett vom Schnee zugeweht ist. Südseitig setzen wir uns auf die Balkonbrüstung (der Schnee geht bis zum Balkon im 1. Stock!), legen eine Rast ein und genießen die herrliche Aussicht hoch über dem Tal in der angenehm warmen Sonne.

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Bis hierhin waren wir knapp 2 Stunden unterwegs, haben 5,3 Wegkilometer und knapp 600 Höhenmeter zurückgelegt.

Nach der Pause folgt der aussichtsreiche Genussteil der Tour. Der Weiterweg geht bei logischer Wegwahl durchwegs durch lawinensichere flache Hänge. Hinter der Alm geht es zuerst auf einen Gupf Richtung Südosten auf ca. 1800m. Ab hier kommt dann der flache Gipfel des Schellenbergs zum Vorschein.

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Es geht weiter Richtung Schellenbergkogel (1893m) den man entweder mit einem kleinen Gegenanstieg mitnehmen oder östlich umgehen kann, anschließend geht es über die mäßig steile Südwestseite des Schellenbergs zum Gipfel hoch. Teilweise hat es abgeblasene schneefreie Flächen, teilweise harten windgepressten Schnee oder auch bodenlose kleine Schneeverwehungen.  Solange man sich den teils massiven Schneeverwehungen fern hält gibt es auch keine Lawinengefahren.

Nach 7 Kilometer, 930 Höhenmeter und 2 3/4 Stunden Aufstieg haben wir das kleine Gipfelkreuz am 2048m hohen Schellenberg erreicht. Am freigeblasenen Gipfel konnte wir uns gemütlich hinsetzen und die tolle Aussicht in alle Richtungen genießen.

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Tief unter uns das Salzachtal, gegenüber die Tauern wo Glockner und Venediger rausschauen. Im Westen die Kitzbühler Alpen mit den markanten Großen und Kleinen Rettenstein, in der Ferne spitzt der Guffert raus. Im Norden die Zacken des Wilden Kaisers und Richtung Nordosten der beeindruckende Geisstein der im Sommer eine schöne Tour ist, dahinter ein paar Zacken der Loferer Steinberge.

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Es hat nur einen leichten Wind hier oben, daher haben wir es einige Zeit ausgehalten bevor wir uns an den Abstieg gemacht haben.

Abstieg wie Aufstieg (für den Abstieg haben wir gerade mal 1:40 Stunden benötigt).


Fazit:
Eine fast unbekannte und hervorragende Schneeschuhtour auf einen tollen Aussichtsgipfel die bei geeigneter Tourenwahl auch recht lawinensicher ist. Ist man im unteren Teil noch auf etlichen aussichtsarmen Forstwegen unterwegs ist die Tour ab der Schellenbergalm der reinste Genuss. An diesem Berg gibt es noch ziemliche Einsamkeit. Wir haben nur zwei andere Schneeschuhgeher getroffen und auch sonst zeigen die nur sehr wenigen Spuren in den Hängen, dass sich kaum Berggeher hierher verirren während es gegenüber vom Pass Thurn im Skigebiet wie auf einem Ameisenhaufen zugeht. Aber jedem das Seine...  #hihi#

Bemerkung:
Falls der Pass Thurn nicht komplett zugeparkt ist kann man auch hier starten. Man folgt hier dem Forstweg der südöstlich um den Rankenkopf herumgeht bis man auf unseren Aufstiegsweg trifft. Ebenfalls kann man auch die Weiler Klucken/Pflüglern in Mayrhofen als Startpunkt wählen. Wie die Zufahrt und die Parkmöglichkeiten sind kann ich nicht sagen. Von hier folgt man ebenfalls Forstwegen die auf unseren Aufstiegsweg treffen.

MANAL

Ein paar weitere Fotos:
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Kleine Kapelle an der Schellenbergalm. Dahinter die Rettensteine.

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Wunderschöne einsame Kuhle zwischen Schellenbergkogel (die Erhebung links) und Schellenberg.

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Windspuren im Schnee.

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Aussicht Richtung Südosten.

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Ein Traumtag!