Allgäuer und Lechtaler Alpen, 5. Tag
 

   

Allgäuer und Lechtaler Alpen, 5. Tag

Begonnen von Patago, 01.08.2018, 16:52

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Patago

5. Tag
Vom Kaiserjochhaus geht's in leichter Kletterei auf den Malatschkopf (2363) und weiter auf dem E4 über die Kridlonscharte und das Hinterseejöchl durch die Verborgene Pleis. Nun über das Alperschonjoch hinauf auf die Samspitze und weiter zur Ansbacher Hütte. Hier gibt's eine ordentliche Portion Nudeln #lecker# . Da ich heute Nacht im Roland Ritter Biwak übernachten will decke ich mich noch mit einer großen Portion Apfelstrudel, Handwürsten und Brot ein und befülle meinen Trinkbeutel mit 3 Liter Wasser.
Gegen 13.00 Uhr starte ich von der Hütte und gehe auf dem 633 (Augsburger Höhenweg) über die Kopfscharte und dem Winterjöchl zum Grünen Brünnle. Ab hier ist zum Großteil kein Weg mehr vorhanden  #vorsicht# , einzelne Sicherungen sind ausgerissen, das Gelände wird extrem steil, bröselig, ausgesetzt, es ist absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Ein Helm ist obligatorisch, da sich immer wieder Steine lösen. Die Querung der Schneefelder ist ohne Steigeisen problemlos möglich, da der Schnee schön weich ist.  Ab dem Schwarzloch spüre ich plötzlich ein Stechen im rechten Knie , dass mit jedem Schritt stärker wird. Letztlich kann ich mein Bein nicht mehr abwinkeln und steige nur noch mit dem Linken aufwärts und ziehe den Rechten nach. In diesem Moment höre ich ein Hubschraubergeräusch und im selben Moment schwebt ein Rettungshubschrauber ca. 30 m vor mir. Ich schüttle den Kopf und der Helikopter dreht nach links ab, das Motorengeräusch bleibt aber in der Nähe. Als ich kurz später, 50 m weiter um einen Grat gehe sehe ich schon 2 Bergsteiger sitzen. Von der anderen Seite nähert sich bereits ein Retter zu Fuß. Einer der Beiden ist wohl abgerutscht und hat eine Blockade, er kann weder vor noch zurück und so wird beschlossen die Beiden mit der Winde aufzunehmen  #besserung# . Ich frage noch kurz nach einem Schmerzmittel, doch der Arzt kann mir nichts geben, da sein Schmerzmittel viel zu stark sei. Nach ca. 10 Min. ist der Spuk vorbei und ich stehe wieder alleine auf dem Augsburger Höhenweg. Mit starken Schmerzen kämpfe ich mich die letzte Stunde hinauf zum Biwak. Ein Traumplätzchen, das ich allerdings bei meinem derzeitigen Zustand und der morgigen geplanten Tour nicht so recht genießen kann. Ich gehe meine Möglichkeiten durch:

1: Zurück zur Ansbacher Hütte, ständiges auf und ab im schwierigsten Gelände
2: Wie geplant weiter bis zur Augsburger Hütte, ständiges auf und ab im schwierigsten Gelände
3: Notabstieg über Flirscher Parseier zur Jagdhütte und weiter nach Flirsch, nur bergab im schwierigsten Gelände
In den DAV Karten ist der Notabstieg leider nicht vollständig verzeichnet und so ist eine Abschätzung über die Schwierigkeiten nicht einfach. Da ich hier oben tatsächlich Internet habe, suche ich im Netz nach Berichten über einen Abstieg. Ich finde tatsächlich einen Artikel aus dem hervorgeht, dass es sich bei dem Notabstieg um eine sehr ernstzunehmende, steile, ausgesetzte Schrofenkletterei handelt (wenigstens nur abwärts).
4: Bergrettung
Ich gehe die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen durch und vertage die Entscheidung bis zum nächsten Morgen. 

Strecke: 18,5 Km, Aufstieg 1400 Hm, Abstieg 1100 Hm, Dauer 9 Std.