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Versuch Eingefallene Wand (Chiemgauer Alpen) am 10.11.2018

Begonnen von Bergautist, 11.11.2018, 15:41

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Bergautist

Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.

Da sich der "Hausherr des Heubergs", ein Ausnahmetalent unter den roBerge-Bergsteigern, wie mir Dritte immer wieder versicherten, gerade in der Weltgeschichte herumtreibt, war die Gelegenheit günstig, am Heuberg mal nach dem Rechten zu schauen und zwar auf Basis der Beschreibung

https://www.roberge.de/tour.php?id=1010

Los ging es in Brannenburg, mit dem 50/50-Ticket von Bad Aibling aus gut und für 11.80 € hin und zurück mit dem Meridian zu erreichen. Nach ca. 1 Stunde gemütlicher Gehzeit hat man dann den Bergfuß bei Nussdorf erreicht. Zwar ist auch weiter oben meist alles gut ausgeschildert, nur an einer Wegteilung habe ich mich für "W W" (klingt nach Wasserwand, kann also nicht falsch sein :-\) und bin prompt und verbotenerweise in meinem "Lieblings-Steinbruch" gelandet. Etwas oberhalb fand sich aber sogleich eine gut markierte Wegfortsetzung.

Ab der Bichleralm war dann eine Erkundung der "Eingefallenen Wand" geplant, ein Gebilde oder Gebiet, für das sich nirgends(?) eine Beschreibung findet. Leider fand ich nur die nordöstliche Begrenzung (Bild 1), die sich eher wie eine Mauer talwärts zieht. "Eingefallen" war da nix! Also ging es wieder zurück zur Kindlwand, um elis schöne Beschreibung auszuprobieren:

https://www.roberge.de/index.php/topic,9105.msg58975.html#msg58975

Genau nach meinem Geschmack! Am Heuberggipfel dann einen guten alten Bekannten getroffen und die Planung über den Haufen geworfen. Denn der Kollege plante als Abstieg ausgerechnet die Eingefallene Wand - wenn das keine Einladung ist :). Vorher ging es aber noch kurz auf die Wasserwand (Bild 3), von der man den Heuberggipfel und seine dichte Population am besten bewundern kann (Bild 4).

Der Abstieg vom Heuberggrat erfolgte weglos über Steilgras in Richtung Backofen und Kundl (Bild 5). Dort findet sich unterhalb auch wieder ein offizieller Weg, diesmal zurück zum Auto meines Bekannten. Die Kletterfelsen Backofen und Kundl stellen so etwas wie die südliche Begrenzung der Eingefallenen Wand dar. Das Gebiet dazwischen bleibt also vorerst weiter Neuland und wartet auf den nächsten Erkundungsversuch!

abi

Zitat von: Bergautist am 11.11.2018, 15:41... Zwar ist auch weiter oben meist alles gut ausgeschildert, nur an einer Wegteilung habe ich mich für "W W" (klingt nach Wasserwand, kann also nicht falsch sein :-\) und bin prompt und verbotenerweise in meinem "Lieblings-Steinbruch" gelandet.
Die Zeichen "WW" an den Bäumen stehen meines Wissens nach nicht für Wasserwand, sondern die Weigend-Wall oder Weigend-Wand (eine Kletterwand im Steinbruchbereich)

Bergautist

Zitat von: abi am 11.11.2018, 19:36
Zitat von: Bergautist am 11.11.2018, 15:41... Zwar ist auch weiter oben meist alles gut ausgeschildert, nur an einer Wegteilung habe ich mich für "W W" (klingt nach Wasserwand, kann also nicht falsch sein :-\) und bin prompt und verbotenerweise in meinem "Lieblings-Steinbruch" gelandet.
Die Zeichen "WW" an den Bäumen stehen meines Wissens nach nicht für Wasserwand, sondern die Weigend-Wall oder Weigend-Wand (eine Kletterwand im Steinbruchbereich)
Danke, abi, für den Tipp! Es gab insgesamt drei Pfeile zur Auswahl, siehe Bild. Für den linken hatte ich gar keine Erklärung, den mittleren findet man überall in den Chiemgauern, auch auf dem zertrennten Weg oberhalb des Steinbruchs. Vielleicht hätte ich mich einfach der Mehrheit beugen sollen ;). Aber nur der rechte Pfeil zeigte nach oben. Und ich wollte definitiv nach oben #hihi#!

Wenn sich beide Wege weiter oben wieder vereinigen, ist für Absteigende die Situation etwas entspannter. Da gibt es dann handgemalte Nussdorf-Schilder, die einen auf dem Pfad der Tugend halten.

geroldh

Zitat von: Bergautist am 11.11.2018, 15:41
Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.

Da sich der "Hausherr des Heubergs", ..., gerade in der Weltgeschichte herumtreibt, war die Gelegenheit günstig, am Heuberg mal nach dem Rechten zu schauen ...

Da beißt die Maus keinen Faden ab - die Katze lässt das Mausen nicht.

Soso, nun wurde auch der Inntaler Heuberg vom Bergautisten einer näheren Erkundung unterzogen – ein ,,Bergerl" durchaus mit ,,Potential"...  ;)

abi hat für diese Steigposition (vgl. Bild: Wegweisung.jpg) bereits den richtigen Hinweis gegeben, ich möchte noch weitere (historische) Informationen beisteuern:

Gemäß der Zeitreise-Funktion im BayernAtlas ging an dieser Stelle ab dem Jahr 1900 (!) der ,,historische Bichleralm-Steig" geradeaus weiter (also ,,nach oben"). [Hinweis: Im Zeitreise-Menü das kleine Zahnrädchen rechts von der Jahreszahl gedrückt, schaltet es den Transparenz-Schieber hinzu, der entspr. der Hintergrund-Auswahl (hier die aktuelle Topo-Karte) durch Überlagerung die heutige Position besser abschätzen lässt.]
Dieser historische Steig-Verlauf ist in der Zeitreise-Darstellung bis zum Jahr 1973 skizziert, ab dem Jahr 1974 ist mit einer grundlegenden Kartenrevision der noch kleine Steinbruch und ein neuer, weitaus höher gelegener Wegverlauf dargestellt. Wie so häufig, dürften draußen in der Natur die Veränderungen bereits einige Jahre früher, wohl ab den späten 60ern, also vor rund 50 Jahren, stattgefunden haben.
Der ,,Bichleralm-Steig" wurde am heutigen Linksknick (Bildposition) vmtl. von der betreuenden AV-Sektion (lt. älterer Wegweiser die Sekt. Mühldorf) neu angelegt, weil nach meinen Informationen der damalige Besitzer das Gelände weiträumig eingezäunt hat, um darin Wild zu halten – und (mit Gästen) zu bejagen. Bis etwa Mitte der 90er-Jahre gab es an dieser Stelle den Zaun und es wurde der ,,neue Bichleralm-Steig" unterhalten (u.a. rote bzw. rot-weiß-rote Markierungen), der aber an vielen feuchten Stellen ganzjährig batzig ist. Im Vorfeld des Baus der ,,Forst-" bzw. heutigen Werkstrasse (ab 2007 kartenverzeichnet und inzw. mehrmals befestigt) wurde dieser ,,Wildzaun" abgebaut und die Metallpfosten einfach am Boden abgeschnitten – doch einer blieb übrig, im Foto links. Aber an den alten Steigverlauf dachte kaum noch jemand, er war weiter der Natur überlassen – jedoch wurde im nun wieder zugänglichen Gebiet (im Steinbruch war kaum was los) eine größere Felswand als Klettereldorado entdeckt und erschlossen – der Zugang hierzu erfolgte i.d.R. durch das Steinbruch- bzw. Betriebsgelände von Überfilzen aus.
Vor einigen Jahren wurde der ,,alte Bichleralm-Steig" (ganzjährig trocken) wiederentdeckt, ausgeräumt und in die OSM-Datenbank aufgenommen. Auch ein alternativer (unkritischer) Zugang zur ,,Weigend-Wall" mit Parken z.B. am Nußdorfer Sportplatz war gefunden... Wenn man genauer hinsieht, lassen sich im unteren Steigbereich noch rote Farbreste von (tw. ur-)alten Markierungen entdecken – an dieser kurzen Stelle verlief der ursprüngliche, wirklich historische Bichleralm-Steig etwas oberhalb (östlich) im Gelände und wurde im wesentlichen mit dem Bau der großen Werkstrasse unterbrochen.

Als Ergänzung zum (Premium-)Weitwanderweg SalzAlpenSteig (gelb-rot markiert) wurden ,,zertifizierte Rundwege", sog. SalzAlpenTouren (gelb-blau markiert) ausgewiesen – die (,,anspruchsvolle") Etappe 2 der SalzAlpenTour ,,Chiemsee-Alpenland" führt dabei von Nußdorf am Inn über den ,,Bichleralm-Steig" – heute noch offiziell unmittelbar am Steinbruch vorbei (heute versperrtes Zugangs-Tor!) – auf den Heuberg und weiter zur Hochries.

Vor einigen Jahren (noch vor dem Streit um die Abbaugrenzen) – dem Anblick der sich immer weiter ausbreitenden Abholzung für den Steinbruch überdrüssig – wurde am alten oberen Knickpunkt des ,,neuen Bichleralm-Steigs" eine alternative Umgehung durch den Wald gesucht – dieses Steigstück wurde dann im Zuge der neuen Umzäunung des Steinbruchs (es wird ein geschützter Bereich als Abstand zu den Sprengungen vorgeschrieben) vom Betreiber ,,geentert", d.h. ausgeschildert – und wurde (zuerst in die OSM) inzw. auch in den aktuellen BayernAtlas hineinkorrigiert.


Zitat von: BergautistLos ging es in Brannenburg (am Bahnhof), ... Nach ca. 1 Stunde gemütlicher Gehzeit hat man dann den Bergfuß bei Nussdorf erreicht. ...
Hierzu nur kurz die Verknüpfung zu einer ,,schnelleren" Mitfahr-Möglichkeit – beschrieben im Beitrag Berge und ÖPNV – ,,Mitfahrerbankerl" im Inntal.


Ergänzung (27.12.2018):
Nach der Wanderung zur Eingefallenen Wand (Chiemgauer Alpen) am 26.12.2018 noch einige aktuelle Fotos hinzugefügt (vgl. Bilduntertitel).