13.08.2017 Teisenberg-Überschreitung
 

13.08.2017 Teisenberg-Überschreitung

Begonnen von Gaisbergsteiger, 03.05.2018, 17:01

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Gaisbergsteiger


    Wegführung: Hammer bei Siegsdorf (8.50) - Großer Kachelstein (1234m, 10.30) - Schneid (1333m, 10.50) - Teisenbergkopf (1264m, 11.40) - Adlgaß (12.30) - Frillensee (922m, 13.15) - Steineralm (1098m, 14.30-15.05) - Moaralm (15.30) - Mauthausen - Piding Bf. (16.25)
    Länge: 30,5 km
    Höhenmeter (Aufstieg): 1240 hm
    Gesamtgehzeit: 7 Std. 35 min, davon reine Gehzeit ca. 6 Std. 30min

Ein mäßig warmer Tag mit nahezu ausgeschlossenen Gewittern, ideal für die schon lange geplante Überschreitung des gesamten Teisenberg-Höhenzugs in den Chiemgauer Alpen. Beim Teisenberg handelt es sich um den nördlichsten Alpentausender Deutschlands. Flora und Fauna sind durch den Forststraßenreichtum großteils unspektakulär. Das Drüsige Springkraut, ein aggressiver Neophyt, hat sich bis in Höhen um 1000m ausgebreitet und bevölkert die Forstwege in Massen. Ebenso ist der Teisenberg an einem Sonntag nicht gerade ein einsamer Berg. Ich fand dennoch ruhige Wegabschnitte, bevorzugt da, wo laut Karte ein markierter Weg vorhanden sein sollte, aber außer überwucherten Steigspuren nichts mehr zu sehen war.

Ich starte mit Anreise mit dem EC nach Traunstein und dem Bus 9526 nach Bad Reichenhall (als einziger Fahrgast) in Hammer bei Siegsdorf, wo gleich einmal die Wegsuche beginnt. Der mit 46 markierte Wanderweg existiert nicht mehr, die 46 findet sich auch auf keinen Wegweisern mehr. Also wandere ich etwa einen Kilometer nach Südosten, wo sich der offizielle Parkplatz befindet und Wege tatsächlich existieren.

Bild 1: Dorfbewohner von Hammer.



Bild 2: Große Telekie (Telekia speciosa)



Irgendwann wird mir das "Weg führt nicht weiter" auf den Wegweisern zu dumm und ich biege in die vermeintliche, aber gut gepflegte Sackgasse ein, die an zwei kleineren Seen vorbeiführen soll. Es handelt sich um die einzigen stehenden Gewässer im Teisenberg-Höhenzug neben dem Frillensee am Fuß vom Zwiesel. Über deren Entstehung habe ich nichts gefunden. Der Abfluss ist jedenfalls künstlich geregelt.

Bild 3: Der erste See.



Bild 4: Der zweite See.



Dahinter beginnt ein laut Karte markierter Anstieg auf den Westrücken des Großen Kachelsteins. Markierungen sind aber weit und breit keine zu sehen. Wenigstens existiert der, durch die häufigen Regenfälle in den vergangenen Wochen ziemlich aufgeweichte Forstweg.

Bild 5: Weiter oben wurde freundlicherweise ein Steinmann angelegt, aber die Richtung ist auch so klar.



Bild 6: Hier oder etwas weiter vorne unter Dornengebüsch begraben befindet sich der höchste Punkt des Großen Kachelsteins, 1234m.

Ein steinerer Vermessungspunkt soll hier auch vorhanden sein, gefunden habe ich ihn allerdings nicht.



Bild 7: Gleich dahinter folgt ein schöner Waldpfad an der steilen Ostflanke hinab zum markierten Weg.



Bild 8: Nach zuletzt steilem Anstieg bin ich auch schon auf der Schneid, 1333m angelangt. 

Böllerschützen, die die Kühe interessanterweise anziehen und nicht verschrecken. Interessanter Brauch, mein Fall ist es nicht. Kein Wunder, dass man sonst keine Viecher trifft auf diesem Berg.



Bild 9: Die gut bevölkerte Stoisser Alm (1272m), im Hintergrund Untersberg, Hochstaufen und Hinterstaufen.   



Bild 10: Chiemsee.

 

Der Weg setzt sich nach Süden, anfangs gut markiert fort, weicht dann aber in die Flanke aus. Laut meiner Kompasskarte soll ein markierter Weg aber über den Rücken führen. Ich bleibe oben, bis der Weg ein Eck nach links macht. Schwachen Forstwegspuren folge ich in einen Wiesenhang nach rechts, dann verlieren sie sich in einem moosig-wässrigen-Heidelbeerstrauch-Hang, den ich hinaufwate, ...

Bild 11: ... um auf diesen schönen Forstweg zu kommen.



Bild 12: Die Fortsetzung ist völlig überwuchert, der Teisenbergkopf erweist sich als zache Gschicht.

 

Bild 13: Am Teisenbergkopf, 1264m.



Der markierte Weg 27 existiert weder auf den "Gipfel" noch von ihm herab.

Bild 14: Meine Rettung ist eine geschlägerte Schneise auf den noch existierenden 27er, der unterhalb des Gipfels vorbeiführt.



Bild 15: Die Gipfel-Direttissima von unten.



Bild 16: Blick nach Südwesten zum Falkenstein (1181m, links) und Kienbergl (1135m, rechts), im Hintergrund teilweise in Wolken Leoganger und Loferer Steinberge. 



Bild 17: Bei der Adlgaß verzehre ich meine Vorräte und gehe wegen dem vielen Trubel rasch weiter zum Frillensee. 

Nördlich vom See befindet sich ein Hochmoor mit Latschenbewuchs.

 

Bild 18: Frillensee, 922m, kältester See Mitteleuropas, friert von der Mitte her zu und weist oft schon ab November eine tragfähige Eisdecke auf.



Bild 19: Netzstieligen Hexenröhrling



Bild 20: Rückblick zum Teisenbergkopf links und zur Schneid mit Stoisseralm rechts.



Nach dem Frillensee kommt der letzte (steile) Anstieg des Tages Richtung Steineralm. Kurz davor suche ich den alternativen markierten Weg über den Rücken westlich der Alm.

Bild 21: Ich biege etwas zu früh ab und folge Wegspuren hinauf. 

Etwas weiter links befindet sich auch ein Steiglein mit Steinmännern, das mir aber zu weit nach links in die Flanke ausweicht und kaum an Höhe gewinnt.



Bild 22: Bei einem Stacheldrahtzaun am höchsten Punkt ist Endstation.

Ein paar Kühe haben sich hier wohl das ruhigste Plätzchen des Weidegebiets ausgesucht.



Bild 23: Die steile Nordflanke des Zwiesel (1782m) mit Schotterreise darunter.



Bild 24: Bayrisches Stiegel, von 1257-1816 die Landesgrenze zwischen Königreich Bayern und Erzstift Salzburg.



Bild 25: Spektakuläre Nagelfluh-Felswand mit Löchern.

 

Bild 26: Salzburger Becken, unten rechts mein Zielort Piding.

Im Hintergrund die Osterhorngruppe, im Einschnitt zwischen Gurlspitze und Schwarzenberg schaut der Schafberg hervor.

 

Bild 27: Normalweg zum Hochstaufen

Zuerst über den felsigen Rücken, dann links in ein Schotterkar und zuletzt in Serpentinen zum Gipfel, teils versichert (A), sonst aber unschwierig. Anders der Pidinger Klettersteig (C/D) weiter links.



Bild 28: Zuneigung.



Bild 29: Reichlich Schwalbenwurzenzian auf der Alm.



Bild 30: Steineralm und Hubertuskapelle

Der Eindruck täuscht, die Alm ist gut besucht. Scharfe Gulaschsuppe vertreibt die aufkommende Müdigkeit.

 

Bild 31: Baumschwammerl (Tintling)



Bild 32: Blick am Högl vorbei Richtung Teisendorf.



Bild 33: Nockstein, Gaisberg und Gurlspitze im Hintergrund.



Bild 34: Schloss Staufeneck, um 1240 als Burg errichtet.

Um 1503-13 wurde die Anlage durch Erzbischof Leonhard von Keutschach erweitert und verstärkt, dabei erhielt sie ihr heutiges Aussehen. Seit 1870 ist es in Privatbesitz und derzeit auf unbestimmte Zeit nicht zu besichtigen. Wenig überraschend, dass man von der Burg gerade so über den Walserberg zur Festung Hohensalzburg blicken kann.



Bild 35: Am Abend bilden sich mächtigere Quellwolken Richtung Berchtesgaden, aber keine Schauer mehr.



Bild 36: Kirche St. Laurentius in Piding, um 1200 am Rand einer Geländeterrasse errichtet, die ein nacheiszeitliches Hochufer der Saalach bildete.

 

Um 16.42 sollte der Zug fahren, um 16.25 kam ich an. Dann hab ich mich durch die "Fahrgastinformation" auf der Anzeigetafel am Bahnsteig verwirren lassen, die anzeigte "BLB fällt aus. SEV ist eingerichtet." Dass die S-Bahn davon unberührt ist, habe ich nicht gecheckt, und habe die SEV-Haltestelle gesucht, weil sich nirgends eine Hinweistafel befunden hat. Zuerst bin ich dem Schild "Linienbusse 200m" gefolgt, aber hab dort nichts gesehen, also wieder zurück. Inzwischen hat mich eine Reisende gefragt, ob heute der Zug oder SEV fährt. Ich habe geantwortet, SEV ist eingerichtet, weil ich es am Schild gesehen habe. Plötzlich ist um 16.42 doch der Zug eingefahren, nämlich die S-Bahn Richtung Schwarzach-St.Veit. Im Laufschritt zum Bahnsteig und der Reisenden, die ich in die Irre geleitet habe, noch die Tür aufgehalten. Nervenkitzel am Ende, aber nochmal alles gut gegangen.

Gruß,Felix