Verhalten von Hunden
 

   

Verhalten von Hunden

Begonnen von almrausch, 28.01.2018, 14:24

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almrausch

Bei unserem Aufstieg zum Bodenschneid Haus ist uns heute ein Paar auf Skitour mit großem Hund begegnet, die Richtung Freudenreich Almen abgezweigt sind. Der Hund war freundlich ist aber unangeleihnt ca. 20 bis 25 m vor den Besitzern vorgelaufen,  teilweise nicht in Sichtweite zu dem Paar. Wir hatte kurz Pause gemacht 15 m nach einer Kurve und der Hund kam auf uns zu. Was ist davon zu halten ? Könnte es hier nicht Probleme mit aufgeschreckem Wild bzw Raufusshühnern geben? Wie handhaben es das die Ro Bergler mit Hund ?

Reinhard

Hallo Almrausch,

ich habe Deinen Beitrag aus dem Thema "Hund und Schnee" herausgenommen (obwohl Du auf Skitour warst) und ein eigenes Thema "Verhalten von Hunden" erstellt. Das passt besser!

Hier meine Antwort:

Dein Beitrag ist interessant. Deine Fragen kann ich leider nicht 100%ig beantworten.

Meine Hündin Queeny ist recht klein (siehe Avatar-Bild). Ich lasse ihn (bzw. sie) fast immer unangeleint herumlaufen (auch deutlich mehr als 25 m), obwohl ich die Leine für Notfälle immer gleich griffbereit an meinem Rucksack hängen habe. Mal ist er vor, mal hinter mir. Menschen ist er noch nie angegangen. Wenn, dann sind es manchmal andere Hunde. Die Merkwürdige bei meinem Hund ist, dass er Probleme nur mit angeleinten Hunden hat.

Queeny geht oft gern auf Menschen zu. Das spielt aber nur Neugierde oder die Aussicht auf etwas zu Essen eine Rolle. Wenn aber doch die Angst vor dem Mensch  (aus welchen Gründen auch immer) zu groß ist, dann wartet sie, bis der Entgegenkommende hinter uns ist, schlägt einen Bogen und läuft dann ein paar Meter hinter dem anderen her, bis ich es merke und sie zurückrufe. Missverstanden hat dieses Verhalten bisher noch niemand (oder ich habe es nicht bemerkt).

Wenn sie erschrickt, dann wird gebellt. Die Erfahrung machte ich aber bisher nur nachts, wenn unvermittelt eine Gestalt auftaucht. Dann kann der Schreck auch gegenseitig sein. Gestern Nacht beim Gassi sind wir auf einer Nebenstraße gegangen. Plötzlich sah sie einige Meter vor sich im Dunkeln zwei Mädchen auf einer Bank sitzen. Sie ist ziemlich erschrocken und bellte. Und die beiden Mädchen - erschraken auch und stellten sich gleich voller Angst auf die Bank.
Wo ich am meisten Probleme sehe: Wenn sie ein Wild entdeckt. Dann kommt der Jagdtrieb des Terriers zum Vorschein. Da hilft kein Rufen und Pfeifen - sie jagt hinterher, sieht aber immer wieder zurück wo ich bin. Mein Trick: Ich verstecke mich, ducke mich z. B. hinter einen Busch. In dem Moment, wo sie mich nicht mehr erblickt, macht sie kehrt und kommt zurück. Bisher hat sie noch kein Wild erwischt (nur einmal eine Maus am Heuberg), dafür hat sie zu kurze Beine und außerdem läuft sie seit ihrem Kreuzbandriß nicht mehr gut. Ich muss aber sagen, dass dieses Jagdverhalten insgesamt vielleicht fünfmal vorkam - sie ist jetzt 8 Jahre alt. Wegen der Raufußhühner mache ich mir keine Sorgen, weil ich diese Regionen aus Naturschutzgründen mit dem Hund meide.

Man sieht also, zumindest mein eigener Hund bedeutet keine Gefahr. Aber natürlich ist jeder Hund anders und es kann sicher auch anders ausgehen. Die Meinung und die Beobachtungen anderer Hundebesitzer würden mich schon interessieren.

Reinhard

Nachtrag:

Natürlich will ich nichts beschönigen. Sicherlich gibt es Hunde, bei denen man gut aufpassen sollte.
Da ist dann aber auch der Halter gefordert, entsprechende Maßnahmen zu treffen.


Wim43

Vielleicht würde diesen Beitrag noch besser passen "Verhalten von Hundehaltern (m/w)"?

Es ist mir schon klar, dass man über dieses Thema sehr kontrovers diskutieren kann. Es ist mir aber ein echtes Bedürfnis, aus vielen gemachten Erfahrungen einiges anzumerken.

Was ich bei manchen Hundehaltern leider immer wieder vermisse, ist das Wissen um die Wildtiere in unseren Bergen und ein angepasstes Verhalten. Besonders im Winter leiden die Wildtiere sehr unter widrigen Wetterbedingungen. Jede aufgenommene Witterung von einem Hund signalisert dem Wild ein Raubtier und damit Lebensgefahr, und treibt sie in die Flucht. Was das bei tiefem Schnee und womöglich verharschter Oberfläche bedeutet, sollte eigentlich hinlänglich bekannt sein. Nicht wenige treibt das bis zur totalen Erschöpfung. Ein Waidmann könnte das sicher besser erklären als ich, der mit Hunden aufgewachsen ist und sie sehr mag, aber aus persönlichen Umständen keinen hält.

Gelegentlich versuche ich, Halter darauf anzusprechen, dass sie sich z.B. in einem Naturschutzgebiet (Geigelstein) oder in einer Wildruhezone befinden und empfehle ihnen, ihre Hunde anzuleinen mit der Erklärung, warum das sinnvoll ist. "Mein Hund folgt aufs Wort und jagt nicht" ist oftmals die Antwort, aber wissen das auch die Wildtiere? Und wenn der Hund erkennbar viele Meter entfernt läuft, mit der Schnauze am Boden, kreuz und quer durchs Gelände sucht, dann melden sich bei mir erhebliche Zweifel, ob alles so unter Kontrolle ist. Den natürlichen Jagdinstinkt eines Hundes kann man wohl nur sehr bedingt abtrainieren, er ist halt ein Tier.

Zugegeben, es wird den meisten Hunden wohl nicht gelingen, ein flüchtendes Bergwild tatsächlich zu erwischen, aber die Flucht alleine kann dem Wild u.U. das Leben kosten.

Ich denke dabei an die Auerhähne am Brünnstein oder der Hohen Asten, aber auch an die Gämsen und Rehe mit ihren Jungtieren, die der Winter bis in die tiefen Lagen treibt (vor kurzem ist mir ein Rudel Gämsen mit Jungtieren auf dem Weg zur Asten unterhalb dem Wagnerberg untergekommen, das hatte ich mir bis dahin gar nicht vorstellen können!), die Rauhfusshühner am Feichteck und der Hochries, um nur ein paar Beispiele aufzuzeigen.

Es gibt aber auch Hundebesitzer die gerne bereit, darüber zu sprechen und zeigen Verständnis für meine Argumente. Oft ist es Gedankenlosigkeit und man hat den Hund halt laufen lassen. Es liegt mir auch fern, alle Hundehalter über einen Kamm zu scheren, viele von ihnen verhalten sich sehr verantwortungsbewusst und passen sich den Naturgegebenheiten an, in jeder Beziehung. Und haben sicher trotzdem Spass in den Bergen mit ihren Vierbeinern. Deshalb sehe ich meinen Beitrag einfach nur als Anregung an alle, die es anders sehen.

Ich freue mich auf meinen Bergwanderungen immer über jede Begegnung mit einem heimischen Wildtier und verhalte mich weitgehend entsprechend, ein freilaufender Hund würde solche Erlebnisse wohl eher verhindern.   

schorsche

Ich denke das viele Hundebesitzer sehr wohl ihre Vierbeiner unter Kontrolle haben, und auch ihrer Verantwortung bewusst sind. Aber leider gibt es doch einige wo der Hund, dass macht was Ihm in die Wiege gelegt wurde. Und nicht was sein Herrchen meint !! Ich wäre der Meinung dass bei den Gebieten mit Wildtier Fütterung bzw. Naturschutz die Hunde angeleint werden müssten.

steiger

Zitat von: wim43 am 30.01.2018, 16:51
Was ich bei manchen Hundehaltern leider immer wieder vermisse, ist das Wissen um die Wildtiere in unseren Bergen und ein angepasstes Verhalten.

Ich bin als Kind auch mit einem Hund aufgewachsen und dankbar dafür. Mich kann auch ein selbstbewusster Spitz nicht so schnell aus der Ruhe bringen, meine Frau dagegen schon.  8)

Ich möchte den durchdachten Beitrag von @wim43 noch um einen Punkt erweitern: Hunde können nicht nur Menschen und Wildtiere erschrecken und verletzen, sondern auch Weidevieh.

Das ist nach meinem Eindruck längst nicht allen Hundehaltern bewusst. Überwiegend werden die geliebten Vierbeiner mit Hinweis auf die ,,Artgerechtigkeit" in der Natur einfach frei laufen gelassen.

In Tirol gibt's auf Almweiden öfters Hinweistafeln zur Leinenpflicht, finde ich gut! Entscheidend ist der Satz im Notfall den Hund von der Leine zu lassen - ein Hund mit durchschnittlichen Reflexen wird einer Kuh immer entkommen.

Nach dem tragischen Unfall auf der Kranzhornalm [1] im Juni 2017 bietet der der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern angeblich ähnliche Tafeln an, gesehen habe ich die bei uns aber noch nicht.

Etwas markanter - farblich und inhaltlich - sind die Hinweistafeln in England, wo Hunde noch beliebter als bei uns sind. Diese Warnschilder findet man an allen Weidegattern im Verlauf von Wanderwegen.

[1] https://www.ovb-online.de/rosenheim/bauern-wanderer-geschockt-8388660.html

Beste Grüße
steiger


Zwerch

Altes Thema, hab aber kein besseres gefunden wo ich dazu schreiben kann.
Bin zufällig über diesen Bericht gestolpert: https://www.br.de/mediathek/video/bayern-erleben-16112019-fichtelgebirge-bayerns-wilder-norden-av:5daed5b47401c7001ae7f6af
Bei ca. 24:20min finde ich es total klasse wie cool ein Hund auf einen vermeintlichen Angriff einer Kuh reagieren kann. Ist klar was anderes, als wenn ein Wanderer mit seinem Hund über eine fremde Kuhweide geht, aber trotzdem musst diese Nerven erst mal haben.

MuM.Koeppl

Zitat von: wim43 am 30.01.2018, 16:51
Ich freue mich auf meinen Bergwanderungen immer über jede Begegnung mit einem heimischen Wildtier und verhalte mich weitgehend entsprechend, ein freilaufender Hund würde solche Erlebnisse wohl eher verhindern.
Meine Zwerge laufen so gut wie immer frei und doch verhindern Sie keine Begegnungen mit heimischen Wildtieren.

MANAL

Zum Glück ist nichts passiert, aber leider haben manche ihren Hund überhaupt nicht im Griff und auch nicht an der Leine:

https://www.merkur.de/lokales/region-tegernsee/gmund-ort65533/neureuth-wanderparkplatz-tegernsee-hund-angriff-herde-durchbruch-zaun-90034885.html