Sulzkogel (3016m / Stubaier Alpen) am 26.10.18
 

   

Sulzkogel (3016m / Stubaier Alpen) am 26.10.18

Begonnen von MANAL, 27.10.2018, 13:41

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MANAL

Nachdem bei mir durch einer Verletzung mit OP die beiden Hochgebirgsmonate August und September praktisch ausgefallen sind habe ich mich nach 7 Wochen erzwungenem "Hausarrest" im Oktober wieder auf gemacht und langsam Wegkilometer und Höhenmeter wieder aufgebaut. Nach den ersten kleineren Bergen habe ich am vergangenen Wochenende am Schönberg in den Tegernseer Bergen fast 1000 Höhenmeter ohne Fußbeschwerden geschafft.

Ich wollte das Schönwetterfenster am gestrigen Freitag für eine vielleicht letzte Chance nutzen um schneefrei ins Hochgebirge zu kommen und doch noch einen 3000er in diesem Kalenderjahr auf eigenen Füßen zu schaffen (eine Seilbahnfahrt mit Krücken auf die Gefrorene Wand in den Tuxer Alpen zählt nicht). Bei ca. 1000 Höhenmeter gibt's dafür in Tagesreichweite ab München nur eine Lösung, der Sulzkogel im Sellrain/Stubaier Alpen ab Kühtai.

Startpunkt ist auf 2020m im hässlichen und noch toten Wintersportort Kühtai. Kostenfreie Parkplätze gibt es genug. Man folgt zuerst den Wegweisern Richtung "Speicher Finstertal" der hier erstaunlicher Weise mit 2,5 Stunden angeschrieben ist. Für knapp 2 Wegkilometer und 300 Höhenmeter ein erstaunlicher Wert...

Gleich nach dem Ort geht der Blick zum massiven Staudamm der vom Neunerkogel links und dem Zwölferkogel rechts eingerahmt wird. Der Sulzkogel selbst ist nicht sichtbar. Man verliert nun ca. 50 Höhenmeter bevor der Aufstieg zur Staudammkrone beginnt. Man kann hier zwischen der (längeren und flacheren) asphaltierten Fahrstraße rechts oder dem Wanderweg links unterscheiden. Wir wählen den schöneren Wanderweg der in Serpentinen relativ direkt hochzieht. Dabei wird direkt an der Staumauer mehrfach die Fahrstraße gequert. Nach ca. 45 Minuten (statt den angegebenen 2,5 Stunden ;) ) erreichen wir die Staudammkrone auf 2300m. Von hier zeigt sich der Sulzkogel erstmals. Allerdings muss man schon wissen welcher Gipfel es ist, da er sich ziemlich versteckt.

Die nächsten 2 Kilometer umrundet man den See linksrum. Erst am Südende des türkisblauen Speichersees geht es aufwärts. Es folgt eine Abzweigung zur Finstertaler Scharte an der wir geradeaus weitergehen. Relativ schattig zieht der Weg relativ gerade nach oben bis zu einer ersten felsigen Steilstufe auf ca. 2500m die linkerhand über Serpentinen bezwungen wird. Teilweise etwas bröslig und geröllig, aber ansonsten unschwierig. Ab hier sind die ersten kleineren Schneeflecken sichtbar und es gibt vereiste Stellen auf die man aufpassen sollte. Nun zieht der Weg wieder relativ gerade einen Schutthang zu einer Scharte auf etwas über 2600m. Unterhalb der Scharte zeigt sich ein schöner bereits größtenteils zugefrorener Wasserfall über Felsen.

Hier biegt man in westlicher Richtung in ein kleines Hochtal ein, in dem laut AV-Karte der Gamezkogelferner liegt. Zu sehen ist von diesem Gletscher nichts mehr, lediglich zwei nette kleine Seen finden sich vor einer Felsbarriere. Diese sind jetzt bereits komplett zugefroren weil sie an einer Stelle liegen wo die nächsten Monate keine Sonne mehr hinkommt. Wir hingegen steigen angenehm in der Sonne den blockigen Südhang das Tälchen rein. Im hinteren Teil des Tälchens geht es in sandigen Serpentinen steil rauf zur Scharte unterhalb des Sulzkogels auf ca. 2950m. Von hier öffnet sich erstmals der Blick nach Westen über das Längental und den mächtigen Acherkogel.

Die letzten ca. 70 Höhenmeter steigt man über den südwestseitigen blockigen Rücken des Sulzkogels zum Gipfel mit kleinem Kreuz. Die letzten Höhenmeter sind bei sommerlichen Bedingungen unschwierig, bei uns liegt bereits überall etwas angefrorener Schnee, es heißt etwas aufpassen wo man hinsteigt um nicht auszurutschen. Der Blockhang ist zwar kein Absturzgelände, aber verletzten kann man sich da trotzdem. Mehr aufpassen sollte man am kurzen Gipfelgrat, ostseitig bricht es hier steil ab.

Nach 3 Stunden Aufstiegszeit erreichen wir den Gipfel des 3016m hohen Sulzkogel.

Die Aussicht in allen Richtungen ist sehr sehenswert, vor allem wenn es eine Fernsicht wie an diesem Tag hat. Man sieht vom Piz Buin in der Silvretta im Westen bis zum 160km entfernten Hochkönig im Osten. Dazu Allgäuer Alpen, Lechtaler Alpen, Verwall, die heimischen Berge der Nördlichen Kalkalpen. Im Südosten die Tauern mit dem Großvenediger, die Gletschergipfel im Tuxer Hauptkamm und den Zillertaler Alpen, sowie etliche nahe Stubaier Gipfel und prominente Gipfel der Ötztaler Alpen wie Wildspitze und Weißkugel.

Auch wenn der wind frisch ist halten wir es am Gipfel aus bevor wir zur Scharte runtersteigen und dort windgeschützt in der Sonne gemütlich rasten.

Abstieg auf dem gleichen Weg, dafür haben wir 2 3/4 Stunden benötigt.

Mit allen Gegenanstiegen laut GPS 1100 Höhenmeter über 13 Wegkilometer.

Fazit: Es war vor dem Wintereinbruch in den Bergen nocheinmal eine wunderschöne und leichte Spätherbsttour auf einen echten 3000er mit schöner Aussicht in ruhiger Gegend. Uns sind über den Tag noch etliche andere Wanderer begegnet, aber überlaufen war es nicht trotz des Nationalfeiertags in Österreich.

Fotos:
- Von der Dammkrone des Finstertaler Speichers ein erster Blick zum Gipfelziel das kaum auffällt. Rechts der mächtige und weglose Zwölferkogel der die 3000er Marke nicht überschreitet. Ungefähr in der Mitte der rechten Hälfte des Fotos findet sich ein unscheibarer und optisch deutlich niedrigerer Gratkopf, das ist der Sulzkogel. Von dieser Seite steil und nicht besteigbar. Man umrundet den Berg und besteigt ihn genau von der Hinterseite über seinen einfachen blockigen Südwestrücken.
- Gipfel des Sulzkogels (3016m). Die letzten Höhenmeter gehen durch solch einen blockigen Hang.
- Aussicht nach Westen. Im Vordergrund die Nachbarn im Sellrain mit Hochreichkopf und Acherkogel. Links hinten der Kaunergrat, links der Mitte Silvretta und Verwall, rechts Lechtaler und Allgäuer Alpen.
- Blick vom Gipfelkreuz nach Süden. Links bricht der Gipfel fast senkrecht ab, rechts unten die Scharte von der man Aufsteig. Am Südende des Gipfelgrats ein weiteres kleines Gedenkkreuz. Links hinten der Tuxer Hauptkamm, rechts die Ötztaler Alpen, mittig die vielen Gipfel der Stubaier Alpen, besonders markant der Schrankkogel in der Mitte.

Update: Beim Hochladen ist dieses Foto vom Aufstieg leider irgendwie verloren gegangen:
- Bereits im Tälchen vom ehemaligen Gamezkogelferner. Der Anstieg geht durch den blockigen Hang in der Sonne. Der Gipfel in der rechten Hälfte ist der Sulzkogel. Die Scharte direkt an seinem linken Rücken gilt es zu erreichen. Im hinteren Teil geht es dabei über Serpentinen steil aufwärts.