Dürrnbachhorn über Hausgrabenkopf am 15.08.2017
 

        

Dürrnbachhorn über Hausgrabenkopf am 15.08.2017

Begonnen von bergfexklaus, 16.08.2017, 12:11

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bergfexklaus

Den nordostseitigen Aufstieg zum Hausgrabenkopf bin ich schon öfter gegangen, den nordwestseitigen, oberhalb des Rohreckhausgrabens, aber noch nie. Auf OSM "Dianacht" ist dieser Steig in der Topo-Darstellung durchgehend als fette, ungestrichelte (!) Linie eingezeichnet. In der AV-Karte (Ausgabe 2012) endet der Steig als kurzer Fortsatz eines Forstwegs auf halber Strecke. Ich war gespannt, welche Karte die Realität besser abbilden würde.

Ab Mitterseeparkplatz lief ich auf dem Fahrradweg Richtung Weitsee, bog aber nach ca. 200 m links auf einen etwas versteckten alten Forstweg ab, der moderat aufwärts führt. Am Ende des Wegs zeigen zwei Stoamandl (Foto 01), wie es weiter geht. Man kommt dann wieder auf ein kurzes Forstwegstück, an dessen Ende leider keine Stoamandl stehen. Ich stieg jetzt weglos durch den steilen Bergwald auf und zielte dabei auf den Kammrücken, der vom Hausgrabenkopf herab zieht. Irgendwann traf ich wieder auf mehr oder weniger deutliche Steigspuren, die steile Grashänge querten, durch enge Latschengassen führten und mich schließlich den Hausgrabenkopf erreichen ließen (Foto 02). Im Bildhintergrund sind Gurnwandkopf, Hörndl  und Schlösselschneid zu erkennen, rechts unten sieht man den Lödensee.

Nach einer ausgiebigen Brotzeit ging es weiter Richtung Dürrnbachhorn. Der Steig ist im unteren Bereich nicht eindeutig erkennbar, weiter oben aber schon. Im Rückblick zeigt sich die markante Kuppe des Hausgrabenkopfs  vor der Hörndlwand (Foto 03). Bald scheint das Gipfelkreuz des Dürrnbachhorns zum Greifen nahe (Foto 04). Man muss sich aber noch durch einige sehr enge Latschengassen zwängen und steile, feuchte Grasrinnen hoch wühlen, bis der Gipfelgrat erreicht ist. Das Gipfelkreuz schenkte ich mir, gar zu viele Wandergruppen waren dort unterwegs. Ich wich auf die nahe gelegene Lembergschneid aus, von der das Dürrnbachhorn gut zu sehen ist (Foto 05). Das latschenbewachsene, kreuzlose Gipfelchen lohnt aber nicht wirklich.

Neugierig war ich auf einen Steig, der laut AV-Karte ca. 150 Hm nordseitig unterhalb von Lembergschneid und Lemberg entlang führen und zwischen Weit- und Mittersee wieder auf den Fahrradweg treffen soll. Lange und intensiv suchte ich nach dem Steig. Außer einigen Gamswechseln fand ich keine Pfadspuren. Wegloses Gehen in diesem einsamen, wilden Gelände mit meterhohen Wasserfällen und extrem steilen Rinnen und Flanken ist mehr als unvernünftig. Schweren Herzens trat ich also den langen Hatsch zurück über Dürrnbachalm und Seegatterl an.

geroldh

Zitat von: BFklausDen nordostseitigen Aufstieg zum Hausgrabenkopf bin ich schon öfter gegangen, den nordwestseitigen, oberhalb des Rohreckhausgrabens, aber noch nie. Auf OSM ist dieser Steig durchgehend als fette, ungestrichelte (!) Linie eingezeichnet. In der AV-Karte (Ausgabe 2012) endet der Steig als kurzer Fortsatz eines Forstwegs auf halber Strecke. Ich war gespannt, welche Karte die Realität besser abbilden würde.
Servus Klaus,
OSM ist als Datenbank halt eine "Dauerbaustelle"... - und je nach Gebiet ("Betreuer") mehr oder wenig aufschlussreich.
Ich konnte deine Feststellung in der OSM-Standarddarstellung (Mapnik-Stil) nicht nachvollziehen - allerdings kann es sein, dass in anderen Kartendarstellungen, die von dieser Datenbank abgeleitet werden, eine ungünstige Darstellungsweise gewählt wird.
In deinem Fall, könnte ich mir dies vorstellen, weil der nordwestseitige Steig aktuell zwar die Bezeichnung "path" hat, aber sonst keine weiteren Eigenschaften aufweist - ausser die Bemerkung "Does path really exist? I doubt it!". Erst andere Attribute wie "sac_scale" und "trail_visibility" lassen diesen Steig in anderen Kartendarstellungen "realitätsnäher" erscheinen - vgl hierzu den nordostseitigen Aufstieg.

Hinweis: Mit dem Knopf "?" (Objektabfrage/Query) am rechten Kartenrand und dem anschließenden Klicken auf ein Objekt lassen sich die hinterlegten Attribute abfragen. Weitere Erklärungen zu den Attributen sind im jeweils verknüpften OSM-Wiki (hier die Hauptseite) zu finden.

Nun, was die o.g. Anmerkung zum NW-Steig betrifft, hast du immerhin die Zweifel (fast) ausräumen können...  :azn:

bergfexklaus

Zitat von: geroldh am 16.08.2017, 13:13
[Ich konnte deine Feststellung in der OSM-Standarddarstellung (Mapnik-Stil) nicht nachvollziehen - allerdings kann es sein, dass in anderen Kartendarstellungen, die von dieser Datenbank abgeleitet werden, eine ungünstige Darstellungsweise gewählt wird.
Servus Gerold,
da muss wohl jemand sehr schnell reagiert haben und den NW-Steig gestrichelt dargestellt haben. Heute morgen war das auf OSM noch so, wie aktuell auf dianacht, s. Anhang.
Schönen Gruß
Klaus

geroldh

Zitat von: BFklaus...da muss wohl jemand sehr schnell reagiert haben und den NW-Steig gestrichelt dargestellt haben. Heute morgen war das auf OSM noch so, wie aktuell auf dianacht ...
Hmm, mein Beitragszähler muß ja nicht unbedingt eins höher als der deinige stehen...  ;)

...aber ich halte dies für ziemlich unwahrscheinlich, denn die letzte Änderung ist von Mitte Sept. 2016.
Und dass OSM die Mapnik-Darstellung innerhalb weniger Stunden geändert hat, wäre schon großer Zufall.
Hast du noch den tatsächlich verwendeten Link - ggfs. unter "History" im Browser?

Übrigends: Es gibt auch eine OSM mit deutschem Karten-Stil (v.a. Strassenbild), aber auch dort ist dieser Pfad grau-gestrichelt gezeichnet.
Diese Darstellung wird mit einer gewissen Verzögerung aus der OSM-Datenbank abgeleitet.

Entsprechend verhält es sich bei der gut verwendbaren Topo-Karte von geo.dianacht.de. Aber vllt. kann Max (maxbe) hier diese Darstellungsform etwas anpassen...

bergfexklaus

Zitat von: geroldh am 16.08.2017, 13:59
...aber ich halte dies für ziemlich unwahrscheinlich, denn die letzte Änderung ist von Mitte Sept. 2016.
Und dass OSM die Mapnik-Darstellung innerhalb weniger Stunden geändert hat, wäre schon großer Zufall.
Hast du noch den tatsächlich verwendeten Link - ggfs. unter "History" im Browser?

Übrigends: Es gibt auch eine OSM mit deutschem Karten-Stil (v.a. Strassenbild), aber auch dort ist dieser Pfad grau-gestrichelt gezeichnet.
Diese Darstellung wird mit einer gewissen Verzögerung aus der OSM-Datenbank abgeleitet.

Entsprechend verhält es sich bei der gut verwendbaren Topo-Karte von geo.dianacht.de. Aber vllt. kann Max (maxbe) hier diese Darstellungsform etwas anpassen...
Also, ich habe definitiv die OSM-Standardeinstellung (Mapnik) verwendet. Und ich traue meinen Sinnen immer noch mehr als der Änderungs-Chronik eines mir völlig unbekannten OSM-Autors "geow".
Max wird sicher nicht jeden kleinsten Pfad selbst kontrollieren und händisch editieren, sondern die Kartendaten mit allen Weg-Attributen von OSM übernehmen. Es "... wäre schon großer Zufall ...", wenn Max ausgerechnet den NW-Steig anders darstellen würde als alle Steige in der Umgebung, die exakt OSM entsprechen. Ich habe keine Ahnung, in welchem Zyklus Max seine Datenbank mit OSM synchronisiert, bin mir aber ganz sicher, dass in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten auch der NW-Steig auf dianacht in OSM-Darstellung erscheinen wird.
Wichtiger als diese "Glaubensfrage" scheint mir jedoch, dass der Steigverlauf - in welcher OSM-Variante auch immer - nicht korrekt dargestellt ist. Am besten trifft m.E.  der Bayernatlas in der Zeitreise von 2008 die Realität. Dort erkennt man klar, dass zwischen Forstweg und Steig ein Stück Weglosgehen erforderlich ist.

bergfexklaus

Zitat von: BFklaus am 16.08.2017, 12:11
Neugierig war ich auf einen Steig, der laut AV-Karte ca. 150 Hm nordseitig unterhalb von Lembergschneid und Lemberg entlang führen und zwischen Weit- und Mittersee wieder auf den Fahrradweg treffen soll. Lange und intensiv suchte ich nach dem Steig. Außer einigen Gamswechseln fand ich keine Pfadspuren. Wegloses Gehen in diesem einsamen, wilden Gelände mit meterhohen Wasserfällen und extrem steilen Rinnen und Flanken ist mehr als unvernünftig. Schweren Herzens trat ich also den langen Hatsch zurück über Dürrnbachalm und Seegatterl an.
Dieser Steig, der übrigens auch im Bayernatlas (nicht aber in OSM) verzeichnet ist, hat mich nicht in Ruhe gelassen.
Gestern bin ich gegen Mittag noch einmal vom Mitterseeparkplatz aufgebrochen, um den Steig von unten zu erkunden.

An einer kleinen Lichtung mit Jagdstand, dicht am Fahrradweg, soll der Steig beginnen. Die Suche danach war mühsam, weil der Randbereich völlig zugewachsen ist und Spuren nicht erkennbar sind. Nach etwas Weglosgehen traf ich aber dann auf einen recht gut erhaltenen schmalen Forstweg, der sich mit mäßiger Steigung den Kamm hoch zieht. Nach einer halben Stunde hat man eine schöne Aussicht auf Rohreckhausgraben und Hausgrabenkopf (Foto 01). Hier endet der Forstweg und geht in einen steileren Steig über, der bis zu einem ersten (älteren) Windbruchgebiet auch immer gut zu finden ist.

Vom Pfad ist jetzt wenig zu sehen. Man übersteigt und umgeht Baumstämme, bis sich der Kammrücken einschnürt und der Blick auf einen Teil des Schluchtenlabyrinths frei wird, in der die Gams zuhause ist (Foto 02).

Ab hier wird es richtig steil. Zunächst sind noch Pfadspuren erkennbar, die aber in einem zweiten Windbruchgebiet fast vollständig verschwinden. Ich konzentrierte mich darauf, den schmalen Übergang Richtung Osten in die Nordflanke des Lembergs nicht zu verpassen. Auch dort traf ich wieder auf umgestürzte Bäume, was ein Weitergehen unglaublich anstrengend machte. Als ich eine passende Gelegenheit sah, zum Gratrücken aufzusteigen, tat ich das. Vorher machte ich erst mal Pause mit Blick auf Dürrnbachhorn und Hausgrabenkopf (Foto 03, rechts). In der linken Bildhälfte ist der Seehauser Kienberg mit Hörndlwand und Gurnwandkopf zu sehen.

Die restlichen ca. 100 Hm bis zum Lemberggipfel waren harte Arbeit, Latschenkampf inklusive. Kurz unterhalb des Grats wurden die Mühen mit einer großartigen Aussicht auf die Seen-Platte (Foto 04) belohnt.

Am langgezogenen Grat angekommen, lief ich zunächst ostwärts, um dann weglos zur Dürrnbachalm abzusteigen. Den kurzen Anfall, den direkten Weg zum Weitsee am Dürrnbachkopf vorbei zu gehen, unterdrückte ich: Abenteuer hatte ich heute genug. Der Weg zum Parkplatz war quälend lang. Ein kurzes Bad im See brachte meine Lebensgeister zurück.

geroldh

Servus Klaus,
deine Ausdauer und Neugier bzgl. historischer bzw. vergessener Pfade finde ich großartig – ebenso die Bereitschaft deine Erkundungen und Erlebnisse hier mit uns zu teilen.  #danke1#

Was unsere Diskussion im Rahmen der Kartendarstellung(en) betrifft, interpretiere ich deine Informationen und versuche mit meinem (unvollkommenen) Wissen hier etwas aufzuklären und etwaige Hintergründe aufzuzeigen – auch für die weiteren Leser. Natürlich bin ich hier aber auch lernfähig und erkenne plausible Erklärungen an.

Zitat von: BFklausMax wird sicher nicht jeden kleinsten Pfad selbst kontrollieren und händisch editieren, sondern die Kartendaten mit allen Weg-ven von OSM übernehmen.
Nein, dies tut er mit Sicherheit nicht - bzw. ja, er übernimmt alle Weg-Attribute von OSM ausnahmslos 1:1. Aber er kann (vermutlich) in der Software für seine OSM-basierende Topo-Karte ein Objekt ,,path", dem insbesondere das Schlüssel-Attribut ,,sac_scale" (für die Schwierigkeit) fehlt, die Korrektur vornehmen, dass ein solch unbekannter Pfad nicht als (leichter) Wanderweg mit T1 (und durch die Farbintensität als gut sichtbar) interpretiert und gerendert wird, sondern als ,,unbekannt" mit einer weniger offensichtlicheren Liniendarstellung, z.B. als ,,orange-gepunktelt".
Auch die Pfade/Wege an den Seen sind derzeit "in OSM" noch ,,sac_scale=unbekannt", nur ist dort die Gefahr durch Mißinterpretation eines Karten-Nutzers zu verunfallen wesentlich kleiner, als z.B. auf einem tw. weglosem Bergsteig.
Als unmittelbaren Vergleich möchte ich hier ein Pfadsegment vom sog. ,,Reitweg" (sac_scale=hiking/T1) bei Aschau zur Kampenwand anführen.

Zitat von: BFklausEs "... wäre schon großer Zufall ...", wenn Max ausgerechnet den NW-Steig anders darstellen würde als alle Steige in der Umgebung, die exakt OSM entsprechen.
Hmm, hier verstehe ich dich vermutlich nicht ganz. Die anderen (gestrichelten) Steige auf den Hausgrabenkopf und das Dürrnbachhorn haben in der OSM-Datenbank ein zugewiesenes Attribut ,,sac_scale" – und werden entsprechend (in derz. Anlehnung[?!] an die) der Karten-Legende dargestellt. Im übrigen scheint das OSM-Attribut ,,trail_visibility" (für die Sichtbarkeit) dafür zu sorgen, wie farbintensiv diese Linie gezeichnet wird.

Zitat von: BFklausIch habe keine Ahnung, in welchem Zyklus Max seine Datenbank mit OSM synchronisiert, bin mir aber ganz sicher, dass in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten auch der NW-Steig auf dianacht in OSM-Darstellung erscheinen wird.
Offenbar ist die Info der Datenbank-Syvchronisation im Menü unter Lizenz/Nutzung enthalten: => ,,Aktualität der Karte: ..." und ,,Die letzte erfolgreiche Synchronisation ..." - und dort steht in diesem Moment: "... am 2017-08-16 21:00:00 (UTC)" 
Was verstehst du denn unter ,,OSM-Darstellung"? Die OSM.org-Mapnik-Darstellung ist (derz.) für alle Pfade/Steige ein einheitliches ,,rot-gepunktelt" ohne jede weitere Unterscheidung - bzw. ein ,,grau-gestrichelt" bei OSM.de.
Mit großer Sicherheit wird sich irgendwann ,,der NW-Steig auf dianacht" anpassen, wenn ein sog. OSM-Mapper dort unterwegs gewesen ist – und die realitätsbezogenen Informationen in die OSM-Datenbank eingetragen hat.

PS:
Zitat von: BFklaus... eines mir völlig unbekannten OSM-Autors "geow".
Klaus, lass dir versichern, dass ihr beide mindestens eine Gemeinsamkeit habt...  #hihi#

bergfexklaus

Servus Gerold,
hier doch noch zwei kurze Anmerkungen zum Thema OSM:
Zitat von: geroldh am 18.08.2017, 15:53
Zitat von: BFklausMax wird sicher nicht jeden kleinsten Pfad selbst kontrollieren und händisch editieren, sondern die Kartendaten mit allen Weg-ven von OSM übernehmen.
Nein, dies tut er mit Sicherheit nicht - bzw. ja, er übernimmt alle Weg-Attribute von OSM ausnahmslos 1:1. Aber er kann (vermutlich) in der Software für seine OSM-basierende Topo-Karte ein Objekt ,,path", dem insbesondere das Schlüssel-Attribut ,,sac_scale" (für die Schwierigkeit) fehlt, die Korrektur vornehmen, dass ein solch unbekannter Pfad nicht als (leichter) Wanderweg mit T1 (und durch die Farbintensität als gut sichtbar) interpretiert und gerendert wird, sondern als ,,unbekannt" mit einer weniger offensichtlicheren Liniendarstellung, z.B. als ,,orange-gepunktelt".
Es ist leider genau anders rum: Der "unbekannte" NW-Steig wird in der Topo-Darstellung als durchgängige (ungestrichelte) Linie hervorgehoben ...



Die  OSM-Änderungsprozeduren mit Änderungslöschungen (changeset, revert changeset) habe ich noch nicht völlig verstanden. Im Prinzip kann wohl jeder Mapper jede denkbare Eintragung/Änderung eigenständig vornehmen. Man hofft darauf, dass die aufmerksame OSM-Community allzu grobe Fehler bemerkt und korrigiert, was im Falle des NW-Steigs mit der angehängten Note "Does path really exist? I doubt it!" nur ansatzweise geschehen ist.
Die fette Liniendarstellung in OSM konnte ich allerdings trotz intensiver Suche nicht finden. Ich muss wohl doch an der Zuverlässigkeit meines Kurzzeitgedächtnisses zweifeln :'(

#danke1# für deine Erklärungen!

Klaus

PS: "geow" heißt auch Klaus

geroldh

#welcome#  In der zweiten August-Hälfte verg. Jahres gab es anläßlich einer experimentellen Berg-Tour von BFklaus eine Diskussion in Bezug auf die Aussagekraft und Zuverlässigkeit von ,,Wegen" in der OSM-Datenbank (resp. Internetkarten wie z.B. ,,Dianacht"), die neben Beiträgen in diesem Thread auch zu einer Paralleldiskussion ,,Nochmal wegen der OSM Darstellung von Wegen" führte.

Basierend auf die beiden oben beschriebenen Touren von Klaus (15. + 17. Aug.) hatten wir den gestrigen Pfingst-MO auserkoren, dieses Gebiet näher zu erkunden – und möglicherweise für mehr Klarheit zu sorgen.
#nasowas#  Vorweggenommen: Der bisher in ,,OSM" verzeichnete ,,NW-Steig zum Hausgrabenkopf" gibt es in dieser (durchgängigen) Form NICHT und ist im hinteren Talbereich durch seine starke Ungenauigkeit sogar ,,fahrlässig" – und auch der noch heute(!) im BayernAtlas verzeichnete ,,NW-Steig zur Lembergschneid" hat ggfs. vor viieelen Jahrzehnten seine beste Zeit gehabt und ist heute fast unsichtbar eine alpine Herausforderung mit zwei kritischen Schlüsselstellen.

#pfeilrechts#  Auch wir starteten am ,,Mittersee-Parkplatz" (ca. 750m) und wanderten den alten, gleichmäßig angelegten Forstweg nach oben, bis in der ,,S-Kehre" auf 920m nach links eine Pfadspur abzweigt, die gemäß alten ,,Zeitreise-Karten" an den zuletzt 2008 verzeichneten ,,Höhenrückensteig zum Hausgrabenkopf" anschließt. Anfangs erkennen wir noch vage Steigspuren und Rindenritzungen (,,X") an Buchen, doch bald ist von alledem nichts mehr zu entdecken, obwohl wir mit dem GPS dem verzeichneten Linienverlauf folgen. Am Bildschirm hatte ich dem Steigverlauf in Zusammenhang mit den Höhenlinien zu wenig Beachtung geschenkt, doch jetzt im Gelände scheint der verzeichnete Steig so überhaupt nicht dorthin zu passen: Wir kreuzen mehrmals den Rücken und entsprechend der Kehren ziehen wir mal in die südl., mal in die nördl. obere Hangflanke hinein – und verstehen dieses ,,Paradoxum" nicht. Eine langjährige Erkenntnis der Bergsteigerei ist, dass (alte) Steige überlicherweise stets auf Hangrücken verlaufen, bzw. dort normalerweise auch ein wegloses vorankommen noch heute am einfachsten ist. Doch dieser Linienverlauf nutzt den einfachen, lichten Kammverlauf nicht, sondern windet sich in einer Form, als wollte er einen gleichmäßig ansteigenden ,,Reitweg" abbilden. Doch in diesem Fall müßten im Hang noch deutlichere Böschungsspuren zu erkennen sein – doch davon ist, der Tracklinie weiter folgend, einfach nichts zu erkennen. Erst auf ca. 1100m erkennen wir tatsächlich einen schwachen Steigverlauf im Gelände (tw. heute von Gemsen begangen), der tatsächlich wie gezeichnet, gleichmäßig ansteigend, über den Rücken mäandert. Der ,,Steig" war also tatsächlich mal ,,so bescheuert" angelegt (d.h. der verstärkten Erossion im Hangbereich ausgesetzt) und wohl kein Wunder, dass man ihn in dieser Form in den letzten Jahrzehnten nicht mehr pflegen bzw. erhalten wollte. Auf knapp 1200m akzeptieren wir, dass dieser Steig tatsächlich "verloren" ist, drehen um und laufen AUF dem lichten, wenig steilen Waldrücken zurück zum Abzweigpunkt beim alten Waldweg – schließlich wollen wir vor allem die dort verzeichnete ,,OSM-Spur" validieren.

#pfeilrechts#  Das von Klaus erwähnte weitere ,,kurze Forstwegstück" endet an einem kleinen Trockenbachgraben – und gegenüber, erstmal nicht erkennbar, lehnt ein Stoamandl an einer großen Buche, die auch alte, blass-blaue Markierungspunkte aufweist, wie sie zuvor bei den "Doppel-Stoamandl" erstmalig zu erkennen waren. Kurz darauf begrenzt eine steile felsige Schlucht den Hang und zwingt uns tatsächlich den steilen Bergwald hinauf auszuweichen, vereinzelte Punkte und Stoamandl sollen diese weglose Möglichkeit als richtig bestätigen. Vmtl. hat es hier nie einen Steig gegeben und auch heute muß sich jeder den besten Verlauf durchs Gelände hinauf selbst suchen – bis man auf die von Klaus erwähnten Steigspur trifft, die die Fortsetzung des zuvor erkundeten ,,Höhenrückensteigs" ist. Im grasigen Gelände wird sie bald schwächer und nur mit Unterstützung des GPS-Tracks erkennen wir die unscheinbaren Serpentinen, die etwas hinaufziehen, um einen weiteren tiefen Graben zu umgehen. Bei der Überlagerung der bisherigen ,,OSM-Spur" mit der topografischen Karte führt diese mitten durch diesen Graben hindurch – ein Torr, wer diese (Phantasie-)Spur dort zur Navigation benutzt...!! Den weiteren Hang hinauf bis in den Sattel unterhalb des Hausgrabenkopfs ist alles Historische von der Natur verwischt, ein wegloses Aufsteigen aber unproblematisch. Wir statten dem kleinen Gipfelkreuz auf 1412m einen Besuch ab und steigen dann wie Klaus auf dem in OSM verzeichneten Steig zum Westgrat (ca. 1642m) des Dürrnbachhorns auf und wechseln hinüber zur Lembergschneid (1597m).

#pfeilrechts#  Auf alten, einfarbigen Zeitreise-Karten (bis 1970) führt der ,,NW-Steig" noch ,,diagonal" und direkt auf die ,,Lemberg-Schneid", danach (ab 1971) und bis heute(!) offenbar nur noch an den Graben nördl. des Höhenpunktes – wir wollen es erkunden... Hierzu zwängen wir uns vom Gipfelchen in südwestl. Richtung etwas durch die Latschen, bis wenig später an einer größeren Fichte im Gratbereich zwei weiße umlaufende Ringe auf eine Grenze des Bundesforstes hinweisen. Dort ist eine nördl. ausgerichtete Latschengasse ausgetreten und führt uns unproblematisch in den lichten Nordhang hinein. Die rund 100 Höhenmeter sind schnell vernichtet – und ich doch tatsächlich bereits über den ,,Steig" hinweg gesprungen... Das GPS führt mich auf den Track auf ca. 1480m zurück – und kaum zu erkennen, könnte man hier eine Geländespur erahnen, die ostseitig noch vor dem Graben an größeren umgestürzten Bäumen endet. In westl. Richtung leicht abwärts wird sie bald deutlicher und führt ,,ausgetreten" durch Latschen hindurch – hier sind wie so oft wohl die Gemsen die Erhalter alter Steige... Durchwegs leicht abwärts geht es mal mehr, mal weniger deutlich über mehrere (Trockenbach-)Gräben hinweg – während in den alten einfarbigen Zeitreise-Karten der Steigverlauf eher skizziert war, ist er in Korrespondenz zum GPS in der ,,neuen" Karte recht gut eingemessen bzw. verzeichnet – und so stehen wir unterhalb des Lehmbergs ziemlich sicher an den heiklen Schlüsselstellen unseres Abstiegs: Die östl. ist eine breitere Grabenquerung, die mit etwas Geschick über das bröckelige Gestein handhabbar ist und mit ,,T5" bzw. ,,UIAA I-II" einzustufen wäre – ein Abrutschen wäre dennoch ziemlich schmerzhaft. Die westl. Stelle hat es dann aber endgültig in sich: Es ist ein schmaler trockener Steilgraben, der möglicherweise mit größerem Aufwand oben herum umklettert werden könnte, oder uns auf der weggespülten Steigtrasse mit ungutem Gefühl hinüberführt, nachdem wir uns mit den Wanderstöcken in den sandsteinartigen steilen Untergrund kleine Trittnischen geschlagen haben. Somit wurde diese Stelle technisch ähnlich schwierig wie zuvor, nur die Ausgesetztheit – ca. zwei bis drei Meter tiefer eine steile Geländekante... – hätte ein Wegrutschen ziemlich sicher böse enden lassen... (Netzabdeckung=?) Die umgestürzten Bäume wenig später sind dann fast ,,Kinderspielplatz" und der weitere Abstieg im tw. steilen lichten Bergwald mit Aufmerksamkeit gut zu bewältigen. Auch bei uns ist die Gams im eindrucksvollen Schluchtenlabyrinth zuhause... – und etwas später der alte, schmale Waldweg mit seinem mäßigen Gefälle eine wahre Wohltat.

#kombiniere#  Das Fazit unserer Tour:
Zuallererst ein großes Kompliment an BFklaus, der dieses Gelände im Alleingang ohne GPS-Orientierung meistert, auch wenn er hierbei immer wieder mal vom eigentlichen ,,Weg" abweicht... (und vmtl. kurz vor unserer Schlüsselstelle nach oben ausgewichen ist ?)

Dann der Hinweis, dass der ,,NW-Steig zum Hausgrabenkopf" für erfahrene, tritt- und orientierungsichere Bergler einigermaßen unproblematisch machbar ist (ggfs. am besten über den Höhenrücken), während der ,,NW-Steig zur Lembergschneid" inzw. wieder dem ,,Bergsteigen in seiner Urform" nahekommt (ggfs. Seilstück zur Eigensicherung mitnehmen) und deshalb die heutige Abbildung im aktuellen BayernAtlas (bzw. der AV-Karte) bei mir auf eine gewisse Unverständnis stößt (und entspr. für "OSM" m.E. ein ,,no-go" ist)!

bergfexklaus

Zitat von: geroldh am 22.05.2018, 19:49
#kombiniere#  Das Fazit unserer Tour:
Zuallererst ein großes Kompliment an BFklaus, der dieses Gelände im Alleingang ohne GPS-Orientierung meistert, auch wenn er hierbei immer wieder mal vom eigentlichen ,,Weg" abweicht... (und vmtl. kurz vor unserer Schlüsselstelle nach oben ausgewichen ist ?)
#danke1# für die Blumen, Gerold!
Ich bin in der Tat vor eurer Schlüsselstelle nach oben zum Kammrücken "ausgewichen". Die "Ausweichroute" war aber auch kein Spaziergang ...

Zitat von: geroldh am 22.05.2018, 19:49
Dann der Hinweis, dass der ,,NW-Steig zum Hausgrabenkopf" für erfahrene, tritt- und orientierungsichere Bergler einigermaßen unproblematisch machbar ist (ggfs. am besten über den Höhenrücken), während der ,,NW-Steig zur Lembergschneid" inzw. wieder dem ,,Bergsteigen in seiner Urform" nahekommt (ggfs. Seilstück zur Eigensicherung mitnehmen) und deshalb die heutige Abbildung im aktuellen BayernAtlas (bzw. der AV-Karte) bei mir auf eine gewisse Unverständnis stößt (und entspr. für "OSM" m.E. ein ,,no-go" ist)!
Ich teile deine Einschätzung vollkommen. Warum der "NW-Steig zur Lembergschneid" in der AV-Karte und im (aktuellen) BayernViewer verzeichnet ist, verstehe ich auch nicht.